Donnerstag, 14. Mai 2015

Der Aufstand gegen den Himmel- Notizen zur Himmelfahrt Christi

Die Geschichte des Aufstandes gegen den Himmel ist noch zu schreiben. Sie ist nicht einfach identisch mit der Geschichte des Kampfes gegen Gott- was taten wir, als wir Gott töteten? (Nietzsche)-sie ist eher die Negativfolge des Menschen, sich so auf der Erde zu beheimaten, daß ihm der Himmel zum Fremden, ihm nicht Gemäßen verkommt. 
Bausteine der noch zu schreibenden Geschichte dieser Revolte gegen den Himmel sollen hier nun skizziert werden.
A) Den Himmel kann es nicht geben:
Das Argument ist von bestechender Einfachheit: einst gab es ein Weltbild, daß die Erde-als Scheibe- in der Mitte malte, oberhalb den Himmel und unterhalb die Hölle. Das Gute kommt von Oben- als Sonne und als lebensspendender Regen sinnlich erfahrbar und von Unten die Gefahren. Wie komme ich nach Oben in den Himmel und wie vermeide ich den Abstieg in die Unterwelt. Oben und Unten sind dabei nicht nur Größen des räumlichen Denkens sondern auch und insbesondere des hierachischen Denkens. Das Gute emaniert sich von dem höchsten Punkte aus und verdünnt sich nach unten hin in die materiele Welt, in der die menschlichen Seelen, als aus der geistigen Welt stammend eingekerkert sind mit der Sehnsuch nach der Befreiung. Aber auch einfacher: Oben, das sind die Mächtigen und Einflußreichen, Unten, das sind dann die kleinen Leute. 

Aber dieses Scheiben- Oben -Unten- Denken sei nun an sein wohlverdientes Ende gekommen. Es gibt nur einen Raum, eventuell einen unendlich großen, und in diesem dreidimensionalen Gefüge (lassen wir das Phänom
en Zeit als potentieller Anwärter einer vierten Dimenmsion außer acht) ist kein Platz weder für die Hölle noch für den Himmel. Der Himmel, einst der Wohnsitz Gottes, der Engel und der Heiligen ist nun zur bloßen Ummantelung der Erde entmythologisiert und isr nichts anderses als die Atmosphäre des Planeten Erde, ein gezeichnet in die unendlichen Weiten des Alls.
Und das All ist Alles und da hat kein überirdischer Himmel mehr einen Platz. Was so zuerst als eine große desillusinierende Aufklärungsgeschichte erscheint ist aber dann nur das Negativvorwort für positive Geschichtserzählungen von der menschlichen Möglichkeit eines Himmels auf Erden. 
Ob wir nun an Kants "Idee zu einer allgemeinen Geschichte" der philosophisch fundierten Hoffnung auf eine Weltbürgerrepüublik denken, oder an den "Himmel auf Erden", der uns in Liebesromanen geschildert wird als der Augenblick des: Ich liebe Dich und Du liebst mich...wir verfügen über ein beachtliches Repertoire an Vorstellungen vom Himmel auf Erden. 

Es könne keinen Himmel und keine Hölle geben, außer den Himmeln und Höllen, die wir Menschen uns auf Erden selbst bereiten.
Unsere Aufgabe: die Denkmöglichkeit des Mimmels und der Hölle zu ergründen! Denn was nicht mehr gedacht werden kann, das wird auch nicht mehr geglaubt. Merke: Daß Gerede, daß wir Christen mit den Juden und Mohammedanern doch an den selben Gott glaubten, lebt von dem Verblassen des Glaubens an den einen dreeinigen Gott. Die nicht mehr von uns verstandende Trinitätslehre (ich spreche jetzt nicht vom Dreieinigsein Gottes sondern von der kirchlichen Lehre!)führt eben zum Verlust dieser Lehre und eröffnet so die Möglichkeit, das als intellektualistische Überspanntheit abzutuen.

