Donnerstag, 30. Juni 2016

Herr im eigenen Hause- ein Lob der Grenze

Flüchtlinge und das Hausrecht. Moraltheologische Erwägungen

1.Ein Einbruch
Mitten in der Nacht wache ich auf. Ungewohnte Geräusche weckten mich. Ein Einbrecher sitzt vor meinem Kühlschrank und entleert ihn. „Ein Armutsflüchtling bin ich!“, entschuldigt er sich. „Bargeld bräuchte ich auch noch, man kriegt ja nichts umsonst!“, fügt er noch fordernd hinzu. Bin nun ich als Wohnungsbesitzer, weil ich Christ bin, verpflichtet, dem Armutsflüchtling Speis und Trank zu gewähren und ihm auch Geld zu geben, weil dieser ein Flüchtling ist? Muß ich ihm auch erlauben, in meiner Wohnung kostenfrei zu wohnen, wobei ich als der Wohnungsbesitzer nun auch die Lebenskosten für diesen neun Mitbewohner zu übernehmen habe?

2. Leben in Wohnungen
Menschen wohnen in Wohnungen, Völker in Staaten. In Wohnungen und Staaten üben die jeweiligen Besitzer ihr Hausrecht aus. So konstituiert sich der Intimbereich der Menschen, als Paare, Familien oder einzeln lebend oder als Völker in der Organisationsform des Nationalstaates, dem Haus der Völker. Nun gibt es aber auch Menschenrechte. Wie verhalten diese sich zum Hausrecht der Wohnungsinhaber, ist die Zentralfrage der aktuellen moralphilosophischen Debatte um die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Diese Frage ist zu stellen in den Zeiten der Auflösungstendenz aller Schöpfungsordnungen, indem der Ordnung der Ehe die Homosexpartnerschaft gleichberechtigt zugeordnet wird, der Ordnung der Familie die Patchworkfamilie und der Ordnung des Volkes die multiethnische und multikulturelle Gesellschaft, und der Ordnung des Staates der Bürgerservicestaat! In diese Auflösungstendenz zeichnet sich nun auch die Tendenz ein, um der Menschenrechte willen die Ordnung des Staates aufzulösen. Es ist kein Zufall, daß in den Zeiten des verblassenden Gottglaubens auch die Schöpfungsordnungen Gottes, Mann und Frau in der Ordnung der Ehe und das Volk in der Ordnung des Staates an Kraft verlieren, sie in Frage gestellt und durch Alternativmodelle ersetzt werden. Akzeptanz der Vielfalt gelebter Sexualität ist so die Tagesparole zur Auflösung der Ordnung der Ehe und der Familie, die Utopie einer multikulturellen und multiethnischen Gesellschaft die Tagesparole zur Auflösung der Ordnung des Volkes.

3.Zur Auflösung der Schöpfungsordnungen
Inwiefern werden nun die Menschenrechte zur Auflösung der Schöpfungsordnungen Gottes verwendet? Die simple Parole, es gäbe ein Menschenrecht auf die Ehe, soll die „Privilegierung“, daß eine Ehe nur eine zwischen einer Frau und einem Mann sein kann, auflösen und das Asylrecht, bzw. die Pflicht, jeden Flüchtling aufnehmen zu müssen, soll die Ordnung des Volkes auflösen. Aber dies geschieht doch im Namen von den Menschenrechten, könnte zur Legitimierung des Auflösungswillens eingewandt werden. Stünden die Menschenrechte nicht über den Hauseigentümerrechten? Oder müssen gar um dieser Menschenrechte willen alle anderen Rechte untergraben werden?

Fragen wir also: Gibt es ein Menschenrecht, überall wo ich möchte, leben zu dürfen? Oder haben Staaten das Recht, Einwanderungswilligen ein Wohn- und Heimatrecht in dem jeweiligen Staat zu gewähren oder auch nicht zu gewähren? Die Ideologie des Liberalismus gibt hier eine klare Antwort: Das Ideal des freien Marktes beinhaltet, daß jeder Mensch das Recht haben muß, überall auf der Erde sich als Arbeitskraft anbieten zu dürfen und überall auf der Erde als Käufer von Waren auftreten zu können. Nicht wird so die Welt zu einem globalisierten Dorf sondern der einstige Dorfmarkt wird zum Weltmarkt, auf dem jeder als Händler und Käufer zu agieren hat. Selbstredend gehört zu dieser Marktideologie, daß Arbeitskräfte, die auf dem heimischen Arbeitsmarkt wenig Chancen auf gut bezahlte Anstellungen haben, dann das Recht besitzen, dort hin zu wandern, wo sie höhere Löhne erwarten. Es sind so die postmodernen Nomaden der Globalisierung, die nun von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz wandern, immer auf der Suche nach besser bezahlten „Jobs“. Diese liberale Marktideologie zerstört nun die Grundlagen des Staatswesens, das nun mal auf dem Prinzip der Geschlossenheit des Staatsgebietes und der Unterscheidung von Dazugehörigen und Nichtdazugehörigen sich aufbaut. Moeller van den Brucks berühmtes Votum: „Am Liberalismus gehen die Völker zu Grunde“, bewahrheitet sich so. Die Gesetze des Marktes lösen die Ordnung des Staates auf.
Es ist das große Verdienst von Arnold Gehlen, daß er in seinem Werk: Moral und Hypermoral auf die drei grundlegende Ethosse verweist: das der Familie, das des Handels und das des Staates. Keines von diesen ist auf eines der anderen rückführbar, sondern sie existieren je für sich idealtypisch konstruiert, bestimmen dann aber wechselseitig sich beeinflussend das Leben der Menschen. Hypermoral entsteht dann genau da, wo eines diese Ethosse sich absolut setzt als die einzige Ordnung für das Leben. Das geschieht in der Ideologie des Liberalismus. Das ist die Verabsolutierung des Ethos, das Gehlen das der Gegenseitigkeit nennt, das des freien Handels.Während das Ethos des Staates und das der Familie die Unterscheidung von dazugehörig und nichtdazugehörig kennt, ja diese Differenz konstitutiv für sie ist, ist allein das Ethos der Ökonomie universalistisch: Jeder Mensch darf und soll Käufer und Verkäufer auf dem globalisierten freien Weltmarkt sein. Wenn man nun in diesem Sinne die Menschenrechte deutet, dann sind sie wirklich wie Salzsäure,die die Ordnung des Staates wie die der Familie auflöst. Aber das geht nur, wenn man die konstitutive Differenz zwischen Menschenrechten und Bürgerrechten negiert. Die Menschenrechte besagen eben nicht, daß ich in jedem Land der Welt, weil ich ein Mensch bin, ein Wohn- und Arbeitsrecht habe und gar das Recht, überall meine Stimme bei Wahlen abzugeben und so mit über die Regierung des Landes zu entscheiden! Das sind Bürgerrechte, die nur dem Staatszugehörigen zukommen. Ein Staat kann einem Nichtstaatsbürger diese Rechte verleihen, so wie Eltern neben ihren natürlich-leiblichen Kindern auch fremde Kinder adoptieren können, nur es gibt weder für den Staat noch für Eltern eine Pflicht zur Adoption! Genau das wird aber faktisch verlangt, wenn unter der Parole: „Niemand ist illegal“ die Auflösung der besonderen Staatsbürgerrechte eingefordert wird, weil nun die Bürgerrechte unter die Menschenrechte als Teil von ihnen subsumiert werden sollen.

4.Zur Pflicht, Armen gegenüber
Nun soll es sich bei den Flüchtlingen ja um Arme handeln. (Lassen wir diese These mal ungeprüft stehen, auch wenn es da reichlich Bedenken gibt; man denke nur an die Gebühren, die die Schlepperorganisationen für das Hineinschmuggeln der Einwanderungswilligen verlangen: Von mehreren Tausend Euro wird da in Zeitungen rapportiert. Ist der arm, der so viel zahlen kann? ) Unbestreitbar ist, daß es viele Menschen auf der Welt gibt, die im Vergleich zum durchschnittlichen Leberstandast eines Deutschen arm sind. Sie sind arm und klopfen nun an unsere Türen, weil sie eben genauso gut leben möchten wie der Durchschnittsdeutsche. Schätzungsweise höchstens 5 Prozent der jetzigen Asylanten sind keine Wirtschaftsflüchtlinge. Ihre Not besteht so wesentlich in dem Faktum, daß sie in ihren Heimatländern den von ihnen gewünschten Lebensstandart nicht realisieren können. Legitimiert das aber, daß sie nun vom deutschen Staat aufgenommen werden müssen und daß ihnen dann auch dieser Lebensstandart zugeteilt wird? Daß sie das sich wünschen, ist allen einsichtig, insbesondere wenn das Menschenbild des Homo oeconomicus zu Grunde gelegt wird, daß das Handeln des Menschen primär von materialistischen Zielen bestimmt ist. Einfacher gesagt: Das Geld regiert die Welt und so wird die Welt durch das Streben nach Mehr-Geld bewegt. Diesem Bewegungsgesetz haben dann auch Staatsgrenzen zu weichen als offene Grenzen auch für den Warenverkehr der freien Arbeitskräfte.

Ist es aber nun die Pflicht des Christen, Flüchtlingen zu helfen, indem man für ihre Aufnahme plädiert? Das hieße, auf die Ordnung der Familie bezogen, daß die Eltern verpflichtet wären, jedes Kind, das nicht den selben Lebensstandart genießt wie die eigenen Kinder, zu adoptieren, um sie dann gleichberechtigt mit den leiblichen Kindern zu versorgen! Damit wäre die Ordnung der Familie auf einen Schlag zerstört, weil so faktisch die die Ordnung der Familie konstituierende Differenz von zur Familie Dazugehörenden und nicht zu ihr Dazugehörenden aufgelöst wird.
Die Ordnungen der Familie und die des in einem Staat sich organisierenden Volkes haben die Aufgabe, Moral lebbar zu machen, indem sie Dostojewskijs Votum:Jeder ist für alles verantwortlich! auf etwas Praktikables limitieren, auf die Verantwortlichkeit für die eigene Familie und dann auf die für das eigene Volk und dann erst abgemildert für die Anderen. Das ist die Konsequenz des Gebotes der Nächstenliebe, die eben die Verpflichtung zum Nächsten von der zum Fernen unterscheiden lernt. Eine Mutter ist eben in erster Hinsicht für ihre eignen Kinder verantwortlich und sie verstieße gegen ihre elementarsten Mutterpflichten, würde sie jedes fremde Kind wie ihre eignen versorgen und ihm auch eine leibliche Mutter sein wollen.

