Donnerstag, 22. Januar 2015

Zum Unwort des Jahres, zur Lügenpresse

Zur Lügenpresse-
ein kleiner Versuch über ein grundsätzliches Mißverständnis
oder: warum die Kirche der Feind der Medien ist!

Naive Menschen denken sich das so: da gäbe es eine Wirklichkeit, reale Ereignisse in dieser Wirklichkeit und Medien, die dadrüber berichten. Das Ideal der Berichte wäre eine photokopieartige Wiedergabe des Ereignisses durch die Medien, durch Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen usw. Weicht nun die Darstellung des Ereignisses sehr von dem wirklichen Ereignis ab, evoziert dies den Verdacht, daß hier absichtlich das Ereignis verfälscht wiedergegeben sei-und diese Absicht beurteilen dann einige moralisierend als „Lügen“. Gelegentlich wird dann noch auf eine hausbackende.vermeintliche Tugend des Journalismus verwiesen, die Kunst der Unterscheidung von Bericht und einer Darstellung eines Ereignisses von der Kommentierung durch den Journalisten-nur daß dann stets festgestellt wird, daß diese Unterscheidung kaum noch in der Medienwelt vollzogen wird.
Aber jetzt sei eine einfache Frage mal erlaubt: warum sollte den eine Zeitung ein Ereignis rapportieren? Weil es relevant ist? Weil es interessant ist? Es gibt Ereignisse und es gibt Nachrichten. Medien verwandeln Ereignisse in Nachrichten. Sie produzieren sie. Und in diesem Bilde bleibend: wenn der Rohstoff das eines Ereignisses ist, dann ist das Endprodukt das der Nachricht. Schon dies zeigt an, daß Nachricht und Ereignis nicht etwas Identisches sind-der Rohstoff des Ereignisses wurde ja bearbeitet, damit aus ihm eine Nachricht wird.
Was zeichnet nun eine Nachricht aus? Ein Hund biß einen Postboten ist keine Nachricht, ein Postbote biß einen Hund ist dagegen eine Nachricht. Entweder verwandelt man das Ereignis, Hund biß Postboten um in Postbote biß Hund-oder es ist keine Nachricht.
Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Ein Mann lebte 60 Jahre glücklich mit seiner Ehefrau zusammen, ist keine Nachricht, nach 60 Jahren Ehe trennte sich die Frau von ihrem Mann, ist immerhin eine Nachricht für den Nacbarschaftstratsch, nach 60 Jahren Ehe vergiftete die Ehefrau ihren Mann, das ist eine Nachricht für die Regionalzeitung-aber: nach 60 Jahren Ehe brachte der Metzgermeister seine Ehefrau um und verkaufte sie als Gulaschfleisch, das ist eine Nummer Eins Nachricht in allen Medien.
Wir müssen also bedenken, daß Nachrichten Waren sind, die wie Waren produziert werden, damit sie gekauft werden. Nicht ihr Wahrheitsgehalt macht eine Nachricht aus, sondern ihr Verkaufswert. Wenn das Ereignis in der realen Welt nicht zu einer verkaufbaren Nachricht umgeformt werden kann, dann wird sie nie zu einer Nachricht.
Das „Lügen“ ist so erstmal nichts anderes als die Umformung von Ereignissen zu verkaufbaren Nachrichten.
Man könnte also meinen, daß der Publikumsgeschmack, oder besser gesagt, die Nachfrage bestimmt, was uns in den Medien vorgesetzt wird.Der Kunde sei König und der Journalismus müsse eben das schreiben, was die Leser lesen möchten. Das wäre sozusagen das Selbstverständnis der Massenmedien ausgedrückt in der Ideologie der freien Marktwirtschaft.
Nur, es ist interessant, daß das öffentlich-rechtlice Fernsehen und sein Rundfunk, ein immer noch sehr viel benutztes Medium, sic durch die neue Zwangsgebühreneinnnahme von dem Publikumsgescmack völlig emanzipiert hat. Jeder muß die Gebühren dafür bezahlen, selbst wenn er nie diese Sender einschaltet, ja nicht mal einen Fernseher oder ein Radiogerät besitzt.
Und wir müssen fragen, ob wir so nicht die besondere Qualität der Ware Nachricht ganz außer Act lassen, wenn von ihr nur das ausgesagt wird, was von jeder Ware auszusagen ist. Aber eines können wir doch schon festhalten: daß die Differenz von einem Ereignis und der Nachricht über die Ereignisse keine zufällige ist, sondern eine Folge der Bearbeitung des Rohstoffes des Ereignisses, daß aus ihr eine Nachricht wird.
Meist denken wir uns eine Sprachandlung als eine indikativische Aussage, die von sich den Anspruch erhebt, wahr zu sein. Wie ich das jetzt lese, so ist es. Aber, ein Beispiel aus der Politik: der türkisce Parteivorsitzende der Grünen bezeichnete Pegida-Demonstranten als „Nazischweine“. Meint er damit, daß die Demonstranten das sind? Oder beabsichtigt diese Aussage, daß diese Demonstranten wie Nazischweine zu behandeln sind? Performative Sprechakte nennt man das. „Hiermit ernenne ich dich zum Minister“ sagt der König und dadurch ist es der so Angesprochene geworden.Wie nun, wenn die Aussagenintention von Nachrichten gar nicht primär die eine Aussage wäre, über das, was ist, sondern eine Aufforderung, das so zu sehen, wie es die Nachricht darstellt?
