Montag, 11. Januar 2016

Was Firmlinge über die Taufe erfahren- oder die Lust an Konfusionen!

Firmlinge sind getaufte Christen, die nun auf den Empfang des Sakramentes der Firmung vorbereitet werden. Zu dieser Präparation gehört es auch, daß sie besonders zum Gottesdienst eingeladen werden und sie da "sich einbringen", wie man das heuer so im Gemeindesprech benennt. Das Fest der Taufe Jesu Christi bot dazu einen guten Anlaß. Nur, daß ein Kenner heutiger "Gemeindetheologie" da schon Schlimmes erahnt. 
Auf der theologischen Sachebene gründet sich das Problem in der Fragestellung der Beziehung der Taufe Jesu Chrisi, die er selbst empfangen hat von dem Täufer Johannes zu der Taufe, die Jesus Christus als Sakrament selbst eingesetzt hat. Gemeindebezogener gefragt: Was bedeutet die Taufe Jesu, die er selbst empfangen hat, für das Getauftsein der Firmlinge?
Eines irritiert! In der Apostelgeschichte 19, 1-7 erfahren wir von Menschen, die die Taufe des Johannes empfangen hatten. Als sie gefragt wurden, ob sie den Hl. Geist dabei empfangen haben, respondierten sie, daß sie noch nie etwas vom Hl. Geist gehört hätten, sie haben die Taufe des Johannes empfangen. Daraufhin tauft der Apostel Paulus sie mit der christlichen Taufe und legt ihnen die Hände auf, sodaß sie den Hl. Geist empfngen. Damit stehen wir vor der Taufe des Johannes und der sakramentalen christlichen Taufe, die der Heiland selbst engesetzt hatte und dem Sakrament der Firmumg. das ist die Handauflegung zur Übermittlung des Hl. Geistes. So distinguiert ja auch Apostelgeschichte 8, 14-17 die Taufhandlung von dem Sakrament der Firmung. Da gab es Gläubige,die auf den Namen Jesu getauft worden waren, aber die noch nicht den Hl. Geist empfangen hatten. Petrus und Johannes tauften sie nun nicht noch mal, weil die Taufe im Namen Jesu Christi eine gültige war, aber sie legten ihnen die Hände auf, aufdaß sie den Hl. Geist empfingen.
Drei Größen stehen so nun vor unserem Auge, die Taufe des Johannes, das Sakrament der Taufe und das der Firmung. So erahnen wir schon die nun auf uns bzw. die Firmlinge zukommende Konfusion, daß eben diese drei Größen munter und fröhlich durcheinander gewirbelt werden.
Als Jesus getauft worden war, da öffnete sich der Himmel und der Hl. Geist kam in der Gestalt der Taube auf ihn und eine Stimme rief: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe." Mt 3, 16f. Eigentlich alles klar, läse man genau! Die Taufe ist schon abgeschlossen und dann kommt erst der Hl. Geist auf Jesus nieder! Denn die Taufe des Johannes vermittelt nicht den Hl. Geist. Täte sie das, wozu wäre dann noch die christliche Taufe eigens eingesetzt worden! Die Aussage Gottes: "Das ist mein geliebter Sohn", gehört nicht zum Taufakt und ist auch nicht eine Antwort Gottes auf das Ereignis der Herablassung des Hl. Geistes auf Jesus Christus. Denn für Jesus Christus gilt, daß er von Ewigkeit her der Sohn Gottes war und ist und sein wird! Nicht wurde er erst durch die Taufe zum geliebten Sohn Gottes! Verwechselt man nun die Taufe, die so Jesus empfangen hat, mit der, die die Firmlinge empfingen, entstehen Verwirrungen ärgster Art:
entweder soll nun gelten, daß wie Jesus durch die Taufe zu einem Geliebten Gottes wurde, sie auch zu Geliebten wurden (das widerspricht aber der Christologie vollkommen),
oder es soll gelten, daß wie Jesus Christus immer ein schon von Gott Geliebter war, so seien es auch die Firmlinge. Damit würde aber das Sakrament der Taufe aufhören, ein wirksames Zeichen zu sein, also ein Sakrament, und es würde degradiert zu einer solenen Feier, in der ausgedrückt wird, was unabhängig vom Empfang der Taufe dem Zutaufenden schon gelte.
"Du bist mein geliebter Sohn" ist nun eine strikt christologische Aussage und gilt so exclusiv dem einzigen Sohn Gottes. Nicht wird jeder Getaufte zu einem Sohn oder einer Tochter Gottes - wir werden zu Kindern Gottes! Wenn man aber die Taufe des Johannes mit der christlichen verwechselt und dann noch die Aussage: "Das ist mein geliebter Sohn" für eine Erklärung der Wirkung der Johannestaufe ansieht, dann löst sich alles in einer einzigen Konfusion auf.
Und was bleibt für das Sakrament der Taufe übrig? Hielte man sich an die Ordnung des Urchristentums: die Gabe des Hl. Geistes, daß er durch das Sakrament vermittelt wird, denn die Apostelgeschichte distinguiert zwischen dem Akt der Taufe und dem Akt der Handauflegung zur Übermittlung des Hl. Geistes.
Aber statt dieser Ordnung bleibt in der gemeindegemäßen Umgestaltung nur noch übrig, daß Gott Ja sagt zu den Zutaufenen wie zu den Zufirmenden und daß das eigentlich jedem Menschen gelte, sodaß diese beiden Sakramente nur zum Ausdruck bringen, was unabhängig von ihnen allen Menschen sowieso gelte, daß Gott jeden Menschen liebe.

Leider ist diese Konfusion keine zufällige Entgleisung oder Verwirrung in der Kirche. Sie ist die logische Konsequenz der Umformung der chrislichen Religion in einen religiösen Humanitarismus. Nicht mehr die Erlösungsbedürftigkeit und Erlösung des Menschen durch Jesus Christus macht das Zentrum aus, sondern der Glaube an den Wert des Menschen, der Menschenwürde, die theozentrisch begündet wird mit dem Jasagen Gottes zu jedem Menschen ob seines Menschseins.Taufe und Firmung veranschaulichen dann nur noch dieses Bejahtsein (durch Gott). Und wenn dann noch was Moralisches dazukommt, dann, daß eben jeder Mensch ob seines Wertes zu achten ist.

Corollarium 1
Der reformierte Dogmatiker Karl Barth begründete seine Ablehnung des Verständnisses der Taufe als eines Sakramentes vor allem mit seiner Auslegung der Taufe Jesu, die er empfangen hatte, als der christlichen Taufe. Wie Jesus nicht erst durch die Taufe ein Bejahter Gottes wurde, so wäre es auch bei uns, wenn wir getauft werden mit der christlichen Taufe. Sie sei vielmehr unsere ethische Antwort auf Gottes Ja zu uns Menschen als Selbstverpflichung zum christlichen Leben. Deshalb verwarf er auch die Säuglingstaufe und forderte die Erwachsenetaufe, weil sie unsere ethische Antwort auf Gottes Ja sei und das setze unsere Mündigkeit voraus ! Der Anfang dieses Irrtumes: die Verwechslung der Taufe des Täufers Johannes mit der christlichen Taufe!               
                

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