Nun gibt es Fälle, in denen der Staat wirklich verpflichtet ist, Flüchtlinge aufzunehmen. Das ist wahr. Wer aus religiösen, politischen oder ethnischen Gründen in seiner Heimat vom dortigen Staat verfolgt wird, dem wird in Deutschland Asyl gewährt. Aber es gibt keine Pflicht des Staates, jeden , der sich ökonomisch verbessern will, hier als Flüchtling aufzunehmen! Es gibt ja auch keine Pflicht eines besser verdienenden Christen etwa einem Wenigverdiener Geld abzugeben, bis daß der auch einen Durchschnittsverdienst bekommt, bloß weil der Wenigverdiener mehr Geld haben möchte! Und es gibt auch kein Menschenrecht, überall, wo man will, leben und arbeiten zu dürfen. Nur wnn die Menschrechte im Geiste des Liberalismus ausgelegt werden, wird dem homo oeconomicus dies vermeintliche Recht zugeschrieben als Teilhaberecht am globalisierten freien Arbeitsmarkt.

5. Das Lob der Grenze
Nun wird viel von der Inhumanität von geschlossenen Grenzen gesprochen. Ja, Menschen kommen gar zu Schaden beim Versuch, geschlossene Grenzen zu überwinden. Dies Problem soll nun anhand eines einfachen anschaulichen Beispieles erörtert werden. Denken wir uns einen Bankräuber, der nun mit seinem Schweißgerät vor dem Banktresor sitzt und sich beim Versuch des Aufschweißens Hände und Arme stark verbrennt. Ist nun die Tatsache, daß die Bank das bei ihr deponierte Geld vor einem Diebstahl zu bewahren versucht, indem sie das Geld in einen Tresor legt, eine unmoralische Tat, da sie Bankräuber am unbeschwerten Zugriff zum Geld hindert und gar den Räubern eine beachtliche Verletzungsgefahr zufügt, wenn das Einbruchsgerät nicht fachlich gut gehandhabt wird? Das ist absurd! Aber warum ist es unmoralisch, wenn ein Staat seine Grenzen befestigt, um eine illegale Einwanderung zu verhindern und warum ist es besonders unmoralisch, wenn dann beim illegalen Versuch des Überwindens dieser Grenzen Grenzüberwinder zu Schaden kommen? Schlage ich eine Fensterscheibe eines Verbrauchermarktes ein, um im Markt vorhandene Lebensmittel zu stehlen, und verletze mich dabei, ziehe mir blutende Schnittwunden bei, ist dann zu folgern, daß geschlossene Fenster etwas Unmoralisches sind, ja daß sie offen zu stehen haben, damit jeder Bedürftige sich aus dem Verbrauchermarkt holen darf, was er möchte? Geraten aber Flüchtlinge bei dem Versuch einer illegalen Einreise im Mittelmeer in Seenot, sprechen die Massenmedien regelmäßig von Tragödien. Keiner verurteilt so einen Hausbesitzer, wenn er sein Eigentum schützt. Das sei ferne, denn so ein grober Verstoß gegen die Ordnung des Eigentumes wie ein Einbruch ist nun mal nicht moralisch vertretbar. Wenn es aber um ein illegales Eindringen in das Haus des Staates geht, um sich dort staatliche Leistungen zu verschaffen, die einem nicht zustehen, dann sollen plötzlich geschützte Grenzen etwas Unmoralisches sein! Ja, dann klagen Gutmenschen über die Verletzungsgefahr für illegal Eindringende und verlangen offene Grenzen, damit niemand sich mehr verletze, wenn er illegal Grenzen überschreitet!

„Wir haben das Lob der Grenze nicht gelernt, sagte Sloterdijk. In Deutschland glaube man immer noch, eine Grenze sei nur dazu da, um sie zu überschreiten. Innerhalb Europas schere Deutschland damit aus. Die Europäer werden früher oder später eine effiziente gemeinsame Grenzpolitik entwickeln. Auf die Dauer setzt der territoriale Imperativ sich durch. Es gibt schließlich keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung.“ Peter Sloterdijk, in Cicero, 28. Januar 2016. Sloterdijk ist sicher einer der anregendsten Philosophen der Gegenwart, den gerade der Mut zum selbstständigen und kritischen Denken auszeichnet. Hier ist nun nicht der angemessene Ort, diesen Denker geziemend zu würdigen, zumal die beste Würdigung darin besteht, ihn zu lesen und mit ihm zu denken. Zur Sache: Der „territoriale Imperativ“ ist dabei gerade auch hier ein Konzept, die moralische Verantwortung von Bürgern zu limitieren, um so moralisch handlungsfähige Subjekte zu konzipieren, die eben nicht, weil sie für alles verantwortlich sind, hoffnungslos überfordert,nicht mehr moralisch handlungsfähig sind. Der „territoriale Imperativ“ ist aber auch das Gebot der Identitätswahrung.Identität konstituiert sich durch Grenzen und durch ein Sichabgrenzen: Ich bin nicht du.
In R. Musils Romanwerk: Der Mann ohne Eigenschaften im 7. Kapitel: "In einem Zustand von Schwäche zieht sich Ulrich eine neue Geliebte" lesen wir, scheinbar den ganz und gar lapidar daherkommenden Satz: "Schließlich besteht ja das Ding nur durch seine Grenzen und damit durch einen gewissermaßen feindseligen Akt gegen seine Umgebung". Der Begriff des Dinges steht hier für alles Seiende, den auch die Farbe Rot ist ja nur durch seine Grenze zu allen Nichtrotfarben. Wo die Grenze aufgehoben würde, löste sich alles Seiende auf in ein graues Einerlei. Nur, spontan empfindet der freiheitsliebende Menschen Grenzen als ihn Begrenzendes und so werten ja selbst von Christen die Gebote Gottes und der Kirche als freiheitsbegrenzend empfunden, als etwas den Menschen Hemmendes. Und ist nicht die ganze menschliche Kultur etwas den ursprünglichen Menschen Begrenzendes und Domestizierendes? War die Freiheit des Menschen seine Ursprünglichkeit in einem unbegrenzten Leben? Wer so denkt, identifiziert Freiheit mit Willkür. Dann müßte aber auch im Sinne Marquise de Sade geurteilt werden, daß nur der wie ein Diktator Lebende ein freier Mensch ist, und das auch nur, weil er allen anderen ihre Freiheit raubt.
Aber so "philosophisch" tiefschürfend geht es im Leben nicht zu. Viel banaler: Jede Grenze empfindet das Wirtschaftsleben als Begrenzung seines Ideales des unbegrenzten Freihandels, für den alles kauf- und verkaufbare Ware sein soll. Der Primat der Politik über die Wirtschaft fordert, wie Fichte es in seinem Konzept des "geschlossenen Handelsstaates" den Nationalstaat, der um seiner Freiheit als Selbstbestimmung des Volkes gedacht, den Außengrenzen setzenden Staat, der so Ein- und Ausfuhr regelt ausgerichtet an dem Gemeinwohl des Volkes. Lösen sich diese Grenzen, bestimmt nicht mehr die Politik das Wirtschaftsleben sondern das Wirtschaftsleben die Politik.
Wo ein Volk auf seine Grenzen verzichtet, da beginnt es sich aufzulösen. Denn zum Volkssein gehört unbedingt die Unterscheidung von Dazugehören und Nichtdazugehören dazu. Gibt es diese Unterscheidung nicht mehr,löst sich jedes bestimmte Volk auf in das Einerlei von bloßem Menschsein. So existiert ja auch die Katholische Kirche auch nur durch ihre Grenzziehung zu den anderen christlichen Dominationen; wird diese Grenze aufgelöst, entsteht ein diffuses unbestimmte Irgendwiechristentum.
Das Lob der Grenze bedeutet so für den religiösen Raum die Bejahung der Katholischen Kirche, die ihre Grenze zu allen anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften setzt und bewahrt, für den politischen Raum, daß der Nationalstaat zur Bewahrung seines Volkes seine Grenzen setzt und bewahrt und im menschlich elementaren Bereich, daß Frauen und Männer sich jeweils wechselseitig begrenzen, damit sie sich erhalten. In all diesen drei Räumen gibt es aber nun starke dazu antithetisch sich verhaltende Bewegungen der Auflösung aller Grenzen. Die Globalisierung will alle Nationalstaaten abschaffen, die Ökumene und der interreligiöse Dialog alle bestimmten Religionen und der Genderismus die Grunddifferenz von Mann und Frau! Es gilt also wieder, das Lob der Grenze anzustimmen, denn alles ist nur durch seine Grenze zum Anderen, sonst löst sich alles in einem Nirvanaeinerlei auf!


