Samstag, 28. Februar 2015

Kardinal Marx: Die Katholische Kirche neu erfinden?

Dr. Schäfer unterbreitet in seinem auf Kath net publizierten Essay "non possumus" (27.2.15)  eine wirklich bedenkenswerte Analyse des kirchenpolitischen Anliegens des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Es wird ausgegangen von der etwas irritierenden These, daß die Deutschen Bischöfe befürchten, oder davon ausgehen, daß für eine Reform der Sexualmorallehre in ihrem Sinne (daß man die Theorie sein lassen will, wie sie ist, aber die seelsorgerliche Praxis von der Dogmatik emanzipieren könne) nicht die notwendige Mehrheit auf der Familiensynode 2015 zustande kommen wird. Deshalb presche jetzt Kardinal Marx mit dem Secudanten Bischof Bode vor, um für Deutschland einen Sonderweg zu eröffnen.Oberflächlich betrachtet könnte dies als eine kleine Kurskorrektur der kirchlichen Praxis verstanden werden, daß aber das Anliegen der "Reformer" es sei, eigentlich alles beim Alten zu belassen-und wenn man es etwas wohlwollend deuten würde, nur nachträglich legalisiere, was schon längst die kirchliche Praxis ist: daß"Geschieden-Wiederverheirateten" die Kommunion bedenkenlos ausgeteilt wird. Aber Dr. Schäfer verharrt nicht bei so einer oberflächlichen Betrachtung!Er Schreibt:   

"Der Schlachtruf „Wir sind keine Filialen von Rom “ lässt in dieser Frage keine Interpretationsspielräume mehr.Den Bischöfen dürfte klar sein, dass die „pastorale Lösung“ der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen nur ein Einstieg in den Ausstieg aus weiten Teilen der katholischen Sexualmoral sein kann. Denn diese ist ja in der Breite ein übergroßer Klotz am Bein all derer, die mit der sie umgebenden Gesellschaft auf Augenhöhe kommen wollen. Bischof Bode hat mit seinem Hinweis auf die notwendige Wertschätzung für das Zusammenleben vor der Ehe, einen deutlichen Hinweis gegeben, dass ihm - und sicher nicht nur ihm - die ganz zwangsläufigen Weiterungen des nun zum Programm erhobenen Einstiegs vollauf bewusst sind.
Es ginge um viel mehr: Die große Geschichte des Christentums liegt nicht hinter uns, sondern vor uns“ – das ist nicht nur ein markiges Statement, sondern Ausdruck einer durchaus konkreten Vision.Gemäß dieser Vision gilt es von nun an, das Christentum nicht von der Vergangenheit, der Tradition her zu lesen, sondern es auf die Zukunft hin „experimentell“ neu zu entwerfen. Der Glaube könne nicht „bewahrt werden wir ein Schatz“, die Kirche habe vielmehr ihre kommende weltgeschichtliche Sendung in den Blick zu nehmen: „Werkzeug für die Einheit der Menschheitsfamilie“ zu sein. In der globalisierten Welt brauche es eine Religion, die Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringen könne und die mit dem Prozess der Globalisierung verbundenen sozialen Spannungen zu moderieren verstehe. Und keine Religion sei für diese Aufgabe besser geeignet als das Christentum: „Eine globalisierte, universale Kirche in einer globalisierten Welt“.
Das heißt, die Katholische Kirche neu zu erfinden! Bezeichnend ist der religionssoziologische Ansatz. Die Kirche hat für die Welt dazu sein und sie legitimiert ihr Dasein in ihrer Funktionalität für die Welt. Die Welt erscheint nun als im Prozeß der Globalisierung sich befindende. Euphemistisch wird dies als der Weg zur Vereinheitlichung zur Menschheit gedeutet. Es entstünde eine "Menschheitsfamilie". Und für diesen Prozeß wolle und solle nun die Katholische Kirche sozusagen die Funktion eine Hebamme erfüllen. Sie sei das "Werkzeug" (Sakrament) für die Vereinheitlichung der Menschheit, daß da eine Menschheitsfamilie entstünde. Und für diese Aufgabe wäre die Katholische Kirche geradezu prädestiniert, da sie mithelfen könne, die sozialen Spannungen, die aus dem Prozeß der Globalisierung entsprüngen, sozial zu moderieren! Die globalisierte Kirche für die sich globalisierende, sprich sich vereinheitlichende Welt, das passe zusammen.
Die dogmatische Konstitution:Lumen Gentium" (DH 4101) sagte das noch so: "Da aber die Kirche in Christus gleichsam das Sakrament bzw Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit des ganzen Menschengeschlechts ist,[...].Aber der Neuansatz läßt die Vereinigung mit Gott weg, um sich ganz auf die sehr problematische Aussage des Werkzeuges für die Einheit des ganzen Menschengeschlechtes zu kaprizieren! Von der hl. Schrift und der Lehrtradition der Kirche her gibt es für die Vorstellung des Zieles der Vereinheitung der Menschheit durch die Kirche keinen Beleg. Ja, wir stoßen stattdessen auf eines der dunkelsten Lehrstücke der Katholischen Theologie, der Lehre von der Prädestination. Im Neuen Testament heißt das, daß die zum Glauben kamen und kommen, die von Gott dazu vorherbestimmt sind! Nicht die Einheit der Menschheit sondern die Fülle aller zum Heil von Gott Bestimmten ist so das Ziel der Kirche und zwar als die Einheit dieser Erwählten mit Gott!   So heißt es typisch für diese Wahrheit in der Apostelgeschichte: "Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren". (13, 48) Aus dem Ziel der Kirche, die Vollzahl der dazu Bestimmten in und durch sie zur Einheit mit Gott zu führen, wird das säkular politische Ziel einer Welteinheitsgemeinschaft, für die die Kirche unterstützend tätig sein soll.Dafür wäre sie prädestiniert, weil sie in sich schon eine globalisierte Religion sei und weil sie ob ihrer Sozialkompetenz die Kollateralschäden dieses Menschheitsvereinigungsprozeß sozial zu lindern wüsse. Die Religion soll dann die Vereinheitlichung der Menschen zu einer Menschheitsfamilie fördern, weil sie selbst in sich diese Vereinheitlichung verschiedenster Menschen schon vorlebe. Die Kirche wäre soetwas wir die Avantgarde der Einheit der Menschen! 
Augenfällig ist, daß die Einheit der Menschheit, ontologisch als ihre gemeinsame Abstammung von dem ersten Menschenpaar, Adam und Eva, umgestaltet wird zu der Vorstellung, daß die Einheit der Menschheit eine kulturell-politische Aufgabe ist. A. Dugin analysiert den Globalisierungsprozeß zureffend als eine "Universalisierung der freien Marktwirtschaft, der politischen Demokratie und der Ideologie der Menschenrechte" (Dugin, Die vierte politische Theorie, 2013, S.75), oder einfacher gesagt als das Hegemonialstreben der USA mit ihrer westlichen Kultur. Warum nun gerade die Katholische Kirche diesen Kulturimperialismus zu unterstützen , ja zu forcieren habe, bleibt dabei völlig unreflektiert. Oder sollte hier klammheimlich dieser Kulturimperialismus mit dem Wachsen des Reich Gottes auf Erden identifiziert werden? 
Eine theologisch sehr wichtige Unterscheidung wird in dieser Affirmation der säkularen Weltvereinheitlichung eingezogen. Alle Menschen sind Geschöpfe Gottes, aber die besondere Einheit der Menschen kann so nicht durch das Geschöpfsein durch Gott begründet werden, denn  Geschöpfe Gottes sind alle Lebewesen und nicht nur die Menschen. Sie begründet sich allein dadurch, daß alle Menschen von dem ersten Elternpaar, Adam und Eva abstammen und das ist ihre Einheit. Davon strikt unterschieden wird die Einheit aller Kinder Gottes! Denn dazu sagt das Johannesevangelium:Jesus Christus kam in sein Eigentum, "Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden, allen die seinen Namen glauben." (Joh, 1, 12) Die Kirche ist die Einheit der Kinder Gottes und nicht die Einheit der Kinder Evas und Adams! Es bedarf einiger theologischer Verrenkungen, um diese Differenz der Einheit als Kindschaft Evas und der der Einheit im Glauben an Jesus Christus auszuhebeln. Als Wunderwaffe dürfte da wohl die Vorstellung von Gott, der unbedingt alle Menschen liebt, fungieren! Das meint dann, daß jeder Mensch ob seines Menschseins schon allein ein Kind Gottes sei, auch wenn er Nein zur Wahrheit, zu Jesus Christus sagt! Es hätte dann eigentlich im Johannesevangelium heißen müssen: Der göttliche Logos wurde Mensch und nahm alle Menschen als Kinder Gottes an, gleichgültig , ob sie Christus annehmen oder verstoßen! 
Da die Kirche sich so nun ganz neu von ihrer sozialen Funktion der Förderung des Globalisierungsprozesses her definieren will, kann und sollte sie alles abstreifen, was dieser Sozialfunktion imWege steht. Und da wäre wohl die Sexualmorallehre der Kirche der erste Streichkandidat! 
Aber erfassen wir das Problem grundsätzlicher! Bleiben wir hier nicht oberflächlich! Der Psalm 15 fundiert die Moraltheologie der Kirche mit der Frage: "Herr, wer darf sein in deinem Zelt?, wer darf weilen auf deinem heiligen Berg?" überschrieben-sehr treffend- in der Einheitsübersetzung mit: "Die Einlaßbedingungen für den Eintritt ins Heiligtum", neutestamentlich formuliert, in das Reich Gottes oder in das ewige Leben!  Die Finalursache der kirchlichen Morallehre ist also die Lehre von den Eingangebedingungen in das ewige Leben."Was muß ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?", heißt so die erste Frage der theologischen Morallehre! Was wird aus dieser Morallehre, wenn ihre Finalursache jetzt die Förderung des Weltverheitlichungsprozesses hin zu einer Welt in Frieden, Freude und Gerechtigkeit wird? Jetzt muß sich jede Detailbetimmung der Morallehre eine Überprüfung gefallen lassen, ob sie der Humanisierung und Vereinheitlichung der Welt dient! Der Wert oder Unwert jeder Bestimmung der Morallehre gründet sich jetzt in ihrer Nützlichkeit für die Förderung der Globalisierung! Die Morallehre darf dann nicht mehr ausgrenzen und Unterschiede setzen, sondern soll alles bejahen, was die Vereinheitung der Menschen fördert. Die notwendig diskriminierende Unterscheidung von wahrer und falscher Religion ist dann das zuvörderst zu streichen: alle Religionen sind gleich wahr, sofern sie alle anderen auch als gleich wahr bejahen!  Im Bereich der Sexualität darf auch nichts mehr diskriminiert werden, um die Einheit in der bunten Vielfalt nicht zu stören...Beliebig ergänzbar. Eines ist klar: von der alten Katholischen Religion wird dieser Neuansatz nichts übriglassen. Es ist, um es mit Arnold Gehlen zu sagen die Ersetzung der christlichen Religion durch einen religiösen Humanitarismus, dem der Glaube an das Recht jedes Menschen, optimal zufrieden auf Erden zu leben, das Herzstück seines Glaubens ist! Christentum ist dann nur noch praktizierter Humanismus im Dienste der universalen Weltbeglückung und politisch nüchterner und realistischer formuliert: die kirchliche Sekundanz  für den amerikanisch-westlichen Kulturimperialismus! Die unheilige Dreieinheit von: freier Marktwirtschaft, politischer Demokratie und der Menschenrechtsideologie (Alexander Dugin)! Eigentlich ist dafür die christliche Religion überflüssig, es sein als Apotheose dieser neuen Dreieinigkeit mache sie sich den Mächtigen der Welt dienlich! Und will dafür Kardinal Marx die Katholische Kirche mit ihrer Religion neu entwerfen? Es ist zu befürchten, daß Dr. Schäfers Kommentar leider in allem recht bekommen wird!    
             


