Dienstag, 16. August 2016

Der Anfang des theologischen Denkens

Jedes theologische Denken hat seinen Anfang, seine Mitte und sein Ziel im Denken Gottes. Dabei ist die doppelte Bedeutung des Genitives zu beachten, Gott als Subjekt seines Denkens und als Objekt unseres Denkens. Fundamental: Weil Gott sich selbst denkend ist, kann er auch ein Objekt unseres Denkens sein, das dann beanspruchen kann, ein wahres Denken zu sein.
Wer aber auf die innerchristlichen und auch innerkatholischen Dispute unserer Zeit schaut, eines ist unübersehbar: Die Gotteslehre spielt in ihnen fast keine Rolle! Es drängt sich der Eindruck auf, als hätten all die Kontroversen, isb. in der Moralthologie nichts mit der Gotteserkenntnis zu tuen. Nur, könnte es nicht sein, daß die Dispute in den Grundsatzfragen der Moralehre, aber auch grundlegender, die Frage nach der Stellung der Kirche in der Gesellschaft und in der Welt, wesentlich Folgen von Unklarheiten in der Gotteslehre sind- daß, wenn das Fundament aller Theolgie: wie ist Gott zu denken? als Nebensächlichkeit erscheint, weil man gleich in medias res der kontroversen Themen einsteigen will. So frägt man, wie tolerant sollen alle Religionen miteinander umgehen, ja einige meinen nicht nur, sondern praktizieren es so auch, daß sie nichtchristlichen Relgionen helfen, ihre Religion in Deutschland praktizieren zu können. Selbstveständlich wird dabei nicht gefragt, wie eine solche  Praxis Gott wohl beurteilen würde- man frägt nur noch: Dient das unserem Miteinander?
Wenn das Anliegen der christlichen Theologie das ist, Gott zu erkennen und seine Erkenntnisse aus den Quellen der möglichen Gotteserkenntnis zu produzieren, aus dem ersten Buch Gottes, seiner Schöpfung und der übernatürlichen Offenbarung in der hl.Schrift, so ersetzt zusehens diese objektbestimmte Erkenntnis Gottes die, wie wir uns Gott zu denken haben, damit er unseren Bedürfnissen entspricht. Gott muß eben, wenn er noch unser Gott sein will, einer sein, der unseren Vorstellungen von Gott entspricht.Er muß wenigstens die Menschenrechte auch für sich bejahen und so sich verpflichten, niemand ob seiner Religion zu beurteilen, denn die Gretchenfrage Goethes: Wie hältst du es mit der Religion? darf keine mehr sein, deren Beantwortung zur Beurteilung von Menschen herangezogen werden darf.
Gott wird so demokratisch und postmodernistisch zensiert, damit er uns passend wird. Das ist das große Geheimnis der Theologie in und nach der Aufklärung! 
Dem versuche ich in meinem Buch: "Der zensierte Gott. Wie uns Gott in den Zeiten der Verdunkelung der Wahrheit abhanden kam " nachzugehen- eine Spurensuche nach dem Gott hinter der Aufklärung, die das Licht der Gottesoffenbarung verdunkelte, uns Götzenbilder beschert, um Gott zu verdunkeln. Dabei gehe ich davon aus, daß die vielen jetzigen innerchristlichen Differenzen ihren Grund in einer verdunkelten Gotteserkenntnis haben, dem Anfang des theologischen Denkens. Nur, das ist eben dem praktisch orientierten Denken zuwider:Das ist ja nur Theorie, wir wollen nur sofort praktisch umsetzbare Gedanken- aber gerade diese Theoriefeindlichkeit führt eben automatisch zu einer zum Scheitern verurteilten Praxis, denn sie erstrebt eine erkenntnislose Praxis.   
    

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