6. Das Heimatrecht
Aber nun gibt uns der Begriff des Flüchtlings noch ein weiteres moralisches Problem zu bedenken. Gibt es nicht auch ein Hausrecht des Landes, aus dem der Flüchtling flüchtet, dem Flüchtling gegenüber? Stellen wir uns diesen Fall vor, der gern in der Presse kolportiert wird unter der Rubrik: Flüchtlinge helfen, Fachkräftemangel in Deutschland zu beheben. In Syrien gut ausgebildete Ärzte kämen nun zu uns, um den Mangel an Ärzten auf dem Lande zu beheben. Hat nicht der Staat Syrien viel investiert, um einen Menschen zu einem Arzt auszubilden, von der Schulbildung bis zum Universitätsstudium in der Erwartung, daß sich das für das Gemeinwohl rentiert, wenn der Ausgebildete dann seinen Beruf in Syrien auch ausübt zum Wohle der Bevölkerung? Wie nun aber, wenn der ausgebildete Arzt seinen Verdienst in der Heimat vergleicht mit dem zu erwartenden Verdienst in Deutschland und es dann vorzieht, in Deutschland praktizieren zu wollen? Damit schadet er in erster Linie seiner Heimat. Sie hat ihm diese Ausbildung ermöglicht, aber ob der offenen Grenzen zieht ihn nun der erwartete Mehrverdienst nach Deutschland. Genereller formuliert: Die Politik der offenen Staatsgrenzen entzieht Staaten, die auch Gutqualifizierten nicht einen mit dem in Deutschland für sie zu erwartenden Lebensstandart vergleichbaren Lebensstandart gewähren können, ihre gutqualifizierten Arbeitskräfte. Sie nehmen dabei ihre gute Ausbildung mit, die ihnen der Staat ermöglicht und finanziert hat, damit sie damit sich in ihrer Heimat nutzbringend einbringen. Es gibt wohl ein moralisches Recht, daß Bürger ihren Staat verlassen dürfen, um woanders mehr zu verdienen, (so lehrt es tatsächlich die Soziallehre der Kirche), aber es muß dem Heimatstaate das Recht zugebilligt werden, wenn zu viele Gutqualifizierte dies Recht in Anspruch nehmen, sodaß dem Gemeinwesen ein erheblicher Schaden droht, etwa ein Ärztemangel, der das Gesundheitssystem zu gefährden droht, dies Recht dann einzuschränken.
Hier offenbart sich eine prinzipielle Schwäche der Menschenrechtsideologie, weil sie zu einseitig die Rechte des Individuums betont, aber die Rechte der Gemeinschaft dann über das Individuum vernachlässigt. (Das ist ja auch der Kern der Kritik der Menschenrechtslehre von Karl Marx in seiner humanistischen Phase;zur humanistischen Phase vergleiche L. Althussers Marxstudien) Dieser Ideologie liegt eben die Idee des Menschen als homo oeconomcus zu Grunde, der sein Leben als Käufer und Verkäufer führt und der dann die Rechte beansprucht als Menschenrechte, damit er so als homo oeconomicus leben kann. Ein Flüchtling, gerade der Wirtschaftsflüchtling steht so eben nicht zu Unrecht unter dem Verdacht, seine Verpflichtungen der Sozialgemeinschaft gegenüber, der er von Geburt an angehört, zu vernachlässigen, weil er für sich einen höheren Lebensstandart erstrebt, als er ihn in seiner Heimat realisieren kann. Es muß so aber gesehen werden, daß die Politik der offenen Grenzen für Staaten, die Gutqualifizierte hervorbringen, ein Angriff auf ihre Zukunfsfähigkeit ist, weil diese Politik dann gerade diesen Staaten ihre potentiellen Leistungsträger entzieht. Aus dem Bundesligafußball ist uns dies Phänomen wohlvertraut:Kleine finanzschwache Vereine können wohl gute Nachwuchsspieler hervorbringen, wenn sie dann aber gut sind, werden sie von den reichen Fußballvereinen abgekauft, sodaß die kleinen nie eine Chance auf obere Plätze in der Ligatabelle haben: Alle wirklich guten Spieler werden ihnen abgekauft. Die Politik der offenen Grenzen will so auch mit den Gutqualifizierten aus armen Staaten verfahren. Moraltheologisch geurteit ist diese Art der Schädigung der Herkunftsländer zumindest problematisch! Aber die Medien schauen nur auf das Einzelindividuum, das halt bei uns besser leben will ohne zu reflektieren, in wieweit es damit seiner eignen Heimat schadet und unsere Politik der offenen Grenzen die Heimatländer!
7. Die Rechte der Nation
Papst Johannes Paul II. sprach 1995 vor den Vereinten Nationen von den vernachlässigten Rechten der Nationen. „ Die alllgemeine Erklärung der Menschenrechte, die 1948 angenommen wurde, hat ausdrücklich die Rechte der Persönlichkeit behandelt. Aber es gibt noch keine ähnliche internationale Vereinbarung, die angemessen die Rechte der Nationen aufgegriffen hätte.“ (Zitiert nach Friedrich Romig, Die Rechte der Nation, 2002, S.9) Der Papst führt dazu aus in seiner Enzyklika Laborem exercens: „ Die Volksgemeinschaft- auch wenn sie noch nicht die ausgereifte Form einer Nation erreicht hat- ist nicht nur die große, wenn auch mittelbare >Erzieherin< jedes Menschen (da ja jeder sich in der Familie die Gehalte und Werte zu eigen macht, die in ihrer Gesamtheit die Kultur einer bestimmten Nation ausmachen), sie ist auch die große und historische Inkarnation der Arbeit aller bisherigen Generationen. All das bewirkt, daß der Mensch seine tiefste Identität mit der Zughörigkeit zu einer Nation verbindet und seine Arbeit auch als eine mit seinen Landsleuten zusammen zu erarbeitende Mehrung des Gemeinwohls versteht,“. (zitiert nach Friedrich Romig, Die Rechte der Nation, 2002, S.10f) Die Nation ist so dem Einzelindividuum etwas Vorgeordnetes, in das er hineingeboren wird, das er dann durch sein Leben mitgestaltet, und das noch leben wird, wenn der Einzelne verstirbt. Unter Nation versteht der Papst hier das, was man im hegelischen Sinne als das für sich statt des an sich von etwas verstehen kann, daß ein Volk zu einem sich als Volk Bewußtem wird, daß es dann nicht nur objektiv ein Volk ist, sondern es auch im Selbstbewußtsein ist. Das Volk so gesehen als eigenständige Entität verfügt so auch über Rechte. Das meint der Begriff des Selbstbesimmungsrechtes der Völker. Das sind sozusagen die Hausrechte des Volkes in seinem eignen Territorium. Nur in Grenzen kann so jedes Volk für sich seine Identität sich bewahren und entwickeln. Löste man alle Grenzen auf, verlöre sich die Identität jedes Volkes. Gerade die Geschichte des Volks Israels im Alten Testament zeigt ja aufs deutlichste, wie wichtig die Abgrenzung und Unterscheidung dieses Volkes zu den anderen Völkern ist, um seine Identität zu wahren.
Es ist so kein Zufall, daß das erste Experiment der Errichtung eine multikulturellen Gesellschaft auf jüdischem Boden unter dem König Salomo in einer Katastrophe für das Volk endete. Der König hatte für jede seiner Frauen in Jerusalem für deren Religion einen Tempel errichten lassen- fast jede heidnische Religion war so präsent in Israel. Gott zürnte über diesen Frevel und so spaltete er das Volk in zwei jüdische Staaten, Juda und Israel, die dann gar einen Bruderkrieg gegeneinander führten.(1. Könige 11) Der Bürgerkrieg folgte auf das Multikultiexperiment.
Auf die Causa der Flüchtlingspolitik bezogen heißt dies, daß zu unterscheiden ist zwischen Einzelfällen, wo es darum geht, ob einem Menschen ein Asyl gewährt werde kann, oder ob es sich um eine Masseneinwanderung handelt, in der Teile von Völkern für sich einen neuen Lebensraum suchen. Das eine mal geht es um die Integrationssmöglichkeit von Einzelnen, das andere mal darum, wie viele, wie große Fremdkulturen in einer Nation einen Lebensraum finden können, ohne daß die Identität des dort beheimateten Volkes gefährdet ist. Merke: Einzelne integrieren sich, ganze eingewanderte Volksgruppen bilden Subkulturen in der bestehenden Gesellschaft, in denen sie dann ihre Heimatkultur leben, sich von der sie umgebenden Fremdkultur absondernd. „Ganze Völker,Zivilisationen und Religionen- erst recht Religionen, die sebst eine Form der Zivilisatin bedeuten- , Gesellschafts- und Staasformen können sich jedoch nicht ohne weiteres mit anderen Völkern, Zivilisationen und anderen Formen des Lebens und Denkens vermischen; sie können diese Vermischung nicht einmal wollen, es sei denn, sie wollen tatsächlich ihre Identität aufgeben. Letzteres wird ihnen jedoch kaum als wünschenswert erscheinen, wenn diese andeen Völker, diese anderen Zivilisationen, diese aufnehemenden Nationen und ihre Bewohner von ihnen verachtet werden“, urteilt Renaud Camus in: Der Große Austausch oder: Die Auflösung der Völker, in: Renaud Camus, Revolte gegen den großen Austausch, 2016, S.46f.
Daraus entspringt dann die selbstgewählte Gettoexistenz, um das Eigene in der Fremde zu bewahren, wie einst das exilierte jüdische Volk im babylonischen Exil es praktizierte. Die Utopie einer multiethnischen und multikulturellen Gesellschaft lebt ja von der Voraussetzung, daß die verschiedenen Kulturen nicht sich vermischen zu einer, wie es die amerikanische Ideologie des Schmelztiegels vorsah, sondern daß sie nebeneinander leben mit einem Minimum an einer Kultur des Miteinanderauskommens, die die individuelle Gettokultur so voraussetzt. Eine Masseneinwanderung bedeutet dann, daß sich die Einwanderungsströme in die jeweiligen ethnisch-kulturell homogenen Subkulturen aufteilen, sodaß ein Prozeß der Herausbildung von Parallelgesellschaften einsetzt. Es gibt keine Einheit und Gemeinschaft der Gesellschaft mehr sondern nur noch ein Nebeneinader von unverbundenen Subkulturen. Unter diesen Bedingungen kann das einstige Volk nicht mehr selbstbestimmt im eigenen Hause leben. Es verliert seine Identität.
So erfaßt die tschechische Bischofskonferenz das Problem der jetzigen Masseneinwanderung sehr gut, wenn sie sich so äußert: „Die Erklärung beschränkt sich weitgehend auf Verweise auf Aussagen des Papstes sowie der Kardinäle Antonio Maria Verglich und Jean-Louis Taurin, setzt dabei jedoch differenzierte eigene Akzente. So spiegelt schon die Rede von einer "organisierten Migration" im Titel die Überzeugung des BKA-Vorsitzenden Kardinal Dominik Dukat, wonach die Masseneinwanderung nach Europa von islamistischen Kreisen gelenkt sei. Es gehe bei ihr darum, den Nahen Osten von Christen zu säubern und andererseits Europa mit dem Islam zu infiltrieren, hieß es.“ (zitiert nach Kath net vom 24.4. 2016:Prag, Pressburg: Kirchliche Kontroverse zu Flüchtlingen hält an) Hier wird sehr klar das Problem der sich herausbildenden Parallelgesellschaften erfaßt: Es bleibt nicht bei der Auflösung der bestehenden Kultur in den Einwanderungsländern, das Endziel ist die Etablierung der Einwanderungskultur in Europa und somit der Auslöschung der abendländisch-christlichen Kultur!
8. Gott und die Völker
Deuteronomium 32, 8f gehört sicher zu den schwer ausdeutbaren Aussagen der Bibel: „Als der Höchste (den Göttern) die Völker übergab, als er die Menschheit aufteilte, legte er die Gebiete der Völker nach der Zahl der Götter fest, der Herr nahm sich sein Volk als Anteil, Jakob wurde sein Erbland.“ Ein Versuch: Götter meint hier selbstredend Engel und so besagt diese Stelle, daß Gott es war, der die Einheit der Menschheit auflöste in eine Vielzahl von Völkern, die ihren individuellen, sich von den anderen unterscheidenden Charakter durch den jeweiligen Völkerengel bekommen, denn nach der Zahl der Völkerengel bildete Gott die Anzahl der Völker. Nationen sind also so nicht einfach ein Produkt einer innerweltlich kulturellen Entwicklung, sondern der Schöpfergott hat sie selbst erschaffen und so gehören sie zu der Schöpfungsordnung Gottes. Sie haben ihre Identität von Gott her, sodaß die Bewahrung ihrer selbst selbst der Anspruch Gottes an sie ist. Gerade dieser Status muß es aber bedenklich erscheinen lassen, wenn durch eine Politik der offenen Grenzen die Identität der Völker gefährdet wird. Es gilt hier das Recht und die Pflicht der Nationen, sich selbst in ihrer Eigenart zu bewahren.Und da alles, was ist, nur durch seine Grenze zu den Anderen existiert,müssen die identitätsstiftenden Grenzen bewahrt werden.Das ist das Hausrecht der Nationen, wie es das Recht jedes Wohnungseigentümers ist, seine Türen und Fenster zu schließen zum Schutz vor ungebetenen Gästen.
Menschliches Leben bewahrt sich nur, wenn die drei Sphären des Lebens, die Familie, die Ökonomie und der Staat ihre Eigenart und ihr spezifisches Ethos bewahren (Gehlen) und nicht eine zur totalitären Ordnung aufgebauscht wird. Sie müssen sich wechselseitig begrenzen. Das ist das Lob der Grenze, die verhindert, daß eine Moral, ein Ethos, wie Arnold Gehlen es nennt, sich zur Hypermoral aufbläht und so totalitär wird.



