Sonntag, 16. November 2014

Messe statt Volkspädagogik

Töten oder Morden-eine Besinnung zum Volkstrauertag
Oder: warum die hl. Messe etwas anderes ist als eine volkspädagogische Unterrichts-veranstaltung!

Samstag, spät am Nachmittag. Die Vorabendmesse fällt aus-stattdessen ein „ökomenischer“ Wortgottesdienst zum Volkstrauertag. Lassen wir jetzt mal die Frage ungeprüft, ob die Sonntagsvorabendmesse zugunsten eines ökomenischen Wortgottesdienstes ausgesetzt werden darf, wird diese doch durchgeführt, um den Gläubigen das Nachkommen ihrer Sonntagsmeßpflicht zu erleichtern. Aber ein Besuch eines Wortgottesdienst erfüllt in der Regel die sonntägliche Meßpflicht nicht. Am Volkstrauertag gedenken wir der gefallenen Soldaten der letzten zwei Weltkriege. Wie kann man bei solch einer Gedenkfeier auf die Eucharistiefeier verzichten und sich mit einem Wortgottesdienst begnügen?
Fangen wir mit einem gewichtigen theologischen Problem an. Heißt das fünfte Gebot: „Du sollst nicht töten!“ oder „Du sollst nicht morden“? Der jetzt gültige Katechismus liest: „Du sollst nicht morden“ Eine Tötungshandlung wird erst dann zum Mord, wenn eine Tötungsabsicht vorliegt und die Tötung aus niederen Beweggründen vollzogen wird. Gelegentlich wird auch das Moment des Heimtückischen dazugenommen. So tötet ein Soldat im Kriege den feindlichen Soldaten, aber nicht aus niedrigen Beweggründen und in der Regel auch nicht heimtückisch. Also mordet er nicht. Trotzdem kann man nicht umhin, daß die Vorstellung, einen anderen Menschen zu töten, auch wenn dies in einem Kriege geschieht, mit dem Empfinden sich verbindet, daß hier etwas getan wird, was nicht mit Gottes Geboten in Einklang sich befindet. Übersetzte man dagegen: „Du sollst nicht töten!“, käme dies dieses spontan sich einstellendem Empfinden entgegen.
Der Katechismus versucht nun, das Töten im Kriegsfalle in Anlehnung an den hl. Thomas mit dem Recht auf Selbstverteidigung in der Notwehr zu lösen. Das intendierte Ziel sei die Abwehr eines Angriffes in der Notwehrsituation und es würde nur in Kauf genommen, daß der Angreifer dabei getötet wird. Nicht ist dies die Intention des sich verteidigenden Soldaten. Nur, der Gesamtkomplex eines Krieges lößt sich nicht reduzieren auf eine Serie von Notwehrmaßnahmen des angegriffen Werdenden. Der Angegriffene geht regelmäßig im Laufe des Krieges zum Angreifen über, aus der Defensive in die Offensive und man kann auch nicht urteilen, daß angesichts der Wirkungskraft der heutig in Kriegen eingesetzten Waffen die Tötung des Feindes nicht intendiert, sondern nur in Kauf genommen wird.
Noch extremer für das sittliche Empfinden ist die Berufstätigkeit des Henkers. Er tötet im Auftrage des Staates um der Gerechtigkeit willen. Die Kirche hat dem Staat als von Gott gewollter Schwertgewalt niemals das Recht zur Ausübung der Todesztrafe abgesprochen, auch wenn sie ihn dazu mahnt, dies Recht nur sehr behutsam, wenn überhaupt anzuwenden. Wir könnten jetzt in Anlehnung an Martin Luther fragen: Kann ein Henker im seligen Stand sein?“, meint, ob er ob seines Berufes nicht vom ewigen Heil ausgeschlossen ist? Der Soldat tötet nicht, wie ein Henker, aber er setzt Waffen ein in der Intention, Feinde zu töten. Es ist ein abgründiges moralisches Problem.
Ist nicht auch das Töten, jede Handlung, mit der Absicht, einen anderen Menschen zu töten, ein Handeln wider Gottes Willen? Und doch gibt es unzweifelhaft das Recht des Staates, gerechte Kriege zu führen (so die Lehre vom gerechten Kriege). Was ist aber mit den Soldaten, die getötet haben in einem gerechten Krieg? Und wie steht es mit Soldaten, die in einem ungerechten Krieg töteten? Nach allgemeiner politischer Meinung war zumindest der 2.Weltkrieg ein „ungerechter“, den Deutschland allein verschuldet habe. Selbst der 1. Weltkrieg ist nach dem Diktatfrieden von Versailles allein schuldhaft verursacht von uns Deutschen, sodaß beide Weltkriege ungerechte Angriffskriege Deutschlands gewesen wären. Dann würde die moralische Legitimierung des Tötens der deutschen Soldaten als Abwehrhandlung nicht mehr aufrecht erhaltbar sein, denn sie führten ja Angriffskriege.
Aber selbst wenn man dem nicht zustimmt, etwa mit der nicht unplausiblen Begründung, daß es dem einfachen deutschen Soldaten in beiden Weltkriegen nicht möglich gewesen sei, den Unrechtscharakter dieser Kriege zu erkennen,bleibt das Problem, daß hier Soldaten absichtlich andere getötet haben.
Eigentümlich: über Schuld wird an Volkstrauertagen gar nicht gesprochen, es sei denn politisch korrekt über die Alleinschuld der Deutschen Regierung am 2. Weltkrieg, stattdessen über das Leid und Elend, was Menschen da erlitten haben und daß man doch alles tun möge, um zu verhindern, daß es fernerhin Kriege gäbe.
Ist das die Aufgabe christlicher Religion an dem Volkstrauertag? Überspitzt formuliert : Friedenspädagogik von der Kanzel? Wir kennen diese naiv-beschaulichen Ausführungen, als wäre der Urgrund von Kriegen und auch der zwei Weltkriege das Unvermögen oder die Unwilligkeit, schon im Privatleben friedlich miteinander umzugehen! Der Friede beginnt in der Familie, im friedlichen Miteinander von Ich und Du...usw. Als wäre der 2.Weltkrieg die Folge von sich untereinander streitenden Familien in Deutschland und Polen gewesen! Nein, so gut gemeint solch volkspädagogischen Ergießungen von der Predigtkanzel auch sein mögen, daß, was zum Kriege führt, erreicht diese Predigt nicht.

