Sonntag, 15. Mai 2016

Pfingsten Die Stille Post und der Hl. Geist

Eine Reihe von Frauen und Männern, viele, sagen wir 50. Der Erste wendet sich an den Zweiten, ihm eine Geschichte ins Ohr flüsternd, sodaß kein anderer sie mithören kann. Der Zweite erzählt sie dann so dem Dritten...bis die stille Post beim Fünfzigsten angekommen ist. "Mir ist erzählt worden!" Dann sagt er, was er vom 49. gehört hat. Die Preisfrage lautet nun: Wie viel Ähnlichkeit hat die 49.Erzählung noch mit der Ersterzählung! Der Jux an diesem Spiel besteht einfach in der Wahrnehmung der Differenz der Urgeschichte mit ihrer 49. Variante. 
Kirchenkritker urteilen, daß dies Geschick der Erstgeschichte dem des Evangeliumes gleicht. Es wurde immer wieder weitererzählt und schon als es verschriftlicht worden ist, waren es nur noch Variationen und freie Phantasien der Ersterzählung. Und im Laufe der Geschichte bildete sich dann die kirchliche Lehre heraus, die dann kaum noch etwas mit dem Anfang gemein habe. Raum und Zeit hätten den Urtext verändert, indem die Ersterzählung immer wieder sich verändernden Kulturräumen eingepaßt wurde. So sage eben das vom 37. Empfänger Weitererzählte sehr vieles über dessen Besonderheiten und Vorlieben und seiner Phantasie aus, aber kaum noch etwas über die Ersterzählung. 
So wäre es wohl, wenn es in der Kirchengeschichte rein menschlich zuginge. Aber Gott stattete seine Kirche mit dem Hl. Geist aus. Der ist nun der Garant dafür, daß die 50. Erzählung genauso wahr ist wie die Ersterzählng! Nicht verdankt sich die Wahrheit der Evangelien den ausgiebigen historischen Erforschungen  der Evangelisten, sondern dem Wirken des Hl. Geistes, was natürlich nicht ausschließt, daß, wie es Lukas selbst von sich berichtet, die Verfasser historisch sorgfältig recherchierten, bevor sie ihr Evangelium niederschrieben! Aber nicht ihre Recherche sondern der Hl. Geist selbst ist der Garant dafür, daß das vom 50. noch Erzählte mit dem übereinstimmt, was der Erste erzählte.
Nun könnte man fragen, wozu denn der Christ noch des Hl. Geistes bedürfe, da wir doch die ganze Wahrheit in der Bibel haben und sie doch da nur noch nachzulesen bräuchten. Ein Problem gibt es nun aber dabei: Es gibt unendlich viele Bücher und einige von ihnen sagen dem Leser: In mir und nur in mir steht die ganze Wahrheit geschrieben. Die Wahrheiten widersprechen sich; also können nicht alle Wahrheitsbücher gleich wahr sein! Wie erkenne ich nun das wahre Buch, wie kann ich das von den anderen unterscheiden? 
Stellt man vor mir 10 Trinkgläser mit der Aufforderung, das eine Weinglas unter den zehn zu ergreifen, dann kann ich das nur, wenn ich weiß, was ein Weinglas ist. Dies Wissen vom Weinglas ist so die notwendige Voraussetzung davon, es erkennen zu können. Aber wie unterschiedlich sind doch die Weingläser, man denke nur an Weiß- und Rotweingläser! Was bedeutet es also, wenn ich sage, daß ich weiß, was ein Weinglas ist? Ich verfüge über den Begriff des Weinglases, der so verfaßt ist, daß ich jedes existierende Weinglas als einen Fall der Realisierung des Begriffes des Weinglases erkennen kann. Verlangt man nun von mir, den Begriff des Weinglases zu explizieren, bingt mich das in der Regel in arge Bedrängnis. Der Begriff wird mir plötzlich selbst sehr unklar. Aber sobald mir ein Bier- und ein Weinglas vor die Augen gestellt wird, weiß ich ad hoc, welches von beiden das Weinglas ist. Es ist so, als wenn sich der Begriff des Weinglases erst dann aktualisiert, wenn ich ein Weinglas sehe, zuvor ist mir der Begriff in eigentümlicher Unklarheit nur präsent.
Stehen vor mir 10 Bücher, die von sich sagen: Nur ich bin die Wahrheit, dann ist es der Hl. Geist, der uns in funktionaler Ähnlichkeit zum Begriff des Weinglases das Vermögen vermittelt, das wahre von den unwahren Büchern zu unterscheiden! Ohne den Geist stünden wir vor den 10 Büchern wie vor 10 Gläsern ohne ein Wissen von dem, was ein Weinglas ist und welches somit von den 10 ein Weinglas darstellt.
Gott gab und gibt der Kirche den Hl. Geist, damit sie so in der Wahrheit bleibt, weil sie das Wahre vom Unwahren unterscheiden kann!  

Corollarium 1
Jeder sieht nur, was er kennt. Damit warb ein Reiseführer für sich. Trotz dieser kommerziellen Abzweckung ist dies eine sehr tiefsinnige Erkenntnis!  

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