Ich brauce hier nicht die vielen Journaillienkampagnen gegen die Katholische Kirche und ihre Vertreter in Erinnerung zu rufen (man denke an die Sex-und Mißbrsauchskandale der Medien) und nicht: wie oft dann eine sorgfältige Recherche erwies, daß es da mal wieder mit der Wahrheit nicht so genau genommen wurde, sondern hier soll gefragt werden: Warum? Sind diese Nachrichten wider die Kirche nicht in erster Linie Anweisungen, wie man über die Kirche zu denken und zu urteilen hat, als daß sie Dokumentationen über kircliche Ereignisse wären?
Ein Ereignis wird erst durch seine Deutung zu einer Nachricht. Das Deuten und das in einen bestimmten Vorstellungsraum Einschreiben eines Ereignisses macht es erst zu einer Nachricht! Ein einfaches Beispiel: Wir sehen Menschen Bücher verbrennen. Dazu zitiert man in dem Medium Heine: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auc Menschen“. Scon wissen wir, daß die Männer Nazis oder Neonazis sind, die unser aller Abscheu verdienen. Die Bildzeitung bringt es auf den Punkt, am 13.11.2011: „Wir müssen Nazis ausrotten“. Wer Bücher verbrennt, gehört, ausgerottet.
Jetzt ein Szenenwecsel: 1945 und danach werden Nazibücher in Deutschland von den Siegermächten verbrannt. Jetzt heißt es: Ein guter Anfang, aber reicht das zur Entnazifizierung Deutschlands? Jetzt darf man auf keinen Fall Heine zitieren-sondern muß von „wehrhafter Demokratie“ sprechen!
Erst die Deutung macht aus dem Bücherverbrennen entweder einen barbarischen Akt oder eine Tat demokratiscer Zivilcourage! Wenn die DDR -Führung alle Staatstreuen zu antifaschistiscen Massenkundgebungen aufrief, ist das totalitär, wenn jetzt alle Staatstragenden die Bevölkerung zu Demonstrationen gegen Oppositionelle aufruft, heißt es: Leipzig zeigt Courage, und es sind mutige Demokraten, die Oppositionellen das Recht auf Meinungs-und Versammlungsfreiheit abstreiten. Keine Versammlungsfreiheit für Pegida, aber genauso auc: keine Meinungsfreiheit für Homosexkritiker-nur politisch korrekt Denkende dürfen frei sagen, was sie meinen.
Aber jetzt sind wir sehr abgewichen und doch bei der Sache geblieben. Diese Beispiele sollen nämlich eines veranschaulichen: daß die Medien viel weniger -als wir meinen-über etwas berichten-als daß sie uns vorsagen, wie wir was zu beurteilen haben. Sie dokumentieren nicht einfach die Welt, so wie sie ist, sondern wie wir sie als Bürger dieses Staates zu sehen haben.
Wenn einst die Religion den Menschen ihre Weltdeutung gab, so gibt das jetzt die Medien den Menschen. Sie zeigen, was wahr und falsch, was gut und böse, was schön und was nicht schön ist. War es nicht der Philosoph Hegel, der schon anmerkte, daß der moderne Mensch die religiöse Morgenandacht durc die Lektüre der Zeitung ersetzt hat?
Die Presse lügt nicht einfach, sie schreibt uns vor, wie wir die Welt und die Ereignisse in ihr zu sehen haben. Und dazu gehört eben auch ein fast schon natürliches Feindverhältnis zur Kirche, denn wenn die Medien uns unsere Weltanschauung vorschreiben wollen, dann muß das eben in einer Konkurrenz zur Kirche geschehen. Daß Ereignisse zu Nachrichten werden, ist eben nicht nur die Umgestaltung zu verkaufbaren Nachrichten sondern auch die Einschreibung eines Ereignisses in einen weltanschaulichen Rahmen, durch den ein Ereignis erst eine Nachricht wird. Die Gleichschaltung unserer Medien resultiert also daher, daß in allen tonangebenden Medien die Ereignisse der Welt in ein und derselben Weltanschauung gedeutet werden und durch sie geformt werden! Von TAZ bis FAZ, fast eine Einheitsmeinung und Bild immer voran. Die Uniformität der Einheitsweltanschauung der Medien schafft so den Eindruck einer einzigen Lügenpresse. Die postmoderne Gesellschaft in Europa und Amerika zeichnet sic eben dadurch aus, daß es keine konkurierenden Weltanschauungen in der Gesellschaft mehr gibt, sondern nur noch verschiedene Vertreter der einen Weltanschauung, die der Politischen Korrektheit. Und jeder, der diese Weltanscauung nicht teilt, der wird dann als Feind behandelt. In der Kirche spiegelt sic das wieder in dem Widerstreit zwischen Modernisten, die die Unterwerfung der Kirche unter diese Ideologie fordern und Traditionalisten, die die Freiheit der Kirche bewahren wollen, um es versimplifizierend darzustellen.
Die Aufgabe der Generierung und Vermittelung einer Weltanschauung ereignet sich nun aber in der Regel nicht so sehr in großen Explikationen dieser Weltdeutung, sondern darin, Einzelereignisse in diesem Licht darzustellen und darüber die Zustimmung der Leser zu gewinnen. Die permanennte Wiedrholung der Deutungsscematas spielt dabei ebenso eine große Rolle, wie eben auch die permannente Drohung, wehe den Andersdenkenden!


Dies ist jetzt nur eine Grobskizze-später hoffe ich, sie zu vertiefen! .

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