Wollen wir Beidem gerecht werden, der Übersetzungsmöglichkeit von „nicht töten“ und „nicht morden“ dann könnten wir urteilen, daß das „nicht morden“ dem Rechnung trägt, daß nirgends in der Bibel und nie in der Lehre der Kirche dem Pazifismus das Wort geredet wird. Der Soldat darf im Kriege töten. Die Übersetzung , „nicht töten“ wird aber dem sittlichen Urteil gerecht, das, sieht es einen Soldaten einen anderen töten, sagt: das ist wider Gottes Willen! Es ist sozusagen eine tragische Situation des Soldaten, vergleichbar der des Henkers. Er tötet im Auftrage des Staates rechtens und doch kann man nicht umhin, hier urteilen zu müssen: hier geschieht etwas wider Gottes Gebote. Aber es muß getötet werden im gerechten Krieg und wenn das Todesurteil recht gesprochen ist, muß ein Henker das gerechte Urteil vollstrecken. Hier blitzt eine bittere Wahrheit über den tragischen Charakter christlicher Existenz in Extremfällen auf. Und darum erstreben auch so viele eine Welt ohne Krieg und ohne Todesstrafe, um diesem Tragischen auszuweichen. Aber diese Realität ist nun mal-leider-Bestandteil des Edenlebens. Tragisch meint hier also: daß ich zwei Handlungsoptionen habe, und daß ich in beiden gegen Gottes Wille handfle und daß ich weiß, daß die eine der anderen vorzuziehen ist, daß das getan werden muß. „Ich habe meine verdammte Pflicht-und Schuldigkeit“ getan, sagt es der Preußenmund in unüberbietbarer Klarheit.

