Montag, 22. August 2016

Desinteresse an der Theologie (Teil 3)

Die ökumenische Bewegung war mal "in", man wollte nur noch christlich sein, alles Konfessionelle hinter sich lassend nur ...Aber dem standen die Lehrdifferenzen gegenüber. Sie konstituierten einerseits die Identität der Konfessionen und mit ihrem Anspruch, die wahre Lehre zu sein, setzten sie auch  den innerkonfessionellen Konflikt. Sein Gewicht erhielt dieser Konflikt durch die Annahme, daß es Gott selbst nicht gleichgültig ist, wie wir ihn denken und wie wir ihn verehren. Nur in der wahren Konfession wird Gott adäquat gedacht und geehrt. Wie könnte Gott da selbst ein Wohlgefallen an der nicht korrekten Gotteslehre und der nicht adäquaten Gottesverehrung haben? Aus diesem Wissen entspringt der Wille zur rechten Theologie, der Orthodoxie und der Orthopraxie, der Lehre vom rechten Lebenswandel.
So lange so gedacht wurde, gab es für die Katholische Kirche nur eine legitime Gestalt der Ökumene, die der Rückkehrökumene, daß die Abgefallenen in die eine wahre Kirche reintegriert werden. Es war der Wille zur Repatrierung! Heute gilt diese Vorstellung katholischen Ökumenikern als für den Dialog mit Evangelischen unzumutbare Lehre. Das zwischen Katholisch und Evangelisch Differente soll nun als gleichgültig entwertet werden, als bloße Lehrdifferenzen von theologischen Schulen, die aber eigentlich harmonisch in einer Kirche existieren könnten, ohne daß dadurch die Einheit der Kirche gefährdet würde.
Nun reduzierte sich im Laufe des ökumenischen Diskurses das Ziel auf eine wechselseitige Anerkennung als jeweils wahre Kirche. Das konnte aber nur gelingen, indem nun die Differenzen als bedeutungslos entwertet wurden! Ob es in der Kirche 7 oder nur 2 Sakramente gäbe, nicht wichtig, ob der Grundtext der christlichen Religion der hebräische Kanon und das Neue Testament bildet, oder der Septuagintakanon plus das Neue Testament, nicht wichtig...Aus dieser Entwertungstendenz um der wechselseitigen Anerkennung heraus mußte ein Desinteresse an der Theologie erwachsen, denn sie stand nun unter der Anklage, durch dogmatische Spitzfindigkeiten da Differenzen zu konstruieren, wo es doch nur einen christlichen Glauben gäbe- aber leider viele Dogmatikern, die im ewigen Widerstreit zueinander leben. 
Wir kennen das: Ach, irgendwie ist der Jesus schon im Abendmahl oder der Eucharistie präsent. Dogmatiker haben dazu die allerkompliziertesten Lehren aufgestellt, die nur ihnen verstehbar sind, und die für das christliche Leben völlig irrelevant sind- lasset uns also, Katholiken und Evangelische gemeinsam das Abendmahl/die Eucharistie feieren und den Dogmatikern überlassen wir dann das Streiten um des Streitens willen. Diese Grundhaltung wider das theologische Denken bestimmte und bestimmt den ökumenischen Diskurs. 
Das Ringen um Erkenntnisse wurde dabei ersetzt durch das Wohlgefühl, daß man doch in Allem eins sei, alles Dogmatisch- Theologisches hinter sich lassend. Wird dies Konzept dann auch noch im intereligiösen Dialog praktiziert, wird alles spezifisch Christliche zu einer Nebensache erklärt, Hauptsache man glaube an einen Gott und lebe anständig. Hier muß dann alles theologische Denken untergehen in dem einen Willen zur Vergleichgültigung aller Religionen. Wo das theologische Denken Differenzen erkennt, da verschwinden alle erkannten Unterschiede dann in den Nebeln der ökumenischen Waschküche: alles gleich grau.  

Eines bleibt aber völlig ungeklärt: Wie gewiß ist es, daß Gott es selbst gleichgültig ist, wie wir Menschen ihn denken und wie wir ihn dann auch verehren? Warum offenbarte er sich uns, wenn er nachträglich uns lehrte, daß seine eigene Offenbarung unwichtig sei für das Heil des Menschen. Daß diese neue Gotteserkenntnis keine Erkenntnis Gottes ist, sondern ein Produkt der Zensur Gottes, das versucht mein Buch: Der zensierte Gott, Patrimonium Verlag darzulegen!               

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