Freitag, 2. Januar 2015

Zum Priestermangel

Fragen zum Priestermangel
statt vorschneller Antworten erst Fragen!

Es gibt Zeiten, in denen es für die Lösung eines Problemes wichtiger ist, die Fragen des Problemes zu erfassen, als gleich mit dem Beantworten zu beginnen. Die Standartantworten auf dieses Problem sind ja sattsam bekannt: die Forderung nach einer Änderung der Zugangsbedingungen zum Priestertum solle die Kirche ändern, etwa daß Frauen oder verheiratete Männer zum Priesteramt zuzulassen seien, oder wozu jetzt wohl die sic radicalisierende Wir-sind-Kirche versteift, daß Laien auch gültig die Eucharistie feiern könnten, sodaß man gar keine Priester mehr bräuchte. Aber bevor wir nun diese sattsam bekannte Litanei verstaubter Altachtundsechziger uns wieder zu Gemüte führen, soll ab ovo das Problem befragt werden.
Gott beruft Männer zum Dienst des Priesters. Das ist die notwendige Voraussetzung menschlichen Priestertumes. Wenn es nun zu wenig Priesterberufungen gibt, liegt das daran, daß Gott selbst wenige nur beruft? Diese Frage muß gestellt werden. Wird sie sofort verneint:das könne nicht sein, dann muß gefragt werden: wenn Gott genug Männer zum Priesterdienst beruft, warum realisieren dann zu wenige diese Berufung? Soll man also folgern, daß es Männer gibt, die Gott zum Priester beruft, die dann aber ihrer Berufung nicht folgen, weil sie etwa um dieser Berufung willen auf die Ehe verzichten müßten, was sie nicht wollen? Es ist doch eine etwas befremdliche Vorstellung, sich einen von Gott zum Priestersein Berufenen vorzustellen, der dann zu seiner Berufung nein sagt, weil er bürgerlich-weltlich  leben möchte! Oder soll man sic das so vorstellen, daß Männer so begeistert sind vom bürgerlich weltlichem Leben, daß sie ihre Berufung in sic nicht wahnehmen, weil sie von dieser Liebe zum weltlichen Leben unterdrückt wird? Müßte nicht zumindest einmal erwogen werden, ob der Mangel an Priesterberufungen seinen Grund darin haben könnte, daß Gott selbst wenige beruft?
Diese Frage ausblenden, heißt, das Problem von vornherein als ein sozialpsychologisches zu verstehen: es gäbe menschlich-allzumenschliche Gründe, warum Menschen den Beruf des Priesters ergreifen würden und Gründe gegen diese Berufswahl. Die Aufgabe des Arbeitgebers Kirche wäre es nun, den Beruf des Priesters attraktiver zu gestalten, damit mehr ihn wieder ergreifen wollen!Und dazu gehört nach liberaler Meinung der Wegfall des Zölibates und vielleicht sollte man es auch den Protestanten gleichtuen und auch in einer Homosexehe Lebende als Priester zuzulassen! Nur, es darf doch wohl gefragt werden, ob dann wirklich von Gott zum Priestersein Berufene den Weg zum Priestertum gehen oder Menschen, die dann diesen „Job“ für sich als passend ansehen! Die theologische Preisfrage: kann es sein, daß Gott selbst Menschen in einen priesterlichen Dienst in eine Nichtkatholische Kirche beruft-oder zu Pfarrern in kirchenähnlicen Organisationen? Wäre das nicht so, als würde eine Bank selbst Falschgeld ausgeben? Dann müssen wir doch wohl folgern, daß Menschen ohne von Gott berufen zu sein außerhalb der Katholischen Kirche den Beruf des Pfarrers ergreifen, auch wenn sie vielleicht subjektiv sic berufen dazu fühlen.
Gehen wir nun mal davon aus, daß Gott nicht unmittelbar Männer zum Priestersein beruft, sondern vermittels anderer Menschen. Gott beruft durch die Kirche. (Das darf aber nicht als ein Ausschluß der göttlichen Möglichkeit unmittelbarer Berufung verstanden werden). Wie beruft den nun die Kirche Männer zum Priestersein? Und diese Frage stellen, heißt auch schon, das Problem zu sehen! Es bedarf keiner Untersuchung-so nützlich sie auch wäre-um zu urteilen, daß der christliche Glaube, so wie er heute durch die Kirche dargestellt wird (vom kirchlichen Kindergarten bis zur universitären Theologie) ein Glaube ohne Priester ist. Ja, eigentlich hat dieser Jesus sowieso keine Kirche gewollt und Priester schon gar nicht!, das dürfte so die heutige Mehrheitsmeinung der kirchlichen Vermittelung des Glaubens sein! Frägt man Religionslehrer, ob das Thema des Priestertumes zum Unterrichtsstoff gehört, man hört nur-Nein, außer, wenn das Thema Liebe und Sexualität angesagt ist als Skurilität!
