Montag, 18. April 2016

Die Katholische Kirche, Papst Franziskus und das Radio Eriwanprinzip

" Im Prinzip hat mir der Arzt das Alkoholtrinken untersagt,aber in Einzelfällen..." spricht der Gast und ordert seinen 11.Schnaps beim Wirt. Ist Papst Franziskus der Papst des Radio Eriwanprinzipes, so daß wir nun sein offizielles Schreiben zu Ehe und Familie vor uns liegen haben, in dem weit und breit das Prinzipielle dargelegt wird, um dann in einer Fußnote zu sagen: All das hier prinzipiell Geschriebene gilt eben nur prinzipiell, aber nicht in jedem Einzelfall? Dahinter stünde dann eine erkenntnistheoretische Vorentscheidung, die da besagt, daß dem einzigartigen individuellen Fall ein Allgemeinprinzip nie ganz gerecht wird, weil etwas Allgemeines auf etwas Einzigartiges angewandt wird. Der Begriff des Baumes erfaßt eben nie die Individualität des Einzelbaumes, so wie er jetzt vor mir steht. Darum verfehlen Begriffe immer das Einzelne, aber nur das ist das Wahre, so der Nominalismus. Und darum muß jeder Einzelfall für sich begutachtet werden. Nur setzt jedes Begutachten wieder die Anwendung von normativen Kriterien voraus, ja, ist nichts anders als die Beurteilung von etwas im Lichte solcher normativen Kriterien. Ohne sie ist nur eine Beschreibung dessen, was der Fall ist, möglich, ohne daß eine Bewertung aus der indikativischen Beschreibung deduzierbar wäre. 
Oder ist das genau die päpstliche Lösung der Kontroverse:Dürfen Gechieden-Widerverheiratete nun das Sakrament der Eucharistie empfangen? Nein, im Prinzip nicht, aber im Einzelfall dann doch?  

Papst Franziskus ist ein Jesuit. Frägt ein Domikanernovize seinen Ausbilder: Darf ich während des Rosenkranzbetens rauchen? "Niemals", erhält er als Antwort. Ein jesuitischer Novize frägt seinen Ausbilder,ob er während des Rauchens einen Rosenkranz beten darf? und er erhält die Antwort: "Das ist sehr fromm, selbst während des Rauchens zu beten." Es ist wohl eine besondere jesuitische Tugend, am Dogmatisch-Normativen festzuhalten und doch im Einzelfall - in der Praxis also- das Gegenteil davon zu praktizieren und das für ganz in Ordnung zu halten.

Papst Franziskus wurde nun angefragt, ob es denn nun eine konkrete Möglichkeit gebe, daß Geschieden- Wiederverheiratete die Kommunion empfangen dürften. Er respondierte darauf:
Papst Franziskus: Ich könnte sagen Ja und Punkt. Aber das wäre eine zu knappe Antwort.  (Kath info am 17.4.2016). Zu knapp, weil hier das prinzipielle Nein nicht zum Tragen käme,das aber ein Ja im Einzelfall nicht ausschließt! Besiegt so der Papst mit dem Radio Eriwanprinzip die Moralthologie der Kirche? Im Prinzip schon, aber im Einzelfall dann doch nicht immer?

Inzwischen ist unser Gast beim 20. Schnaps angelangt, prinzipiell trinke ich keinen mehr, nur noch in Einzelfällen! und fällt betrunken vom Barhocker! Ist das die Zukunft der Katholischen Moraltheologie unter Papst Franziskus? 

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