Samstag, 2. Januar 2016

Der Papst und das Luthertum

"Wenn Sie Ihre Kinder lehren, was Jesus ist, warum Jesus gekommen ist, was Jesus uns getan hat, so tun Sie das Gleiche, mit luherischer wie auch mit katholischer Sprache, doch ist es das Gleiche." Das sagte nicht irgendein Dorfpfarrer in Kräwinkel zu einer Lutheranerin, sondern der hl. Vater Papst Franziskus anläßlich seiner Visite bei einer lutherischen Gemeinde. (nachzulesen in: Pater M. Gaudron, Papst besucht lutherische Kirche in Rom. Zweideutikeiten, Halbwahrheiten und Irrtümer, in: Mitteilungsblatt "Instaurare omnia in Christo", Jänner 2016, Nr.444, S.33.) Die Katholische Kirche und das Luthertum lehrt also nach diesem Ausspruch des Papstes "das Gleiche" über Jesus nur eben in lutherischer und nicht in katholischer Sprache. Nur diese beiden verschiedenen Sprachen sagen "das Gleiche" über Jesus aus, nur eben in verschiedenen Sprachen! Soll man sich das so denken: daß ich das Vater unser in lateinischer oder deutscher Sprache beten kann, also in verschiedenen Sprachen und doch ist der Text des Gebetes der Gleiche? 
Diese Aussage wird wohl nur sinnvoll, wenn gmutmaßt wird, daß das was der Papst im selben Gespräch über die Taufe sagt:" Wir haben die gleiche Taufe",um dann zu ergänzen wenn unsere und eure Dogmatikbücher etwas anderes sagen, dann streiten wir nicht darüber, denn jetzt ist es Zeit für die >versöhnte Verschiedenheit<" (S.33) er auf den ganzen Glauben bezieht, daß im Prinzip Katholiken und Lutheraner das Gleiche glaubten, und wenn Dogmatikbücher das anders beurteilen, dann sind die eben für uns nicht relevant.
So einfach geht das also: Es wird einfach behauptet, daß Katholiken und Lutheraner "das Gleiche" glaubten und wird dagegen Einspruch erhoben, dann respondiert der Papst, daß dann eben die Dogmatikbücher, die die Differenzen betonen, zu vernachlässigen sind!
Das benutzt Papst  Franziskus zugleich als Steilvorlage gegen das Sakrament der Beichte. Er sagt zur Lutheranerin, daß, wenn ihr katholischer Mann zur Beichte ginge, sie vor den Herrn gehen könne, um da um Vergebung der Sünden zu bitten und Beide, der Katholik und die Lutheranerin tuen so "das Gleiche". (S.33). Ergo: zur Beichte gehen ist das Gleiche, als wenn ich in der Kirche vor dem Tabernakel kniend Gott um die Vergebung der Sünden bitte! Das priesterliche: Te absolvo ist also für den Papst überflüssig, denn es ist das Gleiche für ihn, ob ich Gott um Verzeihung bitte oder ob ich beichte!

Papst Franziskus begründetet diesen seinen totalen Relativismus theologisch so: "Beim Gericht, meint der Papst, wird Christus die Gläubigen nicht fragen, ob sie in die Messe gegangen sind, und die Priester nicht, ob sie eine gute Katechese gemacht haben. Die Fragen werden >von den Armen handeln; denn die Armut steht im Zentrum des Evangeliums<." Das heißt, Klartext geredet: Jesus Christus ist in seinem Endgericht die Frage der Religion und des Glaubens, wie lebtest Du die Religion?, gleichgültig, denn er wird nur nach unserer gelebten Humanität fragen, isb. unserem sozialen Engagement.

Das ist eine recht versimplifizierte Neuauflage des Pelagianismus, daß der Mensch im Gericht Gottes allein durch seine guten Werke, die der Solidarität mit den Armen konkret bestehen kann, und daß der Glaube und die Religion Christus dann gleichgültig sind. Das spezifisch Pelagianistische ist dabei die Lehre, daß die Bedingungen, um im göttlichen Gericht bestehen zu können, Bedingungen sind, die die Menschen zu allen Zeiten erfüllen konnten
sodaß Jesus Christus und seine Wahrheit nicht heilsnotwendig ist, denn das wäre eine Heilsbedingung, die nicht von den Menschen aller Zeiten erfüllbar gewesen sei, aber Gott, so Pelagius nur Bedingungen zum Heil einfordern könne, die alle Menschen zu allen Zeiten erfüllen konnten, um der Gerechtigkeit Gottes willen! Das pelagianistische Grundanliegen ist es nämlich, Jesus Christus als Grund und Bedingung des Heiles, daß man an ihn glaubt, zu streichen um der Universalität des Heilsmöglichkeit von allen Menschen willen.

Warum vertritt Papst Franziskus nun hier diesen von der Kirche verurteilten Pelagianismus? Weil er damit am simpelsten die Bedeutung aller Lehrdifferenzen zwischen der Katholischen Kirche und dem Luthertum liquidieren kann: alles nur unnützes Dogmatikwissen, aber es käme doch allein auf die gelebte Humanität an isb. als Armenfürsorge! Und er inszeniert sich dabei mal wieder sehr medienwirksam als Antidogmatiker auch als Seitenhieb gegen seinen päpstlichen Vorgänger. Das kommt in Zeiten des Antiintllektualismus gut an und dafür hat dieser Papst ein gutes Gespür: Wie komme ich mit was gut an - nicht bei Gott sondern in der Welt der Medien?   
                          

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