Samstag, 6. Dezember 2014

Ein gescheiterter Versuch zur Apologie des Zölibates

Das Zölibat-ein Zeichen?
Gut gemeint ist leider nicht auch gut gedacht!
Ein Kurzkommentar

Bevor es tiefsinnig wird, beginnen wir ganz einfach. Ein Mensch hat ein dringendes Bedürfnis, er findet eine Tür mit der Aufschrift:00, er identifiziert dies als ein Zeichen für eine Toilette und öffnet die Türe, um sich zu entleeren. Selbstverständlich unterschied dieser Mensh zwischen Zeichen und Bezeichnetem. 00 ist nicht die Toilette, sondern zeigt nur an, wo das mit diesem Zeichen Bezeichnete  ist. Nähme man das Zeicen weg, die Toilette bliebe eine Toilette, nur der Verweis auf sie fehlte.

Diese freiwillig gelebte Ehelosigkeit zeichnet auc unsere Priester aus. Und gerade auch der Zölibat ist ein starkes Zeichen der Ganzhingabe an Christus“, schreibt R. Fobes.1 Also, wenn der Zölibat ein Zeichen der Ganzhingabe ist, dann ist er niht die Ganzhingabe selbst! Auc wenn dies Zeicen wegfiele, es bliebe das Bezeichnete, die Ganzhingabe des Priesters. Also ist der Zölibat für die Sache, die der Hingabe überflüssig-er zeigt nur auf die Hingabe und ist sie selber nicht! Das ist sicher ein unbeabsichtigtes Eigentor, in den Zeiten des Angriffes auf den Zölibat diesen zum bloßen Zeichen der Ganzhingabe herabzuwürdigen. Wäre dem so, könnte gut auf dies umstrittene Zeichen verzichtet werden, weil ja die bezeichnete Sache davon unberührt bliebe.
Nur, warum ist der Zölibat überhaupt ein Zeicen der Ganzhingabe an Christus? Zur Ganzhingabe an Gott gehört zumindest das Halten der Gebote Gottes und vielleicht noch mehr-aber auf jeden Fall gehört die Observanz der göttlichen Gebote zur Ganzhingabe. Die Gottes-und die Nächstenliebe, das ist die Erfüllung des ganzen Gesetzes. Und die Nächstenliebe: wo kann sie besser und angemessener gelebt werden als zuallererst in der Familie? Es heißt doch: Nächsten-und nicht Fernstenliebe! Die Familie, das sind zuallererst meine Nächsten. Wie kann dann der Verzicht auf Ehe und Familie ein Ausdruck der Nächstenliebe sein? Gerade umgekehrt: gerade die gelebte Liebe in der Familie wäre doch die Praxis der Nächstenliebe. Oder soll etwa gemeint sein, daß der Priester durch das Verzichten auf die eigene Familie zur Gottesliebe befähigter wird? Aber ein Christ kann doch nicht vom Gebot der Nächstenliebe dispensiert werden,um sic ganz der Gottesliebe zu widmen. Nein, als Zeichen eines Lebens gemäß den Geboten Gottes taugt dies Zeichen nicht-weil dieser Lebenspraxis gerade der primäre Ort gelebter Nächstenliebe, die Familie fehlt! Denken wir dann noch an das erste Gebot, das Gott dem Menschen gab: seid fruchtbar und mehret euch!, dann wird dies Zeichen für die Ganzhingabe noch fragwürdiger. Implizite wird dabei ein Konkurenzmodell aufgebaut zwiscen der Gottes- und der Nächstenliebe, als wenn der Christ entweder die Gottes- oder die Nächstenliebe ganz erfüllen könnte-aber nicht beide+ zugleich.
Nein, so geht es nict! Wahrscheinlich hat Fobes an den Katechismus gedacht, in dem es über den Zölibat heißt, er sei ein „Zeichen des neuen Lebens“.2 Mit dem „neuen Leben“ ist das ewige Leben gemeint, von dem der Heiland aussagt,daß dort die Menschen nicht mehr heiraten werden. Ob das eine gute Idee des Katechismus ist, wage ich zu bezweifeln. Denn der Zölibat bedeutet einen Verzicht. Soll etwa ein Verzict das Zeichen des ewigen Lebens im Paradies sein? Ist denn das Wesentliche des ewigen Lebens ein Verzichten? Versteht man normalerweise unter einem paradiesiscen Leben eines in Fülle, so würde der Zölibat als Zeichen des neuen Lebens uns nun anzeigen, daß das ewige Leben primär durch einen Verzicht und einen Mangel bestimmt ist! Das ist ja geradezu eine Freudenbotscaft für alle Verächter des ewigen Lebens, die schon immer wußten, daß das Paradies, wenn es denn eines je geben wird, ein irdisches sein muß, um wahrhaft ein menschlices zu sein!
Zudem hat hier der Katechismus wohl die von ihm dort zitierte Stelle:“und wieder andere haben sich selbst zur Ehe unfähig gemacht um de+ Himmelreiches willen. (Mat, 19, 12b). fehlgedeutet. Origenis hatte diese Stelle wörtlich verstanden und sich kastriert um des Himmelreiches willen. Diese Ausdeutung lehnt die Kirche entschieden ab. Man könnte dann diese Aussage so deuten: unfähig meint hier nicht eine physische Unmöglichkeit, sondern eine psychische. Durch das Gelübde zum zölibatären Leben macht sic der Mensch unfähig zur Ehe, weil er nun gebunden an das Gelübde nicht mehr heiraten kann im Sinne einer moralischen Unmöglichkeit! Aber warum wird das Gelübde des Zölibates um des Himmels wegen geleistet? Ich finde darauf keine andere Antwort als die, daß „um des Himmelreiches willen“ nur bedeuten kann: um des Einlasses in das ewige Leben willen. Der Zölibat eröffnet den Weg in das ewige Leben, wenn er denn auch wirklich gelebt wird. Es ist also eine Bußleistung, die der zölibatär Lebende auf sich nimmt, sodaß er so seine Sünden und wohl auch die anderer abbüßt-man denke an den Gnadenschatz der Kirche- und so Eingang in das ewige Leben findet! Gerade weil der Zölibat einen bitteren Verzicht bedeutet, ist er eine Bußpraxis, die Gott gnädig annimmt. Es ist gerade nicht eine Vorwegnahme des ewigen Lebens, sondern es ist eine Praxis des sich als sündig vor Gott wissenden und bekennenden Menschen, der so Buße leistet, um ins Reich Gottes eingehen zu können!


1Fobes, R., „Mein Herz will ich dir schenken“. Eine Besinnung auf Weihnachten, in: Der Fels, Dezember 2014, S.340.

2Katechismus der Katholischen Kirche, 1993, 1579.

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