Freitag, 27. Februar 2015

Denken-Nein Danke? und 3Zusätze

"Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken", übersetzt die ökumenische Einheitsübersetzung Lk, 1, 77. Im Griechischen heißt es aber : "Erkenntnis des Heiles"! Aber wieso wird aus der Erkenntnis des Urtextes eine Erfahrung des Heiles? Sprachlich ist diese Übersetzung falsch. Ist sie ideologisch begründet?
Und schon stehen wir vor einem unüberschaubaren Komplex von eigenartigen Vorstellungen, wie man heuer eben so daherredet. "Ideologisch", das meint meist einfach: nicht sachgemäß, nicht den Tatsachen entsprechend. "Ideologisch" ist so einfach: falsches Denken! Seit K. Marx gilt "Ideologie" als Synonym für falsches Bewußtsein, für ein falsches Denken. Könnte man dann "Ideologie" gleichsetzen mit einer falschen Weltanschauung? Aber was wäre dann eine richtige und welche Kriterien unterscheiden dann die wahre von den falschen Weltanschauungen? 
Aber ursprünglich bedeutet dieser Begriff ja etwas ganz anderes. Er bedeutete: die Lehre von den Ideen und beinhaltet einerseits eine Reflexion der Beziehung der Ideen zueinander und andererseits eine Reflexion des Denkens (der Ideen) zur Wirklichkeit. So müßte jedes intellektuell redliche Denken eine Rechenschaft ablegen können von der seinem Denken zugrunde liegenden Ideologie. Auch und gerade die Theologie kann so nicht ohne eine explizite Ideologie auskommen. Und es darf so der Verdacht gehegt werden, daß da, wo die Theologie keine explizite Ideologie aufweist, sie unreflektiert die Ideologie, die in ihrer Zeit vorherrschende übernimmt! 
A. Dugin urteilt nun, daß das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der Ideologien gewesen sei und zwar dieser drei: der liberalen, der sozialistischen und der faschistischen. (Vgl: Dugin, Alexander, Die vierte politische Theorie) und daß jetzt, in der Postmoderne die Weltanschauung des Liberalismus obsiegt hat, daß sie sich aber in der Ägide der Postmoderne auch selbst verändert hat. Eines könnten wir nun vermuten: daß es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Ende der konstantinischen Epoche, von Kaiser Konstantin bis Kaiser Wilhelm II. und der Zeit der Weltanschauungen. Könnte man Weltanschauungen als säkularisierte Religionen verstehen? Diese Frage drängt sich uns nun dabei auf.
Daß gelegentlich die Religion auch als eine Art von Weltanschauung bezeichnet wird, spräche nicht dagegen. Denn dann wird das Besondere der religiösen Weltanschauung ja gerade in ihrem religiösen Charakter begründet, daß sie also die Welt in einer Beziehung zu Gott hin (von, in und zu Gott) sieht, während für alle anderen Weltanschauungen die Welt die Totalität meint, die sich selbst auf nichts anderes als auf sich selbst beziehen kann. Der Weltanschauungsstaat wäre dann die Alternative zum christlichen Staat, zur Vorstellung des Königstumes von Gottes Gnaden, von der Vorstellung, daß der Staat sich nach dem Gesetz Gottes zu orientieren habe und darin auch seine Legitimität fände.War das 20. Jahrhundert der Kampf um den Staat: mit welcher Weltanschauung er sich legitimieren soll oder kann,wenn die christlich-religiöse ausfällt? 
Aber eines fällt doch auf! In dem Begriff der Weltanschauung steckt das Verbum: anschauen! Nun ist doch offensichtlich begreifen etwas anderes als das Anschauen. Solange ich etwas nur anschaue, habe ich es noch lange nicht begriffen! Erst durch das Denken wird das Angeschaute begriffen und es entsteht so eine Erkenntnis.Schauen, wie es wirklich ist, wäre so eine ideologische Vorstellung, die in der Tätigkeit des Denkens gerade den Ursprung dafür sieht, daß das Geschaute falsch verstanden wird. Durch das Denken wird das, was erkannt werden soll, verändert-es wird zu einem Erkenntnisobjekt verarbeitet, wie gerade der französische Philosoph L. Althusser so energisch betont (Vgl: Althusser, Das Kapital lesen I und II) Aber die Intention des Erkennens wäre es doch gerade, die Welt so wahrzunehmen, wie sie nun mal ist- und so den Prozeß des Erkennens, der das zu erkennende Objekt verändert, rückgängig zu machen und in einem reinen Schauen dessen, was ist, zu verharren!
Sollten wir so Weltanschsuungen begreifen als den Versuch einer Weltwahrnehmung, die auf das Begreifen des Geschauten verzichtet?
Ideologisch wäre dann dies Moment der Weltanschauung, daß sie im denkerischen Begreifen des Geschauten die Quelle des Irrens über die Realität sieht.
Noch eine eigentümliche Verkürzung liegt diesem Wahrnehmungskonzept zu Grunde. Wir denken sprachlich. Unser Denken ist so durch indikativische und konjunktivische und imperativische Sätze bestimmt. Der Satz muß als das kleinste Element des Denkens angesehen werden-ein einfaches Wort ist noch kein Gedanke! Jede dieser drei Satzmodi impliziert ein eigenes Verhältnis zur "Wirklichkeit"-lassen wir mal die Frage, was denn Wirklichkeit ist, außer Acht!.Sage ich: es ist so, dann meine ich damit, daß diese Aussage die mit dieser Aussage ausgesagte Wirklichkeit adäquat wiedergibt. Sage ich dagegen: es ist so, aber es könnte auch nicht so sein, so sage ich nicht aus, was ist, sondern was nicht ist und doch sein könnte.Ich begreife damit das, was ist als eine Möglichkeit, die Wirklichkeit geworden ist, die aber auch bloß hätte Möglichkeit sein bleiben können.Sage ich, das soll so sein, sage ich gar nichts aus über etwas, was ist, sondern über das, was sein soll! Man muß wohl urteilen, daß keine Weltanschauung vorstellbar ist, die nicht diese drei fundamental verschiedenen Aussagemodi in sich trägt als ihre Elemente. Was besagt das aber für den Begriff der Weltanschauung. Naiv unreflektiert meinten wir doch, daß Weltanschauung meine: die Welt, so wie sie gesehen wird. Aber gehört das, was sein soll und das, was sein könnte zur sehbaren und anschaubaren Welt? Transzendiert nicht jedes: das soll so sein! und das könnte auch anders sein! jedes bloße die Welt Anschauen? Also, muß eine Weltanschauung, auch wenn sie dem Namen nach nur eine anschauende Tätigkeit sein will, doch ein Begreifen sein, denn erst durch das Begreifen wird mir die Möglichkeit gegeben, zu dem indikativischen Aussagesatz, so ist es! den konjunktivischen hinzuzufügen: aber es könnte so auch nicht sein!
Freiheit, das Wissen von der Kontingenz dessen, was ist, ist so nicht einfach eine sehbare, anschaubare Tatsache in der Welt, sondern das gibt es für uns erst durch das Denken und Begreifen der Wirklichkeit, indem sich uns so die Wahrheit konjunktivischen Denkens erschließt. R. Musil spricht hier von dem Wirklichkits- und dem Möglichkeitssinn (Vgl, Musil, Der Mann ohne Eigenschaften) So scheint uns der Begriff der Weltanschauung zu täuschen: er muß, wenn er mehr sein will, als nur ein Sehen, von dem. was ist, ein Begreifen dessen sein, was ist. Erst im Akt des Begreifens wird uns das Gesehene zur Erkenntnis. Jetzt wird aus dem, was ist, ein kontingentes Sein: es könnte auch anders sein. Jetzt kann das als kontingentes Sein Begriffende auch als etwas begriffen werden, von dem imperativisch ausgesagt werden kann: so soll es auch sein oder so soll es nicht sein. Erst die Erkenntnis des kontingenten Charakters von etwas ermöglicht es, sinnvoll auszusagen: so soll es sein!-denn wenn etwas notwendig so ist, wie es ist, dann erübrigt sich jede normative Aussage. Diese setzt nämlich voraus, daß das, was ist, auch nicht sein könnte und beurteilt durch die imperativische Aussage das kontingente Sein des Etwases: soll es sein? 
So ist uns die Weltanschauung zu einem höchst komplexen Gebilde geworden, das nicht auf ein einfaches: Schauen, wie die Welt ist, reduzierbar ist, als das Kriterium für eine wahre Weltanschauung, im Gegensatz zu falschen, die sie anders sehen, als die Welt ist. Eine Weltanschauung kann nur Weltanschauung sein, wenn sie den Anspruch erhebt, die Welt zu begreifen und daß gemäß dem Denken  in indikativischen, konjunktivischen und imperativischen Sätzen auch Aussagen über das: wie könnte die Welt auch sein und wie sollte sie sein enthalten sind.Aber es scheint gerade ein Moment der Immnunisierung der Weltanschauungen gegenüber ideologischer Kritik zu sein, sich als bloßes Anschauen auszugeben mit dem unausgesprochenen Zusatz, daß gerade die Tätigkeit des Denkens die Fehlerquelle des Verfehlens der Wirklichkeit sei.
So müßte auch jede Weltanschauung nicht im Schauen und Sehen der Welt sondern erst in der Erkenntnis der Welt ihr Ziel finden. Aber kann eine Weltanschauung die Welt erkennen und begreifen, wenn ihr selbst die Welt die letzte totale Wirklichkeit ist, für die es kein Jenseits mehr gibt, von dem aus die Welt begriffen werden könnte? Könnte dies die Grenze jeder Weltanschauung sein, daß sie eben das Ganze nicht mehr begreifen kann, weil es für sie keinen Punkt außerhalb des Ganzen gibt, von dem her, wie von einem Feldherrnhügel her, das Ganze begriffen werden kann? Sagt sie deshalb sich als Weltanschauung aus, um diese Grenze ihres Begreifens anzuzeigen? 
Das Denken müßte also, um die Welt begreifen zu können, die Welt transzendieren, um vom so jenseitigen Ausgangspunkt aus das Ganze begreifen zu können und das wäre der metaphysische oder theologische Erkenntnisausgangspunkt! Der Verdacht drängt sich auf, daß nur die Theologie so eine Weltanschauung hervorbringen kann, die auch ein Begreifen und Erkennen der Welt ist und die nicht im Erfahren und Erleben der Welt stehen bleibt.Eine Weltanschauung dagegen begreift nur etwas von der Welt aber gerade nicht das Ganze-hier schaut sie nur noch an. 
Wenn wir jetzt nach der Falschübersetzung nicht mehr das Heil erkennen, sondern nur noch erfahren sollen, dann zeigt das, das hier auf die wichtigste Aufgabe des Menschen, die Erkenntnis verzichtet werden soll! So darf und muß die Abwendung von der theologischen Erkenntnis der Welt zur Anschauung der Welt in den Weltanschsauungen nicht als ein Fortschritt in der Erkenntnis betrachtet werden können. Wo Erkenntnis war ist jetzt nur noch das Schauen und Erleben von Welt getreten! Es wird zu viel erfahren und erlebt und zu wenig gedacht, als daß noch Erkenntnis sich einstellen könnte! 

Corollarium 1 : Beachtlich und problematisch ist die Vorzugsstellung des indikativischen Denkens, als wäre das Denken primär oder gar ausschließlich ein Begreifen dessen, was ist, und nicht ebenso ein Begreifen dessen, was sein soll (Moral) und ein Begreifen der Freiheit im konjunktivischen Denken. Wenn die Geschichtswissenschaft z.B. nicht zu einer "Ideologie" jetzt im negativen Sinne werden will, muß sie neben den indikativischen Aussagen, so ereignete es sich, auch die konjunktivischen setzen, es hätte sich auch nicht so ereignen können, um den kontingenten Charakter der Ereignisse der Geschichte so zu begreifen!

Corollarium 2: Ein grobes Schema: Wenn die Konstantinische Epoche bis zur Auflösung der drei letzten christlichen Monarchien, Rußland, Österreich und Deutschland währte, also bis zum Ende des 1.Weltkrieges, dann war das Bestimmende der Weimaraner Republkik der Bürgerkrieg der Weltanschauungen (dies macht diese Zeit bis heuer so intellektuell fruchtbar) und 1933 obsiegte dann in Deutschland die nationalsozialistische Weltanschauung. Nach 1945 bestimmten die Siegermächte über Deutschland: in der BRD herrschte der Liberalismus vor, in der DDR der Sozialismus. Mit dem Ende des real existierenden Sozialismus 1989/90 erfolgte dann der Endsieg des Liberalismus. Zugleich kann man diesen Zeitpunkt als das Ende der endgültige Ende der Moderne bezeichnen, dessen Anfang ich nach dem innerchristlichen Religionskrieg des 17.Jahrhundertes datieren möchte,insofern unter Moderne verstanden wird die Ablösung des christlichen Abendlandes durch das Projekt der Gestaltung der Welt auf dem Fundament der Vernunft. In der Postmoderne verändert sich dann auch der Status des Liberalismus als Weltanschauung (sie ist nicht mehr eine Weltanschauung in Opposition zur Realität, sondern sie ist die das Leben gestaltene Kraft, die in der Postmoderne in ihrer Radicalisierung auch ihr Ende findet, weil sie über sich hinauswächst. (Vgl Dugin, die vierte politische Theorie)

Corollarium 3: Das Verhältnis der christlichen Religion zu Weltanschauungen ist nun selbst ein sehr komplexes! Einerseits sind Weltanschauungen Surrogate für die (christliche) Religion, andererseits kann sich die Religion mit Weltanschauungen synthetisieren. Man denke an das Konstrukt der christlich-platonischen Weltanschauung. Oder es kann ein Oppositions-verhältnis vorliegen, man denke an das Verhältnis von Christentum und atheistischen Sozialismus! Weltanschauungen können die christliche Religion zersetzen, wie es der Liberalismus tut. Die Frage des Verhältnisses ist so nicht so sehr philosophisches als eines der historisch bedingten gewählten Option: mit wem sich die Religion im Kampfe gegen wen verbindet!                                          

Donnerstag, 26. Februar 2015

Zum Kampf um die Familiensynode, zwei Deutsche schlagen zu!

