Freitag, 16. Januar 2015

Über einen Unterschied zwischen Jesus Christus und seinen Stellvertretern auf Erden in der Begegnung mit anderen Religionen

Über den Respekt vor anderen Religionen
oder: über die Vergleichgültigung von wahrer und falscher Religion

Nichts scheint in der postkonziliaren Kirche so selbstverständlich zu sein, wie der Respekt vor den anderen Religionen. Keine Auslandsreise des hl. Vaters, ohne daß er nicht Heiligtümer der dortigen Religionen aufsucht und die Berufskommentatoren dann wieder vor die schwierige Frage stellt: hat der Papst da zu dem da verehrten Gott gebetet-oder nur seinen Respekt vor der hier praktizierten Religion zum Ausdruck gebracht?
Was schreibt der Apostelfürst Paulus dazu? „Denn man erzählt sic überall, welce Aufnahme wir bei euc gefunden haben und wie ihr euc von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen, und seinem Sohn vom Himmel zu erwarten, Jesu+, den er von den Toten auferweckt hat und der uns dem kommenden Gerict Gotte+ entreißt.“ (1.Thessalonicher 1,9f) Aus diesem Text ist wohl das Verkündigungschema paulinischee Missionspredigt rekonstruierbar, das auf jüdischer Praxis aufbaute und sie christlich ergänzt; Die Verkündigung lebt ganz aus der Antithetik von Gott und Götzen. Gott ist es nicht gleichgültig, ob wir ihm, dem lebendigen und wahren Gott dienen oder Götzen. Der Götzendienst evoziert Gottes Gericht. Gott richtet die Götzendiener. Dies Gericht ist das zum Unheil. Die, die aber dem wahren Gott dienten, sie werden nichts ins Gericht kommen. Also müssen sich die Götzendiener von ihrer Religion abwenden und der wahren zuwenden, um nicht dem göttlichen Gericht zu verfallen. Das dürfte nun auch das jüdische Missionspredigtschema zu Zeiten des Apostels Paulus gewesen sein. Aber der christliche Missionar fügt nun etwas hinzu: und bekehrt euch zu Jesus, den von Gott von den Toten Auferweckten, damit dieser euch vor dem göttlichen Gericht bewahrt. Ein einfacher Gedanke steht dahinter: wenn ein Mörder beschließt, nachdem er mehrere Menschen getötet hat, nie mehr einen zu morden, dann bleibt er doch um der behangenen Morde ein Mörder, der deshalb zu bestrafen ist. Die einfache Abkehr von dem Götzendienst macht so auch die geschehene Verehrung der Götzen nicht ungeschehen, und so bleibt die Strafwürdigkeit bestehen. Jetzt ist es sozusagen die Aufgabe von dem von den Toten auferweckten Jesus, Gottes gerechten Zorn über die geschehene Götzenverehrung zu besänftigen. Diese Besänftigung und Stillung des göttlichen Zornes erwirkte Jesus Christus nun durch seinen Kreuzestod. (Alles Nähere dazu bei Anselm von Canterbury).Und Paulus zeigt hier, daß der Kreuzestod Jesu nur denen zu gute kommt, die dem wahren Gott dienen.
Ein Weiteres steckt in diesem Text: daß Religion gelebt und praktiziert wird, daß Gott gedient wird, ist für Paulus eine Selbstverständlichkeit.Die christliche Form des Dienens unterscheidet sich -nach diesem Text-nicht grundsätzlich von dem Dienst , den Menschen Götzen darbringen. Daß alle Gottesverehrung, auch die von Götzen Religion ist, wird damit ausgesagt. Und das Christentum ist auch eine Religion und das heißt: der Mensch dient Gott. Religionsphänomelogisch ist das zu bestätigen. Es gibt ein Wesen der Religion, das aufs knappste mit dem Begriff des Gottdienens erfaßt wird.
Nur, diese Formalität hat noch keinen Wert an sich. Der Apostel diskriminiert: jeder Götzendienst wird von dem wahren Gott in seinem Endgericht verurteilt und nur der dem wahren Gott dargebrachte Dienst wird Gott belohnen. Wie kann nur die jüdische und die darauf aufbauende christliche Verkündigung so ganz ohne Respekt vor dem Götzendienst sein? Hätte sie nicht auch hier -im Sinne der Lehre vom Gradualismus-Momente wahren Dienens erkennen und anerkennen müssen! Daß auch hier fromme Menschen wissen, daß alle guten Gaben von Gott stammen, daß sie erbeten sein wollen, daß der Gott auch zürnen kann, und daß er mit Sühnopfern zu besänftigen ist...ja, eigentlich finden wir doch da ganze Interieur der christlichen Religion wieder.(Es ist nur eine Marotte von postkantianischen Theologen, daß die christliche Religion eigentlich gar keine Religion sei, das was Kant unter dem Afterdienst der Kirche versteht, sondern nur praktizierte Nächsten-und Gottesliebe-ohne kultische Verehrung)
Wie konnte die urchristliche Religion da so respektlos, ja intolerant den anderen Religionen gegenüberstehen und dann gar noch Mitglieder von den anderen Religionen „abwerben“. Hätte Paulus nicht besser daran getan, wenn er heidnische Tempel aufsucht, auch hier-Respekt vor der anderen Religion zeigend- dort andächtig verharrt hätte, um ein andächtiges Gebet zu beten. In seinen Briefen hätten wir dann gelesen: O, Brüder im Glauben (die Schwestern vergißt er ja immer) wie tief beeindruckte mich der Glaube der Apoloverehrer, der Zeußverehrer-immer bringen sie ihrem Gott Brand und Weihrauchopfer dar,zu den festgesetzten Zeiten-sie beten viel, befragen die Deuter nach Gottes Willen und selbst ihre Könige ziehen nie in den Krieg, ohne vorher die Götter gütig für dies Unterfangen gestimmt zu haben...um abschließend zu urteilen: von ihrem Eifer können auch wir noch lernen! Ja, hätte er da nicht die ganze Phraselogie des interreligiösen Dialoges zitieren können, um ganz auf der Höhe der postkonziliaren Theologie sich zu befinden?
Warum sieht der Apostelfürst Paulus nur die Differenz von Götzen und Gott, wo unser Auge die unübersehbare Gemeinsamkeit des religiösen Dienens sieht? Denn der Respekt den anderen Religionen gegenüber beruht ja auf dieser Ähnlichkeit der religiösen Form des Dienens!
Man möge sich einmal Folgendes vorstellen: ein Ehemann, in flagranti beim Ehebruch erwischt von seiner Frau, erklärte ihr: die Intimität, die er der fremden Frau dargebracht hätte, wäre doch die gewesen, die er sonst seiner Frau darbringe. Intimität sei doch Intimität und so könne die eine doch nicht verwerflich und die andere in Ordnung sein! Er täte doch beides male das Selbe! Keine Ehefrau läßt diese Sophistik ihrem Ehemann durchgehen. Aber Gott ist eben der ganz Andere: ihm sei Dienst Dienst, ob Menschen ihn ihm oder Götzen darbringen?
Aber vielleicht sollen wir das Ganze postkonziliar auch ganz anders sehen? Daß es eben heuer gar keine Götzen mehr gäbe, sondern nur noch den einen wahren Gott, den, den alle Religionen nur unter differierenden Namen dienen. Nur, woher wissen wir plötzlich, daß das, was einst Götzendienst war nur eine Gottesverehrung war, die Gott unter einem anderen Gott verehrt?
Gibt es denn ein Kriterium für uns, das uns zeigt: da ist wahre Gottesverehrung und da nicht? Jesus Christus hat uns selbst dies Unterscheidungskriterium offenbart: „Wer den Sohn nict ehrt, ehrt auc den Vater nict“; „damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren“, lehrt uns Jesus (Joh Evangelium,5, 22f). (Warum es keine Blasphemie ist, Jesus wie Gottvater zu ehren, das ergründet uns die kirchliche Trinitätslehre!)Nur wo der göttliche Sohn wie der göttliche Vater geehrt wird, da und nur da ist wahrer Gottesdienst-sonst ist es nur ein Götzendienst.
Jesus erweist sich nicht erst als Lehrer seiner Schüler im Jogannesevangelium als höchst intolerant anderen Religionen gegenüber, nein in seinem Exil in Ägypten als kleines Kind zeigte er sich schon als nicht zum interreligiösen Dialog interessiert, wie dies Eun Kyong Kim in seiner Dissertation über „Die Fluchterzählungen über Jesu aus außerkanonischen Schriften“ 2014 darstellt:
Die Hl. Familie kam in Sotinen an, wo es Götzentempel gab. Sie traten in einen Tempel ein, der „Kapitol Ägyptens“ genannt wurde. Die ägyptischen Bewohner dieser Stadt traten ebenfalls in das Kapitol, da an bestimmten Tagen den götzendienerischen Weihen göttliche Ehre erwiesen wurde.Im Ps-M (Kap. 23) wird die Episode über die Zerstörung der Götzenbilder im Tempel bildhaft dargestellt: Als Maria mit dem Jesuskind in den Tempel eintrat, fielen sämtliche Götzenbilder vor ihrem Angesicht auf den Boden und wurden gänzlich umgestürzt und zerbrochen.“ (S.131).

