Freitag, 10. November 2017

"Völkisch"- nichts schlimmer als das- Irritierendes

Auch bei nur oberflächlichster Lektüre der zeitgeistkonformen Medien fällt einem dies auf: "Völkisch" ist wohl der schlimmste Vorwurf, der gegen politisch nicht korrekt Denkende erhoben werden kann. Als die einstige AfD-Parteivorsitzende F. Petry mal erwog, unbefangen über diesen Begriff zu diskutieren, schlugen die Empörungswellen hoch. War es einst ein Markenzeichen der Linksliberalen und Linken, die Enttabuisierung von Allem und Jedem zu fordern, weil doch über Alles demokratisch zu diskutieren sei, so hat sich dies grundlegend geändert: Jetzt könnte man ganze Bücher damit anfüllen, worüber alles man nicht mehr unvoreingenommen diskutieren darf.
Die Tabuisierung ist so zu einem der wichtigsten Beherrschungsinstrumente des öffentlichen Diskurses geworden: Wer "völkisch" denkt, ist automatisch aus dem Diskurs als aktiver Teilnehmer ausgeschlossen, es wird nur noch über ihn, nie mit ihm diskutiert. Und wer über "Völkische" redet, darf das nur, wenn er seinen Abscheu dazu unmißverständlich zum Ausdruck bringt.
Der Grund der Tabuisierung ist dabei natürlich wie fast immer Adolf Hitler. Weil eine Parteizeitung der NSDAP "Völkischer Beobachter" hieß, darf niemand mehr "völkisch" denken, denn irgendwie führte natürlich dies"völkische" Denken zum Holocaust und somit ist jeder "Völkische" ein gemeingefährlicher Antisemit.  
Ob die NSDAP wirklich völkisch war, ist historisch gesehen aber nicht so ganz eindeutig, schließlich kritisierte Hitler die "völkische" Bewegung sehr energisch. Auch läßt sich das "Vökische" mit der natinalsozialistischen Rassenlehre nicht leicht harmonisieren, ist dem Völkischen doch das eigene Volk das höchste Gut, dem Rassisten dagegen eine Rasse, der verschiedene Völker subsumiert werden, sodaß das Rasseninteressse über dem des Volksinteresses zu stehen kommen kann.
Nur, eines muß uns als Christen dabei irritieren! Wer das Alte Testament aufmerksam liest, kann eines nicht überlesen: Das jüdische Volk hat sich in seiner Geschichte mit Gott immer "völkisch" ausgelegt. Gott begegnet nicht Einzelindviduuen des jüdischen Volkes, um mit ihnen eine persönliche "Beziehungsgeschichte" zu gestalten, sondern für Gott ist das Volk Israel der Adressat und Partner seiner "Beziehungsgeschichte", Bund genannt. Das Volk Israel hat Gott erwählt, nicht einzelne Fromme aus diesem Volke. Er gibt diesem Volk besondere Gebote und Satzungen und Verheißungen. Gott verlangt dafür, daß dieses Volk sich nicht mit den anderen Völkern und ihren Kulturen vermischen darf. Ja das Pochen auf die Reinheit des erwählten Volkes findet seinen markantesten Ausdruck in dem Verbot, Mischehen einzugehen. 
Das Diasporajudentum sah sich seit dem babylonischen Exil der Gefährdung der Eigenexistenz durch eine Assimilation an die fremden Kulturen ausgesetzt- aber das jüdische Volk überlebte die Diaspora, die bis zur Gründung des jüdischen Volksstaates Israel im 20. Jahrhudert andauerte, weil es seine völkische Eigenart gerade in der Diaspora sich bewahrte. Der Zionismus kann als die gediegenste Gestalt des völkischen Denkens des jüdischen Volkes angesehen werden. Der Zionismus fundiert dabei das Verständnis des jüdischen Volkes biologisch. Die Herkunft, daß man von einer jüdischen Mutter abstammt, macht das Judesein aus. Das ist der eminent politsche Sinn des Zionismus, weil er so biologisch abstammungsmäßig definieren kann, was das Judesein ausmacht als die Einheit des jüdischen Volkes. Ob des Fehlens eines eigenen Nationalstaates und einer eigenen Heimat als Lebensort des Volkes und der daraus resultierenden Pluralisierung des Volkes, bot sich das biologische Herkunftsprinzip förmlich an, so die Einheit des jüdische Volkes zu fundieren. Das ist nun nicht als eine Herabwürdigung der jüdischen Kultur gemeint, sondern soll ergründen, warum, selbst wenn es keine homogene Kultur und keine gemeinsame Geschichte mehr gibt ob der Diasporaexistenz, das jüdische Volk nicht aufgehört hat, zu existieren. 
Das "völkische" Denken ist so eine Reaktion auf eine dominante Tendenz zur Auflösung eines Volkes durch Puralisierungs- und Individualisierungsschübe verbunden mit einer Tendenz zur Assimilation als Einpassung in fremde Kulturen. Diesem Denken liegt so eine passiv-reaktive Komponente inne, die des Bewahrenwollens von eigener Identität im Mahlstrom der Auflösung traditionell vorgegebener Identitäten. Und darum fundiert es die Volkszughörigkeit auch von der Herkunft her, um so eine ursprüngliche Einheit für das Volk zu konzepieren. 
Kann man wirklich bestreiten, daß das jüdische Volk noch heute und jetzt auch wieder in einem eigenen Volksstaat leben kann, weil es sich in seinem Überlebenskampf "völkisch" auslegte und verstand, kumulierend in der zionistischen Bewegung? Nun ist dies Selbstverständnis des jüdischen Volkes ja kein von ihm selbst angemaßtes- mitnichten: Gott hat dies Volk selbst zu dieser Sonderexistenz berufen; das bezeugt das Alte Testament  unüberlesbar. 
Wie kann man dann noch jedes "völkische" Denken perhorrezieren- oder sollte man urteilen, daß nur das Volk Israel sich "völkisch" verstehen darf? Liegt es nicht näher, daß im Exemplum des Volkes Israels jedes Volk seine Berufung erkennen soll und darf, das ihm Eigene zu bewahren und zu leben als Gottes Berufung an es.
Zum "völkischen" Denken gehört nämlich immer auch der Glaube, daß mein Volk, dem ich angehöre, wie jedes andere auch, seine besondere Berufung von Gott hat, daß Gott selbst die Menschheit aufgliederte in Völker, damit jedes seine besondere Berufung lebe.   

Corollarium 1
Das "völkische" Denken wird jetzt perhorresziert, weil dies Denken den Gegenpol zur Ideologie der Globalisierung bildet. Der Marxismus/Kommunismus  wie der Islamismus sind ja nur Altenativmodelle für die Gestaltung der Globalisierung. All diese, wie auch der Liberalismus wollen ja eine Einheitswelt ohne Völker mit ihren Volkskulturen. Dieser Wille zur Einheitswelt gründet sich auch in dem Phänomen der Massenproduktion, denn die Massenproduktion setzt auf das Ideal des einen Konsumenten, der so konsumiert wie alle, dem Massenmenschen als dem Menschentyp der Einheitswelt.                     

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