Die EU und ihre Lust auf Zensur aus Liebe zum Islam

"Die Europäische Kommission will stärker gegen „Haßreden“ im Internet vorgehen. Doch in Wirklichkeit sollen so auch islamkritische Diskussionen verhindert werden.", schreibt David Berger, einstiger Verantwortlicher der theologischen Monatszeitschrift: "Theologisches" in seinem Kommentar der Jungen Freiheit vom 30.6. 2016. Er selbst ist für diese Einschätzung der lebendige Beweis, hat doch Facebook seine Internetseite gelöscht, nachdem er auf den Zusammenhang der islamischen Religion und der Homophobie verwiesen hat. Selbst den Lieblingen der Politischen Korrektheit, Homosexlobyisten ist es nicht erlaubt, den Islam als der praktizierten Homosexualität feindlich eingestellt  zu kritisieren. Der Bergerkommentar weist weitere Fälle der Zensur auf, der islamkritische Äußerungen zum Opfer fielen. 
Faktisch läuft es darauf hinaus, alles, was nicht politisch korrekt ist, als "Haßrede" zu verurteilen, um es so aus den neuen sozialen Medien wegzuzensieren! Erstaunlich ist diese Bevorzugung des Islam dabei. Warum wird gerade diese Religion so sehr unter den politische Schutz gestellt? Radicale Muslime verüben einen Terroranschlag nach dem anderen in Europa, jetzt wieder einen in der Türkei und die Mächtigen Europas treibt nur eine Sorge um, wie sie die Meinungsfreiheit so weit einschränken können, daß keine Islamkritik mehr möglich ist! Die christliche Religion dagegen darf mit allen Mitteln bekämpft werden! 
Die Kampagne wider den Mißbrauch der Meinungsfreiheit in den neuen Medien läuft ja nun schon lange. Es wäre sehr interessant, herauszufinden, wie viele Internetseiten und Beiträge der so eingeforderten Zensur schon zum Opfer fielen. Es wird sicher auch einen Zusammenhang geben zwischen  der nachlassenden Zustimmung in der Bevölkerung zum Europaprojekt und dem Ruf nach mehr Zensur unter den Eurokraten: Die Wähler sind eben zu gut über die EU informiert, sodaß eben in England gar eine Mehrheit für den Austritt aus der EU votierte. Denn das wichtigste europäische Projekt ist ja eben das der Auflösung der nationalen Identitäten der Völker Europas und da gerade die christliche Religion zu der Identität der Völker Europas gehört, sie sind in und durch diese Religion aufgewachsen, soll auch die christliche Religion an den Rand gedrängt werden, indem der Islam protegiert wird. Die Liebe zum Islam gilt dann wohl nicht dem positiven Gehalt dieser Religion sondern seiner Kraft, das unsere Kulturen bisher bestimmende Christentum zurückzudrängen.
Am 28.6. meldete die Junge Freiheit, daß die Minister von NRW nicht mehr auf das Deutsche Volk schwören. Beide Nachrichten, die von der Zensurabsicht der EU und diese verweisen auf ein EU-Konzept, das beiden zu Grunde liegt, das der Auflösung der Völker durch die EU. Da Völker eben auch kulturelle Identitäten sind, gehört der Kampf gegen die zur kulturellen Identität der europäischen Völker gehörenden christlichen Religion konstitutiv zu diesem Ziel. Und warum sollen Minister nicht mehr schwören, dem Deutschen Volke dienen zu wollen? Weil sie ehrlich geworden, nur noch Politik für ihr Europa gegen die eigenen Völker betreiben wollen. Das Abstraktum, Politik für Menschen, soll eben die demokratische Vorstellung, daß im Namen des Volkes für das eigene Volk regiert wird, ablösen.
Man kann und muß die Engländer dazu beglückwünschen, daß sie um ihrer Freiheit und ihres Weiterlebens willen, den Austritt aus der EU wählten: Gäbe es doch mehr so Freiheitsliebende in Europa! Aber in der neuen Weltordnung ist kein Platz für Freiheitsliebende, für Völker, die sich ihre Identität bewahren wollen.      

Mittwoch, 29. Juni 2016

Die Aufgabe der Kirche: Wir untertützen den Islam!

"Die Botschaft ist erschreckend: Jeder Zweite fühlt sich angesichts der vielen Muslime in Deutschland manchmal wie ein Fremder im eigenen Land. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Leipzig." So schreibt es Erzbichof Schick in einem Kommentar: "Der interreligiöse Dialog ist dringender denn je." auf Kath de. Und was soll dagegen helfen? Der interreligiöse Dialog im Allgemeinen und der christlich-islamische im Besonderen! Daß Deutschen der Islam fremd vorkommt, daß er, wenn er bei uns zusehens auch öffentlich praktiziert wird, als eine Bedrohung der eigenen Identität empfunden wird, daß verurteilt der erzbischöfliche Kommentar schnell- vorschnell- als Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit und als Rassismus. Damit das Fremde nicht mehr als Fremdes und Bedrohendes wahrgenommen wird, schlägt er vor: "Dazu brauchen wir das Gespräch miteinander: einen interreligiösen und interkulturellen Dialog über die Grundlagen unseres Zusammenlebens und die verbindenden Werte unserer Religionen. Der Geist des Evangeliums ist ein Geist des Dialogs, der in Wahrheit und Liebe geführt werden soll." Hier gilt es, genau zu lesen! Nicht ist das Evangelium das Zeugnis der Wahrheit, sondern das Evangelium verlangt nur ein Dialogisieren in Wahrheit und Liebe. Weniger pathetisch formuliert, daß man ehrlich und aufrichtig miteinander redet. Die Aufgabe der Kirche angesichts des Islams ist es also,dieser Religion eine Beheimatung in der Deutschen und Europäischen Kultur zu ermöglichen. Dazu will man die Sorgen und Ängste der Einheimischen gegenüber der Fremdreligion zerstreuen, damit sie unter uns heimisch werden kann! So sehr soll also der christlich-islamische Dialog die Religion des Islam fördern! 
Altmodische Christen denken noch, daß es einen Verkündigungsauftrag der Kirche den Nichtchristen gegenüber gäbe, aber der Erzbischof weiß eben besser Bescheid: Die Aufgabe der Kirche ist zuvörderst die der Unterstützung aller Fremdreligionen, daß sie in unserer Heimat Boden fassen und dort lebendig gelebt werden können. Hat das nicht auch der Heidenmissionar Paulus vorzüglichst vorgelebt, als er auf dem Athener Marktplatz stehend ausrief: Wie fromm seid ihr doch, daß ihr gleich so viele Götter verehrt! Erzählt mir von euren und ich erzähl euch von meinem, damit wir gut brüderlich,nein geschwisterlich miteinander leben! Lehrte uns nicht Jesus Christus selbst: Strebet zuallererst nach dem Frieden mit allen anderen Andesgläubigen, laßt jedem in seiner Religion leben, bejaht die bunte Pluralität der Götterverehrungen, dann wird euch alles andere wie von selbst Gott gewähren, wenn ihr nur recht nach dem höchsten Ziel strebt, dem interreligiösen Frieden.  
Hat eventuell Johannes der Täufer gemeint, daß die christliche Religion abnehmen soll, damit der Islam wachsen kann? 
Nüchtern betrachtet: Die Fähigkeit das zur eigenen Heimat Dazugehörende von dem Fremden unterscheiden zu können, gehört zu den überlebensnotwendigen Potenzen jeder Kultur. Verzichtet eine Kultur auf diese Abgrenzungsfähigkeit, ist ihr eigener Untergang vorprogramiert. Wie die Ordnung der Familie untergehen muß, wenn in ihr nicht mehr zwischen zur Familie Dazughörigen und Nichtdazugehörigen distinguiert wird, so löst sich auch jede Kultur auf, verzichtet sie auf ihre Unterscheidungs- und Ausgrenzfähgkeit. Wo diese Selbsterhaltungspraxis moralisch verurteilt wird, da gibt sich eine Kultur selbst auf. Diese Selbstaufgabe beginnt dabei gerade in der Kirche und durch sie selbst, indem sie sich als die wahre Religion selbst aufgibt und alle Religionen als gleich wahr beurteilt. Jetzt geht dieser Erzbischof so gar noch weiter, indem er die islamische Religion unterstützen will, Deutschland und Europa für den Islam zu gewinnen. 
Gibt es in der Türkei noch ein gelebtes Christentum und wenn, wie lange noch? Schauen wir auf die Christen in der Türkei, damit wir unsere Zukunft als Christen in Deutschland und Europa ansichtig werden!     

