Donnerstag, 31. Dezember 2015

Deutschlands Schicksal- Unzeitgemäßes wider Luther

Emanuel Hirschs Essay: Deutschlands Schicksal, 1920 verfaßt, gehört immer noch zum tiefsinnigsten, was über Deutschland gedacht worden ist. Meine kleine Erwägung: Deutschlands Schicksal ist so eine kleine Homage an dieses Opus, ohne den Anspruch zu erheben, etwas dem Gleichwertiges hier publizieren zu können. 
Der Begriff des Schicksales soll hier eine Frage andeuten: Ist die Geschichte Deutschlands eine Serie von kontingnten Ereignissen, die summiert werden können zu einer Erzählung Deutschlands, oder ist sie ein sinnvolles Ganzes, theologisch deutbar. Als nach der Spaltung Israels in die zwei Staaten Juda und Israel der Staat Israel militärisch besiegt und genichtet wurde, da standen die Theologen vor der Frage der Deutung dieser militärischen Niederlage. Für sie war das eben nicht einfach ein kontingent historisches Ereignis, weil sie nach Gott frugen: Was tat er, als der Staat Israel vernichtet wurde von seinen Feinden? Der König des Staats Israel, Jerobeam "machte Israel vom Herrn abtrünnig und verführte es zu schwerer Sünde. Die Israeliten begingen all die Sünden, die Jerobeam begannen hatte, und ließen nicht von ihnen ab. Schließlich verstieß der Herr Israel von sich" (2.Könige 17, 21ff)und er strafte es durch diese Niederlage und die Exilierung. Hier wird die Geschichte des Staates Israel theologisch begriffen, weil Gott als der Herr der Geschichte geglaubt wird, sodaß es unvorstellbar ist, daß ein so gewichtiges Ereignis wie die Vernichtung des Staates Israel, in dem immerhin ein Teil des von Gott für sich erwählten Volkes lebte, ohne Gott sich ereignet haben könnte. Schicksal hieße hier, daß eben zu kurz gesehen würde, sähe man in diesem Ereignis nur ein kontingentes geschehen, daß eben eine Militärmacht den Staat Israel besiegt hat. Schicksal beagt, daß Gottes Hand hier das Geschehen regiert hat und daß es so erst begriffen ist, wenn es von Gott her gedeutet wird. 
Deutschlands Schicksal ist von großen Kriegen bestimmt: vom 30 Jährigen, über den 1. bis zum 2.Weltkrieg. Moderne Historiker sehen hier nur kontingente Ereignisse, auch wenn sie Gründe für den Verlauf eruieren können: "So geschah es, weil....", aber das "Weil" hat keine determinierende Kraft. Der Konjunktiv, es hätte auch sich anders ereignen können, gehört als impliziter Nebensatz bei jeder historischen Betrachtung mitgelesen. 
Aber müßte die christliche Theologie nicht weiterfragen? Wird sie ihrem Berufe gerecht, wenn sie  auf  die Frage nach der regierenden Hand Gottes in und über der menschlichen Geschichte nichts zu sagen weiß?, ja diese Frage gar ablehnt, weil für sie Gott eben nicht mehr in der Geschichte handelt, geschweige denn, daß er sie noch regiert? 
Wir verfügen nun mit der hl. Schrift, gerade im Alten Testament über ein Zeugnis, nein das Zeugnis, wie Gott regiert. Er hat es uns selbst durch seine Propheten offenbart. Also können wir uns nicht auf den Standpunkt zurückziehen, daß wir nicht wissen könnten, wie Gott regiert, weil er eben als Gott für uns Menschen völlig unbegreifbar sei. Er hat sich ja uns Menschen offenbart, damit wir ihn erkennen und begreifen können. 
Frägt man nach dem bdeutsamsten Ereignisse der Deutschen Geschichte, dann kann darauf es nur die eine Antwort geben: Martin Luther. Durch seine Reformation spaltete sich Deutschland in das Altgläubige und das Evangelische Deutschland, aber durch ihn spaltete sich auch die eine Kirche in die Katholische und die Vielzahl der protestantischen Glaubensgemeinschaften. Der innerchristliche Religionskrieg wurde so fundiert, der dann das 17. Jahrhundert bestimmte. Die Aufarbeitung dieses Religionskrieges unter dem Namen der Aufklärung brachte den Aufgang der Moderne, als entkirchlichtes Christentum bis hin zur Säkularisierung des öffentlichen Lebens. Religion wurde zur Privatsache in der Sphäre des trauten Daheims, während der Mann dann auszog ins "feindliche Leben" um des Broterwerbes willen, in der er zu leben hat, als gebe es da keinen Gott. Diese Abbreviatur der Folgen der Reformation könnten nun- und müßten nun auch noch- ausgemalt und detaillierter beschrieben werden. Darauf soll hier aber bewußt verzichtet werden, weil nun eine ganz andere Frage in den Mittelpunkt der Erwägung gestellt werden: "War Gott denn diese Reformation gleichgültig?" "Kann Gott sie gleichgültig gewesen sein?" 
Gilt das, was die hl. Schrift über Jerobeam aussagt: "Er mache Israel abtrünnig vom Herrn" nicht auch von dem Reformator Luther, der Deutsche und viele andere verführte und wegführte vom wahren Glauben? Und gilt nicht vom Deutschen Volke, was auch vom Staate Israel gesagt wird, daß es in der Sünde Luthers verharrte? Ist nicht der größte Krebsschaden des Katholizismus in Deutschland, daß er mit einem, manchmal gar mit beiden Augen sehnsuchtsvoll zum Deutschen Luthertum hinüberschaut und davon träumt, ihm gleich zu werden und den Katholischen Glauben so endgültig abzuschaffen? 
Kann Gott das wirklich gleichgültig sein? Es klingt sehr gewagt, aber muß man wirklich den Gedanken verabscheuen, daß seit Luther das Deutsche Volk unter dem Zorn Gottes stehen könnte und daß sich daraus unsere Geschichte, wie sie verlaufen ist, ergibt?
Mit der Wiedervereinigung 1989 erlebte dann das Deutsche Volk die Gnade Gottes, daß uns die verlorene  Einheit wiedergeschenkt wurde. Aber jetzt stehen wir vor dem möglichen Untergang unseres Volkes ob der selbstmörderischen Politik, die Deutschland zum Sozialstaat für die ganze Welt machen will. Ist dies ein Zeichen des Zornes Gottes über unser Verharren in der Sünde Luthers? Zürnt Gott uns, weil gerade der Beitrag der Deutschen Katholiken und ihrer Kirche zur Gesamtkirche nur der der Forderung nach der Protestantisierug und Lutheranisierung der Kirche ist? Ist so Luther unser Verhängnis,wie Jerobeam das des Staates Israels war? Wer all dies mit Gewißheit verneint, der möge sich fragen, ob denn Gott wirklich die wahre Religion so gleichgültig ist, daß er einfach nur zusieht, wie sie durch ein falsch gedeutetes Christentum zerstörrt wird?                                    

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Gott und die Gewalt- Sind wir alle Pazifisten? Zu Kardinal Müller

"Kurienkardinal Müller möchte, dass islamische Gelehrte und Politiker der Welt eindeutig zeigen, dass „Gewalt dem Willen Gottes widerspricht“, zitiert Kath net am 30.12. 2015 unter der Überschrift:"Der Islam muss sich von innen reformieren." Nun kann der Kardinal aber nicht umhin zu konzedieren, daß sehr wohl der Koran das Mittel der Gewalt für die islamische Religion bejaht. Er versucht so, einen inneren Widerspruch in den Koran hineinzuinterpretieren: Gott als Barmherzigen zu glauben, (so bezeugt der Koran seinen Gott) widerspräche es, wenn im Koran  dann ausgesagt werde, daß es Gottes Wille ist, daß um Gott willen Gewalt angewendet wird. Gewalt widerspräche dem Willen Gottes, sagt der Kurienkardinal! Jetzt nehmen wir das Gerede dieses hohen Würdenträgers der Katholischen Kirche mal ernst. Was für Folgen! Die Staatsgewalt widerspräche also dem Willen Gottes, daß der Staat mit dem Schwert regiert, um es paulinisch auszudrücken! Ja, der Deutsche Staat verfügt gar über eine Armee mit allerlei Waffen (von denen aber wohl einige nicht einsatzbereit sind, wenn man dem Gerede der Medien diesbezüglich Glauben schenken darf) und über mit Pistolen ausgerüstete Polizisten- alles potentielle Gewaltanwender. Jetzt urteilt Kardinal Müller, daß das dem Willen Gottes widerspricht. Ja, alle Könige Israels führten Kriege, auch der fromme David und das soll nun alles dem Willen Gottes widersprechen? Und wenn Gott 586 v. Chr. sein erwähltes Volk bestrafte, indem er Jerusalem von Feinden erobern ließ, dann war diese militärische Gewalt auch etwas mit Gottes Willen Unvereinbares? Bisher vertrat solch  schwärmerische Phantastereien nur der sogenannte linke Flügel der Reformation im 16. Jahrhundert. Was hat aber solch ein weltfremder Pazifismus in der Lehre der Kirche zu suchen? 
Wir erinneren uns der bewußt falschen Übersetzung in der ökumenischen Einheitsüberstzung, in der aus den Sanftmütigen, denen die Bergpredigt die Teilhabe am Reich Gottes verheißt, die werden, die keine Gewalt anwenden. Die hl. Schrift bezeichnet Mose als den sanftmütigsten aller Menschen (Nm 12,3) und das obzwar er einen ägyptischen Sklavenaufseher getötet hatte. Wir sehen, Sanftmütigkeit ist nicht gleichbedeutend mit Gewaltfreiheit! Sollte hier der Kardinal mal wieder, wie es eben heuer oft geschieht in der Kirche, ohne die Kenntnis der Lehre der Kirche drauflosgebrabbelt haben? 
Die Aufgabe der Moralphilosophie bzw der Moraltheologie ist es nun mal, zwischen legitimer und illegitimer Gewaltanwendung zu unterscheiden und nicht pauschaliter jede Gewaltanwendung zu perhorreszieren. Es gibt Gewalt, die gemäß dem Willen Gottes angewandt wird. Das hat die Kirche bisher nie bestritten. 
Nun legt die islamische Religion gemäß ihrer Eigenart fest, wann unter welchen Conditionen sie die Anwendung von Gewalt als gottgewollt bejaht. Daß es auch unter islamischen Gelehrten (wie auch in allen Fragen der Gewalt unter katholischen Theologen) unterschiedliche Antworten gegeben werden, verwundert niemanden Genauso unübersehbar ist aber, daß es eine Lehrtradition im Islam gibt, die den heiligen Krieg in der Gestalt des Terrorismus geführt bejaht. Das gehört zum Islam, wie es zum Christentum gehört, daß in ihm es Pazifisten und Befürworter der Lehre vom gerechten Kriege gibt.Die islamische Realität besteht schlicht und einfach darin, daß es islamische Gelehrte gibt, die das Führen des hl. Krieges in der Gestalt des Terrorismus bejahen und daß das dann auch praktiziert wird. 
Was hielte man von einem Autofahrer, der auf einer Autobahn auf der Überholspur fahrend im Radio die Warnung hört: "Achtung, ein Geisterfahrer kommt ihnen entgegegefahren!", messerscharf schließt, daß es keine Geisterfahrer geben könne, weil das der Straßenverkehrsordnung widerspräche, getrost weiterfährt bis zum Totalzusammenstoß? Der Ralitätssinn verlangt von uns, unser Wunschdenken von dem, was die Realität ist, zu unterscheiden: So wie es Geisterfahrer auf der Autobahn gibt, so gibt es islamische Terroristen. Wenn wir dann urteilen, daß nach unserem Verständnis von Barmherzigkeit Gottes sich die mit dem Ja zum Terrorismus nicht vereinbaren lasse, dann muß eben unser Wirklichkeitssinn uns belehren, daß das einige im Islam nicht so sehen und auch der Koran nicht, wie der Kardinal ja selbst einräumen muß. Zudem: Der Gott des Islam ist nicht der Gott der Kirche. Wenn der Gott der Kirche Krieg in der Gestalt des Terrorsmus verurteilt, dann besagt das noch lange nicht, daß das so auch der Gott des Islam verurteilt.
Daß der Islam sich zu reformieren habe, das ist unser Wunschdenken ihm gegenüber. Nur wer sagt denn, daß der sich nach unseren Wünschen zu richten hat?  Wollen wir ihn nicht mit Gewalt zu so einer Änderung zwingen, wird er, bzw Teile von ihm weiterhin Gewalt als Mittel ihrer Religion bejahen und auch praktizieren.                       