B) Wenn es einen Himmel gibt, dann ist es für uns Erdenmenschen gar nicht erstrebenswert, im Himmel zu sein! Ludwig Thomas: "Ein Münchner im Himmel" 1911 verfaßt,mit seiner Botschaft, daß der wahre Himmel im Hofbräuhaus zu München sich ereignet und nicht im überirdischen Himmel, wo die Menschen ewig nur: Hosianna singen müssen, war wohl erfolgreicher im Kampf gegen die Jenseitsaustrichtung als so manche tief philosophisch daherkommende Himmelskritik im Geiste Marx und Nietzsches. Auch der Prolog Jean Pauls zu seinem Roman: "Titan", tiefsinniger entfaltet, kommt zum selben Ergrbnis, indem es Engel Menschen werden läßt, weil das wahre Leben unser auf Erden ist und nicht das blutleere des ewigen Olymp! 
Unsere Aufgabe: warum ist gerade das Leben im Himmel für den Menschen das wahre und nicht eine völlige Entfremdung seines Eigensten? 
Nebenbei: So manche christliche Beerdigungsansprache mit ihrer Betonung auf dem ewigen Ruhen in Gott, im ewigen Frieden, evoziert ja den Eindruck, als würde damit eigentlich nur das Totsein als ewiges Schlafen uns vor Augen geführt. Populär ausgedrückt: Der Tod ist wie am Sonntagabend schlafen gehen und nie wieder vom Wecker aus dem Schlaf gerissen zu werden: Aufstehen, ab zur Arbeit! Und so ruhen unsere Toten eben ewig in Gott ohne Montagswecker! 

C) Wenn es doch einen Himmel gibt, dann kommt jeder Mensch in ihn hinein. Wir denken hier an den bedeutesten Korchenlehrer der Gegenwart: Willy Millowitsch mit seinem Liedlein: Wir sind alle kleine Sünderlein und kommen alle in den Himmel. Oder an den populären Schlager: Wir kommen alle in den Himmel, weil wir alle so brav sind...
Auch wenn im Katholischen Katechismus das dort nicht so steht, so ist dies doch zur Normaldogmatik katholischer Verkündigung geworden. Allerdings fügt die ultraliberale Theologie gern hinzu, daß wer auf keinem Falle in den Himmel wolle, den nötige Gott dann auch nicht dazu! Der darf dann draußen vor der weit geöffneten Türe zum Himmel verharren, der immer für ihn offenstünde, wollte er nur eingehen in den Himmel!
Unsere Aufgabe ist es, daran zu erinnern daß der Himmel für den Menschen keine Selbstverständlichkeit ist, sondern eine Aufgabe. Schon der 15 Psalm frägt: "Herr, wer darf Gast sein in deinem heiligen Zelt?" und er antwortet nicht: jeder, wenn er nur will!
Die Parole, da käme jeder hinein, wenn er nur wolle, setzt ja eines aus sich heraus: wenn der Himmel so selbstverständlich ist für mich als meinem Leben nach dem Tode, dann brauche ich mich um diesen Himmel nie zu bemühen- das kommt von selbst- also ist der Himmel kein Argument für die Frage des: Wie lebe ich hier auf Erden?- weil ich den Himmel sowieso ereichen werde!

D) Wenn es auch einen Himmel geben mag, der Himmel hat keinen Einfluß auf das irdische Leben! Die Welt ist ein großer in sich verschlossener Lebensraum, in dem nichts Jenseitiges und Himmlisches hineinwirkt! Es gibt nur Menschen in der Welt, die aus religiösen Motiven agieren, aber nienals handelt Gott oder die Engel in der Welt. Das gilt heuer sogar als das Grundaxiom der wissenshaftlichen Kirchengeschichte. Alles andere sind fromme Legenden. 
Das hat auch erkenntnistheoretische Bedeutung: Erkennen heißt nicht mehr, ein zu erkennendes Etwas als eine irdische Realisierung einer Idee des Etwas in Gott zu begreifen, und das ideele Sein des Etwas als seine ontologische Waheheit zu begreifen! Der Begriff ist jetzt nur noch das Produkt des vom Einzeletwas abstahierenden Denkens zu etwas bloß Gedachtem, dem keine Realität zukommt außerhalb des menschlichen Denkens. Der Ideenhimmel, der sich in der Mannigfaltigkeit irdischer Erscheinungen realisiert, wird zum bloßen Arsenal menschlicher Abstraktionsleistungen, um sich besser auf Erden orientieren zu können. Das Denken des Menschen verliert so seinen Bezug zum Himmlischen als der Voraussetzung wahren Denkens. Der Nominalismus triumphiert und entleert so den Himmel und das Denken.
Unsere Aufgabe: daß wir wieder lernen, Gott als Subjekt zu denken, der als Subjekt, auch durch seine Ideen (als das Seiende in ihm) die Wirklichkeit bestimmt!       
     
     

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