Montag, 25. Mai 2015

(Geschichts)Optimismus? oder etwas über den Kampf des regnum diaboli

In Irland ist die Entscheidung demokratisch korrekt gefallen: das Ja! zur Homosexehe steht fest. Für einen christlichen Geschichtsoptimisten hätte es dieses Ergebnis nicht geben dürfen, denn die Menschheitsgeschichte ist doch eigentlich ein andauernder Prozeß der Versittlichung des Menschen in einer Welt, in der Gott sein Reich der Liebe auferbaut, das ausstrahlt in die Welt und sie so lichtet. Aus der Welt des Götzenglaubens, der Magie und der Menschenopfer befreit uns Menschen die Verkündigung der Wahrheit, die uns zu einem Leben in Frieden und Freiheit führt. Nun ja, ganz so plump steht es nun doch nicht in "Gaudium et Spes" des 2. Vaticanums, aber den Grundton dieser Hymne auf den Menschheitsfortschritt trifft es schon. Die Zeit schreitet voran, mit ihm der Mensch aus der Finsternis des Mittelalters zum Lichte der Moderne.
Zudem: Gott regiert diese Welt, der Gott, den uns Jesus als den Gott der Liebe bekannt gemacht hat. Wenn ein solcher Gott die Welt regiert, kann sich streng genommen doch nichts wirklich Böses ereignen, denn das würde dieser Liebesgott doch zu verhindern wissen. Wir leben also nicht eindach in einem Universum, sondern in einem Kosmos (man denke jetzt an Kosmetik), das meint eine wohl und schön geordnetes Ganzes! Und das Wenigerschöne und Wenigergute ist in diesem Kosmos, damit das Mehrgute und Mehrschöne auch als Gutes und Schönes erkennbar ist-denn in einer Welt, in der Alles gleich schön und gleich gut wäre, wäre nichts als gut und schön erkennbar! Merke: Große Menschen sind nur als große in ihrer Differenz zu kleinen erkennbar. Ja, es muß sogar gefolgert werden, daß es keine großen gäbe, wären nicht kleine. So ensteht vor unserem Auge eine aufs schönste wohlgeordnete Welt, die Welt Gottes, in der wir leben. In dieser Welt ist das Nichtgute nur um des Guten willen und so selbst ein Teil des Kosmos. Es ist so eine konfliktfreie Welt der Harmomnie- wenn selbst das moralische Fehlverhalten der Menschen beitrüge zur guten Ordnung des Kosmos.Ein streng theologisch-monoistisches Denken wird so immer zu diesem Ergebnis kommen, daß wir schon in der besten aller denkbaren Welten lebten. (Leibniz)