Dienstag, 29. Dezember 2015

Evangelisieren und Proselytenmacherei / Papst Franziskus dazu

"Der Proselytenmacher will überzeugen; er macht Druck, spielt auf den Ängsten, den Gefühlen, den Interessen der Menschen Klavier." Kath net verblüfft uns am 28. 12. unter der Überschrift:" Lasst euch nicht einschüchtern", mit dieser Charakterisierung der Prosyletenmacherei.Evangelisation sei dagegen etwas ganz anderes: Teilhaben lassen an der Freude am Evangelium. Im Hintergrund steht die Praxis, jede Art von Mission unter Andersgläubigen als Prosyletenmacherei zu diffamieren. Dabei wird auf die urchristliche Kritik der jüdischen Mission unter Heiden rekurriert. Jesus Christus urteilt so: " Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen ; und wenn er gewonnen ist, dann macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, der doppelt so schlimm ist wie ihr selbst." (Mt 23, 15) Der Lehrer der Wahrheit urteilt hier hart, indem er der jüdischen Mission unter Heiden vorwirft, sie machten die Bekehrten zu Söhnen der Hölle. Mit Hölle ist hier selbstredend der Ort der ewigen Verdammnis gemeint: Weil sie den jüdischen Glauben annehmen, schließen sich die Bekehrten vom ewigen Heil aus. Nicht gibt es irgendeinen Hinweis darauf, daß die Schriftgelehrten und Pharisäer mit unlauteren Mitteln missionierten, etwa im Stile einer "Drückerkolonne", die etwa mit allen Mitteln Zeitschriftenabos an den Haustüren verkaufen wollen. Der Vorwurf der Heuchelei bezieht sich allein auf die Differenz, was sie dem Heiden verheißen, wenn er den jüdischen Glauben annimmt und was er als jüdisch Gläubiger wirklich erlangen wird, nicht das ewige Leben sondern den ewigen Tod. Der Vorwurf der Proselytenmacherei ist also der, daß zu einer falschen Religion bekehrt wird und daß das das Verwerfliche dieser Praxis ist in den Augen Jesu Christi!
Aber von dem will man selbstredend nichts mehr wissen in den Zeiten des interreligiösen Dialoges. Es findet nun eine Verschiebung statt: daß Unangemessene der Proselytenmacherei sei das Wie der Missionierung, daß die Gefühle und Ängste der Menschen angesprochen werden, daß Angst gemacht würde und- und das ist nun etwas Neues, wenn man "überzeugen" will! Gleichgültig ist dagegen, ob für die wahre oder für eine falsche Religion missioniert wird.
Wer missioniert, darf also den Adressaten nicht überzeugen wollen! Was dann? Es soll dem Adressaten Anteil gegeben werden an der Freude des Evangeliums! Wenn der Mensch, insofern er denkt, Ansprechpartner für überzeugende Argumente ist,wenn er als Fühlender Adressat der Teilhabe am Sichfreuen über etwas ist, dann meint das: Evangelisation hat die Adressaten primär gefühlsmäßig anzusprechen und nicht cognitiv. Das ist sicher eine Strategie, die in antiintellektualistischen Zeiten gut ankommt, widerspricht aber vollkommen dem Wesen der christlichen Religion als Religion der offenbarten und offenbaren Wahrheit.Gefühl soll nun alles sein!
Aber nicht jedes: nur das der Freude! Überzeugen dagegen bedeutete, vom Ernst der Lage des Menschen zu reden, daß er Sünder ist und der Erlösung bedarf und wie er sie erreichen kann und daß es ein Verfehlen und auch ein endgültiges Scheitern geben kann. Aber all das soll nun nur noch der Vergangenheit angehören: jetzt soll es nur noch fröhliche Christen geben, die mit ihrer Fröhlichkeit andere anstecken! 
So weit so gut, aber Papst Franziskus sieht das eben ganz anders. Laut Wikipedia (Proselytismus)
sagte er: 

„Proselytismus ist eine Riesendummheit, er hat gar keinen Sinn. Man muss sich kennenlernen, sich zuhören und das Wissen um die Welt um uns vermehren… Die Welt ist durchzogen von Straßen, die uns voneinander entfernen oder die uns näher zusammenbringen, aber das Entscheidende ist, dass sie uns zum Guten hinführen… Jeder von uns hat seine Sicht des Guten und auch des Bösen. Wir müssen ihn dazu anregen, sich auf das zuzubewegen, was er als das Gute erkannt hat… Das würde schon genügen, um die Welt zu verbessern… Die Liebe zum Anderen, die unser Herr gepredigt hat, ist kein Proselytismus, sondern Liebe. Liebe zum Nächsten, ein Sauerteig, der auch dem Gemeinwohl dient.“
Papst Franziskus: Interview mit Eugenio Scalfari, La Repubblica, 1. Oktober 2013.

In dieser päpstlichen Aussage wird die wahre Religion, zu der zu missionieren ist, ersetzt durch die Vorstellung vom moralisch Guten! Aber jeder habe seine eigene Vorstellung von dem, was gut sei. (Gemeint ist dabei wohl nicht ein simpler Individualismus im Sinne von jedem Einzelnen, sondern: jede Religion, jede Weltanschauung, jede Kultur hat ihre eigene Vorstellung von Gut und Böse.) Es soll nicht mehr missioniert werden, daß alle sich zu dem Wahren und Guten bekehren, daß in der christlichen Religion offenbar ist, sondern die Gläubigen der anderen Religionen sollen ermuntert werden, das zu realisieren, was in ihrer Religion als das Gute gilt. Was die andere Religion als das Gute erkannt hat, das sollen ihre Gläubigen leben- einfacher gesagt: Die Aufgabe der Kirche ist es, zu helfen, daß Juden gute Juden. Mohammedaner gute Mohammedaner und Wotangläubige gute Wotangläubige werden. Der Papst präsumiert wohl, daß in jeder Religion es eine Erkenntnis von Gut und Böse gibt, eine wahre und daß diese Erkenntnis ausreichend ist, sodaß sie nicht auf die offenbarte Wahrheit von Gut und Böse angewiesen sind! Wozu reicht die Erkenntnis von Gut und Böse in allen Religionen aus? Auch hier antwortet der Papst eindeutig: um die Welt zu verbessern. Nicht das ewige Heil, die Frage nach dem Einlaß in das Reich Gottes bewegt hier die Frage nach der christlichen Mission- mitnichten. Dem Papst geht es um das Projekt der Humanisierung der Welt. Um dieses Zieles willen ist die kirchliche Mission einzustellen, damit alle, so verschieden sie auch glauben mögen, gemeinsam die Welt verbessern!          
 
                            

Montag, 28. Dezember 2015

Der Papst verurteilt sinnloses Morden

"Papst Franziskus hat die Anschläge islamistischer Terroristen gegen mehrheitlich von Christen bewohnte Dörfer auf den Philippinen als «sinnloses Morden» verurteilt. Zugleich rief er in einem am Sonntag veröffentlichten Beileidstelegramm die Gläubigen beider Religionen dazu auf, «Gewalt im Namen Gottes, der Liebe ist, abzulehnen». So las sich das auf Kath net am 28.12. des Jahres.Nehmen wir das Gerede vom Papst ernst. Da wäre etwas Sinnloses getan worden. Wenn ein Schwiegersohn in später Nacht bei klirrender Kälte die Außentreppe des Hauses seiner Schwiegermutter bewässert, hoffend darauf, daß sie  auf ihrem allmorgendlichen Wege zum Briefkasten auf den vereisten Stufen ausrutscht und sich das Genick bricht,damit er seine horrenden Schulden mit dem Erbe dann bezahlen kann, dann ist diese Bewässerungsakion in keinster Weise sinnlos, auch wenn sie nicht nur unmoralisch sondern gar verbrecherisch ist. Sinnloses unternehmen Menschen so gut wie nie, sie betrinken sich auch nicht "sinnlos", sondern aus Gründen um eines Zweckes willen, etwa dem der Schmerzbetäubung.
Auch der Terrorangriff der Islamisten ist so in keinster Weise "sinnlos".Welche Zwecke sie mit dieser Tat erreichen wollten, dazu müßte man ihre Strategie genau kennen, aber sicher ist ein Ziel des praktizierten Terrors, Angst und Schrecken zu erzeugen, um so Macht ausüben zu können. Es ist natürlich auch das Ziel, den Feind, weil er Feind ist, zu töten. 
Nun will der Papst jede Gewaltanwendung und insbesondere den Terror im Namen des Gottes verurteilt sehen, der selbst die Liebe ist. Aber ist diese Intervention denn nun nicht doch sinnlos, weil der Adressat dieser Botschaft eben nicht an einen Gott glaubt, der nur der der Liebe ist? Unter "sinnlos" sei dann hier eine Handlung verstanden, die offensichtlich ihr eigenes Ziel nicht realisieren kann! Es gibt nun mal Religionen, für die es moralisch legitim ist, Gewalt für ihren Gott anzuwenden. Das ist nicht auf die Gottesverehrung der Göttin Kali beschränkt, von der R. Kraft so anschaulich in seinem großen Erzählwerk: "Um die indische Kaiserkrone" berichtet. 
Oder meinte etwa der Papst, wenn der islamische Terror nicht sinnlos wäre, dann wäre er nicht verabscheuungwürdig? Nein, er will damit wohl sagen, daß eben jeder Krieg und somit auch die besondere Gestalt des Krieges, der Terror sinnlos sei.Das klingt nun wahrlich fromm und moralisch, ist aber leider ein Votum, das eben nur von der völligen Weltfremdheit dieser Meinung zeugt.Nein, die heiligen Gotteskrieger wissen, was sie tuen und daß ihr Tun nicht sinnlos ist.Sie führen einen großen Krieg gegen den Westen aber auch gegen die christliche Religion und wenn sie ihn gewinnen sollten, dann werden diese "Terroristen" die Heiligen sein, allseits geehrt und verehrt.So bitter das auch in den Ohren jedes moralisch Empfindenden klingen muß: Ob etwas sinnlos war oder als sinnlos beurteilt wird, ist in der Regel eine Frage des Erfolges. Merke: Nur den Verlierern erscheint der Krieg und der Terror als sinnlos, nicht den Siegern, die durch Krieg und Terror siegten.                       