Kardinal Marx und Bischof Bode schlagen zu! Oder der Aufstand gegen Rom! 

Seit dem Ereignis Luther ist Deutschland das Land des Aufstandes gegen Rom. Thomas Mann zitiert in seinem großen Essay: „Betrachtungen eines Unpolitischen“ Dostojewskis Urteil über Deutschland 1877 zustimmend: „Nicht allein jene Formel des Protestantismus, die sich zu Luthers Zeiten entwickelte, sondern sein ewiger Protest, wie er einsetzte mit Arnim gegen die römische Welt, gegen alles, was Rom und römische Aufgabe war, und darauf gegen alles, was von Rom aufs neue Rom überging und auf all die Völker, die von Rom seine Idee, seine Formel und sein Element empfingen, der Protest gegen die Erben Roms und gegen alles, was dieses Erbe ausmacht.“1 Der DBK-Vorsitzende Kardinal Marx, fest in dieser antirömischen Protesttradition verwurzelt und beheimatet, verlangt nun, kaum nomiert zur römischen Familiensynode 2015 zu Rom, daß die Deutsche Bischofskonferenz das Recht zu Sonderwegen in und für Deutschland für sich beansprucht. Konkreto: wie mit der Causa der „Geschieden-Wiederverheirateten“ umzugehen sei, da bräuchte die DBK nicht erst auf Entscheidungen Roms zu warten-man könne und dürfe eigenständige Wege hier beschreiten.
Das Kirchenrecht bestimmt die Befugnisse von Bischofskonferenzen in den Can. 455-459. Die wichtigste Bestimmung lautet: Dekrete der Bischofskonferenz „erhalten erst dann Rechtskraft, wenn sie nach Überprüfung durch den Apostolischen Stuhl rechtmäßig promulgiert worden sind“. (Can 455 §2) Sie darf nur über Materien entscheiden, die das allgemeine Kirchenrecht dafür vorsieht, oder wenn der Apostolische Stuhl dies ausdrücklich angefordert hat. Die Zuständigkeit des einzelnen Diözesanbischofes bleibt in allen anderen Fällen uneingeschränkt bestehen. Die Intention des Kirchenrechtes ist eindeutig: die Kompetenz der Bischofskonferenz klein zu halten einerseits gegenüber dem Papst-nur wenn er zustimmt, gelten Dekrete einer Bischofskonferenz und sie darf nicht über jede Materie entscheiden und andererseits soll die Eigenverantwortlichkeit des Diozesanbischofes nicht durch solche Bischofskonferenzen untergraben werden. Aber bei Kardinal Marx mutiert die Bischofskonferenz zu der Regierung der Katholischen Bistümer Deutschlands, die die Eigenverantwortung der Bischöfe unterläuft und die die Autorität des Papstes tendenziell außer Kraft setzen soll. Man kann nicht umhin: das klingt nach einem Rohbau für eine Deutsch-Katholische-Kirche, „Los von Rom!“ .
Kirchenmachtpolitisch dürfte dies wohl eine Drohbotschaft an den amtierenden Papst sein: sorge Du dafür, daß auf der Familiensynode wir Reformer obsiegen, sonst gehen wir ohne Rom voran! Der Papst dürfe eben nicht weiter auf die Hinterwäldlerbischöfe aus Afrika und sonst woher hören, sondern er müsse freie Bahn schaffen für die Progressiven Männer des Fortschrittes! Diese an Rom adressierte Drohbotschaft enthüllt aber noch etwas. Liest man aufmerksam Kath-Info zu dieser Causa, dann drängt sich der Eindruck auf, daß die Sache eigentlich schon im Vorfeld im Sinne der Progressiven entschieden ist. Aber man scheint sich in der OHL (Oberste Heeresleitung) der Fortschrittskräfte seines Sieges doch nicht so sicher zu sein, und setzt jetzt auf Drohungen gen Rom.
Nur sollte man diese Drohbotschaft nicht nur als einen taktischen Winkelzug im Kampf um die Vorherrschaft über die Familiensynode zu Rom ansehen. Denn der Wille zu einer Dezentralisierung der Römisch-Katholischen Kirche ist selbst ein eigenständiges Reformziel der Progressiven. Die Stärke der Römisch-Katholischen- Kirche war und ist immer ihr Zentralismus gewesen-gerade der bewahrte sie und bewahrt sie immer noch davor, ähnlich wie die eher nationalkirchlich organisierten Protestanten und Anglikaner zum Opfer des Zeitgeistes in den jeweiligen Heimatländern zu werden. Im Hintergrund steht dabei die Rezeption des zutiefst antikatholischen Prinzipes der Subsidarität auf den Corpus der Kirche selbst. Konstruiert wurde dies Prinzip von einer reformierten Synode in Emden-das ist kein Ostfriesenwitz!-in antikatholischer und antilutherischer Intention, indem sich die Reormierten, um es modern auszudrücken, als erste basisdemokrstische Gemeinschaft von weitestgehend autonomen Gemeinden zu präsentieren, denen jede der Gemeinde übergeordnete Leitungsebene eine Bedrohung der individuellen Freiheit der Basisgmeinde ist. Die Katholische Kirche importierte diese Büchse der Pandora nur in ihrer Sozialllehre, um dem Anspruch des sich herausbildenden Nationalstaates, alles Lebensrelevante durch ihn zu gestalten, eine Grenze entgegenzuhalten, um Freiräume für ein Gestalten durch die Kirche so zu erwirken. Den Staat zu schwächen, um so Freiräume zu erlangen, heißt so diese defensiv Verteidigungsparole einem sich absolut zu setzen beginnenden Staat gegenüber. Dies impliziert so den Anspruch der Wahrheit, der in der Kirche offenbaren, daß das öffentliche Leben gemäß der Wahrheit zu regeln, aufzugeben und sich in Nischenfreiräume zurückzuziehen. Wird dies Prinzip der Schwächung des Staates, um Freiräume für die Kirche zu erwirken,nun auf die Kirche selbst appliziert, schwächt natürlich dies die Römisch-Katholische Kirche.Dies Prinzip auf die Kirche anzuwenden, ist so, wie Salzwasser in ein Süßwasseraquarium einfüllen.
Aber das ist der Wille des DBK-Vorsitzenden Marx, wie es Kath net am 26.2. 2015 in dem Bericht: „Wir sind keine Filiale Roms“ dokumentiert! Man könnte fast geneigt sein, zu meinen, daß Kardinal Marx der Regionalpapst Deutschlands werden möchte, dem der römische Papst nichts zu sagen hat und der über das Instrumentarium der Bischofskonferenz die anderen Bischöfe auf Linie bringen will! Der Wille zur Macht ist hier unübersehbar.
Aber diesem Regionalaufstand wider Rom soll nun auch ein theologischer Aufstand gegen die Lehre der Kirche zur Seite gestellt werden. Und diesen Part möchte nun Bischof Bode in diesem Delegiertendreierbund zur Familiensynode zu Rom übernehmen. Bischof Bode hat sich ja für diese Synode durch sein positives Votum zu dem Memorandum der Theologieprofessoren qualifiziert. (Vgl Kath net vom 16.2.2011) Zur auf der Synode zu behandelnden Causa steht in diesem Memorandum: Die kirchliche Hochschätzung der Ehe und der ehelosen Lebensform steht außer Frage. Aber sie gebietet nicht, Menschen auszuschließen, die Liebe, Treue und gegenseitige Sorge in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft oder als wiederverheiratete Geschiedene verantwortlich leben.“
Auszuschließen meint hier natürlich auch oder gar im Besonderen von dem Empfang der hl. Eucharistie! Treue und Liebe und gegenseitige Sorge qualifiziere so auch eine Homosexehe zu einer Lebensform, die den würdigen Empfang der Eucharistie erlaub; das gelte dann auch für „Geschieden-Wiederverheiratete“. Wie aber ein Geschiedener seine Treue zur ersten Ehe leben kann, wenn er gleichzeitig treu in der zweiten nur standesamtlich geschlossenen Ehe lebt, das wird wohl ewig ein Geheimnis dieser progressiven Protesttheologen bleiben müssen.
Aber Bischof Bode will grundsätzlicher die Kirche und die Theologie modernisieren.In Kath net heißt das dann so: „Für Bode sei es eine Grundfrage, ob nicht nur Schrift und Tradition Quellen der theologischen Erkenntnis seien, „sondern auch die Realität von Menschen und der Welt“. Er beruft sich dabei auf das Zitat aus „Gaudium et spes“: „Es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen (denen der Jünger, A.d.R.) seinen Widerhall findet“. Seine Schlussfolgerung: „Nicht nur die christliche Botschaft müsse Resonanz in den Menschen finden, sondern die Menschen müssen Resonanz bei uns finden.“ (Kath net 26.2. 2015, DBK-Voritzender Marx...)
Der Begriff der Quelle theologischer Erkenntnis wird hier in einem ganz bestimmten Sinne benutzt. Der Begriff sagt: was ist der Ort, der wahre Aussagen über Gott ermöglicht und normative der Moralellehre: was soll sein und was soll nicht sein! Die Realität des Menschen besagt stattdessen nur, was ist. Die wissenschaftliche Moraltheologie enthält selbstredend nur normative Aussagen als Element ihrer Wissenschaft Dagegen sind Aussagen über das, wie es ist, indikativische Aussagen ohne Relevanz, es sei denn als Hilfsaussagen zur Erhebung von normativen Aussagen. Zur Veranschaulichung: die normative Aussage, es ist nicht erlaubt, betrunken Auto zu fahren, wird durch die indikativische, es gibt Autofahrer, die betrunken Auto fahren, nicht tangiert. Es gibt nur diesen Zusammenhang: käme es nie vor, daß Autofahrer betrunken Auto führen, bräuchte es das Verbot nicht. Aber zu urteilen: für die Normen des Straßenverkehres wäre die Tatsache, daß Autofahrer betrunken Auto fahren, als Norm begründende Quelle zu berücksichtigen, ist absurd. Das hieße nämlich: weil betrunken Auto gefahren wird, dürfte das Betrunkenautofahren nicht mehr pauschaliter als unerlaubt angesehen werden, weil und nur weil es geschieht, daß Betrunkene Auto fahren! Hier verursacht Bischof Bode eine totale Konfusion im theologischen Denken, indem er Quellen von normativ wahren Aussagen der Moraltheologie vermischen will mit einer Quelle, die nur indikativische Aussagen über das, was Menschen tuen und nicht tuen zuläßt. Aber in jedem Proseminar der Moralthologie müßte man schon gelernt haben, daß der Schluß von einer indikativischen zu einer normativen Aussage (seit Hume) als naturalistischer Fehlschluß -rechtens-gilt-sozusagen ein klassischer Anfängerfehler!
Daß Menschen nicht nur lieben, sondern auch hassen, nicht nur die Wahrheit sagen sondern auch gern lügen, all diese unbestreitbaren Tatsachen, sagen nichts über die Normativität dieser Ereignisse, daß Menschen so handeln, aus und können es auch nicht. Bischof Bode will offensichtlich mit dieser Hinzufügung einer neuen Quelle zur Konstruktion normativer Sätze der Moraltheologie nur eines erreichen, nämlich, die Anpassung der Moral an die Wirklichkeit schon in das Procedere des Hervorbringens normativer Sätze einzupflanzen. Einfach gesagt: wenn schon so viele Ehen geschieden werden, dann darf das nicht mehr als Sünde bezeichnet werden, weil es eben so oft in der Wirklichkeit vorkommt. Das, was ist, ist, weil es ist, so auch in Ordnung, könnte der heimliche Grundsatz dieser neuen Lehre von den Quellen der Morallehre des Bischofs Bode bezeichnet werden. Das wäre nun der vollständige Ruin jeder Morallehre. Das Resonanzfinden, von dem Bischof Bode hier spricht, ist dabei eine wahre Mogelpackung. Es sagt nämlich nicht aus, als was indikativische Tatsachen Resonanz in der Morallehre finden sollen. Der Bischof meint damit, daß aus indikativischen Aussagen normative der Morallehre werden sollen und verzeichnet diesen Wechsel des Modus einer Aussage, daß aus einer indikativischen eine normative wird, zu einem Resonanzfinden! Das wäre so, als wenn die Tatsache, daß Menschen betrunken Auto fahren, Resonanz in der Straßenverkehrsordnung finden sollte in der Form, daß nun das Betrunkenautofahren nicht mehr unerlaubt sei dürfe, weil es tatsächlich so ist, daß nicht jede Trunkenfahrt zu einem Autounfall führt!
Um die prinzipielle Differenz zwischen dem, wie Menschen leben und dem, wie sie zu leben haben, auflösen zu können, um so der Morallehre mehr Lebensnähe zu verschaffen, will dieser Bischof einfach die Normsätze der Morallehre dadurch, daß er der Realität eine normative Qualität zuschreibt, tendenziell auflösen. Wenn die Menschen sich nicht nach der Moral richten (wollen), muß eben die Moral sich nach den Menschen richten! Angesichts dieses Duo infernale müssen wir wohl mit dem schlimmsten für den deutschen Beitrag zur Familiensynode rechnen!





