Montag, 11. Juli 2016

Wer vesuchte Jesus Christus? Oder der Modernismus in der Predigt!

Vor einiger Zeit erzählte mir eine Bekannte, sie habe eine ihr wirklich gut gefallene Auslegung zur Geschichte der Versuchung Jesu gehört. Der Prediger erklärte nämlich, daß man in der Antike innere psychische Vorgänge gern als von Außen verursacht sich vorgestellt habe. So erklärte man sich das spontane Verlieben durch den Amorpfeil, der ins Herz treffend es zur Liebe entflamme. Und so hätte man eben auch vom Teufel gesprochen, von seinen Versuchungen, wenn eigentlich innere böse Neigungen unser Wollen zu beeinflussen versuchen. Aber natürlich versuche uns kein Teufel, sondern es wären nur unsere bösen Neigungen! Man müsse eben das entmythologisieren. 
Aber wer hat dann Jesus Christus in der Wüste versucht, wenn es denn Teufel gar nicht gibt, sodaß er den Sohn Gottes gar nicht versuchen konnte? Soll nun Jesus selbst in sich böse Neigungen gehabt haben oder hat dann die Versuchung gar nicht stattgefunden, wäre sie also nur eine frei erfundene Lehrgeschichte:Lasse dich nicht versuchen!Darüber schwieg sich der Prediger aus: Hauptsache der Teufel ist wegrationalisiert! 
Aber wie nun, wenn man den in der romantischen Literatur wieder auftretenden Teufel mit seinen Daimonen als einen Gewinn gegenüber der Aufklärung ansehen würde! Daß vielleicht die Schauerromantik, man denke etwa an M.G. Lewis wunderbaren Roman: "Der Mönch" oder an E.T. A. Hoffmanns "Elixiere des Teufels" ein Mehr an Realitätsgewinn darstellen, indem sie das von der Aufklärung Wegszensierte und verdrängte wieder zur Sprache bringen?
Merke: So wie die christliche Religion das Gute nicht als etwas rein Weltimmanentes versteht, so wenig deutet sie das Böse in der Welt als etwas rein Weltimmanentes! 
N. Kohl in seiner dem Roman beigefügten Essay in der nseltaschenbuchausgabe it 907 sieht das ganz anders: "Die Einführung schwarzer Rituale, des Hexenzaubers und anderer Erscheinungen des Übernaürlichen macht freilch nicht die Originalität des Romans aus. Solches vermag den heutigen Leser weit weniger zu beunruhigen als die Einblicke in die dunklen, abgründigen Seiten der meschlichen Seele.Tiefenpsychoogisch interpretiert, sind viele Manifestationen des Übernatürlichen samt ihrer verwirrende, unheimlichen oder desruktiven Wirkung nichts weiter als die Dämonsierung der Triebe im psychische Apparat." (S. 545). Das Übernatürliche ist eben nichts anderes als das nach außen hin projizierte innermenschliche Triebleben. Nur, wird der Essayist damit dem Roman" Der Mönch" auch gerecht? Ist es nicht das Anliegen dieses Romanes, eben auf das Übernatürliche als mitten im Natürlichen Wirksame zu verweisen? Diese tiefenpsychologische Interpretation beraubt dem Roman seines inneren Lebens wie der Prediger die Versuchugsgeschichte Jesu Christi abtötet durch das Interpretament, daß nicht der Teufel sondern nur unsere dunklen Triebe uns verführten. 
Zudem wird das Romantische hier in seiner kritischen Stellung zur Aufklärung verkannt, denn so gedeutet, wäre die Romantik der Aufklärung gegenüber ja nur ein Mehr an Aufklärung, weil es nun auch das Übernatürliche in seiner daimonischen Erscheinung noch aufklären wollte als etwas rein Weltimmanentes! 
Wie nun, wenn die romantische Literatur eben nicht nur eine literarische Bereicherung gegennüber der Aufklärungsliteratur wäre mit ihrer Tendenz zum rein Moralistischen, sondern auch ein Ausdruck dafür wäre, daß in ihr die aufklärerisch reduzierte Wirklichkeit sich wieder in ihrer Gänze zurückmeldet, daß das Verdrängte sich in der Romantik neu wieder zur Sprache bringt, daß eben das Übernatürliche und gerade auch das Daimonische zu unserer Lebenswirklickeit dazu gehört!                      
               

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