Samstag, 14. Oktober 2017

Über das Verschwinden der kritischen Öffentlichkeit- Thesen

Was ist eigentlich Öffentlichkeit? J. Habermas legte dazu schon vor langem den Klassiker: "Strukturwandel der Öffentlichkeit vor, in die aktuelle Debatte führt Thor von Waldstein ein mit einem vortrefflichen Referat:"Macht und Öffentlichkeit"- auf Youtube anschaubar und mehr als empfehlenswert. 
Der Verfasser erlaubt sich hier ein paar Randnotizen zu dem, was ist Öffentlichkeit? als Fragment zu publizieren in Ermangelung einer angemessenen Theorie über die Öffentlichkeit als bestimmte Diskursordnung. (Zu vergleichen wäre M. Foucault: Die Ordnung des Diskurses)

These 1: 
Als Öffentlichkeit im kulturell/politischen Raum ist der Diskurs des Bürgertumes zu Zeiten der Vorherrschaft des Adels und des Klerus zu verstehen zur Etablierung der neuen Herrschaft des Bürgertumes gegen Monarchie und Klerus. Es ist das Forum des Kampfes gegen das Thron- und Altar-Bündnisses der Konstantinischen Epoche. Im Namen der Vernunft wird die Irratationalität dieses Herrschatsbündnises kritisiert. Der Bürger, sich als Mensch der Vernunft verstehend will sich aus dieser Bevvormundung emanzipieren. Die Presse, der Salon und das Kaffeehaus, die Clubs und die Logen werden der Ort dieses kritischen Diskurses, in dem allein das Argument zählen soll.
Habermas wird darin eine Spur seines Ideales des herrschaftsfreien Diskurses finden.

These 2 
Mit der Durchsetzung der bürgerlichen Ordnung, der letzte Sieg war die Nichtung der drei christlichen Monarchien Österreichs, Deutschlands  und Rußlands im und nach dem 1.Weltkrieg, verlor diese bürgerliche Öffentlichkeit ihre eigenste Aufgabe, die der Kritik der Ordnung der Konstantnischen Epoche. Sie übernahm nun die Funktion der Apologetik gegen die Kritik von Links, die im Namen der Arbeiterklasse die Aufhebung der bürgerlichen Ordnung verlangte. Die Oktoberrevolution war der erste Sieg dieser neuen antibürgerlichen Ordnung. 

These 3 
Nach der gelungenen Integration der Arbeiterklasse in den Kapitalismus durch das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft und der Nichtung der sozialistischen Staaten nach 1989 setzte sich die bürgerliche Ordnung als die einzige durch. Da es nun weder im kulturell politischen Sinne relevante Aristokratien noch einen herrschenden Klerus mehr gibt noch eine politisch geführte Arbeiterklasse als Angriff auf das Bürgerliche, löste sich das Bürgerliche selbst auf, weil es die zu seinem Sein notwendigen Antipole nicht mehr gibt. (Zur Veranschaulichung: Frauen gibt es nur, weil es Männer gibt, gäbe es die nicht, wären die Frauen nur noch Menschen, das Frausein dabei ablegend)
Aus dem Bürger als Kommunikator der bürgerlichen Öffentlichkeit wird so der Konsument des kommerziell produzierten Diskurses der Medienwelt. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage bestimmt das, was wie kommuniziert wird. Kommunikationsgehalte werden zu Waren auf dem freien Markt der Diskurse. Das Wahre geht unter in diesem Warencharakter

These 4
Bestimmte einst die christliche Religion als öffentliche, was wie öffentlich kommuniziert werden darf, so war die bürgerliche Öffentlichkeit die Kritik dieser Ordnung, die nun selbst wiederum nicht etwa eine Anarchie der Diskurse eröffnete (das alles erlaubt sei, wie es der radicalste Flügel dieser Kritik als anarchistisch-nihilistischer forderte) sondern eine neue Ordnung. Diese neue Diskursordnung wird nun im Namen der Politischen Korrektheitsideologie errichtet. In dieser Ordnung darf nur noch kommuniziert werden, was politisch korrekt ist. 
Wir erleben jetzt ein Interregnum, in dem sich die letzten Reste der Diskursordnung der Konstantnischen Epoche auflösen, die Diskursordnung wird völlig säkularisiert und der bürgerliche Diskurs, seiner kritischen Funktion entledigt, betreibt nur noch die Affirmation des Bestehenden und die Kritik aller Kritik des Bestehenden.  
Da das Bestehende sich entwickelt hin zu der einen globalisierten Einheitswelt, verstehen sich die affirmativen Medien als Apologeten dieser Globalisierungsmodernisierung. 
Zur apologetischen Funktion gehört, daß, wenn der Staat für das "Brot" für all als Sozialstaat sorgt, daß die Medien als Primärkommunikator "Spiele" den Konsumenten bieten, damit er ruhig gestellt wird mit "Brot und Spielen". 
Da es aus Sicht der Herrschenden zu viele unkontrollierte Medien gibt , isb durch das Internet, ist der Kampf um die Zensierung dieses Mediumes eine Vorangaufgabe der Politik. Siehe die Kampagnen gegen Facebook und andere Medien, daß in ihnen die Meinungsfreiheit mißbraucht würde, weil man sich da zum Teil der Zensur durch die Politische Korrektheit entzöge. 
  

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