1Mann, Thomaa, Betrachtungen eines Unpolitischen, Der Protest, 1988, S. 34.

Mittwoch, 25. Februar 2015

Putin-ein Geschenk des Himmels III.

Aus einer Rede Wladimir Putins:
Eine weitere Gefahr für die russische nationale Identität hängt mit den Prozessen zusammen, die wir außerhalb Rußlands beobachten. Dazu zählen außenpolitische, moralische und andere Aspekte. Wir sehen, daß viele euro-atlantische Staaten den Weg eingeschlagen haben, auf dem sie ihre eigenen Wurzeln verneinen bzw. ablehnen, einschließlich der christlichen Wurzeln, die die Grundlage der westlichen Zivilisation bilden. In diesen Staaten werden moralische Grundlagen und jede traditionelle Identität verneint – nationale, religiöse, kulturelle oder sogar geschlechtliche Identitäten werden verneint bzw. relativiert. Dort wird die Politik gemacht, die eine kinderreiche Familie mit einer homosexuellen Lebenspartnerschaft gleichsetzt, sie setzt den Glauben an Gott mit dem Glauben an Satan gleich. Die Exzesse bzw. Übertreibungen der politischen Korrektheit in diesen Ländern führen dazu, daß sogar die Frage der Legitimierung der Parteien ganz seriös gestellt wird, welche sich für die Propaganda der Pädophilie einsetzen. Die Menschen in vielen europäischen Staaten schämen sich und haben regelrecht Angst offen über ihre religiöse Zugehörigkeit zu sprechen. Es werden in Europa christliche Feiertage und Feste abgeschafft, oder sie werden neutral umbenannt als würde man sich für diese christlichen Feste schämen. Damit versteckt oder verheimlicht man den tieferen moralischen Wert von diesen Festen. Und dieses Modell versuchen diese Staaten aggressiv den anderen Ländern weltweit aufzuzwingen. Ich bin zutiefst überzeugt, daß das der direkte Weg zu Niedergang und Primitivisierung ist. Das führt zur Vertiefung der demographischen und moralischen Krise im Westen. Was kann ein besserer Beleg für eine moralische Krise einer menschlichen Gesellschaft sein, als das Verlorengehen ihrer Reproduktionsfunktion?! Und heute können beinahe alle „entwickelten“ westlichen Länder sich reproduktiv nicht erhalten. Und das nicht einmal mit Hilfe der Migranten! Ohne moralische Werte, die im Christentum und in anderen Weltreligionen begründet liegen, ohne Normen und moralische Werte, die sich Jahrtausende lang formiert und entwickelt haben, werden die Menschen unvermeidlich ihre Menschenwürde verlieren. Und wir halten es für richtig und für natürlich, diese moralischen (christlichen) Werte zu verteidigen und zu bewahren. Man muß das Recht auf Selbstbestimmung einer jeden Minderheit respektieren, aber auch das Recht der Mehrheit kann und darf nicht angezweifelt werden! Gleichzeitig mit diesem Prozess auf nationaler Ebene beobachten wir auf internationaler Ebene die Versuche das unipolare, unifizierte Modell der Welt zu begründen, Institutionen des internationalen Rechts und nationaler Souveränität zu relativieren und aufzuheben. In einer solchen unipolaren, einheitlichen Welt ist kein Platz für souveräne Staaten.Eine solche Welt braucht nur Untertanen. Aus historischer Perspektive würde eine solche unipolare Welt das Aufgeben der eigenen Identität und der von Gott geschaffenen Vielfältigkeit bedeuten. Rußland wird mit denen sein, die dafür eintreten, daß wichtige globale Entscheidungen auf gemeinsamer Grundlage getroffen werden müssen und nicht im Interesse nur eines Staates oder einer Gruppe von Staaten.
Wladimir Putin


Radicale Fromme-zu einer Polemik gegen conservative Christen

Radikale Fromme

Kath net berichtete darüber am 24.2. 2015. Anlaß war ein Artikel des Spiegels mit obiger Überschrift und die Kritik aus dem evangelikalen Lager. Worum geht es? Eine Studie der Friedrich Ebert Studie bringt es auf den Punkt: In allen sechs Dimensionen weisen Konfessionslose geringere Werte [der Zustimmung zu rechtem Gedankengut] auf als Anhänger/innen der beiden großen Amtskirchen (evangelisch-lutherisch und römisch-katholisch). Katholik/innen zeigen sich dabei antisemitischer und sozialdarwinistischer, während Protestant/innen eher chauvinistischen und ausländerfeindlichen Aussagen zuneigen.” [S. 88] So zitiert begeistert die Internetseite Atheist Media Blog aus der Friedrich Ebert Studie zum Rechtsextremismus in Deutschland! Beim Spiegel wird das dann etwas handgreiflicher: es gäbe Affinitäten zwischen Rechts und conservativen Christen, in den Themen: Lebensschutz, Familie, Homosexkritik, Kritik am Islam..Conservative Christen publizieren in der „Jungen Freiheit“ und fänden eine neue Heimat in der rechtspopulistischen AfD! Das kann einen nun empören, man kann rechtens vermuten, daß dieser Artikel wie auch die Studie der Ebert-Stiftung der Diffamierung der Christen beziehungsweise der conservativen Christen dienen soll und beide nicht dem Ideal sachlichen Informierens gerecht werden. Aber in welcher Welt lebt dann diese Kritik, die von dem Magazin „Spiegel“ sachliche Information erwartet! Oder meint man ernsthaft, daß die SPD nahe Ebert Stiftung den Schmusekurs der Katholischen Kirche und der EKD der Sozialdemokratie gegenüber goutieren wird und nicht eingedenk der kirchenfeindlichen Tradition der (einst marxistisch orientierten) SPD stets gerne die Kirchen attackiert!
Aber man dürfe doch Christen nicht als Rechte diffamieren!, könnte nun eingewandt werden.Auf Polemik kann nun leicht mit einer Gegenpolemik reagiert werden, aber vielleicht machte man als Christ es sich so doch zu einfach. Erinneren wir uns einfach einiger Banalitäten: das politische Leben ist nicht ein herrschaftsfreier wissenschaftlicher Diskurs, sondern gleicht einer Kampfarena, in der polemisiert (=gekämpft) wird. Unbestreitbar hat die politische Linke 1989 mit der Implosion des real existierenden Sozialismus eine schwere Niederlage erlitten, aber sie ging sehr schnell in die Offensive mit ihrer Propaganda wider die vermeintliche Renaissance eines deutschen Nationalismus. Der fast schon wie ein heiliger Krieg geführte Kreuzzugskampf gegen Rechts brachte die Linke dann auf die Siegerstraße und drängte alles dazu sich oppositionell Verhaltende an den rechten Rand! Kaprizieren wir uns ´jetzt nicht auf den Verlauf dieses Kampfes, sondern auf seine bisherigen Erfolge. Das sei jetzt unter dem Konsens der Demokraten subsumiert.Denn in diesem Konsensus zeigt sich, wie weit die Linke sich durchgesetzt hat und wo sie nicht mehr zeitgemäßen Ballast abgeworfen hat. Den einstigen „Antikapitalismus“ legte man ad acta, und ersetzte ihn durch einen linken Sozialdemokratismus, der Idee, den Kapitalismus durch staatliche Gesetzgebung sozial verträglich zu gestalten. Stattdessen kaprizierte man sich auf ein linkes Kulturprojekt, das der Zersetzung der bürgerlichen Ordnung durch den Willen zur Auflösung der traditionellen bürgerlichen Ehe- und Sexualmoral und die Auflösung des Volkes durch die Idee einer multikulturellen und multiethnischen Gesellschaft. Die politische Korrektheitsideologie dient dabei als das Kampfschewert zur Umformung der Gesellschaft. Was aber nicht jedem sofort vor Augen steht, ist, daß dies einst linke Konzept inzwischen den Grundstoff des Konsens der demokratischen Parteien ausmacht. Selbst die C-Parteien sind soweit versozialdemokratisiert worden unter Führung von Frau Merkel, daß sie heuer diesem linken Konzept zustimmen und es aktiv unterstützen.Man lese einmal die TAZ (einst weit links außen) und die FAZ (einst bürgerlich conservativ) und suche jetzt nach Differenzen zwischen diesen beiden Kampfblättern politischer Korrektheit! Es drängt sich einem der Eindruck einer politischen Gleichschaltung auf! Die politische Mitte ist heuer fest in linker Hand!
Zum Konsensus der Demokraten gehört heuer das Nein zum Lebensschutz, alle im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien sagen Ja zu dem „Recht“ auf Abtreibung, auch wenn die Intention des Bundesverfassungsgerichtes es war, Abtreibung weiterhin als unerlaubte Handlung zu qualifizieren, aber sie unter bestimmten Umständen für strafffrei zu erklären , alle sagen Ja zum demokratischen Euthanasiegesetz der Spätabtreibungen, sodaß noch Babies im 9. Schwangerschaftsmonat abgetrieben werden dürfen, wenn eine geistige Behinderung diagnostiziert wird! Alle sagen Ja zur Auflösung des deutschen Volkes hin zu einer multiethnischen und multikulturellen Gesellschaft, wobei besonders der Islam gefördert wird:mehr Einfluß dem Islam und Nein zu den Islamkritikern. Wohlwollen, meistens gar volle Zustimmung zu den Fordeungen der Homosexlobby zeichnet ebenso alle demokratischen Parteien aus. Und zur Familie, einst dem Thema der C-Parteien. Breiter Konsens herrscht, daß die Ordnung der Familie und Ehe dem Primat der Ökonomie zu opfern ist. Familie darf nur noch gelebt werden, wenn das kompatibel gestaltet wird mit dem Anspruch, uneingeschränkt dem freien Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. In diesem einst linken Kulturkonzept, der Revolutionierung der bürgerlichen Ordnung verbirgt sich eine typisch linke Konzeption: es gibt und darf keine natürlichen Ordnungen geben, die von Frau und Mann, die der Familie und des Volkes und der des Nationalstaates. All das sollen nur noch geschichtlich bedingte Sozialgestalten des Lebens sein, die es nun gilt, um der Freiheit des Menschen willen aufzulösen. Dugin bezeichnet diese ideologische Konzeption als den Liberalismus: „Liberalismus ermutigt das Individuum dazu, sich selbst zu verwirklichen, das heißt, frei zu sein von all diesen sozialen Identitäten und Abhängigkeiten, die es von außen eingrenzen und bestimmen.“1 Hier werden die natürlichen Identitäten im Sinne des Liberalismus als soziale bezeichnet (gemeint sind die Ordnungen von Ehe und Familie mit ihrem Geschlechterverständnis, aber auch das Volk und der Nationalstaat), von denen sich das liberal verstehenden Individuum emanzipieren will.
Es ist offenkundig, daß damit all die Ordnungen gemeint sind, die conservativen Christen als von Gott gewollte und eingesetzte Ordnungen gelten. Das Konzept der linksliberalen Kulturrevolution ist so, obgleich es inzwischen zum Gemeingut aller Demokraten avanciert ist, ein antichristliches Konzept. Wenn die demokratischen Parteien und die ihnen subordinierte Presse bestimmen, was demokratisch und was rechts ist, dann kann es nicht verwundern, daß conservative Christen in den Verdacht geraten, rechts zu sein. Sie sind es und müssen es auch sein, wenn rechts in Relation zum demokratischen Konsens definiert wird.
Rechts will Niemand sein, weil diese politische Gesinnung und Weltanschauung heuer total perhorresziert wird. Es ist für den durch die politische Korrektheit bestimmten öffentlichen Diskurs ein selbstverständlich nicht mehr moralisch legitim einnehmbarer Standpunkt. Das besagt überhaupt nichts über seine tatsächliche Amoralität sondern zeigt nur an, wie sehr die politische Linke nach ihrer Niederlage 1989 sich erfolgreich modernisiert hat und jetzt das öffentliche Leben bestimmt.
Und wie reagiert nun die Katholische Kirche und der Protestantismus darauf? Der Protestantismus unterwirft sich vollständig dem Konsens der Demokraten, der Herrschaft der Linken und reproduziert sie in sich selbst. Nur noch randständige Gruppierungen innerhalb der EKD versuchen, ihre Freiheit demgegenüber sich zu bewahren. Aber gerade so werden sie auch permanent angegriffen als Fundamentalisten und Evangelikale. In der Katholischen Kirche gestaltet sich die Kampflage komplexer und unübersichtlicher, auch wenn die Katholischen Kirchentage immer aufs Neue eine einzige Triumphveranstaltung des Sieges des Zeitgeistes über den Glauben der Kirche sind. Der Kampf um die Kirche ist auch in deutschen Landen noch nicht endgültig ausgefochten! Und zu diesem Kampf gehört es, daß die Massenmedien als externe Kampfpartei Seit an Seit bei den Reformern stehen, damit so auch die Katholische Kirche ganz der politischen Korrektheit unterworfen wird. Und darum diffamiert sie alle conservativen Katholiken als Rechte- und man muß einräumen, daß dies bei aller Polemik auch nicht ganz unsachlich ist: wer heute für den Lebensschutz eintritt, für die Ordnung von Ehe und Familie und Volk, der steht rechts, denn er steht außerhalb des Konsens der demokratischen Parteien-nur daß dieser Konsens selbst ein linker ist! Aber die, die Macht innehaben, bestimmen, was demokratisch und was rechts ist! Um nicht als rechts zu gelten, dafür gibt es für conservsative Katholiken nämlich nur noch eine Möglichkeit: sich bedingungslos dem Zeitgeist zu unterwerfen!

