Montag, 16. November 2015

Welche Werte verteidigt der freie Westen gegen den Islam?

Angesichts des islamistischen Terrors hören wir nun wieder von den Werten, denen dieser Angriff galt und die es nun zu verteidigen gälte. Das klingt gut, aber, denkt man darüber nach, entstehen doch Irritationen. Lebten wir noch im christlichen Abendland, dann wäre mit den Werten die christlich geprägte  Kultur gemeint, aber was sind denn die Werte, die wir jetzt zu verteidigen haben? Nüchtern betrachtet: der westliche Lebensstil, der nicht einfach als eine christlich geprägte Kultur begriffen werden kann. Aus Sicht des Islam ist wohl gerade der säkularistische Charakter dieser Kultur das sie Auszeichnende. Wir dagegen stehen als Christen vor der Frage, ob die westliche Kultur als ein legitimes Kind des christlichen Abendlandes zu begreifen ist, in der Wesentliches des Christentumes aufgehoben ist (im hegelschen Sinne), oder ob diese Kultur eher als etwas vom Christentum sich Ablösendes zu versehen ist.
Mag diese Frage recht universitär-akademisch erscheinen, so ist pragmatischer zu sagen, daß eine gewaltsame Islamisierung Europas als radicaler Akt einer Fremdbestimmung jedenfalls der demokratischen Tradition Europas widerspricht. Nur kann dann nicht übersehen werden, daß der freie Westen nun seine eigene Kultur auch, wenn es nicht anders geht, gewaltsam zu exportieren versucht: man denke an den Krieg gegen Afghanistan und gegen den Irak und jetzt aktuell gegen Syrien. Diese Expansion hat nun wahrlich wenig mit dem Ideal eines herrschaftsfreien Diskurses im Geiste eines Habermas zu tuen. Stattdessen erinnert er eher an den englischen Opiumkrieg gegen China, als man dies lang zwang, den Opiumhandel im eigenen Lande zuzulassen, damit man so gute Geschäfte machen konnte. Das afghanische Volk erlitt sozusagen zwei Zwangsbeglückungen, zuerst den Exportversuch des  Sozialismus durch die Rote Armee, die die Linksregierung in Afghanistan zur Hilfe kam, als sie sich nicht mehr halten konnte an der macht ob der militanten islamischen Opposition und jetzt den Exportversuch der Kultur des freien Westens, der faktisch auch gescheitert ist, weil auch nun wieder die Regierung sich nur dank massiver Waffenhilfe gegen die islamistische Opposition an der Macht halten kann.
Prinzipiell erfaßt heißt die Frage: legitimiert die Idee des Selbstestimmmungsrechtes der Völker auch den Willen, sich einen islamistischen Staat zu geben und darin das eigene Volkseben zu gestalten? Aber die Idee des Selbstbestimmungsrechtes der Völker setzt dann auch aus sich heraus eine unüberschreitbare Grenze: daß das von einem für das eigene Volk gewollte Ordnung nicht gewaltsam gegen den Willen anderen Völkern aufgezwungen werden darf.
Somit könnte der Wert der Idee des Selbstbestimmungsrechtes der Völker der Wert sein, der gegen den militanten Expansionsdrang des Islam in Stellung zubringen wäre. Ist dieser Wert aber auch ein christlicher?  Kapriziert man sich auf den Kern der christlichen Athroplogie, so muß geurteilt werden, daß Gott den Menschen so sehr zur Freiheit und somit zur Selbstbstimmmung bestimmt, daß Gott selbst um dieses Wertes willen den Mißbrauch der Freiheit ermöglichte. Denn eine Freiheit, die den Mißbrauch der Freiheit ausschlösse, wäre selbst keine Freiheit mehr.  Jeder Totalitarismus dagegen will um der Wahrheit willen den Mißbrauch der Freiheit zum Unwahren verunmöglichen und schafft so die Freiheit ab. Wäre Gott ein totaltärer Gott, dann hätte er Adam und Eva so geschaffen, daß es ihnen unmöglich gewesen wäre, zu sündigen, die geshenkte Freiheit zu mißbrauchen. Aber so von Gott determiniert, wäre der so geschaffene Mensch kein Mensch, sondern ein anderes Wesen. Die Kultur des freien Westens wäre so gesehen, gerade eine auf das christliche Freiheitsverständnis fundierte, weil diese Kultur auch den Mißbrauch der Freiheit zuläßt und ihn nur auf das allernotwendigste für das Zusammenleben der Menschen limitiert.  Gerade in dieser Freiheit sieht aber der Islamismus das Krebsgeschwür der westlichen Welt- denn er verneint die Freiheit als Recht zur Selbstbestimmmung.                           

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