Dienstag, 14. Juni 2016

Irritierendes - von Gott bestimmt sein?

"Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren." (Apg 10,48) Alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren durch Gott, wurden gläubig, bedeutet das auch, daß alle, die nicht zum ewigen Leben bestimmt waren, nicht gläubig wurden? Fragen wir weiter:Kann nur der so gläubig werden, der von Gott dazu erwählt ist und kann deshalb der, der nicht von Gott zum ewigen Leben bestimmt ist, nicht gläubig werden?
Am simpelsten wäre die Vorstellung, daß Gott allen Menschen gleichermaßen den Glauben ermöglichen will, daß es aber nun allein an dem Menschen liegt, ob er gläubig wird oder nicht. Dann hätte es in der Apostelgeschichte lauten müssen: "und all die wurden gläubig, die die Möglichkeit zu glauben, die Gott jedem Menschen gewährt, verwirklichten.Gott bestimmt jeden Menschen zum ewigen Leben, aber nur die, die Gottes Bestimmung annehmen, werden dann auch ewig leben!
Und dieser simple Vorstellung entspräche ja auch der Glaube an den Gott, der das Heil aller Menschen wolle. Wenn Gott das Heil jedes Menschen wolle und das Heil des Menschen doch auch abhängig sei von Bedingungen, die der Mensch zu erfüllen habe, damit er ewig leben dürfe, dann müßten das um der Gerechtigkeit Gottes willen nur Conditionen sein, die im Prinzip jeder Mensch auch erfüllen könne.Dann kann die Bedingung, nur wer glaubt, wird ewig leben, nur dann eine Bedingung für das Erreichen des Zieles des ewigen Lebens sein können, wenn es eine Menschenmöglichkeit sei, zu glauben, bzw. daß Gott es jedem Menschen ermöglicht, zu glauben. Gäbe es aber Menschen, die, weil sie nicht bestimmt sind zum Glauben, nicht zum Glauben kommen können, wie könnte dann ihr Nichtglaube der Grund dafür sein, daß sie nicht eingehen können in das ewige Leben? 
Wir stehen damit vor einem der größten Probleme der christlichen Theologie, dem, das den Begriff der Prädestinationslehre bezeichnet.
Etwas Dunkles und Geheimnisvolles verdunkelt so die Vorstellung, die uns so genehme, von Gott, der einfach nur das Heil von jedem Menschen wolle, sodaß es allein an jedem Menschen läge, ob er das Ziel des ewigen Lebens erreiche oder auch nicht. 
Jemand feiert seinen Geburtstag, er lädt Freunde und Verwandte zur Feier ein; viele lädt er ein zu seinem runden Geburtstag, aber nicht jeder Eingeladene wird kommen zur Feier, einige sagen ab oder müssen auch absagen, aus welchen Gründen auch immer. Nur, es gibt auch Menschen, die überhaupt nicht eingeladen werden zur Feier, von denen dann nicht gilt, daß sie nicht kamen, obzwar sie eingeladen wurden. Was würde wohl auch der Einlader sagen, käme ein Nichteingeladener zur Feier, hoffend auch teilzunehmen: Ist das nicht eine Fete für jedermann? 
Sollte Gott, wie wir zu einer Privatfeier einladen, auch nicht jeden einladen sondern nur die, die er auch einladen will, sodaß es auch Menschen gibt, die er nicht einläd, weil er sie nicht einladen will? 
Gäbe es ein moralisches Recht auf eine Einladung zum ewigen Leben, dann verhielte sich Gott zutiefst unmoralisch, lüde er nicht jeden Menschen ein. Aber die christliche Theologie spricht davon, daß es Gnade ist, zum ewigen Leben eingeladen zu werden von Gott und eben kein Menschenrecht, daß es mir ob meines Menschseins quasi zukäme, von Gott eingeladen zu werden! Genauer genommen hat der Mensch ob seiner Sünde den Anspruch, von Gott zum ewigen Leben eingeladen zu werden, verloren, wenn hier überhaupt von einem Anspruch die Rede sein darf. Daß Gott ein den Menschen liebender Gott sei, gerät so in einen Widerstreit zur Vorstellung, daß er als gnädiger auch bestimmte Menschen nicht zum ewigen Leben erwähle. Würde aber geurteilt werden, daß Gott als Liebe allen Menschen gnädig sein müsse, dann verlöre der Begriff der Gnade seinen Sinn, es wäre dann die Natur Gottes, gnädig zu sein.  
Nun impliziert die Vorstellung einer Einladung immer auch die Vorstellung, daß eine Einladung eingenommen werden kann, oder daß sie auch abgelehnt werden kann. Aber die Apostelgeschichte schreibt, daß Menschen zum ewigen Leben durch Gott bestimmt sind. Meint ein Bestimmtsein durch Gott nicht etwas anderes als daß er einem Menschen die Möglichkeit gewährt, ins ewige Leben eingehen zu können, insofern der so Eingeladene die göttliche Einladung annimmt? Also: Wen Gott zum ewigen Leben bestimmt, der geht auch ins ewige Leben ein, weil Gott ihn dazu bestimmt hat. Das wäre ein theozentrischer Determinismus, aber genau der widerspräche doch Gottes Umgang mit dem Menschen, daß er ihm einen freien Willen gab, weil er in Freiheit zu Gott Ja sagen solle und nicht durch Gott determiniert! Ergo darf die Vorstellung einer göttlichen Bestimmung nicht den Menschen als durch Gottes Bestimmen seiner Freiheit beraubt gedacht denken! Gott bestimmt Menschen, ohne daß er dabei des Menschen Freiheit negiert! 
Eine in der Theologie vertretende Lehre besagt nun, daß Gott vorauswüsse, daß wenn er einem bestimmten Menschen die Möglichkeit zum zum Glaubenkommen gäbe, ob dieser dann den Glauben annähme oder auch nicht, sodaß er ob dieses Vorauswissens nur den zum ewigen Leben bestimme, von dem er so vorausweiß,daß der Ja sagen werde. Damit würde Gottes Vorherbestimmen in einer Relation über Gottes Vorauswissen über den Menschen sich befinden, daß er ob seines Vorauswissens Menschen zum ewigen Leben  bestimme! 
Es ist so leicht verständlich, daß die zeitgenössische Theologie die Prädestinationslehre wie ein Schmuddelkind behandelt, nämlich am liebsten gar nicht, oder man löst das Problem einfach, in dem man solche prädestinatorischen Aussagen verliest: Gott bestimme jeden Menschen zum ewigen Leben, aber wer nicht ewig leben wolle, dem zwingt Gott dann auch nicht ein ewiges Leben auf! Nur, es muß auch konzediert werden, daß es auch in der traditionellen Theologie für diesen Problemkomplex keine befriedigende Antwortkonzeption gibt.                                  

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