1Dugin,.A., Die vierte politische Theorie, 2013, S.36.

Technikphobie III

A. Dugin berichtet in seinem Buch, Die vierte politische Theorie (2013, S.95): "Es gibt noch die Parakletische Union im Uralgebirge, die keine elektrische Lampen verwendet.Lampen sind "das Licht Luzifers"; daher verwenden sie nur Fackeln und Kerzen." Man lache nicht dadrüber: was von Katholiken zu Gentechnologie, Atomkraft Apparatemedizin etc abgesondert wird, unterscheidet sich -leider oft-nicht sehr von diesem "christlichen" Nein zum elektrischen Strom!   Das immer um politische Korrektheit bemühte Magazin: Publik Forum (Die im Dunklen sitzen, 3/2015 S.18) enthält in seiner aktuellen Ausgabe gar einen Beitrag zum Thema: Menschen in Deutschland ohne Strom. Eltern lesen ihren Kindern bei Kerzenlicht vor-aber nicht um der Romantik willen, sondern weil ihnen der Strom abgestellt worden ist, da sie die hohen Preise nicht mehr bezahlen konnten. Nichts funktioniert da mehr ohne Strom. Jedem ist natürlich der evidente Zusammenhang zwischen dem Ausstieg aus dem Atomstrom und der Hinwendung zu hoch subventionierten ÖKÖ-BIO-Strom einsichtig. Wie alles, wo BIO drauf steht, so ist eben auch der ÖKÖ-Strom sehr teuer, sodaß er für Arme kaum noch bezahlbar ist. Aber die Selbstzensur der politischen Korrektheit verbieten natürlich diesem Magazin die Wahrnehmung dieses Zusammenhanges. BIO-Strom ist eben was Wunderbares, auch wenn nun Menschen ( hunderttausende meint das Magazin) deshalb im Dunklen sitzen müssen! Aber lieber im Dunklen sitzen als technischen Fortschritt nutzen!
          Das in christlichen Kreisen beliebte Gerede von der Umwelterhaltung und die Schöpfung bewahren,
          läuft oft auf die selbe Absurdität hinaus, als wäre es eine Sünde, oder gar die Sünde, wenn der      
          Mensch      die Natur technisch zu seinem Nutzen zu beherrschen versucht-als wäre es Gottes Wille, 
          daß der Mensch ohne Waschmaschine, Radio und Computer rein natürlich als Wilder zu leben habe! 

     

Dienstag, 24. Februar 2015

Anmerkung zu: Was ist ein traditioneller Katholik?

Es ist schon ein gewagtes Unterfangen, in wenigen Punkten festmachen zu wollen, was einen traditionellen Katholiken ausmacht. Dafür ist dies hier wirklich gelungen. Aber trotzdem bleibt ein Unbehagen, liest man den Text genau. Es entsteht das Bild eines Vereines namens Kirche, deren Zentralanliegen es ist, sich distinkt von der Welt zu unterscheiden durch eine Binnenmoral, deren Spezificum die Abgrenzung von der Welt ist. Vehement wird dann kritisiert, daß die Kirche im Gefolge des 2. Vaticanums sich der Welt zusehr angepaßt habe und daß diese Reform so schädlich für das Innenleben des Vereinslebens sei! Das ist alles irgendwie richtig und doch verzeichnet es das vorkonziliare Verständnis von der Kirche. Was uns geboten wird, ist eigentlich die Angleichung des Kirchenverständnisses an das amerikanische Kirchenorganisationsverständnis, das seinen Grund im Protestantismus hat und zwar im "linken" Flügel der Reformation, der sich gegenüber der Obrigkeitsfixierung Luthers durch eine große Distanz zum Staat auszeichnet. Man will eigentlich ein autonomer Verein sein, der die Welt nur außer sich hat und der aus der Welt rettet, wie die Arche Noah die Menschen und Tiere rettete, indem sie sie aus der Welt fortnahm in die Arche. Der Gott dieser "Vereinskirche" ist nur ein Gott des Vereines, der die Welt Welt sein läßt, Hauptsache, das Leben im Verein ist in Ordnung.
Traditionell versteht sich dagegen die Kirche als von Gott eingesetzte Institution, die in Cooperation mit der Institution Staat die Welt zu regieren habe. Man denke an die Zwei Schwerter-Lehre, expliziert in der Bulle: "Unam sanctam"! Einfacher gesagt: die Königsherschaft Christi limitiert sich nicht auf den Innenraum der Kirche. Wenn Lefebvre über das 2. Vaticanum urteilt, daß es Christus entthront habe, meint er damit nicht in erster Linie die Liturgiereform (!), sondern daß die Kirche in diesem Konzil die Säkulaisierung der Welt anerkannt habe und daß sie sich nur noch verstehen will als legitimer Teil der pluralistischen Gesellschaft. Traditionell verstand man unter der Königsherrschaft Christi, daß das ganze Leben gemäß der offenbarten Wahrheit zu gestalten sei. Und das war die heilige Idee der konstantinischen Epoche: der Wille zur Weltgestaltung, damit in ihr Christus zur Herrschaft komme.
Aber seit den innerchristlichen Religionskriegen des 17 Jahrhundertes kam eine neue Parole auf: je mehr die Kirche und die Religion aus Politik und Wirtschaft und öffentlicher Moral ausgegrenzt wird, desto besser ließen sich diese Räume des Lebens gestalten, humaner und auch effektiver. Die Aufklärungsparole nach einer autonomen Moral (Kant) und der Forderung nach Gewissensfreiheit ist somit zuallererst immer die Forderung, daß das öffentliche Leben,die Politik, die Wirtschaft und die öffentliche Moral von der Beherrschung durch die Kirche und der Religion zu emanzipieren sei! Dem korreliert aufs trefflichste eine sich ins Vereinsghetto zurückziehende "Kirche", die nur noch eine Gruppenmoral lebt und die Welt sein läßt, wie sie ist. 
Es ist die Meinung, daß für das öffentliche Leben die menschliche Vernunft vollständig ausreiche, und daß die Offenbarung Gottes nur eine Bedeutung für das individuelle Seelenheil habe, sodaß die offenbarte Wahrheit für das weltliche Leben überflüssig sei. Das reproduziert sich dann auch notwendigerweise in der christlichen Existenz, die sich aufspaltet in den Bereich der Innerlichkeit, da, wo ich meinen Jesus regieren lasse und der Welt, in der ich weltlich leben muß, weil ich auch in ihr leben muß, wenn auch nur um des Broterwerbes willen. Diese Reduktion auf das Leben in der Gemeinde und in der Innerlichkeit der Privatexistenz sind nun aber auch die Korrelate zur Vorherrschaft der Weltanschauung des Liberalismus. Denn gerade diese Weltanschauung gestattet jedem privatissimo zu glauben und zu leben, was und wie es ihm gefällt, akzeptiert er, sobald  er öffentlich lebt, dann die öffentlichen Regeln. 
Privat stammt vom lateinischen Verbum: prio, und das meint sowohl: berauben wie auch befreien. Das Christentum zur bloßen Privatexistenz zu reduzieren, beraubt so Christus seines Herrschaftsanspruches! Oft liegt dem eine fatale Abwertung des AT zugrunde, als wäre es Jesu Anliegen gewesen, das Gottesverhältnis des Alten Bundes, das eines von Gott und seinem Volke war und das ein öffentliches Leben gemäß dem Bund mit Gott einforderte, aufzulösen in ein  rein privates, das nur noch mich und Gott kennt -in Unmittelbarkeit zueinander- und den religiösen Verein, in der das persönliche Verhältnis, meine Beziehung zu Gott gesellig -intersubjektiv- gestaltet  wird. 
Es gehört zu den Besonderheiten der amerikanischen Kulturgeschichte, daß in ihr ein unterentwickeltes Verständnis von der Ordnung des Staates vorherrscht und daß so auch die amerikanische Theologie darunter leidet. Das führt dann seltsamerweise zu einer Idealisierung der Vereinsstruktur für die Kirche, wohingegen die traditionelle Theologie gerade, indem sie in dem Staat den Cooperator der Kirche sieht, den dazu bestimmten Cooperator, sich als Kirche im institutionellen Sinne begreift!        
                 

Montag, 23. Februar 2015

Was ist ein traditioneller Katholik?

Dieser  Artikel wurde von  Kath Info am 23.2. 2015 publiziert, und ist so gediegen, daß er auch hier erscheinen soll mit der ausdrücklichen Empfehlung dieser Internetseite.