Corollarium 1
Grundlegender gefragt: Gibt es ein Menschenrecht auf eine Heimat, oder muß man die Welt als einen Platz ansehen, wo jeder wo es ihm gefällt, sich niederlassen darf, so daß es keine legitime Unterscheidung von meinem Zuhause, meiner Heimat und denen gibt, die woanders ihre Heimat haben? Ist der Auspruch: "My home is my castle" also ausländerfeindlich, weil jeder nur noch bei offenen Türen leben  darf, um jeden Einreisewilligen und dableiben Wollenden in mein Haus aufnehmen zu müssen?   

Dienstag, 28. Juni 2016

Der Papst über Luther

„Ich glaube, daß die Absichten Luthers nicht falsch waren. Er war ein Reformator. Vielleicht waren einige Methoden nicht richtig, aber zu jener Zeit, wenn wir die Geschichte von [Ludwig von] Pastor lesen – einem deutschen Lutheraner, der sich bekehrte und katholisch wurde – dann sehen wir, daß die Kirche nicht gerade ein nachahmenswertes Vorbild war: es gab Korruption, Weltlichkeit, Anhänglichkeit an Geld und Macht. Deshalb hat er protestiert. Er war intelligent und machte einen Schritt vorwärts und rechtfertigte, warum er es tat. Heute sind wir Protestanten und Katholiken uns einig über die Rechtfertigungslehre: zu diesem so wichtigen Punkt lag er nicht falsch.So spricht der Papst über Luther, zitiert nach Kath info vom27.6.2016: "Luther hatte recht".
Welch ein Irrsinn aus dem Munde eines Papstes! Warum las er nicht, bevor er sich so über Luther äußerte, in den Beschlüssen des Konziles zu Trient nach, daß die Kirche da in allen wesentlichen Fragen die lutherische Lehre reprobierte? Aber schauen wir mal, was der Papst überhaupt von Luther wahrnimmt. Er kennt die Absichten Luthers und die sind nach Meinung des Papstes Luthers Wille zur Abschaffung von Korruption, Weltlichkeit und Anhänglichkeit an Geld und Macht. Luther ist für diesen Papst also nicht in erster Linie ein Theologe, der die Lehre der Kirche radical kritisierte, sondern ein Mensch, der die Kirche moralisch erneuern wollte. Das moralische Versagen der Kirche vor Augen wollte er eigentlich  nur zurück zur guten Disziplin der Kirche. 
Nur, warum wollte Luther dann das Meßopfer der Kirche abschaffen, von den Sakramenten nur noch die Taufe und das Abendmahl bestehen lassen, den Kanon der Bibel verändern, die Autorität der Tradition für die Lehre der Kirche abschaffen, die Klöster abschaffen und das Papsttum als Erfindung des Antichrist bezeichnen? Offensichtlich paßt das theologische "Reform-", besser Destruktiosprogramm in keinster Weise zu dieser rein disziplinären Erneuerungsabsicht der Kirche.Der große Gegenspieler Luthers, Erasmus von Rotterdamm in seinem humanistischen Anliegen schwebte so eine moralische Erneuerung der Kirche vor, ohne daß er die Theologie der Kirche dazu irgendwie ändern wollte, was auch gar nicht von Nöten gewesen wäre, ginge es nur um eine moralische Rundumerneuerung der Kirche.  
Typisch ist aber diese Luthereinschätzung für eine Geisteshaltung, für die die Theologie und isb. die Dogmatik eigentlich etwas Überflüssiges ist, sofern sie nicht direkt Konsequenzen für das moralische Leben aus sich heraussetzen.
Und was sagt der Papst über das Zentrum der lutherischen Lehre, der Rechtfertigungslehre? Würden wir das ernst nehmen, was der Papst da sagt, müßte er die Dekrete des Konziles von Trient nachträglich als Irrtümer aburteilen! Denn hier wird eindeutig die neue Lehre der Reformatoren als unvereinbar mit der Lehre der Kirche reprobiert! Daß  ein Ökumenepapier zu der aberwitzigen These sich aufschwingt, daß Lutheraner und Katholiken im Prinzip sich einig sind in der Rechtfertigungslehre hat nun zwei simple Gründe: a) ist die lutherische Rechtfertigungslehre im heutigen Protestantismus nur noch etwas für Nostalgiker und dogmengeschichtlich Interessierte, ansonst ist sie schon längst als nicht mehr zeitgemäß ad acta gelegt und b) dem Procedere, das Abstraktionsniveau so hoch anzusetzen, daß alle Differenzen verschwinden. Zur Veranschaulichung:
Man kann sagen, daß Schweine und Menschen grundsätzlich etwas Verschiedenes sind, um dann als revolutionäre Einsicht zu preisen, daß beides Säugetiere sind und daß ob dieser Gemeinsamkeit alle Differenzen doch nur unbedeutend sind. Da zudem Menschen Mitmenschen gern als Schweine bezeichnen, könne man getrost jetzt erklären: Schwein und Mensch sind eins! Auf diesem Niveau produziert nun der ökomenische Dialog eine Konsenserklärung nach der anderen, daß wir im Prinzip in allem eins seien. Und der Papst nimmt das dankbar zur Kenntnis, wobei ihm sein augenfälliges Desinteresse an allem Theologischen da sehr entgegenkommt. 
Dieser Papst ist wahrlich eine Strafe Gottes! Anders ist es wohl nicht erklärbar, daß die göttliche Vorsehung einen solchen Jeuiten als Papst zuließ!              

Montag, 27. Juni 2016

Der Tod der Seelsorge an Sterbenden

Was vermittelt ein Seelsorger Sterbenden in einem Hospitz? Die offizielle Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz gibt in einem Artikel am 26.6. 2016 unter der Überschrift: "Die Angst vor dem Tod beherrchen." Dort lesen wir: "Gemeinsam Hoffnung suchen – das ist ein biblischer Gedanke, der mich prägt, und der auch Leitidee für meine Arbeit ist. Deswegen unterhalte ich mich mit den Menschen, die ich begleite, auch darüber, was ihnen in ihrer Situation Hoffnung oder Mut machen kann. Was gibt ihnen Kraft, was trägt sie im Leben? Wie haben sie bisher ihre Krisen bewältigt und wer könnte ihnen jetzt beistehen? Was hat ihrem Leben bisher Sinn gegeben? Das heißt, ich suche gemeinsam mit den Menschen und habe keine festen Antworten. Ich möchte sie stattdessen ermutigen, selbst nach Sinn zu suchen. " Das sagt ein Katholischer Seelsorger!"Gemeinsam Hoffnung suchen" soll ein biblischer Gedanke sein! Nein, nicht eine gemeinsame Suche nach Hoffnung sondern daß es für den Sterbenden eine Hoffnung gibt, die des ewigen Lebens, ist der Gedanke der Bibel. Aber statt der objektiven Hoffnung für den Sterbenden, will dieser Seelsorger nur dem Sterbenden helfen, daß er für sich eine Hoffnung findet, irgendeine!Der Katholische Seelsorger hat keine festen Antworten. Warum nicht? Die festen Antworten gehören doch zum Glaubensgut der Kirche, stehen in jedem Katechismus und selbstverständlich bezeugt die Bibel die Hoffnung für Sterbende, die auf ein ewiges Leben mit Gott! Offensichtlich ist es für die Seelsorge (wohl nicht nur an Sterbenden), die Antworten der christlichen Religion auf die  bedrängenden Fragen der Menschen zu verschweigen! Als feste Antworten wird dabei die Lehre der Kirche herabgesetzt, indem sich spontan zur Vorstellung von festen Antworten die Assoziation von: starr, dogmatisch, nicht dem Einzelnen gerecht werdend einnstellt. Das Ideal der Flexibiltät, so antithetisch zur Vorstellung von dogmatisch festen Antworten ins Gespräch gebracht, verflüchtigt sich dann aber zur Stellung der Aufgabe an den Sterbenden, daß er nun für sich selbst irgendeinen Trost im Leben und Sterben finden  möge.   Der Seelsorger unterstützt ihn dann dabei, irgendeine Lösung zu finden. Völlig gleichgültig ist dann dem Seelsorger, welche Lösung der so Suchende dann findet, Hauptsache, daß eine ihm gut tuende der Sterbende selbst generiert. 
Wozu bedurfte es da einer göttlichen Offenbarung über das, was wir erhoffen können und dürfen, wenn es die Aufgabe jedes Einzelmenschen ist, für sich eine gute Weise des Umganges mit seinem Sterbenmüssen zu finden, daß es wohl so viele wahre Antworten gibt, wie es individueller Frager gibt, denn es gibt wohl- nach diesem Seelsorger nur individuelle Wahrheiten, für jeden seine je eigene. Dahinter steht ein humanistisches Menschenverständnis, daß den Menschen nur Antworten befriedigen können, die er selbst hervorgebracht hat. Der moderne Mensch  versteht sich so sehr als Produzent,daß für ihn der Sinn des Lebens nur etwas von ihm dem Leben Gegebenes sein kann, daß er erst den Sinn seines Lebens produziert!     
Hier haben wir ein Musterbeispiel der vollständigen Selbstverneinung der Katholischen Seelsorge vor uns! Daß dies auf der offiziellen Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz, sagt aber leider sehr viel aus über den Zustand des Glaubens in der Deutschen Bischofskonferenz und noch mehr über den Zustand zeitgenössischer Seelsorge!           