Die Versuchung des Großinquisitors -Erster Versuch

Selbstredend wird hier nicht ein Versuch unternommen, der Erzählung Dostojewskis: "Der Großinquisitor" gerecht zu werden, denn diese Meistererzählung ist eben unerschöpflich in ihren Gehalten, besonders dann, wenn die These R. Barthes zum Tod des Autoren beachtet wird, daß eben die Aussage eines Textes nicht in einsfällt mit der sogenannten Autorenintention: Was wollte uns Dostojewski mit dieser Erzählung mitteilen?
Für was steht der Großinquisitor der Erzählung Dostojewskis? Er steht für eine theologische Erkenntnis, die wir Modernen längst vergessen haben, daß Gottes Liebe nicht einfach so allen Menschen gilt, daß jeder als von Gott Geliebtwerdender gewiß in das Reich Gottes, in das ewige Leben eingehen wird. Der Großinquisitor weiß, daß nur wer Christus wirklich nachfolgt, dieses Ziel erreichen wird.  Und das werden nur die Allerwenigsten sein. Er selbst stand kurz vor dem Ziel: er lebte heilig und durfte hoffen, in das ewige Leben einzugehen. Aber es gibt auch ein Scheitern und die ewige Verdammnis. 
Eines der Grundanliegen moderner Theologie ist ja nun die Humanisierung der Höllenvorstellung. Selbst in einer Zeitschrift, die als conservativ gilt: Una Voce Korrespondenz, 4/2015 kann man solches lesen: " In der Rede von der >ewigen Strafe< muß klar unterschieden werden zwischen den Bildern, die das Wesen der Sache veranschaulichen sollen und dem Wesen der Sache selbst. Wenn aber das Wesen der Verdammnis zu Recht bezeichnet wird als die Trennung von dem unendlichen Gut, welches Gott selber ist, dann besteht die Strafe in nichts anderem als darin, daß man nicht besitzt, was man ausdrücklich von sich gewiesen hat. Die >Hölle< ist also nicht als ein Verlies zu denken, in das man gewaltsam gegen seinen Willen eingesperrt würde. Der Riegel,der den Weg ins Freie versperrt, hat seinen Platz nicht draußen, sondern drinnen. Es ist der hartnäckig von Gott sich abwendende Wille des Verdammten selbst, der das Tor zur Hölle verschlossen hält." Sperling, Die Auferstehung der Toten und das ewige Leben, in Una Voce 4/2015, S.575. Einfach gesagt: Es gibt keine göttliche Verurteilung zur ewigen Verdammnis sondern nur den Selbstausschluß vom Reich Gottes. Weil ich nicht in ewiger Gemeinschaft mit Gott leben will, brauche ich das auch nicht.So kann es keinen Verurteilten mehr geben, sondern nur Menschen, die nicht im Reich Gottes leben wollen und die so Gott auch nicht zwingen will, in seinem Reiche zu leben.Die Intention dieser Umformung: daß Gott nicht mehr als Strafender gedacht werden soll, denn er soll nur noch die Liebe sein.
Der Großinquisitor dagegen kennt noch den strafenden Gott, der der Menschen auch den Zutritt ins ewige Leben verwehrt, weil sie die Bedingungen für den Eintritt in das ewige Leben nicht erfüllen. Es gibt für ihn Menschen, die in das Reich Gottes eintreten möchten, aber sie dürfen es nicht. Gott schließt sie aus.
Wir sollen uns den Großinquisitor nun vorstellen, am Ziele seines Lebens angelangt, er weiß, er wird eingehen in das Reich Gottes und dann wendet er sich um und sieht die Vielen, die nicht eingehen können in das Reich, obwohl sie es wollen, aber sie sind nicht Christus nachgefolgt. Mit der kleinen Schar der Erwählten in das Reich Gottes eingehen oder mit den Vielen, für die es keine Hoffnung gibt, ins ewige Verderben.
Dostojewskis Erzählung mutet uns nun zu, zu glauben,daß der Großinquisitor aus Liebe zu den Menschen auf sein Heil verzichtete und mit den Vielen lebte, für die er nun die Kirche umstaltete. Das Umstaltungsprogramm ist uns bekannt: Er schuf eine humane Kirche, die allen Meschen guten Willens das ewige Heil versprach.
Die Versuchung des Großinquisitors ist so der Wille zur Bildung einer humanistischen Kirche, einer, die den Menschen annimmt, wie er ist und ihm so das Heil verheißt.Es ist das entschiedene Nein zum Kreuz Christi und das Nein zur Kreuzesnachfolge. Dieses Nein gründet sich in dem Empfinden, daß Jesu Lehre vom Leben, wie habe ich zu leben, damit mein Lohn groß im Himmel ist, die allermeisten Menschen überfordere. So könnten nur Heilige leben und so schließe Jesu Lehre die meisten vom Heile aus.
Jetzt wird erst verständlich, warum der Goßinquisitor Jesu vorwirft, das Programm des Versuchers, des Teufels nicht gefolgt zu sein. Denn das teuflische Programm ist ein wahrhaft humanes, weil es den Menschen so annimmt, wie er wirklich ist und die Kirche nach ihm ausrichtet.Der Großinquisitor stimmt so dem menschenfreunlichen Satan zu. die Kirche wider Jesu Christi willen humanistisch zu gestalten, um der Menschen willen.
Aber das ist noch nicht der Gipfel, was uns dieser Text zumutet. Der Gipfel ist, daß der Goßinquisitor weiß, daß er der Unwahrheit dient, indem er die Kirche, die Wahrheit humanisiert und den Menschen anpaßt. Er weiß, daß er damit auf sein Heil verzichtet und daß er den Menschen einen Weg lehrt, der im Unheil endet.Warum? Weil er als Humanist nicht mit den Wenigen im Himmel sein will, wenn für die Vielen es nur die Hölle geben kann. 
Daß dies Problem, daß der Wenigen im Himmel und der Vielen in der Hölle, uns kaum noch nachvollziehbar ist, liegt aber allein daran, daß es uns zur Selbstverständlichkeit geworden ist, daß, weil Gott nur die Liebe ist, im Prinzip alle Menschen in Gottes Himmel kommen werden bis auf die ganz Wenigen, die nun unbedingt nicht bei Gott sein wollen! 
Für Jesu Nachfolgelehre hat dies fatale Folgen, denn nun wird sie zu einem bloß unverbindlichen Ideal, sodaß es nicht wirklich schadet, nicht gemäß Jesu gelebt zu haben. 

Corollarium 1
Die aktuelle Reformdebatte in der Katholischen Kirche zeigt aber die Aktualität der Versuchung des Goßinquisitors in dem Willen zur Humanisierung der Kirche. Weil die Vielen von der Lehre der Kirche überfordert werden, müsse sie den heutigen Menschen gemäß umgeformt werden. Den Kleingezüchteten, den letzten Menschen (Nietzsche) muß die Verkündigung eben folgen, indem auch sie kleingemacht wird.

Corollarium 2
"Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn." (Mt 7, 13f). Das Anliegen einer humanisierten Kirche ist nun einfach die Umkehrung dieser jesuanischen Lehre in: die Vielen gehen auf dem breiten Weg ins Heil und nur ganz wenige auf dem schmalen Weg ins Verderben.Der Großinquisitor lehrte nun die Umkehrung im Wissen um die Unwahrheit dieser Umkehrung aus Liebe zu den Vielen,die auf dem breiten Weg ins Verderben schreiten, seine Epigonen glauben selbst an ihre Unwahrheiten und verkünden sie so.                                                                                 
       

Sonntag, 27. Dezember 2015

Mit den Menschenrechten die Kirche bekämpfen!

"Mit der Anerkennung der Religionsfreiheit als Menschenrecht nimmt das Zweite Vatikanum den Freiheitsanspruch der Moderne erstmals positiv auf. Solange aber nicht die Gewissensfreiheit, die Meinungsfreiheit und die Mitwirkungsrechte der Gläubigen in der Kirche voll anerkannt sind, wird dem Charakter des Glaubens als Freiheitsakt nur unvollständig Rechnung getragen. Die auf der Würde des Menschen basierenden Menschenrechte müssen um der Glaubwürdigkeit der Kirche willen innerkirchlich umgesetzt werden. Die Theologie steht vor der Aufgabe, das Freiheitsanliegen aus der Mitte ihres Glaubensverständnisses für das Leben der Kirche wie für die globale soziale und politische Wirklichkeit auszuformulieren und in den konkreten Kontexten argumentativ für seine Verwirklichung einzutreten. Den Glauben als Freiheitsvollzug zu verstehen, erfordert, dass die Theologie als wissenschaftliche Reflexionsform des Glaubens die notwendige Freiheit beanspruchen kann." So lautet der erste Punkt der Abschlußerklärung: "Das Konzil eröffnen", einer Tagung katholischer Theologen. Nicht ungeschickt, eingedenk der fast vergessenen antikirchlichen Grundintention der Erklärung der Menschenrechte, versuchen nun deutsche Theologen den Angriff auf die Katholische Kirche mit den Menschenrechten. Der Grundgedanke der Religionsfreiheit ist ja der der Gleich-Gültigkeit aller Religionen, sodaß es jedem freigstellt sei, es mit der Religion so zu halten, wie esi ihm gefällt, ob und welcher er anhägen möchte. Daß auf die Kirche übetragen hieße, daß es der Kirche gleichgültig sein solle, wie es die Mitglieder der Kirche mit der katholischen Religion hielten. Das klingt auf den ersten Blick absurd. Es ist aber ein in sich stimmiges Konzept, wenn unter der Kirche ein Serviceunternehmen im Sektor der Religion verstanden, dem es egal ist, was seine potentiellen Kunden  glauben, nehmen sie nur die kirchlichen Angebote an. Dank des besonderen Kirchenfinanzierungsystemes Deutschlands kommt hier die Kirche auch dann noch zu ihrem Geld, wenn kein Mitglied der Kirche noch praktisch an dem kirchlichen Leben partizipierte.Deshalb sagen diese Aufstandstheologen, in Klartext übersetzt, daß es der Kirchenleitung gleichgültig sein solle, was die Mitglieder glaubten oder auch nicht glaubten und wie sie ihr Leben moralisch führten, denn die Kirche lebe doch von der Kirchensteuer, die diese reichhaltig zahlten. Mehr als das sollten die Kirchenoberen von ihren Mitgliedern nicht verlangen. 
Auch sollte die universitäre theologische Lehre dann von der Verpflichtung zur Wahrheit entbunden werden, sodaß jeder Lehrende seine persönlichen Vorlieben lehren könne und dürfe. Denn die Verpflichtung zur Wahrheit, der Lehre der Kirche, begrenze unzumutbar die Meinungsfreiheit der katholischen Wissenschaftler.Unter Freiheit versteht diese Rotten Korach Theologie halt die Willkür, lehren zu wollen, was einem gefalle. Da die Katholische Theologie mit ihren Wahrheiten auf diesem Kongreß auf wenig Gegenliebe stößt, erklärt man sie einfach für völlig unverbindlich in der Autorität des Ideales der Meinungfreiheit. Damit wird die Lehre der Kirche umgedeutet zu einer bloßen Meinung, die man affirmieren oder reprobieren kann, ganz wie es gefällt. Lehnten bisherige Ketzerbewegungen die Lehre der Kirche oder Teile ab mit der Begründung, sie seien unwahr, so ist das neue dieser Reformer, daß für sie grundsätzlich theologische Lehren nur Meinungen seien und so alle unverbindlich gleichgültig.Deshalb könne
die Kirche auch demokratisiert werden, sodaß dann Mehrheiten entscheiden, welche Meinungen jetzt die Kirche bis zur nächsten Mitgliederbefragung verkünden solle, wie in einem guten Unterhaltungprogramm.
Im Hintergrund verbirgt sich ein nicht expliziertes Verständnis des Verhältnisses von Freiheit und Wahrheit: Gäbe es eine erkennbare und erkannte Wahrheit ließe die keine Wahlfreiheit, dies oder das glauben und tuen zu wollen, mehr zu, denn sie verpflichtete die Freiheit zum Gehorsam ihr gegenüber. Nur wo es keine erkannte Wahrheit gibt, gibt es so die Wahl, dies oder das als wahr zu glauben und das ist die Freiheit, um deren willen es keine erkannte Wahrheit mehr geben darf. Und darum wird die in der Kirche präsente Wahrhit, der Glaube der Kirche herabgestuft zu einer willkürlichen Ansammlung von Meinungen,die aber als Meinungen dem Recht der Meinungfreiheit unterliegen. Sie sollen nur noch Angebote der Kirche sein zur beliebigen Auswahl.