von Father Peter Carota, Diözesanpriester in den USA
Als traditionelle Katholiken […] müssen wir definieren, wer wir sind und was unsere Mission in diesem kurzen Leben ist. Hier sind 20 Punkte, die viele unter uns traditionellen Katholiken entdeckt haben, womit wir uns identifizieren und die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind.
1. Wir sind schlicht Katholiken, welche die vergrabenen Schätze Gottes entdeckt haben.
2. Es begann damit, über die Messe aller Zeiten zu lernen (auch lateinische Messe oder tridentinische Messe genannt), als Papst Benedikt Summorum Pontificum promulgierte.
3. Davon ausgehend haben wir den großen Unterschied zwischen der neuen Messe (auch Novus Ordo genannt) – welche den meisten von uns ausschließlich bekannt war – und der lateinischen Messe entdeckt.
4. Wir entdeckten, zu unserer großen Überraschung, dass erstmals in der Kirchengeschichte das römische Messbuch drastisch verändert wurde, durch Bugnini und das Concilium, mit Unterstützung von Papst Paul VI., promulgiert im Jahre 1969.
5. Wir fanden heraus, dass die lateinische Messe jahrhundertelang ein Teil der Katholiken des römischen Ritus war und sich sehr langsam in winzigen Schritten über jene Jahrhunderte entwickelte, beginnend beim Letzten Abendmahl und dem Opfer Jesu am Kreuz.
6. Wir fanden heraus, dass viele Dinge der neuen Messe (das zweite Hochgebet, welches beinahe ausschließlich verwendet wird in allen katholischen Messen) sowie die neuen Rubriken von Bugnini und dem Concilium geschaffen wurden.
7. Wir fanden heraus, dass die protestantischen Berater beim Zweiten Vatikanum sehr erfolgreich dabei waren, zu helfen, die neue Messe zusammenzustellen und sie in die Muttersprache zu übertragen.
8. Wir sehen deutlich den Fokus auf das Opfer Jesu auf dem Kalvarienberg in der lateinischen Messe.
9. Wir sehen deutlich, dass der Fokus in der neuen Messe auf das Letzte Abendmahl gerichtet ist und das „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, wie der Protestant Martin Luther es sich wünschte.
10. Wir sehen deutlich die protestantische Betonung auf die Gemeinde und den Vorsteher der Versammlung gegenüber der Betonung in der lateinischen Messe auf den Priester, der das Opfer in persona Christi darbringt.
11. Wir erleben die menschenzentrierte Zusammenkunft bei der neuen Messe, zu der die Leute kommen, um sich gut zu fühlen, den Priester anzuschauen, der ihnen gefällt, um zu tun, was sie wollen, sich zu kleiden, wie sie wollen (sexy Frauen unanständig und Männer armselig mit kurzen Hosen bekleidet), zu reden, wann sie wollen, um die Predigt zu hören, die sie wollen, und mit dem Handy zu spielen, wenn sie gelangweilt sind. Dagegen ist es in der lateinischen Messe sehr still, die meisten Leute kleiden sich ordentlich und sind respektvoll gegenüber Jesus im Tabernakel, sie knien zum Gebet, und die Frauen tragen Schleier.
12. Wir stellen fest, dass die Leute früh zur lateinischen Messe kommen, um zu beten, und länger bleiben, um Dank zu sagen. Beim Novus Ordo kommen einige Leute zu spät und gehen früher.
13. Beim Novus Ordo hören wir zumeist Lieder, die den Menschen gefallen (Hip Hop), mit Chören, die vorne in der Kirche angeben. Dagegen ist der Chor bei der lateinischen Messe versteckt auf der Orgelempore, einfach um die heilige lateinische Messe zu unterstützen, mit Orgelmusik, gregorianischem Choral und anderen alten heiligen Liedern – und viele dieser Lieder sind in lateinischer Sprache.
14. Dann fanden wir heraus, dass die neuen Riten der Sakramente der katholischen Kirche viele der äußerst wichtigen Gebete (wie Exorzismen gegen den Teufel) eliminiert und sie durch neue Gebete und Rubriken ersetzt haben.
15. Wir sehen den großen Unterschied, der enthalten ist in den Worten und Rubriken der Sakramente vor dem Zweiten Vatikanum, und aus diesem Grund lassen wir unsere Kinder die Sakramente im alten lateinischen Ritus empfangen.
16. Wir erleben die verwässerten Predigten bei der neuen Messe und die tiefen geistlichen und praktischen Predigten bei der lateinischen Messe.
17. Wir sehen viel Gerede über Liebe in der Kirche des Novus Ordo, aber wenig Liebe für die Rettung von Seelen aus der Hand des Teufel oder dem Fegefeuer. Die Liebe der Katholiken des Novus Ordo ist selten gezeigt gegenüber uns traditionellen Katholiken. Stattdessen hassen sie uns, verfolgen uns und machen es beinahe unmöglich, die Sakramente im alten Ritus zu haben, den Papst Benedikt für alle Katholiken seit Summorum Pontificum im Jahre 2007 erlaubt hat.
18. Wir haben viel Gerede über Umwelt und soziale Gerechtigkeit in der Kirche des Novus Ordo gehört, aber ohne jemals zu den Wurzeln dieser Probleme zu gehen, nämlich persönlicher Sünde.
19. Wir haben gesehen, dass die Änderungen in der Katechese die Früchte produziert hat, dass fast alle unserer Familien Atheisten, Agnostiker, Protestanten oder Freikirchler wurden. Sie glauben nicht länger an Sünde, hören Rock oder Hip Hop, kleiden sich unanständig, leben mit wem auch immer sie wollen, haben überall Kinder, haben Abtreibungen und haben schwerwiegende Laster wie Drogenmissbrauch, Alkoholmissbrauch und Pornografie. Und sie sehen nicht ein, dass etwas falsch ist mit ihren eigenen Sünden oder mit homosexuellem Verkehr oder homosexueller „Ehe“.
20. Wir traditionellen Katholiken glauben an die 2000 Jahre katholischer Lehre, Praxis und Tradition. Wir glauben, dass Sünde Sünde ist, wie Jesus es lehrte. Wir glauben an die Heilige Schrift als das tatsächliche verbindliche Wort Gottes. Wir glauben an den Gehorsam gegenüber den Gesetzen Gottes, die in unserem katholischen Glauben enthalten sind. Wir glauben an Himmel, Hölle, Fegefeuer, den Teufel und seine Dämonen. Wir glauben, dass eine schwere Sünde, die nicht bereut und gebeichtet wurde, uns zur ewigen Verdammnis führt.
Dies ist mehr oder weniger, was wir entdeckt haben und glauben. Viele von uns glauben, dass das Zweite Vatikanum ein Desaster war. Die Leute der neuen Kirche glauben, dass es das beste ist, was je in der Geschichte der katholischen Kirche passiert ist, und sie wollen es immer mehr implementieren oder sogar ein noch liberaleres Drittes Vatikanisches Konzil haben.
Im Großen und Ganzen glauben wir traditionellen Katholiken, dass die Häresien des Modernismus, Säkularismus und Progressivismus, verurteilt durch Papst Pius X., all die Probleme in der Kirche verursacht hat. Sie sind heute quicklebendig und aktiv in beinahe allen Teilen der Sakramente und der Hierarchie der Kirche. […]
Übersetzung: Katholisches.info/b360s
Bild: Wikicommons

Anmerkungen zum Ideal religionsfreier Politik

Politik und Religion strikt trennen“1
eine nicht unproblematische Forderung!

Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi forderte die strikte Trennung von Staat und Religion! Es „sei eine Politik ohne religiöse Einflüsse die erste Stufe zur Demokratie“ faßt KNA das Anliegen dieser Iranerin zusammen.2Sie fügte hinzu-politisch ganz korrekt-, daß der Islam nicht für Gewalt stünde-aber trotzdem müsse die staatliche Politik befreit werden von religiösen Einflüssen, denn nur so wäre eine demokratische Politik möglich. Die KNA läßt dies unkommentiert stehen und das bei einer Seite 2 Nachricht. Daß dagegen der Staat sich das Recht herausnimmt, ihm mißfällige Sonntagspredigten zu verurteilen, wenn diese der politischen Korrektheit widersprechen, beweist Bremen. Das Parlament verurteilte auf Initiative der SED-Nachfolgepartei: Die Linke einen evanglischen Prediger ob seiner Islamkritik! Die Forderung nach einer Trennung von Staat und Religion tendiert immer dazu, daß dann die Politik der Religion die Vorgaben macht, was sie wie zu sagen habe.

Wer über Kirche und Staat reden will, muß sich zuvörderst mit ein paar allgemein sehr beliebten Vorurteilen auseinandersetzen. Eines der beliebtesten ist: Macht korrumpiere und so solle sich die Kirche der staatlichen Macht fernhalten, damit sie sich nicht durch die Macht korrumpieren lasse! Ja, die große Romantriologie Tolkiens, „Der Herr der Ringe“ bestätigt dies doch auch, indem der Ring der Macht vernichtet wird, damit weder die „Bösen“ noch die „Guten“ ihn gebrauchen können, weil dieser Machtring eben jeden, der ihn nur gebrauchen will, zum Machtmißbrauch verleitet. Macht an sich ist ein Übel. könnte als apokryphe Botschaft dieses wunderbar erzählten Werkes angesehen werden , verböte das Niveau dieses Romanes nicht eine so simplifizierende Deutung. Als Beleg für die Korrumpierbarkeit der Kirche wird dann gern die „Konstantinische Epoche“ von Kaiser Konstantin bis Kaiser Wilhelm II, herbeizitiert.
Nur stimmt das denn in dieser Pauschalität? Lebenskundlich gefragt, stimmt genau das Gegenteil. In jedem hierachisch verfaßten Gemeinwesen gilt, daß der Subalterne sich in seinem Verhalten an dem Vorgesetzten orientiert. Er sagt und tut das, von dem er annimmt, daß dies gut bei seinen Oberen ankommt. Der Subalterne lebt also nicht „authentisch“ sondern, wie es ihm vorgeschrieben ist durch expliziete oder ungeschriebene Gesetze. Wenn er aber an die Macht kommt, wenn er der Chef geworden ist, dann bestimmt er. Der einfache Merksatz lautet also: gebe wem Macht, und er zeigt sich, wie er wirklich ist. Solange der Mensch noch Vorgesetzte, Obere hat, verhält er sich nicht so, wie er sich verhalten möchte-das kann er erst, wenn er die Macht inne hat. Was umgangssprachlich als ein Korrumpiertwerden durch die Macht gedeutet wird, ist demzugolge nichts anderes, als daß der Mensch, zur Macht aufgestiegen, nun erst sein wahres Gesicht zeigen kann, das, was er vorher verbergen mußte unter dem Machtdruck der Anderen.
Auch das Urchristentum konnte, solange es die Sozialgestalt einer „Sekte“ im römischen Reich inne hatte, nicht ihr Leben so gestalten, wie es dem Gehalt der christlichen Religion entspricht. Die von außen aufgedrängte Form der „Sekte“ stand so im Widerspruch zum Inhlalt der Religion! Denn vom Gehalt der christlichen Religion her gilt: je mehr der Staat sich von der offenbarten Wahrheit der Religion leiten läßt, desto besser regiert der Staat auch im weltlichen Sinne. Es verbirgt sich eine tiefe Wahrheit in der in der „kritischen“ Geschichtswisenschaft so gern verleumdeten Bekehrungsgeschichte des Kaiser Konstantins, daß er den entscheiden militärischen Sieg Gottes Beistand zuschrieb, „in diesem Zeichen wirst Du siegen: daß gutes und erfolgreiches Regieren-auch nach innerweltlichen Maßstäben beurteilt-in Abhöngigkeit sich befindet von dem Gott, der diese Welt regiert und dem es nicht gleichgültig ist, in welchem Verhältnis die Regierenden zu ihm stehen. Auch nur ein flüchtiges Überlesen der Geschichte des Staates Israel und seinem Volke zeigt: nur wenn Israels Könige gemäß Gott regierten erging es dem Volke gut, waren die Könige aber unfromm, trug das Volk den Schaden davon. Das biblische Ideal des Königs ist so der fromme König! Sobald die Kirche eine Möglichkeit sah, in diesem Sinne auf die staatliche Politik Einfluß zu nehmen, tat sie das, ganz im Sinne des Königsideales des AT!
Das Gute Wollen, ist eine moralische Tugend, aber es auch zu realisieren, ist noch mehr wert. Was nützte einem Blinden ein frommer Jesus, der zu ihm sagte, daß er Mitleid mit ihm habe und er ihm auch gerne helfen möchte, es aber nicht kann-weil er dazu keine Macht habe! Ein ohnmächtiger Jesus könnte wohl das Mitleiden leben- und man verachte diese Tugend nicht-aber die Juden-und nicht nur sie, erwarten und erhoffen rechtens von dem Messias mehr als nur ein ohnmächtiges: Ich habe Mitleid mit Euch!“ Und Jesus Christus heilte in Voll-Macht! Das ist etwas ganz anderes als einfach nur zu bekunden, daß er als Sohn Gottes alle Menschen liebe und daß sie sich in ihrem Leid an die Wahrheit halten solten, daß er und auch Gott mit ihnen leide. Die Kirche will Macht, damit sie wie der Messias in seinem Sinne auch eine wirklich helfende Kirche sein kann! Denn eine von jeder Macht getrennte Kirche wäre eben auch eine on-mächtige-Kirche, die nur das Leid der Menschen beklagen könnte. Das Ideal einer“armen Kirche“ begeistert immer wieder, nicht erst seit den Bettelorden-schon die Anfänge des Mänchstumes zeigen es- aber eine arme Kirche, wenn sie denn wirklich arm ist, kann den Armen kein Brot austeilen, wie es Jesus zu seinen Jüngern sagte: Gebet ihnen zu essen!
Ein weiteres sehr beliebtes Vorurteil ist das des Ideales der sachlichen Politik, dem die „ideologische“ entgegengesetzt wird. Dann wird der Bregriff der Ideologie sehr weit gefaßt und alle möglichen Weltanschauugen , Ideologien und Religionen werden darunter großzügig subsumiert. Alles Ideologische und Weltanschauliche und Religiöse kontaminiere die Fähigkeit zum sachlich-technokratisch richtigem Regieren! Dabei stellt man sich das Politische als eine rein technisch-handwerkliche Aufgabe des Staates vor- wobei aber diese Politik immer in der Gefahr stehe, von Fremdkräften influenziert zu werden. Das dies selbst eine rein weltanschaulich bedingte Vorstellung von staatlicher Politik ist, verdunkelt dies Politikverständnis gern, um sich jede Art von Ideologiekritik fern zu halten: Weltanschauungen und Ideologien haben immer nur die Anderen!
Die Forderung nach einer von jeder Religion freien Staatspolitik ist so nur die ideologische Forderung des Liberalimus nach der Privatisierung der Religion, damit der Staat rein liberal regieren kann! Alexander Dugin stellt in seinem brillanten Essay: „Die vierte politische Theorie“ fest, daß das 20. Jahrhundert gekennzeichnet war durch den Kampf der drei großen modernen Weltanschauungen, der des Liberalismus, des Sozialismus und des Faschismus (den Nationalsozialismus subsimiert er sowjetischer Tradition gemäß dem Faschismus zu) und daß der Liberalismus diesen Krieg der Weltanschauungen für sich gewann; die Weltanschauung wandelt sich dabei, weil sie nun nicht mehr nur ein Denksystem ist, sondern zu der Realität des 21. Jahrhundertes wurde.3 Und jetzt können wir hinzufügen: der Herrschaft dieser Weltanschauung entspricht die Forderung nach einer religionsfreien Politik! Die Herrschaft der liberalen Weltanschauung kaschiert sich dann unter dem Tarnmantel der rein sachlichen Politik.
Was macht aber den ideologischen Charakter (jetzt im rein negativen Sinne gebraucht) deieses Liberalismus aus? Es ist sein rein absurder Charakter. Jedes herstellende Handeln, jemand will einen Tisch herstellen) verlangt als ersten Schritt eine Idee von dem herzustellenden Stuhl, dann Material, aus dem der Stuhl erstellt werden soll und Werkzeug, mit dem das Material bearbeitet werden soll, damit ein Stuhl entsteht. Der notwendige Primat der Idee, was soll den erstellt werden, was soll den erreicht werden, kann die Vorstellung einer rein sachlich-technokratischen Politik nicht gerecht werden, untetliegt sie doch der Illusion, daß schon aus dem Material und den Werkzeigen das Was des Zuerstellenden erkannt werden kann! Der Diskurs über das Was, was erstebt werden soll, der ist aber notwenbdigerweise immer ein weltanschaulicher! Der Liberalismus erspart sich diesen Diskurs aber, indem er sich faktisch die Ziele von dem Primat der Wirtschaft her vorgeben lößt: die Wirtschaft ist unser Schicksal !
Und der Wirtschaft ist alles Religiöse per se ein Fremdkörper und darum aus der Volkswirtschaft und der Weltökonomie auszuschalten. Versimplifiziert gesagt: wenn die Wirtschaft die letzten Ziele der Politik definiert und die staatliche Politik das nur noch umsetzt, dann können alle anderen Weltanschauungen und auch alle Religionen, die andere als rein ökonomische Ziele kennen, nur Störfaktoren der staatlichen Politik sein.
Und ein drittes Vorurteil muß erwähnt werden, um den Sinn oder Unsinn dieser Forderung zu begreifen! Was denkt man sich über Gott, wenn man eine Staatspolitik ohne eine Beeinflussung durch die Religion wünscht? Zuerst, daß die von Gott in und durch die Religion offenbarte Wahrheit für das politische Leben nicht nur irrelevant sondern gar dysfunktional ist. Einfach gesagt: die staatliche Politik ist ein so dunkles Geschäft, daß es das Licht der Offernbarung scheut! Zudem, daß der Raum der Politik auch einer ist, in den Gott sich selbst nicht einmischt, um es mal ganz vulgär, aber zuteffend auszudrücken! War jeder agrarisch strukturierten Gesellschaft es noch eine Selbstverständlichkeit, daß ohne Gottes Segen alles Mühen des Bauern fruchtlose Kunst ist, so gilt der postmodernen Industriegesellschaft, daß Gott wohl noch für das seelische Innenleben von Menschen zuständig sei, aber alles Leben außerhalb des psychischen Innenlebens dem freien Spiel der Weltmächte überlassen hat! Gott regiert, wenn überhaupt noch,nur in meiner Seele-die Welt ist faktisch ohne Gott und so gelten seine Verheißungen und Gebote auch nur noch für das Privatleben der Zeitgenossen-außer Hauses hat jeder, auch und gerade jeder Christ nur noch rein weltlich zu leben. Denn Gott selbst hat die Welt verlassen, weil er nur noch in unseren Herzen wohnen will ! Karl Rahners Votum, der zukünftige Christ wird Mystiker sein, trifft dies aufs aller trefflichste: die Reduzierung der Religion zu einer reinen Privatissimoangelegenheit und der Auszug der Kirche aus dem öffentlichen Leben zurück ins private Vereinsleben. Und zur Idealisierung der Kirche als reinen Privatverein gehört dann auch die tatkräftige Zudtimmung zur Maxime einer religionsfreien Politik! Damit anerkennt die Kirche die Vborherrschaft der liberalen Weltanschauung für das gesamte öffentliche Leben und zieht sich selbst daraus zurück!