Sonntag, 26. Juni 2016

Irritierendes Der Fall Adams und Evas

Was hielte man von einer Ehefrau, die eine Haushaltshilfe einstellte, von der sie wüßte, wenn sie erst im Hause ist, wird sie meinen Ehemann versuchen zu verführen, und er wird ganz gewiß dieser Versuchung erliegen? Nun könnte eingewendet werden, daß dieser Frau dies Vorauswissen gar nicht möglich ist, daß ihr Mann der Versuchung erliegen wird. Bei Gott ist dies aber ganz anders: Als er dem Teufel erlaubte, im Paradiesgaren Adam und Eva zu erscheinen, da wußte er ob seiner Allwissenheit voraus, daß das erste Menschenpaar dieser teuflischen Versuchung erliegen wird. Nicht ist dabei das göttliche Vorauswissen der Grund dafür, daß das vorausgewußte Ereignis geschehen werde, als wenn das Vorauswissen das zukünftige Geschehen determiniere, sondern Gott weiß das, was kontingent geschehen wird,als kontingent geschehen Werdendes voraus. Würde sein Vorauswissen das kontingent sich Ereignenwerdende zu einem notwendig sich Ereignenden machen, würde Gott das Vorausgewußte nicht so vorauswissen, wie es sich ereignen werden wird. 
Als Vereinfachung : Man denke sich, daß man einen Spielfilm zum 5. mal sich anschaut und immer schon vorausweiß, wie jede Szene endet. Gott sieht sozusagen in Bildern das Zukünftige voraus, weil die Bilder das Zukünftige vorausabbilden. 
Ergo: Gott wußte voraus, daß Adam und Eva der teuflischen Versuchung erliegen werden. Er wußte es als ein kontingentes Geschehen voraus. Das erste Menschenpaar hätte der Versuchung auch widerstehen können. Ihnen war der freie Wille gegeben, Ja oder Nein zu sagen zur teuflischen Versuchung; nur Gott wußte voraus, daß sie freiwillig Ja sagen zur Versuchung. 
Gott hätte ja auch dem Satan den Zutritt ins Paradies verwehren können: Hier ist kein Platz für Dich! 
Es muß gute Gründe für Gott gegeben haben, dem Verführer in das Paradies einzulassen, ihm hier ein Auftrittsrecht zum Verführen zu geben. Ein paternalistischer Gott hätte diesen Auftritt des Verführers nie zugelassen, weil er vorauswußte, daß der Mensch seine ihm gegebene Freiheit dazu mißbrauchen würde, zur Versuchung sein Ja zu sagen.Paternalismus meint, daß ob der Möglichkeit des Mißbrauches der Freiheit willen die Freiheit so eingeschränkt wird, daß der Mensch sie nicht mehr mißbrauchen kann. So weiß der politisch korrekte Mensch, daß es ein grober Fehler war, daß die Regierung Englands dem Volke die Möglichkeit gab, über seine Zukunft in Europa selbst entscheiden zu können, weil der englische Wähler diese Freiheit mißbrauchen würde und er lobt die Deutsche Regierung, die solche Volksentscheide von vornherein ausschließt, weil die Mißbrauchsgefahr zu groß ist. Hier schimmert das Ideal der domestizierten Freiheit auf, daß der Mensch seine Freiheit nur dann gebrauchen darf, wenn er sie im Sinne der ihn Regierenden benutzt und wenn die Gefahr besteht,daß er sie mißbrauchen könnte, er nicht sich zum Regierungskonformen entscheidet, ihm dann die Freiheit zu verwehren ist. 
Gott gewährte den Menschen die Freiheit aber im Wissen darum, daß er sie- versucht von der teuflischen Schlange- gleich bei seiner ersten relevanten Entscheidung mißbrauchen werden wird. Gott domestizierte die menschliche Freiheit nicht. Warum? Als Antwort bietet sich an: Weil Gott ein freies Ja des Menschen zu sich wollte, mußte er ihm auch die Möglichkeit geben, Nein zu ihm zu sagen. Wie wäre aber ein freies Nein zu Gott möglich, wenn es nicht die Möglichkeit zum Ja zum Antigott gäbe? Wie könnte der Mensch nur zu Gott Nein sagen, wenn er keine Möglichkeit hätte, dann zu etwas anderem als Gott Ja sagen zu können? Die negative Möglichkeit zum Neinsagen scheint für den Menschen nur eine reale Möglichkeit zu sein, wenn er dann Nein sagend etwas dem Verneintem antithetisch Gegenüberstehendem bejaht. Um auf das Beispiel der Ehfrau zurückzukommen: Wenn sie wissen möchte, ob ihr Ehemann wirklich ein treuer Ehemann ist, dann kann sie das erst wissen, wenn er die Möglichkeit bekommen hat, zu seiner Ehefrau Nein zu sagen, indem er zu einer anderen Frau Ja sagt. Fällt der Ehemann nicht in dieser Lage in der Versuchung, dann erweist er sich als treuer Ehemann. Solange er aber nicht in eine Versuchung geraten ist, kann sie ihm nur vertrauen, von ihm glauben, daß er treu ist. Erweist sich nun der in der Versuchung nicht fallende Ehemann als treuer Ehemann oder konstituiert er sich erst durch das Bestehen in der Versuchung zum treuen Ehemann. 
An dieser Frage entscheidet es sich, wie ernst man die Bestimmung des Menschen zur Freiheit nimmt. Erwiese er im Nichtfallen nur, was er an sich ist, so wäre seine eheliche Treue keine Tugend sondern eine ihm innewohnnde natürliche Neigung.Setzt man dagegen den Menschen als Freiheit, dann ist in ihm sowohl die Möglichkeit zur Treue und zur Untreue. Durch seine freie Wahl bestimmt er sich dann erst zum treuen oder zum untreuen Menschen. Gott wollte also, daß der Mensch sich als Gotttreuer konstituiere, und das kann er nur, wenn ihm die Möglichkeit auch gegeben ist, sich als untreuer zu konstituieren angesichts der ihm angebotenen Option zur Untreue!  Und dazu erschien die teuflische Schlange. Sie, das rein Negative war also im Paradies, damit der Mensch frei das Positive wählen konnte.
Abstrakter formuliert: Das Negative ist nicht selbstzwecklich sondern hat seinen alleinigen Zweck darin, zu sein, damit es das Positive geben kann! Die Theologie spricht hier von der "felix culpa", daß der Mißbrauch der Freiheit durch Adam und Eva den Grund dafür lieferte, daß Gott Mensch wurde.
Könnte es denn wirklich etwas Gutes geben, wenn es nicht die Negation des Negativen ist, daß der Gehorsam die Verneinung der Möglichkeit zum Ungehorsam ist? Gott will das Gute, weil es gut ist, damit es aber gut ist, läßt er das Negative zu, damit sich das Gute als Negation des Negativen konstituiert. 

Corollarium 1
Luther war nur positiv, indem er als das Katholische Negierender, die Katholische Kirche zwang, sich als Negation seiner häretischen Lehren positiv zu bestimmen im Trienter Konzil, in dem gerade erst durch Luthers Negationen das Katholische sich bewußt bestimmte: Was ist jetzt wirklich die verbindliche Lehre der Kirche?                
         