Corollarium 1
"Weise ist der, der Wahrheit und Unwahrheit zu trennen vermag und nichts anderes gelten läßt." M. Stern, Im Land der Technophagen,Perry Rhodan Nr. 2829, S.39. Die Idee der Meinungsfriheit setzt die Nichtmehrtrennbarkeit von Wahrheit und Unwahrheit voraus, um so jedem zu erlauben, alles, egal, ob es wahr oder unwahr ist, frei als seine Meinung äußern zu dürfen.Im Raume der Kirche, der bestimmt ist durch die klare Unterscheidbarkeit von wahr und unwahr, die Meinungsfreiheit einzufordern, setzt so voraus, diese Unterscheidbarkeit von Wahrheit und Unwahrheit zu negieren und damit die Kirche als Ganzes zu verneinen.                                    
           


Samstag, 26. Dezember 2015

Erzbischof Lackners bestes Argument für den Zölibat

"Eine Öffnung in der Zölibatsfrage würde nach Einschätzung Lackners bedeuten, dass "wir binnen kurzer Zeit in der Diözese vielleicht 100 Priester mehr haben". Die Kehrseite: "Aber für jeden Priester könnten wir entsprechend weniger Laien anstellen." Er halte das derzeitige Zusammenwirken von Laien, Theologinnen und Theologen sowie Priestern für "ganz wichtig" und mit "sehr viel Potenzial" versehen." Kath net Österreich vom 8.12. 2015
Würde der Zölibat für Priester als verpflichtend abgeschafft, bekäme die Diozöse Salzburg circa 100 weitere Priester, die dann auch finanziert werden müßten, sodaß dann weniger Laien als Hauptamtliche eingestellt werden könnten, aus rein pecunären Gründen! Das will dieser katholische Bischof aber nicht: Laien sind ihm wichtiger als Priester. Er ist also für die Beibehaltung des Zölibates, damit er mehr Laien als Hauptamtliche einstellen kann!  

Märtyrer- oder wenn die moderne Theologie recht hätte- eine Polemik

Heute gedenkt die kirchliche Liturgie des ersten Märtyrers der Kirche, dem hl. Stephan. Auch wenn dabei aus Gründen der politischen Korrektheit willen die ethnisch-religiöse Herkunft der Steiniger verschwiegen wird, es wird seiner noch gedacht. Nur, wie lange noch? Das Märtyrertum stellt nämlich  zuallerst die zeitgenössische Moraltheologie vor beachtliche Probleme! Darf ein Christ sein Leben opfern, einwilligen sich töten zu lassen, wenn ihm die Alternativlösung angeboten wird, durch ein dem Kaiser oder einem anderen Gott dargebrachtes Opfer sein Leben zu erhalten? Selbst wenn ein solches Opfer eine Todsünde sein sollte, wenn der Christ es darbrächte, weil ihm sonst die Todesstrafe droht, dann wäre ihm diese Tat nicht als Schuld anrechenbar, denn er vollzöge sie ja unfreiwillg, weil er mit dem Tode bedroht würde. Der Einwand, fundiert durch das 4. Makkabäerbuch,daß der Mensch auch seinen Überlebenstrieb beherrschen kann und um eines höheren Gutes willen dann wider diesen Trieb sein Leben opfern kann, um nicht Götzen zu opfern, zählt dann nicht. Die Androhung der Todesstrafe läßt keine freie Entscheidung mehr zu. Ergo hätte der Christ, statt sich enthaupten zu lassen, ruhig das georderte Götzenopfer darbringen können. Er brächte es unfreiwillig dar und so wäre ihm keine zurechenbare Sünde! 
Darüberhinaus käme es doch auf die innerliche Haltung an! Nur mit den Lippen und den Händen einem Götzen zu opfern, aber im Herzen dem wahren Gott, wäre auch keine Sünde.
Vorkonziliar unterschied die Kirche die wahre von den unwahren Religionen, aber dies Exclusivitäts-
verständnis haben wir ja postkonziliar überwunden. Eigentlich ist es doch so, daß die Menschen, egal unter welchem Namen sie Gott anrufen, immer den Einen und Einzigen verehren. So gibt es gar keine Götzenopfer, denn immer ist damit der Gott Jesu Christi gemeint, auch wenn er dem Opferer so nicht bekannt ist. Dank des interreligiösen Dialoges muß jetzt geurteilt werden, daß die christlichen Märtyrer eben doch noch in vorkonziliaren Denkschematas verfangen waren. Ein wenig religiös intolerant ist es doch, von anderen verehrten Göttern den Respekt zu verweigern.Denn es ist selbstredend eine archaisch-primitive Vorstellung, daß es Gottes Wille wäre, daß ihm geopfert würde, sodaß es ihn erzürne, brächten Menschen statt ihm Götzen Opfer dar. Der Akt des Opferns drücke doch nur den Respekt vor den Gläubigen der Religion aus und so könne jeder Christ jedem "Götzen" opfern als Zeichen seiner Wertschätzung der anderen Religion und ihrer Gläubigen. 
Aber die Moraltheologie steht hier vor noch einem Problem: Ist es denn moraltheologisch legitim, sich töten zu lassen, um nicht einem Götzen opfern zu müssen. Sich töten lassen ist ja eine Gestalt des Freitodes! Er könnte ja -freiwillig- auch das Leben wählen, indem er in Kauf nimmt, einem Götzen zu opfern. Der Freitod soll nun immer eine Todsünde sein und ließe sich so auch nicht mit dem Zweck, das Götzenopfer zu vermeiden, rechtfertigen. Das klingt wahrlich mehr als absurd- aber es liegt in der Konsequenz der Perhorreszierung des Freitodes durch die Moraltheologie. Ja, der Märtyrer verfüge ja dabei über sein Leben, indem er es zuläßt, daß er getötet wird, obzwar er sein Leben hätte retten können. Ein Verfügen über das menschliche Leben soll nun aber dem Menschen von Gott untersagt sein, weil Gott sich als der Besitzer des menschlichen Lebens versteht. 
Resümieren wir: Märtyrer gehören in die vorkonziliare Kirche. Das Dialogprojekt der Kirche verbiete, von Götzen zu sprechen und pauschal den Göttern ihre Opfer zu verweigern. Die zeignössische Moraltheologie fügt dann noch den unfreiwilligen Charakter des Opfers zu, sodaß diese Tat nicht als Sünde dem Täter zuschreibbar ist. Außerdem sei der Märtyrertod doch ein versteckter Freitod und so auch unmoralisch. Im Geiste des interreligiösen Dialoges hätte man doch allen Göttern und damit eben doch nur dem Einen geopfert und hätte so kein "Götzenopfer" verweigern dürfen.                           

Freitag, 25. Dezember 2015

Ein Stachel im Fleisch des Weihnachtsevangeliums

Ein jüdischer Witz: Ein Schüler ruft zum Lehrer: "Rabbi, Rabbi, der Messias ist gekommen! Er ist da! Der Rabbiner wendet sich zum Fenster des Unterrichtsraumes. Er sieht auf der Straße ein weinendes kleines Kind. "Nein, solange ein Kind noch weint, ist der Messias noch nicht gekommen."

Die Theologie gibt auf diese jüdische Kritik die Antwort der Unterscheidung vom ersten Kommen des Mesias und seinem engültigen Kommen in Herrlichkeit, um zu richten die Lebenden und die Toten.Aber das unermeßliche Leid, das sich noch nach dem ersten Kommen Christi ereignet hat, und weiter ereignet, bleibt als Anfrage bestehen. Es gibt einen weihnachtlichen Triumphalismus der schon erlösten Welt, weil Gott in diesem Kinde  zur Welt gekommen ist, der dem Leben der Menschen nach Weihnachten nicht gerecht wird. Wo die jüdische Messiashoffnung die Erlösung ersehne, da stößt die Theologie auf die Geschichte der Kirche, die auf die endgültige Wiederkunft des Heilandes wartet. Das Geheimnis der nachweihnachtlichen Geschichte ist die Frage: Warum gibt es die Geschichte der Kirche? Eine Antwort darauf: damit das in Christus objektiv Geschehene, das Heil von den Menschen sich angeignet werden kann. Das Heil soll so zum Heil der Menschen werden. Das ist es noch nicht, wenn es nur objktiv ist.         

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Islamische Toleranz


„Sind ein muslimisches Land“ Somalia verbietet Weihnachten

„Null Toleranz für solche unislamischen Feiern“: Mit diesen Worten hat die somalische Regierung Weihnachten im ganzen Land verboten. Falls doch gefeiert wird, soll die Polizei eingreifen." berichtet die FAZ am

Der Aufstand von 200 deutschsprachigen Theologen gegen die Katholische Kirche- oder Rotte Korach zum x.male

200 Theologen unter dem Vorsitz des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx diskutierten und berieten sich, wie man nun wahlweise die Römisch-Katholische Kirche zu Grunde richten könne oder eine neue Deutsch-Katholische Kirche gründen könne. Ganz inspiriert vom Aufstandsgeist der Rotte Korach( Lev. 16) fand man nun mehrere Ansatzpunkte. Zitate aus der Abschlußerkärung:      
 - „Mit der Anerkennung der Religionsfreiheit als Menschenrecht nimmt das Zweite Vatikanum den Freiheitsanspruch der Moderne erstmals positiv auf. Solange aber nicht die Gewissensfreiheit, die Meinungsfreiheit und die Mitwirkungsrechte der Gläubigen in der Kirche voll anerkannt sind, wird dem Charakter des Glaubens als Freiheitsakt nur unvollständig Rechnung getragen.- „Das Zweite Vatikanum hat die Aufgabe eines pastoral verstandenen Lehramtes der Bischöfe, den Interpretationsprozess von Tradition und Erfahrung des Glaubens zu moderieren, modellhaft umgesetzt. In diesem Prozess, der eine Selbstrelativierung, einschließlich des Mutes zur Revision lehramtlicher Aussagen, impliziert, spielt die Theologie eine wichtige Rolle.“
So liest sich das Destruktionsprogramm. Was hatte sich da ereignet: 
"Unter dem Titel „Das Konzil ‚eröffnen’“ fand von 6. bis 8. Dezember ein Kongress deutscher Theologen an der Katholischen Akademie Bayern in München statt. Im Schlussdokument wird unter anderem vorgeschlagen, dass die Menschenrechte „innerkirchlich umgesetzt werden“, die Theologie „neben dem Lehramt der Bischöfe als unverzichtbares Lehramt in der Kirche“ zu sehen und die „synodalen Strukturen“ in der Kirche auszubauen." Kath net vom:
Die wichtigste Forderung dieser Rottengeistertheologen ist die eines Lehramtes NEBEN dem bischöflichen Lehramt. Das bedeutet, daß so der Gehorsam dem bischöflichen und auch päpstlichen Lehramt aufgekündigt wird und man autonom lehren will. Aber die Kirche hat auf dies neu kreierte Lehramt zu hören. Aus der apostolischen Kirche soll einer der Universitätsprofessoren werden. Selten wurde in der Kirche so unverblümt der Wille zur Macht und zum Umsturz der von Gott eingesetzten Hierarchie zum Ausdruck gebracht. Dies Lehramt habe nun gar die Kompetenz, die verbindliche Lehre der Kirche zu relativieren und zu revidieren. Das 2. Vaticanum habe damit schon angefangen, stimmen diese Rottengeister den traditionalistischen Kritikern des Konziles zu, nur um noch ein weiteres Außerkrafttreten der Glaubenswahrheiten der Kirche zu fordern. 
Der Terminus der Gewissensfreiheit soll dabei begründen, warum es keine verbindliche Morallehre der Katholische Kirche mehr geben kann, weil das individuelle Gewissen und nur es die Letztinsanz des Entscheidens sein soll, was für den Einzelnen moralisch legitim ist und was nicht. Der Terminus der Meinungsfreiheit soll dann die Verbindlichkeit aller Lehren der Kirche für die Professorenschaft und dann auch für alle Glieder der Kirche auflösen: Als Katholik dürfe ich alles so glauben,wie es mir gefällt und so auch leben. Die Forderung der Demokratisierung der Kirche ist dann erstmal, wie es heuer üblich geworden ist, die Forderung nach der Entmachtung des Herrn der Kirche, Jesu Christi, damit dann demokratisch die Kirche nach den Professorenwünschen und anderen umgestaltet werden kann.  Beachtlich ist auch das Verständnis der wissenschaftlichen Theologie. Sie habe ihre Aufgabe in der Relativierung und Revision der verbindlichen Lehre der Kirche und nicht etwa die der Begründung und der Entfaltung der Wahrheit der Lehre. 

