Montag, 1. Januar 2018

Luzifer, das Licht und die Technik

"Es gibt noch die Parakletische Union im Uralgbirge, die keine elektrische Lampen verwendet. Lampen sind >das Licht Luzifers<; daher verwenden sie nur Fackeln und Kerzen." A. Dugin, Die vierte politische Theorie, 2013, S.95. Diese Aussage stellt nun den aufmerksamen Leser vor beachtliche Verstehensprobleme: Wenn elektrische Lampen luziferisches Licht ausstrahlen, warum strahlen ein so geartetes Licht nicht auch Kerzen und Fackeln aus? Natürlich ist weder das Kerzenlicht, das Fackellicht noch das elektrische Licht, denn alles sind Hervorbringungen menschlicher Naturbeherrschung. Wäre es die Bestimmung des Menschen, rein natürlich zu leben, dürfte er als einzige Lichtquelle nur die Sonne, den Mond und die Sterne ansehen, ach ja und die ab und zu sich ereignenden Blitze. 
Wenn er aber dazu ermächtigt ist, die Natur zu seinem Nutzen zu beherrschen, dann ist das elektrische Licht genauso legitim wie das Kerzenlicht. Aber von diesen frommen Christen der Parakletischen Union wird nun ganz wörtlich das elektrische Licht verteufelt! Wie urteilten diese Frommen nur, sähen sie einen Pfarrer seine Predigt auf einem Computer schreiben ? Müßte das nicht in ihren Augen schwarze Magie sein, direkt von Luzifer inspiriert? 
Nun können wir (post)modernen Katholiken uns angesichts so einer primitiven Verteufelung der Elektrotechnik beruhigt auf die Schulter klopfen: Gott sei es gedankt, daß wir nicht so hinterweltlerisch sind wie diese Uralgebirgschristen. 
Nur zwingt uns ein Blick in den eigenen Spiegel hier zur Umkehr! In was unterscheiden sich den Stellungnahmen postmoderner Theologen etwa zur Gentechnologie, zur künstlichen Befruchtung, zur Künstlichen Intelligenzforschung von diesem Uralgebirgshinterweltlertum? Was technisch neu ist, ruft Angst und Bedenken hervor, plötzlich soll und muß der Mensch natürlich leben und alles Künstliche  ist nun etwas Teuflisches verbunden mit unvorstellbar ungeahnten Bedrohungen für den Menschen! 
Daß es bittere Schicksale gibt, wer wollte das verneinen: etwa von Geburt an blind zu sein und viele weit schlimmere Erbkrankheiten. Je früher eine Erbkrankheit diagnostistizierbar ist, desto wahrscheinlicher wird es, Therapiemöglichkeiten zu finden. Aber in kirchlichen Kreisen wird gegen den Willen zur Früherkennung protestiert- ja, und noch schlimmer: Die Vorstellung, daß durch pränatale Eingriffe der Ausbruch von Erbkrankheiten verhinderbar sein könnte, wird  geradezu verteufelt. Das Kind soll lieber krank zur Welt kommen als daß es vorgeburtlich geheilt wird! Ehepaare, die auf natürliche Weise keine eigenen Kinder bekommen können- wehe ihnen, wenn sie künstlich zu ihrem Nachwuchs kommen wollen. Das 1.Gebot, das Gott uns gab: "Seid fruchtbar und mehret euch!", das zählt dann nichr mehr. Der Mensch dürfe sich eben nur natürlich fortpflanzen.Aber wenn er nur natürlich leben darf, dann darf er auch keine künstlichen Lichtquellen benutzen.  Ob der Naturseinsromantiker Heidegger mit seiner Technikkritik, von ihm "Gestell" genannt, wenn er konsequent wäre, dem nicht eigentlich zustimmen müßte?
Die Technikverteufelung ist so nie konsequent, denn sie bejaht stets den erreichten Stand der Technikentwickelung und lehnt nur die Weiterentwickelung als   diabolisch ab. Das schon Erreichte erscheint dann als das Natürliche (diese Technik ist uns zur zweiten Natur geworden), um die Fortenwickelung zu perhorreszieren, als Naturwidriges zu verteufeln. 
Es muß aber gesagt werden, daß die Technik das vom 2. Gebot Gottes, "und beherrscht die Welt" legitimiert ist, denn wie sollte der Mensch Gestalter der Natur ohne das Mittel der Technik sein können! Und da der Mensch, sofern er körperlich ist, auch ein Bestandteil der Natur ist, gehört die Selbstbeherrschung des Menschen durch die Entwickelung von Technik zum zweiten göttlichen Gebot.
Denn es heißt (in angemessener zeitgeistfreie Übersetzung): 1. Mose 1.28: Und Gott segnete sie [Adam und Eva], und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch, und erfüllet die Erde, und machet sie euch unterthan". Augustin Arndt SJ, Die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments, 1.Band,2.Auflage 1903. Die Vulgata liest hier:"et subjicite eam". Das hat mit grüner Idyllenmalerei, Hüter der Natur zu sein, nichts zu tuen!

Zusatz:
Merke: Wenn ein Eheman ein Brotmesser nimmt, um damit seine Frau abzuschlachten, ist nicht das Brotmesser der Kern des Übels, also nicht dies technisch hervorgebrachte Produkt, sondern der böse Tötungswille des Mannes.   

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