Samstag, 21. April 2018

Leitbilder der Kirche?

Gibt es für die Katholische Kirche ein Leitbild? Es soll nun versucht werden, die aktuellen innerkatholischen Kontroversen als Widerstreit zwischen zwei Leitbildern der Kirche zu verstehen. Nehmen wir das traditionelle, das sich an dem Leitbild des Arztes orientiert und setzen dem das modernistische eines Unterhaltungskünstlers entgegen unter der Frage des unterschiedlichen Umganges mit der "Wahrheit". 
Für den Arzt ist der Patient ein Heilungsbedürftiger; der Arzt therapiert. So ist auch jeder Gläubiger ein vor Gott Bedürftiger, ein Erlösungsbedürftiger. Gott selbst hat sozusagen die Kirche als seine "Apotheke" auf Erden gegründet, damit durch sie den Erlösungsbedürftigen die Medizin (die Sakramente) und die Belehrung, wie muß ich leben, um meine Gesundheit zu erhalten oder wieder zu erlangen, ausgeteilt wird. Wahr ist dann die Therapie, wenn sie, wie von Gott vorgeschrieben, durch die Kirche vollzogen wird- die Kirche wirkt so mit an der Heilung und Erlösung der Menschen.
Was ist aber nun eine "wahre" Unterhaltung? Ein Komiker, auf der Bühne stehend  Witze erzählend und alle lachen und applaudieren- das ist "wahre" Unterhaltungskunst.Hier ist das wichtigste, daß das Tuen beim Publikum ankommt, daß es gut unterhalten wird.
Ein Arzt muß zu einem an einer schweren Lungenentzündung Erkrankten sagen, daß er sein Rauchen einstellen muß, wenn er gesunden will. Antwortet ihm der Patient, daß sei für ihn als Kettenraucher unzumutbar, muß der Arzt bei seiner Diagnose bleiben, denn nur so kann der Erkrankte gesunden. Ganz anders der Unterhaltungskünstler: Wenn sein Programm nicht bei den Zuschauern ankommt, dann ändert er es. Er muß sich fragen, was sein Publikum wohl stattdessen  lieber an Programm sähe. Er lebt davon, daß er den Geschmack seines Publikums trifft. 
Wie nun, wenn der ganze theologische Hintergrund des Leitbildes der Kirche als medizinische Einrichtung, als Arzt, sich aufgelöst hat, daß der Mensch vor Gott ein Sünder ist und daß er erlösungsbedürftig ist, wenn die Kirche nur noch potentiell religiös interessierte Konsumenten sieht und sich frägt: Paßt unser Angebot zu den Konsumwünschen der potentiellen Kunden?  Nun gilt, daß wahr ist, was bei den Konsumenten ankommt! Der Papst hat gar zu einer Jugendsynode aufgerufen- wozu? Nur, um die Konsumentenwünsche Jugendlicher in Erfahrung zu bringen, um dann die "Angebote" der Kirche besser auf dies Kundenklientel ausrichten zu können. "Wahr" ist nur das, was bei Jugendlichen ankommt. 
Alle Reformhaben der Kirche werden so faktisch primär damit begründet, daß die traditionellen Angebote nicht mehr ankommen und darum modernisiert werden müßten. "Unser Unterhaltungsprogramm kommt nicht mehr an!", lautet dann die Standartklage. Das Angebot einer unauflöslichen Ehe wird eben zum Ladenhüter,  da sind uns die Protestanten weit voraus, wo jeder so oft heiraten und sich scheiden lassen kann, wie es ihm gefällt. Deshalb soll zumindest die "Sanktion" für Wiederverheiratete Geschiedene, nicht mehr die hl. Kommunion empfangen zu dürfen, wegfallen. Impliziet sagt damit dann ja auch die Kirche, daß diese Zweitehen, wenn die erste noch gültig ist, schon in Ordnung ist. Warum? Weil das die Konsumenten sich so wünschen. 
Es soll junge Männer geben, die würden wohl Priester werden, wenn sie dann nicht zölibatär leben müßten- also wollen jetzt  Reformer auf der Amazonaskonferenz den Zölibat durchlöchern. Die Kirche muß ja "zeitgemäß" sein, das ist, offen sein für die jetzt artikulierten Wünsche potentieller Kunden- denn in der Unterhaltungskunst gilt der Grundsatz, daß immer der Kunde König ist, daß er also das bekommt, was er möchte. Seine Konsumwünsche bilden den normativen Maßstab für die kirchlichen Angebote. 
Wenn nun ein Arzt wie ein Unterhaltungskünstler arbeitete, es wäre sein und der Ruin seiner Patienten, aber jedes Unterhaltungsunternehmen arbeitet so und ist auch nur so erfolgreich. Aber die Kirche ist von ihrem Wesen her keine Unterhaltungsanstalt sondern eine Heilanstalt. Ob das noch wahr ist, darüber wird jetzt gestritten in der Kirche.    

Zusatz:
Papst Franziskus könnte als erster Papst in die Kirchengeschichte eingehen, der sich als medienbewußter Unterhaltungspapst selbst inszenierte.      

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