Ja, wozu bedarf es denn des Priesters? Es ist erstaunlich-überall in der Kirche wird über den Priestermangel geklagt, aber schon das Wozu des Priesters ist dabei völlig unklar. Die meisten meinen nämlich nicht Priester-sondern Pfarrermangel, wobei unter Pfarrer dann ein Gemeindeleiter und Seelsorger verstanden wird. Die Kernkompetenz des Priesters ist aber die geistliche Vollmacht zur Wandlung von Brot und Wein in der Eucharistie und die Vollmacht zur Sündenvergebung! Aber diese Kompetenzen sind für „moderne“ Christen eigentlich überflüssig. Knapp 10 Prozent gehen noch zur hl. Messe- und zur Beichte? Ein auf praktische Nächstenliebe reduziertes Christentum braucht keine Priester und ein sich so darstellendes Christentum bekommt dann auch kaum noch Priester, weil in der Selbstdarstellung sie sich doch selbst als priesterlos versteht.
Kann die Kirche wirkich auf Berufungen hoffen, wenn sie sebst die Bedeutung des Priestertumes nicht mehr kennt oder nicht mehr zu vermitteln weiß? Fragen wir mal so: wann im Religionsunterricht oder sonstwo, etwa in der Predigt hört man etwas von der Bedeutung des Priesters für die christliche Religion? Ja, man müßte ja zuallererst von der Bedeutung des Opfers sprechen, des Meßopfers! Aber wie sollen sich Berufungen zum Priestertum einstellen, wenn dieses Wozu des Priesters ganz außer Acht gelassen wird! Will man aber nur „Gemeindeleiter“, dafür bräuchte man keine Priester-eher wären Manager da gesucht!
Drängt sich da nicht der Verdacht auf, daß der Priestermangel die Folge des vergessenen Meßopfers ist, daß man nicht mehr um die Bedeutung des Opfers Christi und des Meßopfers weiß?
Zudem: weiß irgendwer, wie viele Kandidaten von den Priesterseminaren als ungeeignet abgewiesen werden? Auch auf die Gefahr hin, nun als ein verkorkster Verschwörungstheoretiker mich zu erweisen: wären nicht völlig leere Priesterseminare der Glücksfall für alle Reformkräfte? Jetzt endlich, wo wirklich keiner mehr Priester werden will, jetzt muß endlich der „Reformstau „ beseitigt werden, sprich, Einführung des Frauenpriestertumes und weg mit dem Zölibat! Ist es wirklich ein Zufall,daß Biscof Mixa gestürzt wurde, aus seinem Bischofsamt herausgemobbt wurde, dem man vorwarf, ein volles Priesterseminar zu haben! Er nähme angeblich jeden, wenn er nur reaktionär genug sei, lautete dann die Polemik gegen diesen erfolgreichen Bischof! Könnte man daraus schließen, daß die anderen nur liberal Gesonnene aufnehmen, die also trotz des Zölibates Priester werden wollen? Die Preisfrage: wie viele der Regenten und anderen Entscheidungsträger der Priesterseminare sähen es gerne, gäbe es eine Liberaliserung der Zugangsbedingungen zum Priestertum und sind so gar nicht erfreut über Kandidaten, die unter den jetzigen Bedingungen Priester werden wollen! Kann man nicht gelegentlich die Klage Altliberaler hören, daß die Theologiestudenten keine Fans des „Geistes vom Konzil“ sind und gar nicht jung-dynamisch die Reform der Kirche wollen, wie sie, als sie jung waren?
Und noch eine Frage: macht man es sich vielleicht nicht  auch zu leicht, wenn man pauschaliter allen jungen Männern vorwirft, daß sie alle Hedonisten wären, sodaß sie deshalb niemals das Zölibat akzeptieren könnten? Es ist ein Verzicht, ein Opfer, das der zölibatär Lebende darbringt-aber die Kirche kann auch von Niemanden ein solches Opfer verlangen, wenn sie ihm nicht sagt, wozu und warum es zu erbringen ist! Es fehlt an einer Theologie des Opfers! Warum haben wir keine mehr?  

Fragen, die auf Antworten warten!                       

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