Samstag, 25. Juni 2016

Unsere geliebten und verteufelten Feindbilder

Ein aufgeklärter Mensch hat keine Feindbilder, er registriert sie nur unter den Feinden der Aufklärung. Es gibt Christen, die meinen, daß das Gebot der Feindesliebe uns dazu verpflichte, in uns vorhandene Feindbilder zu dekonstruieren, um hinter dem Feindbild wieder das Bild des Mitmenschen herauszukristallisieren, denn Feindschaft begönne damit, daß ich mir Feindbilder erschaffe und daraufhin Mitmenschen nicht nur als Feinde ansehe sondern sie auch so behandle. Der extremste Fall der rein destruktiven Wirkkraft eines Feindbildes sei dann Auschwitz gewesen. 
Das klingt gut, zu gut vielleicht? Sprechen wir hier zuvörderst von dem bekanntesten und prominentesten "Feindbild", dem Teufel selbst. Hat Jesus Christus je gelehrt, daß wir uns von diesem vermeintlichen Feind ein ganz und gar unzutreffendes Bild gemacht hätten, daß stattdessen auch Satan als abgefallener Engel ein Geschöpf Gottes sei, daß der Kreator nie aufgehört habe zu lieben, sodaß auch wir ihm mit Sympathie (Sympathy for the Devil) zu begegnen hätten? Ruft uns Christus zur Überwindung dieses Feindbildes auf oder hat das je die Kirche getan? Gut, modernistische Theologen meinen, es gäbe keinen Teufel, das sei alles nur Mythologie. Nur, hundertprozentig sicher ist man bei denen nicht, ob ihnen nicht Gott auch nur etwas Mythologisches ist. 
Es gehört zum gesunden Realismus der Kirche, mit der Realität des Teufels zu rechnen, ja die Geschichte als Kampf Gottes mit seinem Feinde zu betrachten auf dem Schlachtfelde der Erde. Hier auf dies Feindbild zu verzichten, das wäre so, als wenn Schafe, erleuchtet vom Licht der Aufklärung erklärten, daß es in einer von Gott geschaffenen Welt keine Tiere geben könne, deren Leib- und Magenspeise Schafsfleisch sei- es gibt keine Wölfe; das sei nur ein voraufklärerisches Feindbild. 
Nüchtern betrachtet haben Feindbilder eine wichtige Funktion im Leben! Wie wollten Mäuse überleben, verfügten sie nicht über das Feindbild "Katze", sodaß sie, sobald sie etwas Katzenähnliches sichten, die Flucht ergreifen? Im Überlebenskmpf ist die Fähigkeit, schnellstmöglich Feind von Freund zu unterscheiden so lebenswichtig wie die Fähigkeit,Eßbares von Nicheßbaren unterscheiden zu können.Wollte ein Singvogel, statt dem Impuls des Feindbildes folgend zu flüchten, sichtet er eine Katze, erst experimentell ausprobieren, ob die sich ihm annähernde Katze wohl Eßgelüste zu ihm treiben,er überlebte nicht lang. Augenfällig ist die Verbindung von dem Feindbild und dem Fluchtverhalten: Feind ist der, vor dem man zu flüchten hat und je eher der Feind als Feind erkannt wird, desto mehr verbessert sich die Möglichkeit, rechtzeitig zu flüchten. Der Gegenbegriff zum Feindbild ist so das Beuteschema, das signalisiert: Hier lohnt sich der Angriff, weil hier Hoffnung auf eine gute Speise besteht! Auch hier gilt: Je schneller die mögliche Beute als wohlschmeckende Nahrung erkannt wird, desto schneller kann der Angriff mit guter Aussicht auf Erfolg gestartet werden. Damit die schnelle Erkennbarkeit in beiden möglich ist, muß das Feindbild wie das Beuteschema einfach strukturiert sein, damit schnellstmöglich etwas als Feind oder Beute identifiziert werden kann.
Nun könnten wir meinen, das mag im Tierreich so wohl zugehen, nicht so aber unter Menschen. Wenn man sich aber vor Augen hält, daß unsere menschliche Grundprogrammierung aus den Zeiten stammen, als wir als Jäger und Sammler lebten, auch wenn dann nach der Seßhaftwerdung allerlei nützliche Updates dazukamen, darf ees uns nicht verwundern, wenn auch wir kultivierten Menschen noch über Feindbilder und Beuteschemata verfügen, die unser Leben bestimmen. Zudem sind wir Menschen lernfähig und können Erfahrungen in unser Feindbilderrepertoire aufnehmen wie in unser Beuteschema.
Es muß nüchterner gefragt werden, ob es nicht auch in unserer ach so kultivierten Welt berechtigte Feindbilder gibt! Ist es denn etwa nicht legitim, wenn ein Christ, sieht er einen Mann auf sich zukommend, die Fahne des Islamischen Staates in der Faust, dies Feindbild vor Augen, die Flucht ergreift? Ist es illegitim, wenn eine junge Frau, eine Gruppe mehr oder weniger angetrunkener und herumgröllender Männer vor sich sehend, einen großen Bogen um diese Gruppe macht, sexuelle Belästigungen oder gar Übergriffe fürchtend?
Es zeigt sich auch hier in diesen Beispielen, daß Feindbilder die Funktion haben, möglichen Konflikten durch ein frühzeitges Erkennen von Gefahren durch Flucht oder wenigstens durch Kontaktvermeidung sich zu entziehen. Der Mensch verfügt wie auch höherentwickelte Tiere über drei wesentliche Verhatensmöglichkeiten: Angriff, Standhalten und Fliehen. Feindbilder inkludieren die Option zum Flüchten, das Beuteschema  die Option zum Angreifen. Ist das Gegenüber weder Feind noch Beute dann wird standgehalten und eventuell kommuniziert! 
Wie kam es nun zur Perhoreszierung des Feindbildes? Die einfachste Erklärung dafür ist die, daß das Ideal des Handels eine Weltsicht schuf, in der es nur noch Handelspartner und Handeskonkurrenten geben darf, aber weder Feinde noch Beute! Eingedenk der These von Arnold Gehlen, (Moral und Hypermoral), daß es nicht eine Universalmoral gäbe, sondern ein Familienethos, ein Staatsethos und eines des Handels, kann gesagt werden, daß sowohl das Familienethos wie das Staatsethos den Feind kennt als Vorstellung in seinem Ethos
etwa als politischen Feind oder als Ehebrecher als Feind der Familie, die liberale Marktwirtschaftsideologie keinen Feind kennen kann und will, weil sie mit jedem Handel treiben will und die globalisierte Marktwirtschaft auch jeden dazu nötigt, Handel zu treiben, wenn auch nur als Anbieter seiner Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt. Wäre jeder Mensch nun nur homo oeconomicus, gäbe es keine menschlichen Feinde; da aber Menschen einfach nicht auf ihr ökonomisches Leben reduzierbar sind, werden Menschen auch immer Feinde ihrer Mitmenschen sein. Man denke nur an das im Arbeitsleben oft praktizierte Mobbing, um einzusehen, wie wichtig auch da die Erkennbarkeit von Feinden ist. Und dazu dienen Feindbilder! 
Also die Weltanschauung des Liberalismus verbietet jedes Feindbild und verteufelt es, hoffend das menschliche Leben auf ökonomisches Handeln reduzieren zu können. 
Nun gibt es aber den Sonderfall des Glaubens an den letzten Feind. Dieser Sonderfall des Feindbildes hat seinen spezifischen Sitz in Erlösungsweltanschaungen.Jeder Erlösugsweltanschauung liegt die Struktur zu Grunde, daß es eine Größe gibt, die a) für das Schlechte in der Welt ursächlich verantwortlich ist,b) daß so das Schlechte nicht eine immerwährende Notwendigkeit ist,und daß c) die Erlösugsmöglichkeit in der Möglichkeit eines endgültigen Sieges über diese Größe begründet liegt. Diese Größe ist der letzte Feind, den es zu eliminieren gilt, damit dann nur noch das Gute ist. Jede Erlösungsweltanschauung hat so ihr spezifisches Feindbild. Dieses nun ist im Gegensatz zu dem bisher erörterten Fall des Feindbildes ein agressives, denn nur die Vernichtung dieses letzten Feindes garantiert ja den Endsieg des Guten. Der Apostelfürst Paulus fungierte hier für alle Erlösungsweltanschauungen als säkularisierte Formen der christlichen Erlösungsreligion als der Stichwortgeber, wenn er im 1.Korintherbrief 15, 26 schreibt: "Der letzte Feind, der entmachtet wird". Die Entmachtung des letzten Feindes machen die säkularisierten Erlösungsreligionen zu einer rein menschlichen Aufgaben als dem politischen Kampf gegen den letzten Feind. Das Feindbild des letzten Feindes ist so ein funktionales Surrogat für den Glauben an den Feind schlechthin, dem Satan in dem Vorstellungsraum von Welterlösungsideologien. Und darum gehört notwendigerweise die Verteufelung des letzten Feindes zum notwendigen Interieur jeder säkularen Welterlösungskonzeption! Aktuell erfüllt für die Multikultiideologen das Feindbild des Rechten diese Funktion des letzten Feindes. Erschreckend ist es aber, wie sehr in der Kirche und im Protestantismus man sich dieses Feindbild selbst zu eigen gemacht hat und es auch tatkräftig praktiziert, so etwa im Ausschluß von AfD Mitgliedern von den Podien des letzten Katholikentages im völligen Vergessen des wahren letzten Feindes des Menschen, des Satans!                                      

Freitag, 24. Juni 2016

Aufklärung: krassester Aberglaube

"Es kann Euch nicht entgangen sein, daß Eure Eltern zum großen Unglück in dem krassesten Aberglauben befangen  sind. [...] In der Zeit, da Eure Frau Mutter mit Agnes schwanger ging, ward sie von einem so schweren Leiden befallen, daß die Ärzte sie aufgaben. In solcher Bedrängnis gelobte Donna Inesilla, sie würde,im Falle sie mit dem Leben davokäme, das unter ihrem Herzen keimende Wesen dem Klosterdienste weihen[...]Nun, ihr Flehen wurde erhört:die Krankheit ward  von ihr genommen, und sie genas in der Folge eines Mägdleins,das auf den Namen Agnes getauft und der Sancta Clara [einem Kloster]zugesprochen wurde." (M.G. Lewis, Der Mönch, 1796, übers: F.Polakovics, 1986, S.157)
Augenfällig ist die Parallele zur hl. Anna, der Mutter Mutter Gottes.Sie gelobte Gott, wenn er ihr Flehen erhören würde, daß sie dann ihr Kind Gott weihen würde, daß es dann im Jerusalemer Tempel als Tempeljungfrau Gott dienen würde. "So wahr der Herr mein Gott lebt, wenn ich dann gebären werde, ob männlich oder weiblich,will ich es dem Herrn meinem Gott als Gabe darbringen, und es soll ihm alle Tage seines Lebens nach Priesterart dienen." (Die Apokryphen, Verborgene Bücher der Bibel, Hrsg; E. Weidinger, 1989, S.434; vgl insgesamt: Das Protoevangelium des Jakobus)So wurde Maria, dreijährig in den Tempel gebracht und lebte dort, bis zu mit Joseph verlobt wurde. 
Was ist nun der krasseste Aberglaube in diesen beiden Geschichten? Der englische Schriftsteller weiß das genau:  daß eine Mutter Gott ein Gelübde macht: wenn ich schwanger werde, dann werde ich Dir zum Danke mein so geborenes Kind Dir weihen, indem es im Tempel, in einem Kloster Dir dann dienen wird. Abergläubisch ist die Vorstellung, daß Gott bereit ist, auf ein Gelübde einzugehen: Weil  ein Mensch mir das verspricht, wenn ich ihm dies gewähre, gewähre ich ihm das Erflehte. Abergläubisch ist wohl überhaupt die Vorstellung, daß Gott es ist, der Frauen eine Schwangerschaft gewährt oder verwehrt. Zudem ist es abergläubisch, daß dann das Gott geweihte Leben ein kontemplatives in dem Jerusalemer Tempel oder in einem Kloster sei. (Vgl: Denn der Herr hatte im Hause Abimelech jeden Mutterschoß verschlossen". Gen. 20, 18. Keine Frau konnte so mehr schwanger werden.) 
Als einen Akt ärgster Kindesmißhandlung wird nun im Roman: Der Mönch die Übergabe ihrer Tochter an das Kloster bezeichnet. Wie kann die arme Agnes nun von diesem Schicksal bewahrt werden?, ist eines der Handlungsmotive des Romanes. Und so hätte die Gottesmutter Maria eigentlich auch vom Kinderschutzbund davor bewahrt werden müssen, dreijährig zum Leben im Tempel von den eigenen Eltern Priestern übergeben zu werden- aber es gab da noch keinen Kinderschutzbund. 
Abergläubisch wird hier der christliche Glaube bezeichnet, daß Gott wirklich in der Geschichte der Menschen handelt, ja daß er sogar bereit ist, Gelübde von Menschen zu erhören. Die Praxis der Gelübde ist nun gewiß keine genuin christliche Praxis; man wird mutmaßen dürfen, daß sie eine in jeder Religion bekannte Praxis ist.Religion inkludiert immer die Vorstellung, daß es eine Kommunikation zwischen Gott und dem Menschen und dem Menschen und Gott gibt. Und zu dieser Kommunikationsgemeinschaft gehört eben auch die Vorstellung, daß Gott Gelübde erhören kann. Erst, wo eine Religion "aufgeklärt" wurde und nur noch eine Morallehre mit Gott als Letztbegründung der Moral ist, da fällt die Vorstellung eines in die Geschichte der Menschen real eingreifenden Gottes weg. Gott ist da nur noch der Moralgesetzgeber, der dann der Welt tatenlos zuschaut, ob und wie sie nach seinen Geboten lebt. Damit ist aber jeder Religion die Lebensenergie entzogen- sie wird zu Tode moralisiert.
Wenn die wahre Religion in den Grenzen der Vernunft nach Kant ausschließlich im Streben nach Sittlichkeit besteht und alles sonstige Religiöse als der Afterdinst der Kirche perhorresziert wird, dann entsteht eine wahrhaftig tote Religion, der das genuin Religiöse das kraß Abergläubische ist.              