Katholisch wird in dieser so "reformierten" Kirche nichts mehr sein- die völlige Liquidierung der Kirche fordern diese Rotte Korach Nachfolger. Was erhielten wir? Eine zweite protestantisch organisierte Religionsgemeinschaft. Ehrlicher wäre es ja, träten diese 200 einfach aus der Katholischen Kirche aus und würden protestantisch! Aber die gut dotierten Universitätsstellen, die sie bei einer Konversion verlören, läßt sie eben "katholisch" bleiben, hoffend, die Katholische Kirche vollständig entkatholisieren zu können. 

Das schlimmste: In diesem Ungeiste lehren und bilden sie die zukünftigen Hauptamtlichen und Führungskräfte der Kirche aus. 

                 

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Über die Selbstsäkularisierung der Kirche

Ein Musterbeispiel der Selbstsäkularisierung der Kirche

Eine Predigt in einem evangelischen Gottesdienst, die aber so gehalten, auch in jeder katholischen Messe vorstellbar ist. Das Besondere dieser Predigt: Sie zeigt exemplarisch an, wie die Selbstsäkularisierung der christlichen Religion produziert wird. Den Hintergrund für diese Predigt bildete die allseits bekannte Geschichte von der Sintflut und der Arche Noah. Also, in medias res.

1. Die Predigt
Eine Umweltkatastrophe drohte eine das Leben der Menschheit gefährdende. Mahnende Stimmen riefen zur Umkehr. Aber nur eine hörte auf den prophetischen Ruf. Noah. Er baute die Arche und rettete so nicht nur die Menschheit sondern alles Leben der Erde. Auch heute drohen uns Umweltkatastrophen. Wir müssen umkehren, um die Schöpfung jetzt zu bewahren.“ Das waren die Kerngedanken dieser Predigt als zeitgemäße Auslegung der biblischen Erzählung.

2. Die Umformungen

Eine Umweltkatastrophe“- aber wovon berichtet die hl. Schrift? Gottes Zorn war entbrannt über die Menschheit, weil sie so viel sündigte, daß Gott es reute, sie geschaffen zu haben. Das religiöse Auge sieht in der Naturkatastrophe ein göttliches Gericht. Als gerechter Gott strafft er auch. Das ist einer der zentralsten Aussagen der hl. Schrift. Wie wird nun aus einem göttlichen Gericht eine Naturkatastrophe. Beim Begriff der Naturkatastrophe muß dabei mitgehört werden, daß diese vom Zeitgeist der Umweltschutzbewegung influenzierte Predigt damit meint, daß der Mensch durch einen unverantwortlichen Umgang mit der Natur diese Katastrophe hervorgerufen hat. Eine Naturkatastrophe ist eben eine Folge menschlichen Fehlverhaltens und nicht etwas von der Natur einfach Hervorgebrachtes. Das Subjekt Gott, er straft die Menschen, wird so ersetzt durch den Menschen als Verursacher. Das ließe noch Raum für die Frage: Warum läßt Gott solche Katastrophen zu?, die klassische Theodizeefrage, aber diese wird hier nicht gestellt. Zu sehr ist nämlich diese Predigt auf den Menschen kapriziert, der hier nun als einziges Handlungssubjekt fungiert.
In der Predigt treten auf einmal ganz viele Propheten und Mahner auf! Warum? Jeder Mensch hätte so die Chance gehabt, sich durch den Bau einer Arche Noah vor der Sintflut zu retten. Das wäre aber nur möglich gewesen, wenn für jeden der Aufruf zum Bau einer Rettungsarche hörbar gewesen wäre. Die Bibel dagegen erzählt nur von Noah, den Gott dazu berief und sie benennt auch den Grund: weil er vor Gott gerecht war. Die Vorstellung, Gott strafe, ist für diese Predigt genauso unvorstellbar wie die, daß Gott nur Noah, einem Menschen eine Rettungsmöglichkeit gibt, auch wenn Gott dann durch ihn eine neue Menschheit gründen will. Nein, weil Gott immer nur das Heil aller will, muß jeder auch von Gott eine Chance zum Archebauen erhalten haben: Rette dich, indem du für dich und deine Familie eine Arche baust. Daß dann nur Noah und seine Familie gerettet wurde vor der Sintflut gründet sich jetzt allein darauf, daß alle anderen Menschen nicht auf die prophetischen Mahnungen hörten.
Aber was verkünden diese Propheten der Predigt? Die Propheten der Bibel verkünden gerade vor 586 v. Chr. das Gericht Gottes über Israel ob ihres Sündigens, das dann auch 586 in der Gestalt einer militärischen Totalniederlage und der darauf folgenden Exilierung Israels über das Volk Gottes erging. Sie verkünden etwas, was Gott ihnen offenbart hat: sein zukünftiges Handeln wieder sein Volk und warum er so handeln wird. Was verkünden stattdessen die Mahner der Predigt? Sie verkünden das, was jeder mit offenen Augen durch die Welt Gehender auch hätte sehen können so zumindest nach der Meinung der damalig zu Zeiten der Predigt aktiven Umweltschutzbewegung - daß der Mensch durch seine „Ausbeutung“ der Natur diese zerstört und somit die Grundlage menschlichen Lebens in Frage stellt. Für diese Prophetie ist keine göttliche Eingebung und Beauftragung nötig- dazu reicht eigentlich der gesunde Menschenverstand. Der Hörer dieser Predigt, sich spontan der Umweltschutzbewegung zugehörig fühlend, denn er hört ja schon auf die Mahner, wußte sofort: die Anderen, die sind schuld, die, die immer noch kein Atomkraft – Nein Danke- Button auf ihrem Fahrrad prunken hatten.
Naturkatastrophen drohen immer wieder wieder, und so gilt es nun, achtsam zu sein und Hüter der Schöpfung zu werden. Das ist nun die Aufgabe des Menschen. So wie er allein als Verursacher der Naturkatastrophen fungiert, denn er verursacht sie durch sein eigenes Fehlverhalten der Natur gegenüber, so ist er auch der, der damit beauftragt ist, die Welt zu erhalten, zu bewahren. Fragen wir nun nach der Bedeutung Gottes in dieser uns durch diese Predigt entworfenen Welt, so fällt die Antwort eindeutig aus: Gott spielt in dieser Predigtwelt keine Rolle.

Aus exegetischen Gründen spricht einiges dafür, daß die Sintflutgeschichte in etwa so erzählt worden ist, bevor sie monotheistisch auf Jahwe bezogen umstrukturiert worden ist. Es ist eine zutiefst religiöse Geschichte und soll deshalb als Kontrast zur säkularisierten Fassung der Predigt hier nacherzählt werden.

3. Die Ursprungserzählung

Pures Entsetzen herrschte im Götterhimmel. Unerträgliches Geschrei drang Tag und Nacht zum Himmel empor. Eine Kakophonie des Grauens. Nur Böses im Sinne trieben die Menschen auf Erden es so schlimm, sie sündigten und taten alles, was den Göttern mißfiel. Da versammelten sich die Götter. Sie beschlossen: „Es war ein Fehler, daß wir den Menschen schufen. Er ist von Grund aus so böse und liebt das Sündigen. Lasset ihn uns von der Erde vertilgen, damit wir endlich wieder unsere Ruhe haben.“ Die Sintflut kam und alles war wieder in Ordnung.
Aber dann: Eine Arche schwamm da und auf ihr ein Mann und eine Frau! Göttliches Entsetzen: „Fängt das jetzt schon wieder alles an?“ Aber ein Gott erhob seine Stimme: „Urteilt nicht zu vorschnell. Wartet ab, was gleich geschieht!“ Noah verläßt die Arche und bringt ein Dankopfer für seine Rettung den Göttern dar. „Liebe Götterkollegen, wer wird uns denn noch wohlgefällige Opfer darbringen, wenn es keine Menschen mehr gibt. Sie sind, wie sie sind, immer zum Bösen geneigt, aber ohne sie kein Opfer für uns.“- Denkpause- „Wir wollen einen Regenbogen in den Himmel setzen und wenn immer uns der göttliche Zorn überkommt, daß wir die Menschen ob ihres Sündigens auslöschen wollen, dann soll er uns daran erinnern: Wir lassen keine weitere Sintflut über die Menschen kommen um der Opfer willen.

So nacherzählt sehen wir klarer, als wenn wir die uns einfach schon zu vertraute Geschichte in der Bibel nachlesen und vor lauter Vertrautheit die Pointe der Erzählung überlesen, worum es geht. Diese Erzählung beantwortet die Frage: Warum gibt es einen Opferkult? Die jeder Religion so Selbstverständliche eines Opferkultes kann fragwürdig werden, gerade weil der Mensch ein In-Fragesteller ist. Die kindliche Frage des Warums richtet sich auch einmal als Erwachsenenfrage an den Kult. Es spricht einiges dafür, daß in Israel die Frage des Warums des Opferkultes in der babylonischen Gefangenschaft aufkam. Denn im Exil durften die Priester Gott keine Opfer mehr darbringen, weil der einzig legitime Ort dafür der Tempel in Jerusalem war und ist. Als Ersatz wurde dann im Exil wohl ein Wortgottesdienst kreiert als Vorform des heutigen Synagogengottesdienstes.Gab es dann eine solche Praxis, evozierte das die Anfrage: wozu überhaupt ein Opferkult? Reicht nicht der Wortgottesdienst? Der Monotheismus der biblischen Erzählung spricht auch eher für eine exilisch- nachexilische Entstehungszeit.

4. Eine Kultätiologie

Warum opfern wir Gott?, ist also die Frage, die diese Erzählung respondiert. Es muß ja auffallen, daß wir in der Bibel viele Bestimmungen über die Weise des Opferns lesen können, aber keine Begründung dafür finden, warum denn überhaupt geopfert wird. Statt einer begrifflich explizierenden Erörterung dieser Frage gibt uns die hl. Schrift eine Erzählung als Antwort auf diese Frage. Es ist eine Kultätiologie. Das einmalige Opfer Noahs steht hier für Opfer des Jerusalemer Tempels, indem das Opfer Noahs den Opferkult legitimiert.