Aber was ist da nun die Aufgabe der Kirche an dem Volkstrauertag? Sie hätte sich der frommen Praxis der Makkabäer zu erinnern. 2. Makkabäer, 12, 39-46. Die Frommen sammelten Geld für ihre in der Schlacht gefallenen Kameraden und ließen für sie in Jerusalem eine Totenmesse lesen! Die Makkabäer wußten, daß ihre Kameraden schwer gesündigt hatten, als sie aus Todesfurcht sich Amulette umhingen zum Schutz vor dem Tod. Gott strafte sie: sie fielen in der Schlacht. Nicht sagten nun die frommen Soldaten: ach, sie haben ja in Todesangst, in Tofdesfurcht so gehandelt, Gott wird es ihnen schon nicht als Sünde anrechnen (wie heuer oft über „Selbstmörder“ geurteilt wird, wenn man meint, sie seien nicht für ihr Tun verantwortlich, weil sie in Verzweifelung so gehandelt hätten), auch sagen sie sich nicht, daß Gott als Gott der Liebe den Gefallenen ihr Amulett schon verzeihen wird, er ist ja so barmherzig.Nein, sie lassen eine Messe für die Gefallenen lesen, sie lassen ein Sühnopfer für sie durch einen Priester darbringen! So sieht ihr Volkstrauertag aus. Im Zentrum steht das dargebrachte Sühnopfer für die gefallenen Soldaten!
Die modernistische Kirche dagegen predigt Friedenspädagogisches! Aber eine Messe ist keine volkspädagogische Veranstaltung, sondern ein Gottesdienst. Und am Volkstrauertag dient die Kirche den gefallenen Soldaten am besten durch das Meßopfer, zugunsten der Soldaten dargebracht. Aber um der Ökumene willen, wird auf das Wesentliche verzichtet! Ein Wortgottesdienst ohne Opfer für die Gefallenen, das ist die traurige Praxis heutiger Volkstrauertage!

Die Volkspädagogik kann eben in einem „Gottesdienst“ nichts anderes sehen als eine musikalisch umrahmte mit ein paar Ritualen verzierte Veranstaltung zur Belehrung des gemeinen Volkes durch einen dazu Ausgebildeten! Sie hat eben Gott nicht auf der Rechnung stehen-aber auch nicht mehr die Toten. Die Erinnerung an sie soll die Hörergemeinde zu diesem oder jenem aktivieren. Aber es gibt da keinen Raum mehr für das Wesentliche: für die Sorge um die Gefallenen! Nicht nur, aber gerade für den Soldaten gilt nun mal, daß er, gerade weil er als Soldat im Kriege getötet hat, daß er auf das Erbarmen Gottes angewiesen ist. Darum bringt die Kirche für die Verstorbenen und isb für gefallene Soldaten Sühnopfer dar, wie es schon die frommen Makkabäer taten. Gottes Barmherzigkeit, von der heuer so viel geredet wird, besteht eben gerade darin, daß er unsere kirchlichen Sühnopfer annimmt. Das ist göttliche Gnade und nicht das Gerede von einem Gott, der sowieso jedem alles vergibt-prinzipiell ohne Buße, Umkehr und ohne Sühnopfer.                     

1 Kommentar:

  1. Ich finde, die Kirche sollte sich für diesen Volkstrauertag nicht vereinnahmen lassen, weil vieles an dem Gedenken wie an den Gedenkern mehrldeutig bleibt (siehe Ihren Artikel). Wir sind nicht dazu da, den staatsbürgerlichen Veranstaltungen ihre 'Weihe' zu geben (so wie man damals dem gegenseitigen Morden die Weihe gegeben hat)....Die Katholiken gedenken der Toten der Weltkriege innerhalb ihrer Gräbersegnung am Vortag von Allerseelen. Und gut is.

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