Donnerstag, 23. Juni 2016

Krise der Predigt? Irritierndes dazu

">Vorlesung im Messgewand<- so nennen Seminaristen vor einigen Jahren die Predigten der Jesuiten in der Sankt Georgener Gottesdiensten. Ob zu Recht oder zu Unrecht- man kritisiert die Predigten als abstrakt-akademisch,belehrend und zu lang." Klaus Vechtel SJ, Die Predigt der ersten Jesuiten, in: Jesuiten 2016/2 S.2. Aber schon 1796 konnte ein englischer Schriftsteller urteilen,daß für die allermeisten Gottesdienstbesucher gälte:"so hätte besagte Predigt ebensowohl zur Gänze wegbleiben können, ohne daß man darob enttäuscht gewesen, ja solches Fehlens überhaupt innegeworden wäre." M.G. Lewis, Der Mönch, übersetzt von: F.Polakovics, 1986, S.14.  Als einzig interessierte Predigthörer werden in diesem Roman ausgemacht: "So kam`s, daß die einzigen Menschen, die in Wahrheit dem Kanzelworte lauschen wollten, sich aus ein paar runzlig- vertrockneten Betschwestern zusammmensetzten sowie aus einem Halbdutzend mißgünstiger Prediger, welche bloß von dem Wunsch beseelt waren, in dem Sermone, den sie da hören sollten, den oder jenen Fehler zu entdecken und die Schale des Spotts darüber auszugießen." (Der Mönch, S.13f). 
War das 2. Vaticanum eben auch die angebliche Entdeckung des Wortes in der bisher zu einseitig auf das Sakramentale ausgerichteten Katholischen Kirche, und erwartete man sich nun vom Wandel der Katholischen Kirche des Sakramentes zur Kirche des Wortes und des Sakramentes, der Lutherischen "Kirche" in gemeinsamer Abgrenzung zur Reformierten Kirche, die nur die Kirche des Wortes ist, Großes- wir entdecken die Predigt neu- so scheint jetzt das Predigen zu einer mühseligen Pflichtaufgabe für den Gemeindepfarrer sich reduziert zu haben, von der selbst die Kirche kaum noch etwas erwartet.  
Liest man daraufhin das Alte Testament hin, stößt man unweigerlich auf etwas uns irritieren Müssendes. Im Kult gab es gar keine Predigt. Priester bringen Gott Opfer dar, sie befragen Gott in Orakeldeutungen, sie segnen und weihen, sie salben...nur gepredigt wird nicht- sie beten und opfern.Es ist zu vermuten, daß erst im babylonischen Exil die Predigt im Gottesdienst aufkam, genau dann als die exilierten Priester nicht mehr opfern konnten, weil Gott selbst den Jerusalemer Tempel als einzig legitimen Ort seiner kultischen Verehrung bestimmt hatte. Nun, im Exil, galt es, den Exilierten ihre Lage zu erklären: Warum strafte unser Gott uns so, daß wir jetzt Exilierte sind und was für eine Hoffnung gibt es noch für uns? Das kann als die Grundlage des Gottesdienstes der Synagoge angesehen werden. Davon zu unterscheiden ist die prophetische Rede, die von von Gott direkt Berufenenen gehalten wurde in der Regel außerhalb des Kultes.
Die Katholische Messe ist so gesehen eine Melange aus dem neun Kultus der Eucharistiefeier als Prolongierung des Synagogengottesdienstes und der Prolongierung der Lehrpraxis Jesu Christi, daß nun seine Schüler an seiner Statt die Gemeinde belehren. Da die Lehrpraxis Jesu nun in einem Gottesdienst verlagert ist, kann man diese Praxis auch als eine Prolongierung der Praxis des Synagogengottesdienstes ansehen, nur daß nun der Katholische Gottesdienst zugleich die Fortsetzung des Jerusalemer Tempelkultes ist, indem nun das Meßopfer anstelle des alten Tempelopfers tritt. Nun ist in der Gestalt der Katholischen Messe zusammengewachsen, was eigentlich gar nicht zusammengehört: Wo der Kult ist, wird nicht gepredigt, sondern heilige Handlungen bestimmen den Kult und wo gepredigt wird, da wurde nicht geopfert. So ist es kein Zufall, daß Luther, der in der Predigt das Zentrum des wahren Gottesdienstes sah, das Meßopfer abschaffte und aus dem geweihten Priester den akademisch ausgebildeten Lehrer und Prediger der Gemeinde machte. Er war nicht mehr  Kultdiener und Liturg, sondern mehr ein Dozent seiner Schülergemeinde. 
Könnte es sein, daß die Krise der Predigt eben auch- nicht nur- das Problem dieser Melange von einem kultischen Gottesdienst und einem Synagogengottesdiest zum Ausdruck bringt? Die Katholische Lehre vom Gottesdienst versuchte dies Problem zu lösen, indem sie den Wortteil der Messe als Vormesse bezeichnete in bewußter Abgrezung zur eigentlichen Messe, der Eucharistiefeier, der Darbrigung des kirchlichen Meßopfers.
Aber wozu wird gepredigt? Der Predigthörer ist sozusagen der zu belehrende Schüler, der Teilnehmer an der Feier des Meßopfers dagegen der seine Religion jetzt Praktizierende, der sozusagen schon Ausgelernte.
Die Jesuitenseminaristen lösen dies Problem einfach: Für sie hat eine Predigt Unterhaltungscharakter zu haben und deshalb darf sie nicht belehrend sein, schon gar nicht akademisch-intellektuell. Das Abstrakte (= das Intellektuelle) spricht eben nicht das Sinnliche an als Quelle alles Unterhaltsamen. Wer wollte bestreiten, daß ein Tanzabend mit Musik und Wein uns mehr anspricht als ein Abend, der der Lektüre einer Katholischen Dogmatik gewidmet ist! Nur Intellektuellen ist es gegeben, die Schönheit eines klar dargelegten Gedankenganges zu genießen, den meisten liegt Tanz und Wein mehr und burleske Unterhaltung! 
Die Ägde der Postmoderne ist auch die des Primates der ästhetischen Vernunft in Absetzung zur Moderne mit ihrem Primat der praktischen Vernunft, in Kants Philosophie fundiert. Wesentlich ist dafür, daß das Streben nach Erkenntnis und Wahrheit selbst als etwas Negatives verurteilt wird. Eine erkannte Wahrheit macht unfrei und führt zu Konflikten, könnte als das Basisredo der Postmoderne gedeutet werden. Denn eine erkannte Wahrheit, im Besitz von Menschen, besonders wenn die sich dann organisieren, ist die Quelle aller Kriege und Konflikte, weil nun im Namen der erkannten und im Besitz sich befindenden Wahrheit alles Unwahre bekämpft würde. Die großen Ideologien mit ihren von ihnen erkannten Wahrheiten, der Kommunismus wie der Nationalsozialismus zeige so nur exzessiv, wozu eine erkannte Wahrheit führe. Anders gesagt: Das Ideal der Tolerierung von Allem und Jedem verlange den Verzicht auf jede erkennbare Wahrheit: Wir streben nur nach einer Gotteserkenntnis, aber keine der Religionen besitze die Gotteserkennntnis, und so akzeptiere jede Religion die anderen als gleichberechtigte Suchbewegung nach der Erkenntnis. 
Was kann und soll dann eine Predigt noch, wenn sie gar nicht mehr ein Akt der Vermittelung von Wahrheiten  und Erkenntnissen sein soll? Sie kann dann nur noch die Darstellung der subjektiven Frömmigkeit des Predigenden sein: So glaub ich das!, aber jeder darf das auch anders glauben. Das ist das Schicksal der einstigen Lehrpredigt Jesu Christi, polongiert im Predigtamt der Kirche in der Zeit der Postmoderne. Selbstredend ist das vorbereitet worden von der protestantischen Predigtpraxis, in der der Prediger seinen persönlichen Glauben, fußend auf seinem Verständnis der Schrift verkündigte: Liebe Gemeinde, so glaube ich das! Nur, warum soll ich mir in einer Predigt mitteilen lassen, was der Prediger da als seinen Glauben verkünden möchte- reicht mir da nicht schon der meinige? 
Was bleibt? Die Predigt soll unterhaltsam sein, ein ästhetisches Vergnügen. Und im Roman: Der Mönch, wird uns dann auch von so einer ästhetischen Predigt berichtet. Die Wirkung: "Die Predigt war von beträchtlicher Länge. Sobald sie aber schließlich doch zu Ende gegangen, betrübte sich jedermann ob des Umstands, daß sie nicht noch länger gewesen." (Der Mönch, S.28. Daß und wie dann dem Mönchsprediger dieser Ästhetizismus selbst zum Verängnis wurde, schildert dann der Roman wirklich sehr gelungen!)  
Jedes Belehren setzt nämlich voraus, daß geglaubt werden kann, daß es erkennbare und vermittelbare Erkennnisse und Wahrheiten gibt, und daß diese wirklich für das Leben von äußerster Wichtigkeit sind. Aber spätstens seit Nietzsche und S. Freud fragen wir, warum nach Erkenntnis und Wahrheit streben, wenn man in Illusionen besser lebt? Und seit dem Niedergang aller großen Ideologien, seit dem die großen Erzählungen der Emanzipation, der Heilsgeschichte nicht mehr glaubwürdig sind (Lyotard): Wozu überhaupt Wahrheit, wenn sie nur zur Unterdrükung dessen führt, was dann als nicht wahr verurteilt wird? Die christliche Predigt setzt gar Gottes Offenbaren voraus, daß er sagt, was wahr ist und daß die Predigt das vermittelt. Aber der Siegeszug der historisch kritischen Exege transformierte aus dem Buch der offenbarten Wahrheiten, der Bibel ein Dokument menschlich-allzumenschlicher Vorstellungen von und über Gott! Warum da noch Bibelpredigten hören?