Anbei: es muß aber angemerkt werden, daß so nicht nur die Religion in eine Form gedrängt wird, die ihrem Gehalt als offenbarte Wahrheit Gottes nicht gerecht wird, sondern daß so auch der Staat sein eigenes Wesen verfehlt, denn das liegt in seinem Gesetztsein durch Gott für die Aufgabe der Gerechtigkeit.

1KNA: Politik und Religion strikt trennen, in: Passauer Bistumsblatt, 1.Februar 2015, S.2.
2KNA, a.a.O., S, 2.

3Dugin, A., Die vierte politische Theorie, 2013.

Samstag, 21. Februar 2015

Notizen aus dem Kirchenkampf

Der Mißbrauchsskandal und warum gerade deshalb Homosexuelle Priester werden sollen!

Für den Theologen und Psychotherapeuten Wunibald Müller ist die Welt einfach. Am "Mißbrauchsskandal" ist natürlich der Zölibat und die Diskriminierung der Homosexualität durch die Kirche schuld!  Erstaunlich, weil politisch nicht korrekt erwähnt dieser Theologe den Zusammenhang von Homosex und Mißbrauch: "Ein Großteil der Opfer seien Jungen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren gewesen. "Bei vielen Tätern handelt es sich um homosexuelle Männer, die sich nicht mit ihrer Homosexualität auseinandergesetzt haben.". kann man im Passauer Bistumsblatt dazu lesen. (Passauer Bistumsblatt, 1.Februar, S.4 unter der reizerischen Überschrift: "Kirche tabuisiert Sex und Macht". Weil nun gerade homosexuell orientierte Priester an diesen Mißbäuchen beteiligt waren, fordert Müller nun die Aufhebung der Instruktion aus dem Jahre 2005, die die Weihe Homosexueller verbietet! Das ist die höhere Logik der Psychotherapie! Denn Priester sollten ihre Homosexualität nicht verdrängen. Stattdessen solle die Kirche ein klares Ja sagen zu Homosexpriestern! Dann bräuchten sie ihre sexuelle Orientierung nicht verbergen, könnten sich mit ihr auseinandersetzen und dann soll es nicht mehr zu Mißbräuchen kommen! 
Und das Zölibat müsse abgeschafft werden. Die Begründung: "Sehr viele Priester tun sich aber schwer, auf eine Partnerschaft,in der sie auch ihre Sexualität leben dürfen, zu verzichten." (S.4). Das Menschenbild dieses Theologen läßt sich auf einen Satz reduzieren: das wichtigste ist dem Menschen der Sex. Wenn dies Bedürfnis nicht befriedigt wird, kommt es zu perversen Realisierungen dieses Grundbedürfnisses, den Mißbräuchen. Allerdings räumt Müller ein, daß auch der Wille zur Macht über andere dabei eine Rolle spielt. Also müssen Menschen humamverträglich ihr Sexbedürfnis und ihren Willen zur Macht leben können, dann käme es kaum noch zu Mißbräuchen. Und darum musse der Zölibat abgeschafft werden und für Homosexuelle müsse es dann  eigentlich wohl auch eine legitime Form des Auslebens ihres Sexualbedürfnisses geben. Das äußert nun nicht ein 68er Libertinist, sondern der Leiter des Münsterachwarzacher Recollectio Hauses der KNA!  
Der Kampf gegen die Katholische Kirche wird eben manchmal auch mit sehr einfachen Mitteln geführt. Sexuell Unbefriedigte mißbrauchen andere Menschen, also müssen wir allen Menschen zur sexuellen Befriedigung verhelfen-und dafür muß eben die Kastholische Ehe-und Morallehre umgeformt werden! Denn das einzige Kriterium dieser Lehre kann ja nur die Frage sein: entspricht sie den menschlichen Sexwünschen! 

Warum die Unauflöslichkeit der Ehe weg soll!

Aber nicht nur in dem Recollectiohaus wird der Kampf gegen die Katholische Kirche geführt. In der selben Ausgabe des Bistumsblattes lesen wir unter der Überschrift: "Hausaufgaben schon erledigt?" einen Bericht über eine Diskussion über die römische Familiensynode 2014 in Tiefenbach. Der Zentralsatz der Diskussion  lautete, nach dem Bericht des Bistumsblattes (S.23): "Von den Diskussionsteilnehmern wurde mehrfach die Meinung vertreten, dass es zu diesem Thema zu viele theoretische Ansätze gebe, eine Anpassung an die Gegebenheiten der heutigen Zeit aber nicht zu erkennen sei." Damit ist wohl gemeint, daß statt theologischer Theorien über das Thema: Ehe die Kirche doch gefälligst sich anzupassen habe an dem, wie es ist! Sich Anpassen an die Welt, das ist die wichtigste Aufgabe der Kirche! 
Zentrale Angriffspunkte der Vorträge der Referenten war dann die kirchliche Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe. Prof Dr. Knoblauch gab zu bedenken, daß es Jesus wohl gar nicht um die Unauflöslichkeit der Ehe ging, als um die Würde der Frau, die Jesus durch die damalige Scheidungspraxis in Gefahr sah. Die Kirchenrechtlerin Frau Dr. S. Demel, (ihr Herzanliegen ist die Apologetik von Donum Vitae als katholisch legitime Praxis!) wurde dann herbeizitiert, daß die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe nicht auf Jesus sondern auf die Kirche zurück ginge-und damit wohl revidierbar sei! 
Die Lage der Frau habe sich nun aber gegenüber den Zeiten Jesu verändert, und so müsse sich die Praxis der Kirche auch ändern!Und die jetzige Praxis sei unbarmherzig, geschieden Wiederverheiratete vom Kommuionempfang auszuschließen! Also das Übliche im Kampf gegen die Disziplin der Kirche. Den Vogel aber schoß der Tiefenbacher Kirchenpfleger Prof Dr. Püschel ab mit seinem Votum, daß einem Mörder, wenn er Reue zeige und Umkehr gelobe, die Kirche verzeihe, aber Wiederverheiratet-Geschiedenen nicht.Wenn ein Mörder erklärte, daß er auch fernerhin beabsichtige, Menschen zu töten, dann wird ihm selbstverständlich der Mord durch die Kirche nicht verziehen-nur wenn er- wie der Professor rechtens sagt-es bereut und erklärt, nicht wieder morden zu wollen, wird ihm verziehen.Der Geschieden-Wiederverheiratete erklärt ja dagegen, seine Sünde, verheiratet zu sein und eine zweite und daher unerlaubte Ehe führend, daß er diese Sünde weiter zu leben gedenkt. Wie soll da die Kirche verzeihen können! 
Was bleibt, das ist die ewige Litanei von: früher war das Alles anders-jetzt paßt die kirchliche Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe nicht mehr in unsere Zeit und darum muß sie abgeschafft werden! Den Tiefenbachern war wohl eines klar: ohne die Auflösung der kirchlichen Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe geht eben der Kommunionempfang für Geschieden-Wiederverheiratete nicht. Deshalb muß die Lehre weg! Und auf Jesus ging das sowieso nicht zurück, das sei eine Erfindung der Kirche-also: weg damit. Man kann hier die traute Einheit von "wissenschaftlicher" Theologie, die alle verbindliche Lehre aufzulösen versucht mit allerlei intellektualistischen Einfällen und des Volkes Stimme, daß wir keine Theorie bräuchten, sondern schlicht nur die Anpassung der Kirche an die Welt, bewundern!  

Im Hintergrund steht dabei eine pragmatistische Weltanschauung, deren Kern in dem Satz besteht: nicht habe man die Welt nach den wahren Ideen zu gestalten, sondern die Ideen, die Theorien und Dogmen haben sich an der Wirklichkeit zu orientieren: wenn so viele Katholiken die sakramentale Ehe für auflösbar halten und sie faktisch auch auflösen, dann muß die Kirche diese Realität anerkennen und darf nicht im Namen einer dogmatischen Moral die Realität kritisieren! Denn die Realität ist das Wahre und nur die kirchliche Lehre kann demgegenüber unwahr sein. Das in Naturwissenschaften zu recht praktizierte Wahrheitsverständnis,  das die Realität die Norm für die Gültigkeit wissenschaftlicher Theorien ist, wird so einfach auf die Lehre von der Morallehre der Kirche appliziert. Sie darf nicht normieren, sondern nur sagen, wie heuer Christen wirklich die Ehe leben und daß sie sie eben für auflösbar halten und sie so auch wirklich auflösen.

Einst stand die Kirche einem äußeren Feind gegenüber im Kirchenkampf-heuer steht der Feind mitten in der Kirche und kämpft von innen gegen sie. Das Kampfziel ist eindeutig erkennbar:die Katholische Kirche soll aufhören, katholisch zu sein, indem sie sich vollständig protestantisiert. Und für diese Kämpfer wider Rom ist das Reformkonzil, das 2. Vaticanum  der erste Schritt zur Selbstauflösung der Katholichen Kirche durch ihre Selbstprotestantisierung gewesen ,der aber leider die weiteren Schritte zur Selbstauflösung nicht schnell genug nachkamem!  Gibt es noch Kräfte, die den Siegeszug dieser Selbstnichtung noch aufhalten können?Man ist geneigt, mit Heidegger auszurufen, daß nur noch ein Gott uns retten kann!               
  

