Montag, 29. August 2016

Rom und Peking- eine schwierige Beziehung- ein theologisches Problem

Rom und Peking verhandeln miteinander über die Lage der Katholischen Kirche in der Volksrepublik China, dem kommunistisch regierten China. Existiert in China eine oder zwei Katholische Kirchen?Wer es einfach liebt, wird diese Frage so respondieren: Da ist die katholische Untergrundkirche, das ist die wahre und da ist die "Patriotische Kirche", das ist die, die um des Linsengerichtes der staatlichen Tolerierung und Anerkennung willen, die Wahrheit verrät; die wahre Kirche ist die der Verfolgten und Märtyrer, die unwahre die der Opportunisten und Anpaßlingen.
So wenig nun über den Verlauf der Gespräche zwischen Rom und Peking verlautet wird, eines ist offenkundig: So einfach sieht das der Vatican nicht. 
Es könnte schon eine zu einseitige Deutung des Konfliktes zwischen dem chinesischen Staat und der Katholischen Kirche sein,begreift man ihn als den notwendigen Konflikt zwischen einem sich atheistisch verstehenden Staat und der Katholischen Religion. Daß die vom Staate tolerierte Katholische Kirche "patriotisch" sich bezeichnet und so vom kommunistischen Staat qualifiziert wird, weist auf einen ganz anderen Grundkonflikt hin. 
Auf den ersten Blick müßte uns eines irritieren: Für die Kommunistische Ideologie ist der Internationalismus wesentlich; der Proletarier hat keine Heimat! war eine der Hauptparolen der Kommunisten im 1.Weltkrieg. Aber Stalin setzte mit seinen Konzept des Aufbaues des Sozialismus in dem einen Land (Rußland) deutlich andere Zeichen- man könnte von einer nationalkommunistischen Tendenz sprechen; dies erweckte ja die Kritik des radicalen Stalinkritikers Trotzki, der einem reinen Internationalismus das Wort redete. Die Chinesischen Kommunisten folgten hier Stalin und betrieben eine nationalkommunistische Politik.   Das entspricht auch der Nationalkultur Chinas, dieses Landes mit seinem Primat der Innenpolitik. 
Dem primär national orientiertem chinesischen Kommunismus ist so nicht primär die Gottgläubigkeit der Katholiken das Problem, sondern ihr Internationalismus, ihre ultramontane Ausrichtung. Auf den Punkt gebracht: Schlägt das Herz eines Römischen Katholiken nicht mehr für Rom als für sein chinesisches Vaterland! Diese Frage war ja auch das Herzstück des Kulturkampfes Bismarcks wider die Katholische Kirche. Vor der großen Aufgabe der Schaffung der Einheit Deutschlands stehend, sah der "Eiserne Kanzler" in der Römisch-Katholischen Kirche primär eine vom Ausland gelenkte Kraft, die sich nicht vorbehaltlos in den Dienst des Deutschen Volkes stellt: Rom steht denen näher als Deutschland. Die Abneigung gegen Katholische Konfessionsschulen war so fast schon natürlich: Wie sollte in ihnen ein deutscher Patriotismus gelehrt werden?
Die chinesischen Kommunisten sehen dies noch viel drastischer, denn die Geschichte Chinas ist weitestgehend, was die Außenpolitik angeht, ein Kampf gegen ausländische Mächte, sich China zu unterwerfen. 
Die Katholische Kirche steht also im Dialog mit dem chinesischen Staat vor der Aufgabe, glaubwürdig zu machen, daß Römisch-Katholisch-Sein nicht ausschließt, sein eigenes Vaterland zu lieben und als Patriot in der Heimat zu wirken. Die Untergrundkirche verhält sich gewiß angesichts der erlittenden Verfolgungen durch den kommunistischen Staat legitim,wenn sie vor Zugeständnissen Roms an den kommunistischen Staat warnt, aber es könnte eventuell sein, daß sie die Motivation des staatlichen Handelns mißversteht. Dort, wo Theologen einen  Konflikt zwischen dem atheistischen Staat und der gottgläubigen Kirche  sehen, sieht der Chinesische Staat einen Konflikt zwischen dem chinesischen Patriotismus und einer internationalistischen Kirche. Salopp geredet stehen die Chinesischen Kommunisten hier der lateinischen Sprache nahe, für die der Fremde der Feind ist (hostis), der Nichtchinese immer eine potentielle ausländische Bedrohung darstellt und sie so den von Rom aus regierten Katholiken mißtrauen, aber nicht weil er gottgläubig ist, sondern weil er seine Anweisungen von Rom erhält.   
Die heutige Katholische Theologie begeistert sich nun selbst,politisch korrekt angepaßt, so sehr für die Multikultiidologie und die Globalisierung, daß es ihr fast schon unmöglich ist, zu klären, wie man den Katholik und Patriot zugleich sein kann. Das erschwert den Dialog mit Peking. Es gibt doch Stellungnahmen nicht nur des Kardinals Woelki, die den Eindruck evozieren, daß man nur als Antipatriot und Antideutscher ein guter Katholik sein kann- ja, daß in der Kirche die Propagierung der Fernstenliebe das Gebot Jesu der Nächstenliebe ersetzt, weil ja eine Praxis der Nächstelieben die Liebe zum eigenen Volke sein könnte- und das ist uns Deutschen ja verwehrt, wie es uns die Politische Korrektheit Tag für Tag vorsagt.  
Theologisch geurteilt: Wir erleben eine Tedenz in der zeitgenössischen Theologie,in der um der göttlichen Gnadenordnung willen die natürlichen Ordnungen, die Schöpfungsordnungen destruiert werden, isb. die Ordnung des Volkstumes und des Volksstaates.    

Zusatz: Es muß festgehalten werden, daß Paulus Staaslehre, Röm 13 auch für den kommunistisch-atheistischen Staat gilt. Das schließt nicht aus, sondern notwendigerweise ein, daß etwa die in China staatlich erlaubten "Abtreibungen" als Kindermord zu verurteilen sind, Röm 13 wird aber die Kirche daran hindern müssen, prinzipiell die in China praktizierte Todestrafe zu verurteilen.   

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