Es ist das Signifkanteste der Predigt, daß sie mit dem Opfer Noahs überhaupt nichts anzufangen weiß und es deshalb streicht. Wenn der Mensch der Verursacher wie auch der Verhinderer möglicher Naturkatastrophen ist, dann paßt in diesen damit markierten Vorstellungsraum kein Gott wohlgefälliges Opfer und schon gar nicht ein Opferkult.Die Predigt hat ihr Zentrum in dem Glauben an den umkehrwilligen Menschen. Er ist zwar der Urheber aller möglichen Naturkatastrophen- aber er ist auch ein Subjekt, das sein Fehlverhalten einsehen und so vom Zerstörer zum Erhalter der Welt sich wandeln kann. Dieser Glaube an den Menschen macht einen Opferkult nicht nur überflüssig, nein, er widerspricht ihm sogar. Auch die Verheißung, daß Gott um des Opfers willen keine weitere Sintflut mehr wirken will, muß dann eskamotiert werden, damit der Mensch, allein auf sich gestellt, sich ganz seiner Schöpfungsverantwortung stellt. An ihm allein liegt es, daß die Schöpfung erhalten bleibt, wie er allein auch die Potenz zum Nichten der Schöpfung besitzt. Denn der Opferkult setzt dagegen eine dem diametral entgegengesetzte Weltsicht: Gott ist der Urheber der Naturkatastrophen und Gott ist es auch allein, der sie verhindern kann. Nicht der Mensch, sondern Gott steht im Zentrum dieser Weltanschauung.

Somit haben wir jetzt erst die wichtigste Verschiebung vor Augen: Da wo die Predigt den umkehrwilligen und umkehrfähigen Menschen in den Mittelpunkt stellt, da stellt die religiöse Erzählung den umkehrfähigen und umkehrwilligen Gott hin. Die polytheistische Erzählung hat nun einen Vorteil. Sie kann die Umkehr Gottes erzählerisch darstellen als eine Meinungsdifferenz unter den Göttern. Die einen wollten die Auslöschung der Menschheit und der andere wollte das Weiterleben der Menschen. Der eine Gott überzeugt nun die anderen Götter mit dem Argument: Wer soll uns dann noch Opfer bringen, wenn wir alle Menschen ausgelöscht haben? Die Götter wenden sich dann, so überzeugt, ab von ihrem Vorhaben, die Menschheit endgültig auszulöschen.
Es ist also eine Umkehr der Götter, die durch das menschliche Opfer gewirkt ist. Das ist das tiefste Geheimnis des Opferkultes, das uns hier offenbart wird. Soll diese Erzählung nun monotheistisch umgeformt werden, verlangt dies, die Umkehr in den einen Gott zu denken. Das heißt: Gott wollte die Menschheit auslöschen, aber um des Opferkultes willen verzichtet er darauf, sie noch einmal auslöschen. Wo die säkularistische Predigt ihr Zentrum im umkehrfähigen Menschen hat, hat die religiöse Erzzählung ihr Zentrum im umkehrfähigen Gott und sagt, daß der Opferkult Gott zur Umkehr veranlassen kann. Man könnte es geradezu als vorweggenommene Kritik einer säkularistischen Umdeutung dieser Erzählung ansehen, daß sie vom Menschen keine Umkehr zum Guten erwartet: Er ist, wie er ist und so bleibt er, ein zum Bösen Geneigter. Nicht gründet sich Gottes Umkehr darauf, daß er auf eine zukünftige Umkehr und Besserung des Menschen hofft. Nein, das Wunder ist, daß der Mensch, obwohl er so ist, in der Gestalt des Noah Gott wohlgefällige Opfer darbringen kann. Damit ist aber noch etwas präfiguriet: daß die Priester als Nachfolger Noahs auch ein Stand sein müssen, der sich vom allgemeinen Leben absondert, um so fähig zu sein für den Opferkult. Diese Absonderung ist seine Heiligkeit.

5. Die Grundentscheidung der Säkularisierung der Religion.

Die Grundentscheidung der säkularisieren Predigt ist die, daß Gott nichts mit dem Leid zu tun hat. Es gibt Naturkatastrophen und anderes Unglück, was Menschen treffen kann. Für die religiöse Weltsicht sind das nicht einfach weltimmanente Ereignisse, die mit Gott nichts zu tun haben. Und weil Gott der Urheber ist, ist er auch das Subjekt, das solche Katastrophen verhindern kann . Darum wendet der religiöse Mensch sich an Gott. Wenn nun aber das Subjekt der Katastrophen wie auch der Verhinderer solcher Katastrophen allein der Mensch ist, dann avanciert er zu dem Adressaten der Bitte, der Aufforderung: Kehre um. Dieser Appell ersetzt so das kultische Gott dargebrachte Opfer. Darum muß nun auch die Anthropologie des Menschen geändert werden. Er muß gelten als ein Wesen, daß bereit ist, auf Grund von vernünftigen Einsichten, sein Tun zu ändern. Dieser so imaginierte Verunftmensch bedarf dann auch keiner göttlichen Eingebungen, denn es reicht ja , wenn er vernünftig lebt.

In moderner Theologie korreliert dabei der umkehrfähige und umkehrwillige Mensch mit dem umkehrunfähigen Gott. Die Unfähigkeit Gottes zu einer Umkehr wird dabei in verschiedensten Variationen entfaltet. Sie lassen sich aber auf ein Grundmodell zurückführen, auf das alle Konzepte fußen. Weil Gott vollkommen ist, kann er nur das Vollkommene wollen und wirken. Das will und wirkt Gott aber wesensnotwendig immer. Deshalb kann Gott weder durch ein Opfer noch ein Gebet dazu bewegt werden, etwas zu wollen oder zu wirken, das er ohne das Opfer oder das Gebet nicht gewollt hätte. Entweder ist das, worum Gott gebeten wird, das Vollkommene, dann wirkt er es auch ohne das Gebet oder es ist nicht das Vollkommene, dann kann Gott das Gebet nicht erhören, weil er nur das Vollkommene wollen und wirken kann. Deshalb kann Gott weder Opfer noch Gebete erhören. Kant bezeichnet dann ja in seiner Schrift der Religion in den Grenzen der Vernunft den Opferkult und den Glauben an Gebete, die Gott erhören könne als den „Afterdienst“ der Religion.Das einzige, womit der Mensch sich Gott wohlgefällig machen könne, sei das Streben nach der rechten sittlichen Gesinnung. Wenn also in der Kirche gebetet wird, ist das nur der Appell des Menschen an sich selbst, sittlich zu leben.

Typisch hierfür ist die Meinung des modernistischen Jesuiten Keller:„Außerdem schließt bereits die Absolutheit Gottes es aus, er könne auf irgendeine Weise durch die Welt betroffen oder beeinflusst werden.“1 Gemeint ist damit zweierlei: Gott ist so absolut, daß eine Sünde ihn gar nicht berühren könne, und Gott ist so absolut, daß Gott kein menschliches Gebet erhören kann. „Es widerspricht dem Glauben, durch unser Beten werde Gott veranlasst etwas zu tun. Das Neue Testament sagt: „Gott ist Liebe“ (1.Joh 4,8 und 16). Er ist nicht 99 Prozent Liebe, nicht noch zu steigern, er ist völlig und pur und allein Liebe. Nichts kann ihn bessern; und wenn alle Menschen tausendfach beteten, würde er um kein Jota gütiger und gnädiger, weil er bereits völlig reine Güte ist, die uns immer schon überschüttet mit unendlicher Liebe. Nur ein Irrglaube kann meinen, Gott sei mit Beten zum Guten zu bewegen. Gott ist unbewegbar.“2In dem Begleitmaterial zur Fernsehsendereihe „Credo-Glaube und Bekenntnis der Christen“, im Auftrage der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung liest sich das so: „ Es widerspricht unserem Glauben zu meinen, wir könnten Gott veranlassen, etwas Gutes zu tun, indem wir ihn bitten. Warum? Weil wir glauben, daß Gott die Liebe ist. Die Liebe, d.h. nicht irgendein knauseriger Liebender, der seine Gaben abzählt und nur unter Bedingungen gibt. Gott ist Liebe ohne Vorbehalte, ohne Grenzen, unendlich, über alles Fassen hinaus. Er begegnet uns unaufhörlich mit seiner grenzenlosen Liebe und jedem gleichermaßen, allen Menschen ohne Unterschied. Er macht sich nicht abhängig, nicht einmal von der miserablen Verfassung unserer Herzen. Er überschüttet Sünder und Heilige gleichermaßen mit unendlicher Liebe.“3

Am Anfang der Umformung stand ein einfacher Gedanke: Weil Gott nur die Liebe, nur gut ist, kann und darf er nicht als strafender gedacht werden. Es muß also die biblische Rede vom strafenden Gott entmythologisiert werden, indem das, was in den biblischen Erzählungen als Strafe Gottes dargelegt wird, als ein weltimmanent hinreichend erklärbares Ereignis umgedeutet wird. Es war eben einfach eine Naturkatastrophe, es war 586 v. Chr. einfach eine militärische Niederlage Jerusalems. Die theologische Deutung dieser Ereignisse als Strafe, die die Bibel vollzieht, ist dann für uns Aufgeklärte inakzeptabel, weil wir wissen, daß Gott nur die Liebe ist. Wenn das Ereignis ein rein weltimmanentes ist, dann ist in der Regel der Mensch der Urheber und so liegt es dann auch in seiner alleinigen Kompetenz, solche weltimmanenten Widerfahrnisse zu verhindern durch eine Steigerung seines vernünftigen Handelns in der Welt. So verabschiedet diese theologische Konstruktion Gott ganz aus ihr, um dann den Menschen als alleiniges Handlungssubjekt übrigzulassen.
Damit ist wohl der Wesenszug des Projektes der Moderne erfaßt: Das, was der religiöse Mensch von Gott erhoffte und ersehnte, das soll nun die alleinige Aufgabe des Menschen sein. Dies ist die Geburtsstunde der Politik im emphatischen Sinne. Das Zentrum der christlichen Religion bildet eine große religiöse Erzählung: die von der Schaffung der Welt und des Menschen, sein Sein im Paradies, sein Fall aus ihm als selbstverschuldeter und Gottes Wirken zur Rettung und Erlösung des Menschen durch das Kreuz Christi und die Gründung der Kirche auf das Ziel des Reich Gottes hin. In diesen Erzählrahmen hineingestellt bekommen dann erst die Begriffe der Theologie ihre reale Bedeutung. Die Moderne säkularisiert nun diese Erzählung , indem sie sie politisiert. Nun ist es die Aufgabe des Menschen, sich aus seiner selbstverschuldeten Entfremdung zu emanzipieren, um dann in einer erlösten Welt erst als wahrer Mensch zu leben. Politik im emphatischen Sinne meint dann genau diese Aufgabe der menschlichen Selbsterlösung. Und so war die erste wirklich politische Tat des Menschen die Französische Revolution. Alles Elend und Leid der Welt muß nun als ein von Menschen selbst Verschuldetes begriffen werden, sodaß so auch der Mensch sich dazu konstituiert sieht, dies Elend und Leid zu beseitigen. Das Experiment des Kommunismus in Rußland darf und muß so als das radikalste Konzept der Säkularisierung der Religion im Geiste der Moderne begriffen werden. Das endgültige Scheitern dieses Konzeptes 1989 signalisiert so auch das Ende des Projektes der Moderne, wie es Lyotard so treffend auf den Punkt bringt, wenn er urteilt, daß die Postmoderne sich auszeichnet durch den Verlust der großen Erzählungen von der Emanzipation des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Entfremdung.