Freitag, 20. Februar 2015

Gott reute es

Kaum eine Aussage bereitet Theologen und Bibellesern so viel Probleme, wie die Aussage, daß Gott etwas reue. "Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte und führte die Drohung nicht aus", lesen wir im Prophetenbuch Jona, 3, 10 oder für den Menschen bedrohlicher: " Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh.Der Herr sagte: Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, vom Erdboden vertilgen".(Gen 6, 6f) Diese Aussagen sind in sich so klar, daß sie dem Leser keine Schwierigkeiten bereuten dürften, sie zu verstehen. Was macht dann diese Aussage, Gott reute es, zu einem Problem? Daß wir spontan urteilen, daß von dem Subjekt Gott nicht prädiziert werden dürfe, daß ihm etwas reue. Präzisieren wir diesen Einwand. Weil Gott als vollkommen zu denken ist, kann von ihm als  Vollkommenen nicht ausgesagt werden, daß er etwas wollte oder getan hat, was nicht vollkommen war, sodaß er nachträglich sein Wollen und Tun revoziert im Sinne von, das hätte ich aber nicht wollen und tuen dürfen. Ein Mensch mag am nächsten Morgen sagen: " O wäre ich doch nur nicht betrunken Auto gefahren, jetzt habe ich einen Verkehrsunfall verursacht in meiner Trunkenheit." Aber das ist für Gott undenkbar. 
Damit setzen wir voraus, daß Gott als vollkommen so zu denken ist, daß all sein Wollen und Tun, jedes immer vollkommen ist, sodaß es nie möglich ist, daß Gott etwas von ihm Gewolltes und Getanes unvollkommen ist. 
Aber woher wissen wir das über Gott? Naiv, spontan könnten wir sagen: aus der hl. Schrift, denn das ist ja unsere erste Quelle der Gotteserkenntnis. Nur, und jetzt bekommen wir ein echtes Problem: in der hl. Schrift steht ja gerade diese Aussage, daß Gott es reute. Wären wir Biblizisten, würden wir urteilen, daß die Bibel die Quelle ist, aus der wir ein sicheres Wissen über Gott gewinnen können, weil sie von Gott eingegeben uns die Wahrheit über Gott sagt-dahingegen Philosophen und auch Theologen uns ihre menschlich-allzumenschlichen Meinungen über Gott zur Kenntnis bringen. Wenn wir wissen, wie Gott wirklich ist und nicht, wie ihn Menschen sich erdacht haben, dann sagt uns das gerade die hl. Schrift.Denn die hl. Schrift bezeugt ja Gottes Wahrheit an uns-wie er, Gott, ist und wie er von uns erkannt sein will. 
Aber wir besitzen doch eine Lehre über Gott, niedergelegt in theologischen Fachbüchern und Lehrbestimmungen der Kirche..und da finden wir diese Aussage, Gott kann etwas reuen, nicht. Wir könnten es anders formulieren: wir wissen, was Gott ist, wie das Objekt Gott zu denken ist, aber wir wissen nicht, ob dieser so von uns gedachter Gott auch unabhängig von unserem Denken als seiend zu denken ist oder ob er nur in unserem Denken als "seiend" zu denken ist. Aber ein Subjekt, von dem prädiziert wird, das ihm etwas reuen könnte, das wäre nicht Gott. Denken wir so, wissen wir, bevor wir die hl. Schrift befragen: wie ist Gott?, wie Gott ist und erkennen dann in den biblischen Zeugnissen und Aussagen über Gott Gott wieder, wie wir ihn unabhängig von der Schrift kennen. 
Wie nun aber, wenn Gott unser Wissen von ihm durch seine Offenbarung an uns auch kritisieren und korrigieren möchte? Wenn Gott für und zu uns anders sein möchte, als wir ihn uns gedacht haben? Eines ist sofort klar: unser menschliches Denken auch und gerade von Gott ist immer auch mitbestimmt von dem: wie hätten wir denn Gott gerne! M. Luther hat mal gesagt, daß der Mensch nicht wolle, daß Gott ist-weil er selbst Gott sein will, (damit ist gemeint, daß er Herr über sein Leben sein will und deshalb keinen Gott über sich dulde) oder aber er akzeptiere Gott, wenn er nur die Liebe ist, die nichts will und nichts fordert, niemanden verdammt und verurteilt.. Da könnte was dran sein.Wenn Gott etwas reuen könnte, wie sollte dann der Mensch sich auf Gott verlassen können? Was, wenn es wahr wäre, wenn Gott es wirklich reuen könne, daß er den Menschen erschaffen habe und wenn er beschließen könnte, diesen Fehler zu korrigieren? Ja, die Sindflutgeschichte scheint uns ja genau das sagen zu wollen: Gott konnte seine Schöpfung reuen- er konnte sie wieder nichten wollen. Das darf nicht sein-so darf Gott nicht sein- und so ist er auch nicht. An die wissenschaftlichen Bibellausleger delegiert dann der verunsicherte Leser die Aufgabe, diese Aussage, daß Gott etwas reuen könne, zu tilgen. Er möge diese Aussage so uminterpretieren, daß sie jetzt meint, daß Gott nie etwas reuen könne. Das nennt man dann nicht Textvergewaltigung sondern Hermeneutik.
Aber bevor wir so gewagte Schritte wider die hl. Schrift unternehmen, fragen wir doch erstmal: ist es denn so 100 prozentig einsichtig, daß Gott, weil er als vollkommen zu denken ist, immer auch nur das Volkommene wollen und tuen kann. 
Wir stoßen jetzt auf ein moraltheologisch äußerst brisantes und kompliziertes Thema.  Der Fundamentaltheologe Kreiner diskutiert es unter der Fragestellung:verunmöglicht Gott als vollkommen zu denken-im ontologischen Sinne, Gott als vollkommen immoralischen Sinne zu denken. Das Sachproblem läßt sich auf eine Frage reduzieren: wenn Gott, weil er vollkommen gut ist, nie anders als vollkommen gut wollen und tuen kann, wie kann Gott dann das immer das Gute Wollen   als moralisch qualifizierte gute Wollen zugeschrieben werden, wenn Gott gar nicht anders kann, als daß er immer nur gut wollen kann!  Wenn ich in einen Taschenrechner eine mathematische Aufgabe zum Lösen eingebe, wird es niemand als moralische Tugend des Rechners ansehen, wenn er die richtige Antwort gibt. Nur ein Subjekt, das mit Absicht mir auch eine falsche Antwort geben könnte, werde ich das Richtigantworten als moralisch gute Tat zusprechen.Wenn Gottes Vollkommenheit in dem  nur das Gute Tuen bestünde, könnte man ihm diese das Gute Wollen dann sowenig als moralisch gutes Wollen anrechnen, wie einem Computer das richtige Rechnen. Eine Tat ist nur dann moralisch qualifizierbar, wenn von dem Subjekt, das die Tat getätigt hat, auch prädizierbar wäre, daß es sie nicht und das Gegenteil von ihr hätte tuen wollen können. Nur, wer auch das Nichtgute wollen kann, kann das das Gute Wollen als moralisches Wollen zugeschrieben werden. Darauf weist Kreiner in seiner Gotteslehre rechtens hin. 
Das Problem dabei liegt in der Bestreitung der Willensfreiheit Gottes. Gottes Erkennen wäre vollkommen und was er als das vollkommen Gute erkannt habe, das müsse er dann auch wollen, denn die Erkenntnis determiniere in Gott sein Wollen. Der Mensch könne sich gegen seine Erkenntnis des Guten für das Nichtgute entscheiden. Das ist seine Willensfreiheit.Und nur deshalb wird ihm dann, wenn er das als gut Erkannte auch will, dies das Gute Wollen auch als gutes Wollen im moralischen Sinne  angerechnet, weil er auch das Nichtgute kraft seines freien Willens hätte erwählen können. Gott wird nun in der Regel dieser freie Wille abgesprochen. Gottes Wille wird dabei als durch die Erkenntnis des Guten determiniert gedacht: er kann nur das Gute wollen. Und da er immer nur als  das Gute wollend gedacht werden kann, kann von ihm nicht gedacht werden, daß ihm sein Wollen reuen könnte, denn Gott kann das Gute nicht reuen!
Weil Gott also als Vollkommen zu denken ist und dies einschließt, daß Gottes Wille als unfrei zu denken ist, daß er nur das wollen kann, was das vollkommen Gute ist, ist es unmöglich, daß Gott etwas reuen könne. Nun zahlt diese Gotteslehre dafür aber einen hohen Preis: Gott kann nicht mehr als moralisch vollkommen gedacht werden, ja nicht mal als moralisch qualifizierbar. Denn wenn Gott notwendig immer nur das Gute wollen kann, verunmöglicht diese Notwendigkeit  des das Gute Wollen die Möglichkeit, dies Wollen Gott als moralisches das Gute Wollen zuzuschreiben.
Zur Veranschaulichung:als treu gilt nicht der Ehemann, der nie in die Versuchung zur Untreue geriet, sondern der, der der Versuchung widerstand. Wäre er aber unversuchbar, dann wäre aber seine Treue keine Treue! Wenn Jesus Christus unversuchbar wäre, dann hätte er der Versuchung des Teufels gar nicht widerstanden, weil von einem Widerstehen könnte nur gesprochen werden, wenn er auch der Versuchung hätte erliegen können. 
Daß Gott aber über keinen freien Willen verfügen solle, sondern daß sein göttlicher Wille durch sein vollkommenes Erkennen determiniert ist, das macht nun unsere menschlich-allzumenschliche Vernunft aus Gott: so hätten wir ihn gern. 
Die Aussage, Gott reue etwas, ist dagegen ohne Widerspruch zur Gotteslehre vertretbar, wenn Gott der freie Wille zugesprochen wird, wenn geurteilt wird, daß zur Vollkommenheit Gottes auch der freie Wille gehört, A und auch -A  wollen zu können und sich frei für A oder -A entscheiden zu können! Dann kann Gottes Wahl, das Gute zu wollen, auch als moralisch qualifizierbares Wollen begriffen werden. Sonst deklariert zwar die Gotteslehre, daß Gott moralisch vollkommen ist, aber die faktische Bestreitung der Freiheit des göttlichen Willens, er könne nur das Gute wollen, liquidiert diese Aussage.
Der obligatorische Einwand, etwas Nichtgutes wollen zu können, wäre nichts Gutes und so wäre es kein Mangel in Gott, wenn er etwas Nichtgutes nicht könne, übersieht, daß die notwendige Bedingung für den guten Willen, daß ihm das Gutwollen als gutes Wollen zuschreibbar ist,  die Möglichkeit zum das Nichtgute Wollen ist. Damit verfügen wir nun auch über eine Einsicht in die Frage, warum Gott das Wirken des Satans (des rein Bösen) zuläßt, damit der Mensch sich frei für das Gute gegen das Böse entscheiden kann und so erst eine moralische Entscheidung treffen kann. Das Negative ist um des Guten willen im Raume der Moral, denn ´nur wenn das Böse auch möglich ist, ist das Gute als das Gute moralisch wählbar.
Oder wollen wir doch lieber an der Vorstellung festhalten, daß Gott über keinen freien Willen verfügt? Nur dann kann von Gott nicht mehr im moralischen Sinne ausgesagt werden, daß er vollkommen ist, sondern nur noch im ontologischen Sinne. Er wäre dann "perfekt" wie eine vollkommene Maschine, ein perfekt programierter Roboter. Und wir können  dann gewichtigen Aussagen der Bibel über Gott nicht mehr gerecht werden.
Was meint dann in den Fällen, wo es heißt, Gott gereute es, das Böse? Es meint in dem einen Fall die Vernichtung und Austilgung des Menschen, den Gott erschaffen hat und das andere mal das Gericht über Ninive, daß er die Stadt ausrotten wollte. Das "Böse" taucht hier beides male in einer besonderen Eigentümlichkeit auf! Es ist Gottes Gericht über die Sünde des Menschen, der so seinen Tod verdient hat. Gott straft nicht willkürlich-aber er will alle Menschen ausrotten, oder im Falle der Stadt Ninive alle Bewohner der Stadt. Das so von Gott gewollte Böse ist so gesehen das göttlich gerechte Urteil über Menschen und doch ist es auch etwas Böses-weil es den Menschen vernichtet.  Es kann so gesehen etwas geben, was göttlich gerecht ist und doch menschlich gesehen böse sein, weil das göttliche Gericht sein Todesurteil ist. Und es widerspricht auch der göttlichen Liebe, die das Leben und nicht den Tod des Menschen will. Aber Gottes Gerechtigkeit verlangt den Tod des Sünders, und das ist so gerecht und zugleich auch "böse", weil es der göttlichen Liebe widerspricht.  Diese befremdliche Doppelgesichtigkeit des gerechten göttlichen Strafgerichtes ermöglicht es Gott, daß ihm sein Gericht reut und er auf es verzichtet, weil er aus Gnade auf das Gericht verzichten will. Das ist ein schwieriger Gedanke, aber besser ein schwieriger theologischer Gedanke, als daß wir leichtfertig Aussagen der Bibel über Gott wegzaubern, weil sie uns nicht gefallen!