Sonntag, 23. April 2017

Wenn Gutmenschen predigen

Das heutige Sonntagsevangelium stellt jeden Gutmenschprediger vor ein beachtliches Problem, denn da heißt es:"Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten". (Joh 20,19) Nun gehört es zum Basiswissen eines jeden Gutmenschen, daß die Konfliktgeschichte zwischen jüdisch Gläubigen und Christen eine ist, in der der Christ immer die Rolle des (bösen) Täters und der Jude die des Opfers innehatte und hat. Also kann es nicht wahr sein, daß die Schüler Jesu nach Karfreitag in Angst vor jüdischen Verfolgungen gelebt hätten.Selbstverständlich war die römische Besatzunsmacht in erster Linie für die Hinrichtung Jesu von Nazareth verantwortlich, auch wenn bedauerlicherweise die Evangelien dann ganz wider die historische Wahrheit das jüdische Volk oder ihrer Repräsentanten dafür hauptsächlich verantwortlich machen. Hier müssen dann eben die Aussagen der Evangelien historisch kritisch relativiert und gerade gerückt werden! 
Was macht nun ein Gutmenschprediger mit der Aussage der Furcht der Christen vor jüdischen Verfolgungen? Die einfachste Lösung ist natürlich die, diese Aussage einfach zu ignorieren. Aber es geht auch anders!
Man lese und staune: Zur Trauerarbeit gehöre es, daß Trauernde und Entmutigte sich in ihrer Trauer zurückzögen, sich einmauerten in ihre Traurigkeit. Man will dann nichts mehr von der Welt wissen, so bitter enttäuscht. Und so ist die Furcht vor Verfolgungen durch die Juden zum Verschwinden gebracht. Die gab es einfach nicht!
So wie es für Gutmenschen keinen islamistschen Terrorismus gibt, sondern nur einen fundamentalistischen, der mit der islamischen Religion nichts zu tuen hat, so wenig gibt es Christenverfolgungen aus der jüdischen Religion heraus motiviert. 
Wenn das Johannesevangelium schreibt: "Die Juden entgegneten ihm[Pilatus, der keine Schuld an Jesus fand]:Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muß er sterben,weil er sich als Sohn Gottes ausgegeben hat", dann ist das eben eine bedauerliche theologische Deutung durch den Verfasser des Evangeliumes, die ein Gutmensch moralisch nur verurteilen kann als Quellgrund christlichen Antijudaismuses! Zudem habe sich Jesus ja gar nicht als Sohn Gottes verstanden, er war ja nur ein jüdischer Reformrabbi, sodaß daran schon deutlich wird, daß das eine nachösterliche Phantasie ist, ohne jeden realen Gehalt, wie uns es die historische Kritik beweist. Nicht die hl. Schrift sondern nur noch die Fragmente der Bibel, die das Säurebad der historischen Kritik überläßt, sind ja für den modernen Christen verbindlich. Geradezu wunderbar ist es dann, daß dabei alle Aussagen der Bibel, die Gutmenschen nicht akzeptabel sind, diesem Säurebad zum Opfer fallen und nur das Wohlgefällige als echt historisch überlebt! Ein wunderbarer Gutmensch Jesus entsteht so! Nur der ist dann auch zu verkündigen!         

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