Außerkanonisch bedeutet nicht automatisch: für den christlichen Glauben irrelevant! Wenn heuer die Stellvertreter Christi auf Erden „Götzentempel“ aufsuchen, dann verneigen sie sich ehrfurchtsvoll-vor dem da Angebeteten?! Oder nur aus Respekt vor der anderen Religion? Nur, warum erwies das heilige Kind dann in Ägypten diesen Respekt der dortigen Religion nicht? Oder wollen wir klammheimlich dem Talmud zustimmen, der zu berichten weiß, daß Jesus in Ägypten von den dortigen Zauberkünstlern und Magiern die Wunderkunst lernte, mit denen er in Israel so viel Bewunderung und Glauben auf sich zog? Wäre das vielleicht dann ein gutes Beispiel für das Lernen im interreligiösen Dialog?
Oder sollen wir uns von Jesus Unterscheidungskriterium abwenden, mit dem er uns lehrte, das wahre vom falschen Dienen zu unterscheiden, weil er für unseren Geschmack da zu hart urteilt? Aber mit welchem theologischen Recht? Es gibt dafür nur das pragmatische, daß um des Friedens willen, um der Konfliktvermeidung willen, wir alle Gottes-und Götzendienste für gleich wahr erklären. Und daß es kein Gericht Gottes über falschen Gottesdienst gibt, sondern nur einen Gott, dem alles gleichgültig ist-das wird ja gemeint, wenn heuer vom Gott der unbedingten Liebe gepredigt wird!
Das Ziel des interreligiösen Dialogisierens ist so ein Friede ohne Wahrheit, der den Zorn Gottes hervorruft, weil wir uns dabei der Götzen- und der Gottesdienst einerlei wird.


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