Wie kann da der hl. Augustin davon reden, daß die Substanz der Geschichte der Kampf des Reiches Gottes wider das Reich des Satans sei? Löst dies nicht die ganze Harmonie des Kosmos auf und degradiert Gott zu einem Gott neben dem Antigott Satan? Ist damit ein antagonistischer Dualismus gemeint, der das Leben der Welt bestimmt? Augustin konzipiert eine Weltsicht eines relativen Dualismus: der eine Gott als der absolute Gott, dem der Satan als Antigott entgegengesetzt, Gott doch subordiniert ist.Wie der Tag einerseits das Ganze ist und doch auch als Tag der Nacht entgegengesetzt ist, so ist Gott das Absolute und doch auch als Gott dem Satan entgegengesetzt. Das ist dann der Kampf des Satans gegen Gott, den Gott doch zuläßt und in dem er zugleich auch gegen das Zugelassene kämpft. Hier löst sich plötzlich das Harmonische und Wohlgeordnete des Kosmos auf- ja für diese Welt gilt wirklich, daß der Krieg der Vater aller Dinge ist.
Wir haben die Verheißung des Endsieges des Reich Gottes- aber damit meinte Christus nicht, daß die Geschichte ab der Geburt der Kirche zu Gründonnerstag und ihrer Ausstattung mit dem Hl. Geist zu Pfingsten nur noch die Geschichte des kontinuierlichen Wachstumes seiner Kirche zur Weltkirche ist, bis sie dann sich ausgereift hat zum vollkommenen Reich Gottes! Das Eintreten des Reich Gottes gleicht da eher-um ein markant-anschauliches Bild zu gebrauchen- einem Lucky Punch im Boxsport. Wie immer es punktemäßig für die beiden Boxer im Kampf stehen mag, der eine kann nach Punkten hoffnungslos zurückliegen- also, er kann seinen Gegner mit noch so gutem Boxen jetzt nicht mehr einholen- ein richtiger Wirktreffer, der Gegner geht K.O. und der Sieg ist ihm.
Also weniger bildlich geredet: der Endsieg des Reich Gottes ist nicht der Endpunkt einer harmonischen Entwickelung, an derem Ende der Reich Gottesbaum alles andere unter sich birgt, sondern ein Einbruch Gottes in die Geschichte, der das Ende der Geschichte ist und da richtet Gott erst sein Reich vollkommen auf. Die großen Erzählungen der Johannesoffenbarung über die letzten Tage der Geschichte verdeutlichen dieses gerade.
Aber so lange das Ende noch nicht da ist, ist der Kampf des Reich Gottes mit dem Reich des Satans das die Geschichte Konstituierende- denn vor diesem Kampf und nach ihm war und ist keine Geschichte. 
Und zu diesem wahren Kampfe gehört es auch, daß die Kirche in ihr wirkliche Niederlagen erleidet! Gott war der Gott Israels und trotzdem wurde es 586 v. Chr. politisch vernichtet und exiliert. Das große Konzept des Aufbaues des Reich Gottes durch das Thron-und Altarbündnis der Konstantinischen Epoche zerbrach endgültig nach dem 1.Weltkrieg und seit dem hat der Reich Gottes Begriff, von einigen Versuchen einer Revitalisierung einmal abgesehen-interessant wäre es, diesbezüglich die marxistisch influenzierte Befreiungstheologie zu studieren, inwiefern die marxistische Arbeiterbewegung für diese Theologie ein funktionaler Ersatz für den Thron war- fast keine Rolle mehr in der Theologie gespielt. Auch hier muß eine Niederlage der Kirche bekannt werden. 
Daß Gott die Welt regiert und auch in ihr parteiisch kämpft, ist so gesehen kein Garant des Siegens für die Kirche. Gott kämpft mit Menschen zusammen gegen das Reich der Finsternis und wenn die Menschen in diesem Kampfe unterliegen, dann läßt Gott auch Niederlagen zu, wie er es ja auch zugelassen hatte, daß Adam und Eva der teuflischen Versuchung erlagen und wie er auch Hiob nicht vor dem Fallen in der Versuchung bewahren wollte, damit Hiob beweisen konnte, daß er wirklich fromm ist. Das hätte er aber nicht können, wenn ihn sein Gott unversuchbar gemacht hätte.
Unsere harmonische Kirchenmusik antizipiert den Endsieg des Reich Gottes als Reich der Harmonie aber überspielt damit auch immer notwendigerweise unsere Lebensrealität, die durch die Disharmonie des Kampfes bestimmt ist. Disharmonische Kunst ist so lebensnäher, die harmonische aber wahr, weil sie das zum Erscheinen bringt, was sein soll, das Reich Gottes. 
Gott ist mit uns-und darum könne es nur noch Siege der Kirche geben, ist dagegen ein durch nichts begründeter Optimismus, der der Ecclesisa militans nur die Augen vor dem wirklichen Kampf verschließt. 
Wo zu kämpfen ist, da kann auch um des Friedens willen kapituliert werden- und das hieße jetzt, daß die Kirche auch die Homosexehe anerkennt, weil es demokratische Mehrheiten so wollen. Wer die Zeichen der Zeit aufmerksam liest, kann nicht umhin zu befürchten, daß die Bischöfe im deutschsprachigen Raum dahin tendieren- zur Kapitulation vor dem mächtigen Zeitgeist! Schlimmes haben wir zu erwarten und Gott mit uns garantiert nicht, daß die Kirche nicht weiteren Niederlagen entgegenhumpelt!                   

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