Dienstag, 19. Juli 2016

Lesefrüchte: Leben im Kloster

Bekenntnisse eines Mönchs:
" Ich habe die Welt sehr früh verlassen und mich hinter dieseMauern zurückgezogen, um Gott im Gebet und im Fasten zu dienen. Doch neben größter Gelehrsamkeit und erhabenster Mystik habe ich hier die schändlichsten, verderbtesten Sitten vorgefunden.[...]Die Abtei ist wie ein großes, vom Sturm geschütteltes Schiff, das überall knarzt. Aber sie wird nicht untergehen, solange es in ihren Mauern noch betende Seelen gibt. Einige wenige von uns sind fest entschlossen, hier um jeden Preis das büßende, nach Heiligkeit strebende Leben zu führen, zu dem wir bestimmt sind. Ach! Was lässt sich der Satan nicht alles einfallen, um uns von unserem  Weg abzubringen...Wer nie hinter Klostermauern gelebt hat, hat den Satan niemals ins Gesicht geblickt."Anne Golon, Angelique, Die junge Marquise, übersetzt: N. Lemmens, 2008, S.182
Die Welt, die die Klostermauern ausschließen sollen, reproduziert sich innerhalb der Mauern aufs neue, denn die Welt ist ja auch das Produkt des Menschen, der nun innerhalb der Mauern nur das wieder hervorbringt, was er vordem bei der Schaffung der Welt produzierte- und beides Male mit der tatkräftigen Unterstützung des Satans. Scheitern nicht alle Projekte des "neuen Menschen" darin, daß der "neue Mensch" so sehr ähnlich dem alten Adam bleibt?    

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