Dienstag, 7. März 2017

Papst Franziskus und ein modernistischer Jesuit. (Teil 2: Was Papst Franziskus...)

Keller, ein modernistischer Jesuit, formuliert das so: „So sind alle Menschen aller Zeiten in Jesus Christus hineingenommen und gerettet, auch wenn sie nichts von dieser seiner Liebe wissen, falls sie nur nicht dadurch von ihm abrücken, dass sie wider ihr Gewissen handeln und ihn dadurch
verwerfen, dass sie ihre Mitmenschen ablehnen oder gar hassen.“1 Keller zieht daraus radikale Konsequenzen. Eigentlich sei das Christentum mit seinem Zentrum der Nächstenliebe keine Religion. „Weil Menschen jedoch offenbar nicht ohne Religion leben können, Christentum jedoch keine bestimmte Religion seiner Anhänger voraussetzt, sondern jenen Ausprägungen von Religion, die Freiheit oder Mitmenschlichkeit hindern, sogar entgegentreten muss, übernahm es spätestens seit der Konstantinischen Wende selbst typisch Religiöses, das es zuvor in dieser Weise nicht kannte, wie einen eigenen Priesterstand, Kirchen als Tempel mit Altar, heilige Geräte, Orte und Zeiten, oft aus dem Heidentum, aber auch aus jüdischer Tradition entlehnt.“2 Das wäre legitim, „wenn auch gültig bleibt, dass diese Formen für das Christentum nicht wesentlich sind“.3
1Keller, Albert, SJ, Grundkurs des Christlichen Glaubens.Alte Lehren neu betrachtet, 2011, S.88. 
2Keller, a.a,O. S. 88.
3Keller, a.a.O. S. 88.
(Alles weitere in meinem Buch: "Der zensierte Gott", 2016.)
Wer dies liest und vergleicht mit Papst Franziskus wirklich gehaltener Univeritätsrede (vgl meinen Artikel dazu vom 6.3.2017), dem drängt sich der Eindruck auf, daß diese zwei Jesuiten in der Sache nicht weit auseinanderliegen! Das Eigentliche der christlichen Religion ist ihre Religionslosigkeit oder positiv formuliert: Christentum ist praktizierter Humanismus. 
Der christliche Glaube ist für das Heil der Menschen unnötig, denn es reicht eine Teilhabe an der Lebenspraxis Jesu und die besteht nun wesentlich in  nichts anderem als in der gelebten Humanität!
Das Gewissen ist die letzte Instanz des Unterscheidenkönnens zwischen Gut und Böse, sodaß diese ausreicht für ein gottgefälliges Leben: Wer nur nach seinem Gewissen lebt, der lebt schon hinreichend, sodaß Gott ihn als gerecht ansieht. Kann man radicaler das ganze Christentum als überflüssig erklären? Ist das aber nicht auch die Grundlage des interreligiösen Dialoges, in dem sich die Vertreter der Religionen auch nur noch auf einen gelebten Humanismus einigen, um das Besondere der jeweiligen Religion als unwesentlich zu negieren?     

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