Angesichts dieses Hintergrundes wird das Besondere dieser Umformung der biblischen Erzählung von der Sintflutgeschichte verständlich. Der Kern der Erzählung, daß Gott es ist, der umkehrt, daß es ihm reut, daß er die Menschheit auslöschen wollte angesichts des Opfers Noah , ist für die Moderne unzumutbar.Es ist die alleinige Aufgabe des Menschen, umzukehren, sich zu versittlichen und dazu mag die Religion ein paar helfende Impulse freisetzen, aber eigentlich reicht es , wenn der Mensch das täte, was er von seiner Natur her auch kann, daß er vernünftig sein Leben gestalte.
Darum braucht der moderne Mensch auch keine Propheten mehr, keine Offenbarungen, sondern nur seine Vernunft. Aber so entschließt sich der Mensch auch, ohne die Verheißungen Gottes leben zu wollen, denn nun steht er allein vor der Aufgabe, die Schöpfung zu bewahren und sie vor dem Untergang zu bewahren. Der Mensch will ganz an Gottes Stelle treten und bewahrheitet damit Nietzsches Votum: Gott ist tot, wir haben ihn getötet. Den Anfang dazu bildete ein Gottesverständnis, daß Gott so vollkommen ist, daß er faktisch nichts mehr kann und so den Tod Gottes in der Moderne präparierte. Gott starb an seiner Vollkommenheit, die eine gelebte Religion verunmöglichte, wie sie uns exemplarisch das Opfer Noahs vor Augen stellt.

6. Was wird aus dem Gottesdienst?
Dies hat Auswirkung für die Gestaltung der Messe. Denn nun muß der Mensch zu dem Zentrum der Messe werden, auf ihn hin wird der einstige Gottesdienst ausgerichtet. Der Gottesdienst soll nun den Menschen belehren und zu einem angemessenen Tun aufrufen. Das ist die Geburtsstunde der anthropozentristischen Wende, die ihren Grund hat in der These, daß ein Gottesdienst nur in Hinsicht auf Menschen wirksam sein kann, denn Gott ist so vollkommen, daß für ihn einen Gottesdienst zu halten, ein sinnwidriges Unterfangen ist. Denn Gott ist unbewegbar. Dies veranschaulicht die Einführung des Volksaltares, der den Endruck erweckt, als wenn die Kirche das Meßopfer nicht Gott darbrächte, sondern daß das eigentliche Anliegen der Eucharistie eine Mahlfeier ist. Daß Noah aber das Opfer Gott darbrachte, wird dabei diesem Anthropozentrismus geopfert. Das ist nun kein zufälliges Vergessen der eigentlichen Ausrichtung kultischen Handelns, sondern ist die Konsequenz aus einer Gottesvorstellung, die es nicht erlaubt, von Gott auszusagen, daß er Opfer und Gebete erhören kann. Deshalb kapriziert sich ein modern gestalteter Gottesdienst allein auf den Menschen, denn nur er ist veränderbar, in der modernen Konzeption primär im moralischen Sinne, während postmoderne Konzeptionen den Eventcharakter, also den Unterhaltungswert betonen. Den Anfang dafür bildet das vergessene Noahopfer.



1Keller, A., SJ, Grundkurs des christlichen Glaubens. Alte Lehren neu betrachtet, 2011, S.301.
2Keller, A., SJ, a.a.O. S.483.
3Credo, Glaube und Bekenntnis der Christen Bd.1, Hrsgb: Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung e.V. Redaktion: Dr. Hubert Abreß, 1987, S.57.

Dienstag, 22. Dezember 2015

Wieder einmal triumphiert der Zeitgeistopportunismus bei den Jesuiten!

"Prof. Ansgar Wucherpfennig SJ, der Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen, hat nach eigener Aussage bereits homosexuelle Paare gesegnet. Dies berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Ausgabe vom 11. Dezember 2015." So nachlesbar auf Kath net vom: 16.12 2015.
Warum werden wohl Paare gesegnet? Warum segnet sie die Kirche? Darauf gibt es eine klare Antwort im Begriff des Kindersegens. Eine gesegnete Ehe ist eine, in der Kinder gezeugt, geboren werden und aufwachsen. Abstrakter formuliert: Segnen bedeutet, ein dem Gegenstand oder der Person innewohnendes Vermögen zu stärken. Der Segen der Kirche vermittelt keine übernatürlichen Gaben, wie etwa die Sakramente, sondern bestärkt ein natürliches Vermögen. Damit es eine gute Ernte gibt, werden Felder gesegnet, aber es gibt auch Segen für Werkzeuge, damit sie besser funktionieren, ja selbst Inhaber von Computerfachgeschäften lassen ihre Geschäftsräume und dann wohl auch ihre technischen Geräte segnen hoffend auf Umsatzsteigerung und besser funktionierende Computer. Wem das abergläubig erscheint, möge sich befragen, ob es denn nicht wahr ist, daß alle guten Gaben von oben, von Gott also kommen und daß eben das Segnen Gottes ein Einwirken meint, durch das eben in dem Zusegnenden innewohnende Potenzen gestärkt werden.             
Der Paarsegen hat also als Primärzweck, das natürliche Vermögen von Mann und Frau, Nachwuchs zu erzeugen zu stärken: der Kindersegen. Es müßte nun übernatürliches Wunder geschehen, erzeugte ein homosexuelles oder ein lesbisches Paar eigene Kinder! Nur für übernatürliche Wunder ist der kirchliche Segen nicht zuständig- dafür müßte Gott schon unmittelbar eingreifend punktuell die Gesetze der Natur außer Kraft setzen. Was hat dieser jesuitische Hochschulprofessor sich nur -theologisch- gedacht, als er homosexuelle Paare segnete? Es wird wohl keine Fehlspekulation sein, wenn angenommen wird, daß er sich theologisch nichts dachte, außer daß die Jesuiten sich so mal wieder bei den Betroffenden und der Welt beliebt machen können als Avantgardeorganisation des kirchlichen Fortschrittes (zum Ruin der Kirche, darf hinzugefügt werden). 
Oder sollte der Jesuit meinen, es sollten andere für das Leben in einer Partnerschaft förderliche Tugenden und Potenzen gestärkt werden? Dies setzte voraus, daß das oder die Ziele der Partnerschaft aus theologischer Sicht legitime Ziele sind und daß sie dann durch die Kraft des Segens leichter realisierbar werden. So ist es theologisch legitim, das Arbeitswerkzeug eines Bauern zu segnen für eine gute Ernte. Illegitim wäre dagegen die Segnung von Einbruchswerkzeugen, weil Einbruch und Raub keine legitimen Mittel zur Bereicherung sind. Das Ziel einer gelingenden Homosexbeziehung ist moraltheologisch beurteilt auch kein legitimes Ziel und so darf ein Paar auch nicht geseget werden, damit es dies Ziel leichter realisieren kann. Kaprizierte man sich nun auf die sogenannten Sekundärtugenden wie Verläßlichkeit, Treue und Ehrlichkeit, muß man, wie auch der hochwürdigste Bischof Oster es gesagt hat, feststellen, daß auch keine Räuberbande ohne solche innerhalb der Bande gelebten Tugenden dauerhaft funktionieren kann! Aber kein Priester segnet ob dieser Tugenden, die eben auch für das Gelingen einer Ehe notwendig sind, dann deshalb eine Räuberbande mit einem Bandensegen (statt eines Paarsegens)!
Nein, es ist mal wieder nur ein trauriges Beispiel für den gnadenlosen Zeitgeistopportunismus der heutigen Jesuiten- sonst nichts!           

Montag, 21. Dezember 2015

Gott und die Meinungsfreiheit

Wer auch nur oberflächlichst den gegenwärtigen politischen Diskurs wahrnimmt, kann eine Tendenz nicht überlesen, daß in vielfältigsten Variationen ein Zuviel an Meinungsfreiheit in Deutschen Landen beklagt wird. Ob die Junge Freiheit mit der Begründung der Niveaulosigkeit vieler zugesandter Kommentare zu ihren Artikeln erwägt,die Kommentarfunktion zu schließen, wobei Niveaulosigkeit wohl als Tarnbegriff für ein Zuviel an Kritik an der Generallinie der JF fungiert, ob in Dresden erwogen wird, die PEGIDA-Demonstrationen zu verbieten, ob das Sonntagsblatt zu Passau jubelt, weil nun Meinungsäußerungen auf Facebook, die eben derb bayrisch formuliert ihr Nein zur Asylpolitk der Regierung kritisiert haben  vor Gericht behandelt werden, oder ob eine Publikation des Verlages: Pro fide catholica, die kritisch sich zur jüdischen Religion äußert, als jugendgefährdend eingestuft wird, sodaß sie nicht mehr beworben werden darf  und ob man nicht mehr sicher sein kann, wegen der Meinungsäußerung, praktizierte Homosexualität sei Sünde, anzeigbar sich macht- in solchen Zeiten der eingeschränkten Meinungfreiheit ist es eben auch eine Anfrage an die Theologie, wie sie denn zu der Causa der Meinungsfreiheit steht. 
Eines kann sofort gesagt werden, daß der adamitische Mensch, und in jedem von uns steckt ein adamitisches Erbe,unter der Meinungsfreiheit versteht, daß er selbst seine Meinung frei äußern darf, ohne mit Diskriminierungen oder gar einer staatlichen Verfolgung rechnen zu müssen, daß er es aber schon als einen Mißbrauch der Freiheit ansieht, wenn Andersdenkende auch ihr Meinen öffentlich zum Ausdruck bringen wollen.Selbstredend ist dieser egozentrische Standpunkt auch theoretisch legitimierbar: Meine Meinung  zu etwas ist die Wahrheit und es gibt kein Recht zur Veröffentlichung von Unwahrheiten, zumal die dann auch, weil unwahr schädigend sich auswirkten, ließe man ihre Veröffentlichung zu. So gibt es in der Kirche eine lange Tradition, die Verbreitung von unwahren theologischen Aussagen zu verhindern, unter Strafe stellen zu lassen, um Menschen vor den Gefahren von Häresien zu bewahren. Damit der Mensch sich durch Unwahres nicht verführen läßt zu einem sündigen Tuen, ist die Veröffentlichung von Unwahrem zu verbieten- so sollte es wenigstens in einem gut regierenden Staat sein. Von diesem Standpunkt wich dann die Kirche erst ab, als sie selbst Opfer staatlicher Einschränkungen ihrer Publikationen wurde, als Staaten im Namen ihrer Ideologie die Wahrheit der Kirche verbieten wollten.  
Diese Lust auf ein Weniger an Meinungsfreiheit könnte nun rein politisch analysiert werden, sodaß die Analyse auf eine Krise der Hegmonie der politisch Linken stieße als Grund dafür, die Freiheit einzuschränken, um die eigene Vorherrschaft im kulturellen Raume zu erhalten. (Anbei: diese Hegemonie der Linken ist noch so dominant, daß selbst eine C-Bundeskanzlerin faktisch linke Politik betreibt, weil auch sie sich dieser Macht unterwirft.  In der Katholischen Kirche ist die Praxis der Unterwerfung schon so alltäglich, daß sie in Deutschen Landen gar nicht mehr auffällt.) 
Aber es ist doch zu fragen, ob es auch eine wirklich theologische Antwort auf das Problem der Meinungsfreiheit gibt, insofern darunter verstanden wird, daß eben auch nicht nur unwahre Meinungen sondern auch das Miteinander der Menschen gefährdende Meinungen vertreten werden. 
Als Probe aufs Exempel wird nun der extremste Fall eines "Mißbrauches" der Meinungfreiheit in Erinnerung gerufen. Der Fall ist uns allen bekannt, aber wohl nicht unter dieser Fragestellung: Warum ließ Gott es zu, daß der Teufel in der Tarngestalt der Schlange Eva und Adam zum Sündigen verführte? Hätte er nicht als fürsorglicher göttlicher Vater Adam und Eva vor der Schlangenlist bewahren müssen? Warum gewährte er stattdessen der Schlange ein Rederecht im Paradiese? Schlimm genug, daß der Teufel im Paradiese war, aber seine Stimme zu erheben, und so so großes Unheil anzurichten, dem hätte der göttlicher Vater doch wehren müssen. In seiner Allwissenheit wußte Gott voraus, wie und wozu die Schlange die ihr zugestandene Redefreiheit gebrauchen würde und er wußte voraus, daß Adam und Eva sich durch den Teufel versuchen lassen werden, daß sie fallen werden. Wäre es nicht ein Gebot der Liebe zu seinen Geschöpfen gewesen, sie vor einer solchen Versuchung zu bewahren und die Schlange zum Schweigen zu zwingen, indem er ihr das Rederecht entzog?  Ein Aspekt wird dabei aber überlesen: daß Adam und Eva sich freiwillig versuchen ließen, denn sie hätten der Versuchung widerstehen können. Der Ausruf, die Schlange verführte mich, muß so die selbstkritische Aussage folgen: Und ich ließ mich verführen! Gott gab dem Menschen so sehr die Freiheit, daß er ihren Mißbrauch, sich vom Teufel verführen zu lassen, nicht ausschloß! Warum? Weil eine gewährte Freiheit, die den Mißbrauch der gewährten Freiheit ausschlösse, keine Freiheit wäre. Ein Mensch, den Gott so geschaffen hätte, daß er notwendig immer nur das Gute wollte und täte, wäre kein Mensch, weil er so ein unfreies Wesen wäre. Er gliche mehr einem Roboter, mit künstlicher Intelligenz ausgestattet als denn einem Menschen. 
Wäre das oberste Ziel des Menschen, daß er immer richtig handelte, im Sinne der Gebote Gottes, Gott hätte ihm keinen freien Willen gegeben und dann hätte der Mensch perfekt funktioniert wie eben eine gut konstruierte Maschine, ein Roboter. Nur, als Roboter hätte er nie moralisch wollen und handeln können, weil er nur gemäß seiner Programmierung funktionierte oder bei Defekten nicht funktionierte. Eine Handlung, die moralisch qualifizierbar ist, als gutes Werk oder als Sünde setzt denknotwendig ein Subjekt voraus, das freiwillig entweder das Gute oder das Böse tuen kann. Denn das Gute ist nur dann gut gewollt und gut getan, wenn das Handlungssubjekt auch die Möglichkeit besitzt, nicht gut zu wollen und zu handeln. Nähme Gott ihm diese Freiheit, könnte der Mensch nicht mehr moralisch handeln- Gott schüfe eine Welt, in der es keine Moral und keine Tugenden geben könnte, weil die von ihm geschaffenen Wesen dann notwendig gut handelten, jetzt aber im Sinne von: gut funktionieren. 
Gott wolle so sehr die Freiheit des Menschen, damit er moralisch handeln kann, daß er um der Freiheit willen selbst und gerade dem Teufel das Rederecht im Paradiese gewährte.Damit ist noch etwas mitgesetzt: daß das Leben der Freiheit eines ist, daß immer im Kampfe gegen die Versuchung zum Bösen existiert, solange der Mensch noch nicht im Reich Gottes lebt. Gott nimmt den Menschen diese Freiheit nicht, aber- und das gehört nun zum Wesen der Freiheit- er macht ihn für sein Tuen und Unterlassen verantwortlich, denn Gott ist es nicht gleichgültig, wie wir unsere Freiheit leben. 
Angesichts der Geschichte der Mißbräuche dieser uns gewährten Freiheit ist es nur verständlich, sie einschränken zu wollen. Aber Gott regiert hier anders: Er beläßt den Menschen seine Freiheit und macht ihn dann auch verantwortlich für den Mißbrauch. Die Redefreiheit für den Teufel, gerade diese läßt Gott zu, damit der Mensch sich in den Versuchungen und Prüfungen dann bewähren kann. Denn wie sollte man auch einen Menschen als tugendhaft ansehen, hätte er nie Versuchugen zum Bösen erlitten und wäre in ihnen nicht gefallen. So gesehen gibt es keinen größeren Befürworter uneingeschränkter Rede- und Meinungsfreiheit als Gott selbst!                                                     

Samstag, 19. Dezember 2015

Lesefrüchte: Wider den domestizierten Gott Ockham

"Ein kleiner franziskanischer Trick der Mönche Duns und Ockham hatte bis heute nicht zu überschätzende Auswirkungen:Gottes Wesen sei sein allmächtiger Wille. Dieser sei die letzte Ursache der normativen Schöpfungsordnung. Alles Gute und Böse sei ein beliebiges Produkt göttlicher Willkür! Damit wandte Ockham sich ab von Platon und Thomas [der hl. Thomas von Aquin ist gemeint]: Dieser hatte Gott für die unwandelbare Idee des Guten selbst erklärt und damit seine Allmacht verkürzt: Gottes Wille steckte damit im Käfig einer idealen Vernunftidee, über die selbst Gott sich nicht hinwegsetzen konnte. Gottes innerstes Wesen  sei die berechenbare Vernunft. Nein,widersprach ihm Duns: Sein Wesen sei die Liebe: Sie beruht auf einem nicht rational ableitbaren, also freien Willensakt. Schließlich befreite Ockham Gottes Willen endgültig und setzte ihn über alles Gut und Böse: es gebe kein Gut und Böse aus der Natur der Sache selbst und keine vorwillkürliche, vernünftigem Kalkühl zugängliche Bewertung in Gut und Böse. Gott selbst sei es, der Gut und Böse willkürlich aus dem normativen Nichts erzeuge." Kunze, Klaus, Mut zur Freiheit- Ruf zur Ordnung. Politische Philosophie auf dem schmalen Grat zwischen Fundamentalismus und Nihilismus, 1995, S.12f) 

Anmerkungen:
Gäbe es eine Ordnung von Gut und Böse unabhängig vom Willen Gottes, dann wäre das eine Seinsordnung und als solche nicht normativ, denn das etwas gut ist, besagt nicht, daß es gut sein soll. Erst Gottes Wille sagt, daß etwas, was ist, auch sein soll. Zudem: Woher sollte denn diese Ordnung, sich aufbauend aus der Differenz von Gut und Böse sein,wenn nicht allein aus Gott? Gäbe es Seiendes unabhängig von Gott, dann wäre Gott nicht mehr der Kreator. Auch die Idee des Guten in Gott kann nur als durch Gott gesetzt gedacht werden, denn diese Idee des Guten kann sich ja nicht auf etwas Gutes beziehen, was unabhängig von der göttlichen Idee des Guten ist. Gott setzt die Ordnung des Guten als Schöpfung aus dem Nichts und so gründet sie sich in nichts als in der göttlichen Dezision, das als gut und böse zu setzen. Es ist Gottes souveräne Freiheit, die Ockham so wie keiner vor und nach ihm so grundlegend durchdacht hat. Anders formuliert: Ockham denkt Gott als Selbstbestimmung, als causa sui, die erst sich als bestimmter Gott bestimmt. Denn Gott liegt nicht, wie dem geschaffenen Sein eine Natur zu Grunde, zu der sich dann die kreatürliche Freiheit kontingent verhalten kann, sondern er setzt sie sich kraft seines freien Willens. 

Jede Bestimmung Gottes verendlicht Gott, weil jede Bestimmung immer auch eine Negation enthält, was er nicht ist. Das ist das Recht jeder negativen Theologie, die auf alle positiven Aussagen über Gott verzichtet, weil er so immer verendlicht wird. Nur wenn Gott sich selbst als selbstbestimmend gedacht wird, wird sein Bestimmtsein nicht als Fremdbestimmung erscheinen. Gott ist so die Ursache seiner selbst, daß er sich als absoluter Gott selbst zu einem bestimmten bestimmt. Er setzt sich selbst und erkennt sich selbst. Das ist die notwendige Voraussetzung dafür, daß Gott von Anderen erkannt werden kann, weil er sich in seinem Sichbestimmen und Erkennen selbst verobjektiviert und so zum möglichen Erkenntnisobjekt von uns Menschen wird. In Anlehnung an Sartre könnte man sagen: Gott geht keine göttliche Essenz voraus, sondern er wählt seine Existenz und damit seine Essenz frei: er ist nur so, wie er sein will. Es geht ihm kein Sein voraus als Prä seines Wollens und Erkennens. 

Seit Donoso Cortes gibt es die Einsicht in eine wechselseitige Beeinflussung der Gottes- und der Staatslehre. Wo der absoutistische Staat verurteilt wird, da wird Gott auch als durch eine Seinsordnung des Guten determinierter gedacht. Wo Gott als Souverän gedacht wird, wird auch der Staat über die Verfassung gesetzt, so Carl Schmitt in seinen Erwägungen zum Ausnahmezustand. Der konstitutionellen Monarchie korrespondiert so die Idee eines Gottes, der selbst eingefangen ist in eine Moralordnung, der er unterworfen ist. Das ist das Idealbild des domestizierten Gottes.Wird dann noch die Moralordnung als unabhängig von Gott seiend gedacht, kann Gott dann später getötet werden (Nietzsche) und versucht werden, die christlich-bürgerlicher Moral dann ohne lebenden Gott aufrecht zu erhalten. 

Anders gesagt: Gott hätte auch eine ganz andere Welt schaffen können mit einer anderen Moralordnung. Die, in der wir leben, ist nicht notwendig so, wie sie ist. Und Gott ist nicht so an sie gebunden, daß er sich ihr selbst unterworfen hätte, sodaß er abgedankt hätte und nun nur noch die Moralordnung regierte.

Es wäre eine große Aufgabe, Ockham für eine Theologie für die Bedingungen des postmodernen Denkens neu zu lesen! Denn gerade die katholische Lehre von Gott war nie nur biblsch fundiert, sondern auch immer das Produkt des Diskurses mit der Philosophie. Die Theologie des hl. Thomas von Aquin ist nicht denkbar ohne sein intensives Aristotelesstudium, aber die Philosophie des Aristoteles ist nicht selbst Bestandteil des Glaubensgutes der Kirche. Eine Gotteslehre, die Gott von der Tradition der causa sui her als reine Selbstbestimmung denkt, könnte Ockhams theologisches Denken mit Sartres Freiheitsdenken synthetisieren und so eine sach- und zeitgemäße Gotteslehre kreieren, wenn unter dem Zeitgemäßen die Anschlußfähigkeit zur Philosophie der Gegenwart verstanden wird.K. Kunze zeigt ja genau an, wie Sartre zu Ockham steht: "Denkt man Gott aus seinem[Ockhams] Weltbild weg, tritt der Einzelmensch sein Erbe als alleiniger Normenschöpfer an." (S.13). So ist Sartre ein säkularisierter Okhamist, der so in seiner Freiheitsphilosophie Grundlagen bietet, Gott als Freiheit, als Selbstbestimmung zu denken und so auf der Höhe des heutigen philosophischen Denkens.